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Verlorene Welten Drucken E-Mail
Ein Liebespaar auf unterschiedlichen Pfaden Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 31 Mai 2021
 
Titel: "Verlorene Welten"
Originaltitel: "Lost Stars"
Bewertung:
Autorin: Claudia Gray
Übersetzung: Timothy Stahl
Umfang: 416 Seiten
Verlag: Panini (D), Disney-Lucasfilm Press (E)
Veröffentlicht: 17. November 2015 (D), 04. September 2015 (E)
ISBN: 978-3-8332-3194-7 (D), 978-1-4052-7788-2 (E)
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Ciena Ree und Thane Kyrell wachsen im Outer Rim auf dem Planeten Jelucan auf. Früh begeistern sich beide fürs Fliegen, weshalb sie sich sobald sie alt genug sind an der imperialen Akademie einschreiben. Doch nur kurz, nachdem sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben, und ihren Dienst für das Imperium beginnen, kommt es zur Vernichtung Alderaans. Während Ciena dies als extreme Maßnahme, um den drohenden Ausbruch eines Bürgerkriegs – und damit noch viel mehr zukünftige Opfer – gerade noch so akzeptieren kann, verliert Thane nach diesem unentschuldbaren Völkermord völlig das Vertrauen ins Imperium. Zuerst bleibt er einfach nur dem Dienst fern, da er die Rebellen nicht für besser hält als das Imperium – bis er eines Tages zufällig auf Wedge Antilles trifft, der ihn dann doch für die Rebellenallianz anwirbt. In den kommenden Jahren werden sich Ciena und Thane bei den größten Schlachten des Bürgerkriegs immer wieder über den Weg laufen. Und obwohl sie auf unterschiedlichen Seiten kämpfen, lassen die beiden in weiterer Folge ihrer seit Akademietagen schwelenden Liebe schließlich freien Lauf…

Review (Kann Spoiler enthalten): Ich habe im Vorfeld viel Gutes über "Verlorene Welten" gehört, und auch wenn ich vielleicht nicht ganz so begeistert gewesen sein mag wie einige andere, ist Claudia Gray hier doch zweifellos ein sehr interessantes und empfehlenswertes Buch gelungen. Die größte Stärke von "Verlorene Welten" ist dabei sicherlich der faszinierende Ansatz: Wir verfolgen hier zwei Figuren, die seit ihrer Kindheit eine enge Freundschaft verbindet, und zwischen denen sich in weiterer Folge eine innige, tiefgehende Liebe entwickelt – die jedoch letztendlich im Bürgerkrieg zwischen dem Imperium und der Rebellenallianz auf unterschiedlichen Seiten landen. Vor allen Cienas Perspektive hatte es mir dabei sehr angetan. Bislang kannten wir die imperiale Version der Geschichte maximal aus der Sicht von Antagonisten wie Darth Vader. Hier hingegen steht eine "normale" imperiale Offizierin im Mittelpunkt, die noch dazu über einen starken moralischen Kodex verfügt. Die Erklärung, warum diese nicht unmittelbar nach der Zerstörung von Alderaan den Dienst quittierte, war höchst interessant – und vor allem auch plausibel und nachvollziehbar. Man muss ihre Sicht der Dinge nicht teilen, kann aber zumindest den Gedankengang, mit dem sie diesen Völkermord für sich rechtfertigt, verstehen. Und später dann, nachdem Ciena die Brutalität und Unterdrückung des Imperiums auch für sich selbst nicht mehr legitimieren kann, erkennt sie, dass sie den Zeitpunkt für den Absprung verpasst hat, und nun quasi im imperialen Dienst gefangen ist. Zumal sie im Falle einer Desertation auch Repressalien gegenüber ihrer Familie, insbesondere ihrer gefangenen Mutter, befürchten müsste. Und so erklärt Claudia Gray, zum wohl ersten Mal, wie es sein kann, dass selbst aufrichtige, gewissenhafte Menschen (bzw. Lebewesen) trotz aller Gräueltaten des Imperiums im Dienst verblieben sind. Das fand ich wirklich großartig.

