Kurzinhalt:
Leia Organa, die Adoptivtocher des Königspaars von Alderaan, ist nun sechzehn Jahre alt. Die Tradition verlangt, dass sie an einem Ritual teilnimmt, in dem sie ihren Anspruch auf die Thronfolge von ihrer Mutter Breha stellt. In weiterer Folge gilt es von ihr dann drei Aufgaben zu bewältigen, die den Körper und den Geist fordern, aber auch ihre Selbstlosigkeit unter Beweis stellen. Leia nimmt daraufhin an einem Ausbildungsprogramm für anstehende imperiale Senatoren auf Coruscant teil, aber auch an einem Kurs, der sie darauf vorbereiten soll, den höchsten Berg von Alderaan zu besteigen. Als erste wohltätige Mission wählt sie indes den Planeten Wobani aus, der aufgrund der schonungslosen Programme des Imperiums zur Ressourcengewinnung schon bald nicht mehr lebensfähig sein wird. Sie ahnt nicht, dass sie mit ihrer Aktion die größeren Bemühungen ihrer Eltern, der Bevölkerung des Planeten zu helfen, direkt untergräbt. Wie denn auch, haben Bail und Breha sie doch, um sie zu beschützen, im Hinblick auf ihre Tätigkeit für die Rebellion gegen das Imperium bislang völlig außen vor gelassen. Nun da sie die Wahrheit erfährt, will sie ihre Eltern unbedingt so gut es geht dabei unterstützen. Doch insbesondere ihrem Vater Bail ist der Gedanke, dass sie sich auf diese Weise in Gefahr bringt, ein Dorn im Auge…
Review (Kann Spoiler enthalten):
Nachdem sie mit ihrem Jugendroman "Verlorene Welten", der zur Vorbereitung auf das erste "Star Wars"-Sequel "Das Erwachen der Macht" erschienen ist, doch ein bisschen einen Überraschungserfolg geliefert hat, beauftragte man Claudia Gray dann auch vor "Die letzten Jedi" damit, wieder einen "Young Adult"-Roman zu schreiben. Diesmal dreht sich dieser nicht um bislang unbekannte Figuren, sondern stellt vielmehr Prinzessin Leia in den Mittelpunkt, und wirft einen Blick auf ihre ersten Schritte innerhalb der Rebellion. Darüber hinaus umfasst der Roman diesmal nicht wieder mehrere Jahre – und die komplette Original-Trilogie – sondern spielt sich innerhalb weniger Monate, und ca. drei Jahre vor der Schlacht von Yavin, ab. Vor allem letzteres lässt ihn dann leider auch gleich um einiges weniger episch wirken. Darüber hinaus merkte man in meinen Augen hier wesentlich stärker als bei "Verlorene Welten", dass sich der Roman an eine "Young Adult"-Zielgruppe richtet. Inhalt und Ton sind letztendlich den Romanen rund um Padmé Amidala von E.K. Johnston näher, als Claudia Grays Vorgänger. Klar, vom Schreibstil her ist "Leia – Prinzessin von Alderaan" natürlich (leicht) überlegen; Gray ist halt einfach, zumindest meinem Empfinden nach, die bessere Autorin. Und doch fand ich, dass die YA-typischen Klischees hier wesentlich stärker zu Tage traten, als bei "Verlorene Welten". Vor allem aber ist ihr zweiter Beitrag zum "Star Wars"-Universum inhaltlich halt einfach längst nicht so interessant. "Verlorene Welten" lebte ja nicht zuletzt vom extrem faszinierenden Ansatz, ein junges Paar zu begleiten, das im Bürgerkrieg zwischen Rebellenallianz und Imperium auf unterschiedlichen Seiten steht. Ein ähnlicher Haken fehlt hier leider. Stattdessen gibt es auch hier wieder eine Liebesgeschichte; offenbar, weil ein YA-Roman ohne eine ebensolche nicht auskommt. Doch im Gegensatz zu "Verlorene Welten", wo diese im Zentrum stand und den Roman bestimmte, wirkt es hier wie eine überflüssige Begleiterscheinung, die nicht wirklich Eindruck hinterlässt.
