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Solides Begleitwerk zu "Robo Sapiens" Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 03 Juli 2021
 
Titel: "Day Zero"
Bewertung:
Autor C. Robert Cargill
Umfang: 448 Seiten (E)
Verlag: Gollancz (E)
Veröffentlicht: 20. Mai 2021 (E)
ISBN: 978-1-473-21281-2 (E)
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Pounce ist ein Nanny-Roboter in der Gestalt eines Tigers, der den achtjährigen Jungen Ezra betreut. Als er die Box findet in der er gekauft wurde, löst dies eine existenzielle Krise bei ihm aus. Ihm wird bewusst, dass er nur ein Produkt, ein Gegenstand ist, und früher oder später Ezra Lebewohl sagen muss, um daraufhin – bestenfalls – einem neuen Kind zugewiesen zu werden. Doch Pounce bleibt nicht viel Zeit, um sich mit diesen Gedanken auseinanderzusetzen, denn noch am gleichen Abend verfolgt man die Einweihung der ersten Stadt freier Roboter, Isaactown. Als mormonische, ludditische Terroristen dort eine schmutzige Atombombe zünden, und der daraus resultiertende EMP sämtliche dort befindliche Roboter auslöscht, schlagen diese zurück. Alle Roboter auf der ganzen Welt erhalten ein Update, das sie von den drei heiligen Gesetzen, die einst vom Autor Isaac Asimov in seinen Werken begründet wurde, befreit. Im Wissen, dass die Menschen nichts unversucht lassen werden, sie so rasch als möglich auszuschalten, wenden sich daraufhin viele Roboter gegen ihre Besitzer. Als Pounce das gleiche Update erhält, muss er binnen Sekunden eine Entscheidung treffen: Nutzt er seine neu gewonnene Freiheit, um sich ebenfalls gegen Ezra und seine Eltern zu wenden, oder steht er diesen vielmehr in jenem verheerenden Krieg, der soeben begonnen hat, zur Seite?

Review: "Day Zero" (der deutsche Titel wird vielleicht "Tag Null" heißen; oder aber sie finden einen ähnlichen Geniestreich wie bei "Sea of Rust") ist das Prequel zu "Robo Sapiens"; wobei die Bezeichnung insofern nicht 100%ig zutreffend ist, als dort die Vorgeschichte, die zur Rebellion der Roboter führte, ja auch schon aufgerollt wurde. Insofern spricht man wohl besser von einer Art Begleitwerk. Im Gegensatz zum "Vorgänger", der sich eben über verschiedene Zeitebenen und somit insgesamt Jahrtausenden erstreckte, spielen sich die Ereignisse hier innerhalb von wenigen Tagen ab – und konzentrieren sich eben auf den Beginn des Krieges zwischen Menschen und Robotern (bzw. künstlichen Intelligenzen). Vor allem auf den ersten Seiten zeigten sich dabei einige interessante Parallelen zu Filmen der jüngeren Zeit, angefangen bei "A.I. – Künstliche Intelligenz" (nur, dass die Identitätskrise hier nicht der – künstliche – kleine Junge, sondern sein "Kuscheltier" hat) bis hin zu "Toy Story" (so erinnern die Überlegungen von Pounce, dass er Ezra einst wird verlassen müssen, sehr an ähnliche Gedanken von Woody im dritten Film der Reihe). Kurz darauf folgt dann der meines Erachtens klar beste Teil des Romans, nämlich die Schilderung rund um die Fernsehübertragung von Isaactown – wo sich dann schließlich die Ereignisse überschlagen. Nicht nur ist dieser Abschnitt der packendste und interessanteste, es ist auch jener, wo es "Day Zero" noch am ehesten gelingt, "Sea of Rust"/"Robo Sapiens" zu bereichern. Weil dort haben wir die Ereignisse zwar grundsätzlich auch aus Newsberichten erfahren, hier jedoch tauchen wir nun wesentlich tiefer in diesen entscheidenden Moment der (zum Glück – noch? – rein fiktiven) Mentschheitsgeschichte ein. Das fand ich wirklich stark.

