Kurzinhalt:
Der Mann in Schwarz flieht durch die Wüste, und der Revolvermann folgt ihm. Dabei verschlägt es Roland Deschain schließlich in die heruntergekommene Kleinstadt Tull. Er beschließt, dort eine kleine Rast einzulegen, und nach Hinweisen auf Walter O'Dim zu suchen. Während seines Aufenthalts freundet er sich mit der Besitzerin der örtlichen Kneipe, Allie, an. Diese erzählt ihm davon, wie Walter einen zuvor an seiner Sucht nach Teufelsgras Verstorbenen wieder ins Leben zurückholte. Zudem wird er auf Sylvia Pittston aufmerksam, die dortige Predigerin, welche die Bewohner fest in der Hand hat. Schon bald wird ihm bewusst, dass Walter ihm in Tull eine ausgeklügelte Falle gestellt hat. Doch gerade, als er aufbrechen und die Kleinstadt hinter sich lassen will, schnappt diese zu…
Review:
Wer meine Reviews zur achtteiligen "Dunkler Turm"-Romanreihe gelesen hat, weiß, dass just der doch noch recht eigenwillige und aus der Reihe hervorstechende "Schwarz" mein Favorit ist. Und dort wiederum hatte es mir insbesondere die Erzählung angetan, wie es Roland Deschain nach Tull verschlug. Insofern sollte es niemanden überraschen, dass ich die Story auch in Comicform wieder absolut fantastisch fand. Stephen King ist es hier, damals noch mit sehr jungen Jahren, gelungen, eine wunderbar düstere Western-Story mit übernatürlichem Einschlag zu schreiben, die einerseits die klassischen Tropen bedient, und andererseits aber auch so manch gängiges Klischee direkt untergräbt. Was letzteres betrifft, sticht insbesondere der blutig-brutale Ausgang hervor. "Für eine Handvoll Dollar" ist wohl die prototypische Version der Story eines Fremden, der in eine Stadt kommt, dort mit Halunken in Konflikt gerät, und den Ort schließlich in einem besseren Zustand verlässt, als er ihn vorfand. King stellt dieses typische Konzept hier nun völlig auf den Kopf: Tull war eine langsam verfallende Stadt – der Roland Deschain hier schließlich den Todesstoß versetzt. Natürlich hatte der Revolvermann letztendlich wohl keine andere Wahl – wurden die Bewohner doch von Sylvia Pittston (wo ich übrigens einige interessante Parallelen zu Mrs. Carmody aus "Der Nebel" zu erkennen meine), die wiederum von Walter O'Dim beeinflusst/verzaubert wurde – dazu angestachelt, auf ihn loszugehen. Und doch fällt es angesichts des Blutbads, dass er am Ende anrichtet, als Leser schwer, Roland Deschain noch als Helden zu feiern. Und ich denke, eben diese Erkenntnis wollte Walter auch in Roland wecken. Er hat wohl nie damit gerechnet, dass es diesen aufgestachelten Bewohnern mit ihren Heugabeln (bildlich gesprochen) gelingen würde, den letzten Revolvermann aufzuhalten. Stattdessen wollte er Roland wohl auch die letzte Illusion, er wäre der Held der Geschichte, nehmen. Es ist (u.a.) eben diese Ambivalenz, aber auch die Konsequenz, mit der die Geschichte erzählt wird, die "Schwarz" für mich so auszeichnet.
Und eben dies gilt nun gleichermaßen auch für "Die Schlacht von Tull". Klar machte es dort einen Teil des Reizes aus, dass Kings Schilderungen zahlreiche grausliche Bilder im eigenen Kopf entstehen ließen, insbesondere dann natürlich beim Massaker am Ende. Mich persönlich hat es aber nicht gestört, auf meine damalige Vorstellung hier nun die Interpretation eines künstlerischen Teams zu Gesicht zu bekommen; ganz im Gegenteil. Zumal man hier auch nicht davor zurückschreckt, das Blutbad in all seiner Brutalität und Schonungslosigkeit zu zeigen – weshalb ich es letztendlich hier mindestens so erschütternd fand, wie damals im Roman. Generell konnte mir der Comic optisch wieder seht gut gefallen. Was die Farbgebung betrifft, wird mit Richard Isanove weiterhin Kontinuität gewahrt, zugleich hält man jedoch vorerst den Ansatz des "Restarts" (sprich, "Die Reise beginnt") bei, andere Zeichner zu engagieren. So stammen die Illustrationen diesmal von Michael Lark und Stefano Gaugadino – die dabei jedoch stilistisch den bisherigen Comics treu bleiben. Nur etwas fiel mir etwas störend auf: Einzelne Panele/Seiten waren etwas unscharf. Ich kann ich sagen, ob dies vom künstlerischen Team so beabsichtigt, oder ein Druckfehler seitens Panini war (und hatte offen gestanden keine Lust, auch nochmal in die Kindle-Variante zu investieren, um eben dies überprüfen zu können), aber dieser kleine Knackpunkt ist letztendlich dafür hauptverantwortlich, dass ich "Die Schlacht von Tull" die Höchstwertung knapp vorenthalten muss. Denn ansonsten hatte ich an dieser Comicadaption nicht das Geringste auszusetzen. Die Story liebe ich ja wie gesagt sowieso, und Peter David gelingt es auch wieder wunderbar, diese hochwertig in dieses andere, visuellere Medium zu übertragen. Zahlreiche Textstellen sind dabei – no na – direkt dem Roman entnommen, aber auch alles, was David selbst geschrieben hat, fügt sich nahtlos ein, und "klingt" stimmig. Angesichts meiner Vorliebe für "Schwarz", und hier insbesondere Rolands Erzählung zur Schlacht von Tull, bin ich jedenfalls schon sehr gespannt, ob es den weiteren Bänden der Comicreihe nochmal gelingen wird, an dieses Highlight anzuknüpfen.
Fazit:
Mir war "Schwarz" von allen Bänden der "Dunklen Turm"-Saga ja immer shcon am liebsten, und dort wiederum hatte es mir insbesondere die Geschichte der Schlacht von Tull enorm angetan. Insofern überrascht es nicht, dass mir nun auch die Comic-Adaption ungemein gut gefallen konnte. Ich kann zwar all jene verstehen, die in dieser keinen Sinn sehen, wenn eh nur die gleiche Handlung wie im Roman erzählt wird, aber ich fand es sehr schön, nachdem ich bisher beim Lesen der Story immer meine Phantasie spielen ließ, nun in die Interpretation eines künstlerischen Teams einzutauchen. Schade nur, dass einzelne Bilder etwas verschwommen waren. Egal ob nun gewollte künstlerische Entscheidung oder "nur" ein Druckfehler, das hat mich da und dort doch ein wenig gestört. Davon abgesehen hat "Die Schlacht von Tull" für mich aber auch in dieser Comic-Adaption nichts an Faszination und Reiz verloren.