Dabei hilft sicher auch nicht, dass Kier Domadi wie ich finde eine denkbar uninteressante Figur ist, und es Claudia Gray nicht gelang, mich eine Bindung zu ihm aufbauen zu lassen. Und nicht zuletzt der tragische Ausgang der Liebesgeschichte fühlte sich für mich sehr erzwungen an, und schaffte es nicht, mir die gewünschte emotionale Reaktion zu entlocken. Nicht ganz glücklich ich zudem mit der Übersetzung von Timothy Stahl, insofern, als er die Entscheidung traf, dass sich die jungen Senatoren-KandidatInnen siezen sollen, was mir bei sechzehnjährigen einfach extrem unnatürlich vorkam. Zugegeben, vielleicht ist das in gehobeneren Schichten so (kann ich nicht beurteilen), aber mich hat es bei jedem Sie zwischen miteinander befreundeten Jugendlichen jedes Mal gerissen. Ein weiterer Punkt ist die mangelnde Bedeutung bzw. der fehlende Bezug zur größeren Saga. So ziemlich das einzige, was diesbezüglich von Belang ist, ist nämlich die Vorstellung von Holdo, und selbst da dachte ich mir, dass es angesichts dieser Freundschaft zwischen ihr und Leia noch vor der Original-Trilogie nur umso unverständlicher ist, dass wir von ihr dort nie etwas gesehen und/oder gehört haben. Zumal ich bei der Art und Weise, wie sie von Gray beschrieben wurde, teilweise stark an Luna Lovegood aus den "Harry Potter"-Büchern denken musste. Vor allem aber: Ich fand leider nicht, dass Claudia Gray hier – eben ganz im Gegensatz zu "Verlorene Welten" – eine vernünftige, interessante oder gar mitreißende Story eingefallen wäre. Das heißt eben nicht, dass der Roman grundsätzlich schlecht geschrieben und/oder langweilig wäre. Wie gesagt, im direkten Vergleich mit E.K. Johnson halte ich Claudia Gray ungeschaut für die bessere Autorin. Sie beschreibt Leia auch sehr gut und stimmig, und die teilweise doch etwas angespannte Beziehung zu ihren Eltern fängt sie ebenfalls glaubwürdig ein. Wie es generell da und dort immer wieder mal nette Momente gibt. Mir persönlich war da aber einfach insgesamt zu wenig Story, bzw. fand ich das, was an Story da war – insbesondere rund um die drei Prüfungen, die Leia bestehen muss – halt einfach nicht sonderlich interessant.
Fazit:
"Verlorene Welten" hatte mir ja sehr gut gefallen – von "Leia – Prinzessin von Alderaan" war ich hingegen nun doch ein wenig enttäuscht. Nun ist es nicht so, als hätte Claudia Gray in den dazwischenliegenden zwei Jahren auf einmal das Schreiben verlernt. Rein schriftstellerisch ist ihr auch im Hinblick auf ihren zweiten Eintrag in den "Star Wars"-Kanon nichts vorzuwerfen. Allein: Die Story fand ich diesmal einfach nicht so prickelnd. Wo "Verlorene Welten" mit der spannenden neuen Perspektive punktete, erzählt "Leia – Prinzessin von Alderaan" eine belanglose und letztendlich für die Saga kaum relevante Story aus den Jugendtagen von Prinzessin Leia. Das mag zwar wieder gut geschrieben sein, nie wirklich langweilig werden, und mit einzelnen sehr guten Momenten aufwarten. Insgesamt fand ich die Handlung aber einfach nicht interessant genug. Die aufgesetzt und unnötig wirkende Liebesgeschichte, sowie das mich persönlich extrem störende Siezen unter Jugendlichen (auch wenn dies nicht Claudia Gray, sondern vielmehr Timothy Stahl anzulasten ist), drückten "Leia – Prinzessin von Alderaan" für mich dann endgültig auf "nur" mehr durchschnittliches Niveau – womit Claudia Gray im YA-internen Duell mit E.K. Johnston aber dennoch auch hier wieder knapp die Nase vorn hat.