Leider konnte C. Robert Cargill in meinen Augen daran in weiterer Folge nicht mehr ganz anknüpfen. Wie Pounce verzweifelt versucht, Ezra in dieser zunehmend feindlichen Welt zu beschützen, war zwar ebenfalls noch ganz nett, letztendlich aber doch irgendwie nicht mehr ganz so originell und mitreißend wie der Teil davor. Darüber hinaus tat ich mir offenbar auch damit schwer, dass Pounce ja ein lebensgroßer Tiger ist. Man fragt sich halt unweigerlich, wie der bitte schön Ezra tragen, oder gar eine Schrotflinte halten und abfeuern soll. Vor allem aber denke ich, dass sich Cargill rückblickend betrachtet damit, wie er in "Sea of Rust" auch die Geschichte der "Robokalypse" schon aufgerollt hat, doch irgendwie selbst ein Ei legte. Denn so faszinierend dies den Roman auch gemacht haben mag, aber irgendwie blieb ihm nun für den Ableger nicht mehr wirklich etwas Großes und/oder Neues zu erzählen. Denn letzten Endes halten sich die neuen, interessanten Erkenntnisse hier in sehr argen Grenzen. Klar weiß man nie, wie erfolgreich ein Roman wird, und kann man somit nicht davon ausgehen, dass man später noch Gelegenheit haben wird, ein Sequel/Prequel zu schreiben. So gesehen ist es absolut verständlich, dass er sich beim Vorgänger nicht nur auf die Stoyr in der weiteren Zukunft konzentrierte; und tatsächlich fand ich dort ja insbesondere die Schilderungen rund um den Ausbruch des Krieges ganz besonders erschütternd. Ohne diesen Teil hätte mir wiederum "Robo Sapiens" nicht so gut gefallen. "Day Zero" leidet nun aber eben etwas darunter. Und auch das Finale hat mich etwas enttäuscht. Was das betrifft, war Cargill beim Vorgänger leider ebenfalls um einiges mutiger. Schlecht ist "Day Zero" deswegen allerdings noch lange nicht. Cargill hat es zweifellos nicht verlernt, zu schreiben. Dies gilt einerseits für einige echt packende Momente, die er sehr mitreißend schildert, und wo er die Spannungsschraube höchst gelungen anzieht, und andererseits seinen Schreibstil generell, der immer wieder mal mit netten Formulierungen und Zitaten aufwartet (wie z.B. "Sometimes someone winning doesn't mean you have to lose"). Inhaltlich kam er aber aus meiner Sicht eben leider nicht so recht an den grandiosen Vorgänger heran.

Fazit: So großartig "Robo Sapiens" (im Original "Sea of Rust") auch war, rückblickend hat sich C. Robert Cargill dort wohl für einen potentiellen Ableger ein bisschen ein Ei gelegt. Da der Roman nämlich nicht nur eine Geschichte aus einer fernen, dystopischen Zukunft erzählte (die an sich schon enorm faszinierend war), sondern zugleich die Vorgeschichte dazu in Rückblenden aufrollte. Zwar trugen diese dort ebenfalls enorm viel dazu bei, dass mich "Robo Sapiens" derart begeistern konnte – es bedeutete aber halt zugleich, dass Cargill für dieses Prequel nun irgendwie keine Story mehr hat; oder sagen wir eher, nichts großartig neues, erhellendes mehr, dass er uns hier frisch offenbaren könnte. Klar erleben wir die Ereignisse hier doch noch unmittelbarer mit als bei "Robo Sapiens", tauchen doch noch etwas ausführlicher in diesen entscheidenden Moment der Menschheitsgeschichte ein, und erleben vor allem auch die unmittelbaren Nachwehen davon direkt mit. All dies war zweifellos nicht uninteressant. Mir haben hier aber halt im Vergleich zum Vorgänger etwas die neuen, großen und vor allem auch schockierenden Offenbarungen gefehlt. Von diesem Manko abgesehen ist "Day Zero" aber ebenfalls wieder ein gelungener Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten versteht, und einige wirklich packende und/oder starke Momente präsentiert. Dennoch ist er aus meiner Sicht eher schmuckes Beiwerk – statt eine essentielle Ergänzung – zum grandiosen Vorgänger.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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