Demgegenüber wirkt die parallele Erzählung rund um Thane doch etwas generisch – womit wir auch schon bei den nicht ganz so guten Aspekten angelangt wären. Im Wechselspiel sind die beiden Erzählstränge zwar zweifellos spannend und interessant, und nicht zuletzt auch die einzelnen Überschneidungspunkte wenn sie sich im Verlauf des Bürgerkriegs immer wieder mal auf dem Schlachtfeld begegnen, stechen hervor. Zudem wird auch Thanes Handlungsstrang dadurch, dass er auf der anderen Seite eine Person hat, die er liebt – und somit jedes Mal wenn er in die Schlacht zieht befürchten muss, sie möglicherweise zu töten – sicherlich aufgewertet. Ansonsten ist seine Geschichte aber auf Seiten der Rebellen eine recht typische. Wo Cienas Handlungsstrang den Leser da zu zwingt, seine eigenen Überzeugungen zu hinterfragen, und einen ihre Einstellung doch etwas herausfordert, gibt es bei Thane sozusagen Komfort-Futter. Was halt im direkten Vergleich dann nicht ganz so spannend war. Die Liebesgeschichte war zudem teilweise etwas gar kitschig; zwar ist das insofern kein allzu großes Drama, als ich die Love Story zwischen Anakin und Padme in "Angriff der Klonkrieger", die bei einigen Brechreiz ausgelöst hat, ja auch ausgehalten habe. Aber vereinzelt schien Gray hier doch etwas in schnulzige Liebesromane abzudriften. Und dann muss ich leider auch noch ein bisschen kleinlich sein: Der Kampfjäger, der in die Brücke der Exekutor flog und so deren Absturz auf den Todesstern auslöste, war ein A-Wing, nicht ein X-Wing. Klar, genau genommen eine Kleinigkeit, aber ich muss sagen, dass mich solche Ungenauigkeiten doch etwas ärgern. Ich meine, ich schreibe hier in meiner Freizeit unentgeltlich Reviews, und selbst ich habe mir den Aufwand angetan, und nochmal schnell Disney+ angestartet und die Szene aufgerufen (und das, obwohl ich mir eh zu 99.9% sicher war). Ich würde mir halt wünschen, dass Personen, die ein Honorar dafür erhalten, um einen Roman im "Star Wars"-Universum schreiben, mit mindestens genauso viel Sorgfalt herangehen würden (zumal mich der check gerade mal eine Minute gekostet hat; mit DVD/Blu-Ray wären's eventuell fünf gewesen – ich finde, so viel "Aufwand" sollte man sich schon erwarten können).

Insgesamt hat mir "Verlorene Welten" aber wie gesagt sehr gut gefallen. Dass sich die Handlung über mehr als fünfzehn Jahre erstreckt, lässt uns die Entwicklung, welche die beiden Hauptfiguren durchlaufen, sehr schön miterleben. Gut zudem, wie sich die Story hier an entscheidenden Wendepunkten auch immer mit den Filmen überschneidet. Grundsätzlich gefiel mir ja schon das erste Drittel rund um ihre Kindheit auf Jelucan, und später dann ihre Zeit an der imperialen Akademie, sehr gut. Aber vor allem auch der während der Original-Trilogie angesiedelte Mittelteil hatte es mir dann enorm angetan. Im letzten Drittel baute "Verlorene Welten" dann zwar meines Erachtens ein bisschen ab. Zudem war angesichts des Covers sowie "Das Erwachen der Macht" auch ohne jegliches Vorwissen recht bald klar, worauf die Story hinsteuert. Und den Ausgang selbst fand ich dann doch etwas mutlos; hier mag es sich rächen, dass der Roman ja eigentlich für die Young Adult-Zielgruppe geschrieben wurde. Insgesamt war das aber schon ein sehr guter – und aufgrund des ungewöhnlichen Zugangs auch außergewöhnlicher – "Star Wars"-Roman. Abschließend nun noch eine Anmerkung: Offenbar hat man die Chronologie innerhalb der Original-Trilogie verändert. Bei "Legends" war der Stand, dass zwischen ANH und ESB drei, und zwischen letzterem und ROTJ wiederum ein Jahr lag. Nun sind es scheinbar zwischen jedem Film jeweils 1,5 Jahre. Keine Kritik; aber nachdem ich aber nun Jahrzehnte die alte Zeitlinie im Kopf hatte, wird es wohl ein bisschen dauern, bis ich das verinnerlicht habe. Und generell frage ich mich halt schon ein bisschen, wieso man diese Änderung für notwendig hielt. Aber ja, soll so sein.

Fazit: Mit "Verlorene Welten" beweist Claudia Gray, dass bei den ergänzenden Romanen (und Comics) nicht zwingend immer die Helden aus den Filmen im Mittelpunkt stehen müssen. Thane Kyrell und Ciena Ree sind zwei sehr interessante Figuren, deren parallel verlaufende Handlungsstränge vor allem im Wechselspiel gefallen könnte – auch wenn ich sagen muss, dass ich alles rund um Ciena (einfach, weil es mal eine andere, neue Perspektive war) doch die Spur mehr ansprach und interessierte. Die Liebesgeschichte war zudem teilweise etwas schnulzig, und das Ende hätte auch etwas mutiger sein können. Insgesamt ist "Verlorene Welten" aber ein so un- wie außergewöhnlicher Roman, der sowohl Vor- und Nachspiel als insbesondere auch den Bürgerkrieg zwischen der Rebellenallianz und dem Imperium aus der Sicht von Helden aus der zweiten Reihe (nach-)erzählt; und so dieser grundsätzlich bekannten Story doch die eine oder andere neue, interessante Facette abringt.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2015 Panini, gestaltet von Pilot Studioo)





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