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Die Reise beginnt Drucken E-Mail
Preguel/Sidequel zum ersten Band "Schwarz" Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 26 April 2021
 
Titel: "Die Reise beginnt"
Originaltitel: "The Dark Tower: The Journey Begins"
Bewertung:
Autoren: Peter David, nach einer Story von Robin Furth
Übersetzung: Oliver Hoffmann
Illustrationen: Sean Phillips
Farben: Richard Isanove
Lettering: Delia Wüllner-Schulz (D)
Cover: Sean Phillips
Umfang: 136 Seiten
Verlag: Panini (D), Marvel (E)
Veröffentlicht: 2012 (D), 2011 (E)
ISBN: 978-3-862-01296-4 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Bei seiner Verfolgung des Mannes in Schwarz landet Roland beim Farmer Brown. Diesem erzählt er schließlich eine Geschichte aus seiner Vergangenheit. Diese setzt bei den Nachwehen der Schlacht am Jericho Hill an, wo Roland plötzlich aus dem Leichenberg von einer Hand ergriffen wurde. Wie sich herausstellt, war Aileen – wenn auch gerade noch so – am Leben. Roland machte sich daraufhin auf dem Weg zurück zu den Ruinen Gileads, um sie dort zur letzten Ruhe zu betten. Dort angekommen wird er u.a. vom Geist eines hingerichteten Verräters heimgesucht. Nachdem er seiner alten Heimat ein für alle Mal den Rücken kehrt, und mit seiner Suche nach dem Turm beginnt, verschlägt es ihn schließlich nach Kingstown – wo er auf eine Frau trifft, bei der es sich um Susan Delgados Ebenbild handelt…

Review: Bislang dachte ich, mit dem fünften Band wäre der Prequel-Teil der "Dunkler Turm"-Comicreihe abgeschlossen, und von jetzt an würde man die Romane adaptieren. Das hat sich jedoch zumindest mal im Fall von "Die Reise beginnt" als Irrglaube erwiesen. So erzählt zwar auch dieser von Rolands Begegnung mit Brown, doch statt von seinem Aufenthalt in Tull erzählt er vielmehr eine Geschichte, die direkt an "Die Schlacht am Jericho Hill" anknüpft, und die Lücke zur Erzählung aus "Schwarz" schließen soll. Und leider, eben diese Story war für mich der größte Schwachpunkt an "Die Reise beginnt". Zwar hatte ich auch schon bei der einen oder anderen früheren Ausgabe den Eindruck, dass man so manches auch effizienter hätte erzählen können, grundsätzlich fand ich aber alle Geschichten wichtig und informativ. Hier hingegen bekommt man doch eher Füllstoff präsentiert, von dem ich nicht sagen könnte, dass er das Epos rund um Rolands Suche nach dem dunklen Turm irgendwie aufwerten würde. Zwar fand ich ganz nett wie man hier direkt an den Vorgängerband anknüpft, aber wirklich viel tut sich hier nicht. Zumal Aileen, die er hier zu seiner und unserer Überraschend lebendig vorfindet, im Zuge der Reise dann ohnehin verstirbt. Auch seine Begegnung mit dem Billy-Bumbler fand ich angesichts der größeren Rolle, die Oy dann in der Geschichte spielte, eher entbehrlich. Die Rückkehr nach Gilead bringt uns dann eine weitere Rückblende (einen Flashback im Flashback, sozusagen) ein, die uns in Rolands Jugend führt, und uns seine erste Begegnung mit dem Tod zeigt, als nach seinen Anschuldigungen der Koch Hax gehängt wird. Grundsätzlich ein netter kleiner Einblick in seine Jugend, aber auch hier fand ich nicht, dass es die größere Story groß bereichern würde. Und irgendwie wollte mir das Auftauchen eines Geists in diese Fantasy-Welt nicht so recht passen.

Unmittelbar darauf folgt das eine kleine Highlight von "Die Reise beginnt", seine Begegnung mit Marten. Leider aber ist diese viel zu kurz, und passiert dabei letztendlich auch nicht wirklich was, weshalb selbst dieser grundsätzlich coole Moment, der auch irgendwie den Beginn seiner Reise/Verfolgung des Schwarzen Mannes darstellt, wenig Eindruck hinterlässt. Vor allem aber hätte ich die nachfolgende Story rund um seine Erlebnisse in Kingstown nicht gebraucht. Ich fand es doch eher seltsam, wie er hier auf ein Ebenbild von Susan (noch dazu mit dem gleichen Namen) trifft; zwar gäbe es dafür zwar mit den bei "Der dunkle Turm" ja ohnehin etablierten Parallelwelten grundsätzlich eine gute Erklärung, aber falls Roland hier tatsächlich in eine andere Welt gereist sein sollte, verabsäumt es der Comic, dem Leser dies deutlich zu machen. Oder aber wurde er von Marten verzaubert, um Susan in ihr zu sehen? Für mich blieb das leider (zu) unklar. Und so sticht letztendlich nur hervor, dass Roland diese – möglicherweise letzte – Chance auf Frieden und Glück zugunsten der Suche nach dem dunklen Turm hinter sich lässt, was zwar grundsätzlich eh nett, jetzt aber keine große Überraschung war, und mit der echten Susan (ev. von Marten zum Leben erweckt) besser funktioniert hätte. Aber auch optisch ist "Die Reise beginnt" nicht mehr ganz auf der Höhe der Vorgänger. Illustrator Jae Lee hat zu diesem Zeitpunkt die Reihe den Rücken gekehrt, und auch wenn durch Richard Isanove, der weiterhin für die Farbgestaltung verantwortlich ist, visuell weitestgehend Kontinuität gewahrt bleibt, und Sean Phillips offenkundig bemüht ist, Lees Stil zu imitieren, kam er für mich dennoch nicht ganz an diesen heran. Zumal mir vor allem seine Darstellung von Roland nicht immer zusagte (klingt vielleicht blöd, aber mir war dessen Gesicht teilweise zu breit; zuvor wurde dieses ja doch recht schmal gezeichnet). Immerhin: Peter Davids schriftstellerisches Talent schafft es, doch noch ein bisschen was herauszureißen, und eine doch etwas redundant wirkende Geschichte aufzuwerten. Und auch der wohl mit dem Verlagswechsel (von Heyne zu Panini) in Verbindung stehende Austausch des Übersetzers – Oliver Hoffmann übernimmt für den "Der dunkle Turm"-Veteran Wulf Bergner – ist kaum spürbar. Im Gegensatz zu den früheren Ausgaben konnte ich bei "Die Reise beginnt" aber leider nicht wirklich einen Mehrwert erkennen.

Fazit: Mit "Die Reise beginnt" steht die Fortführung der Reihe, nachdem Rolands Vorgeschichte mit "Die Schlacht am Jericho Hill" ja soweit abgeschlossen war, wie ich finde unter keinem sonderlich guten Stern. Zwar überraschte mich der Comic damit, dass er nicht einfach "nur", wie von mir erwartet, die aus den Romanen bekannte Geschichte adaptierte. Leider aber erschien mir die Story, die hier stattdessen erzählt wurde, doch eher belanglos. Einzelne gelungene Momente und interessante Ideen waren da zwar darunter, aber im Gegensatz zu den vorangegangenen Prequel-Comics sehe ich nicht, dass/wie "Die Reise beginnt" die große Saga rund um den Dunklen Turm irgendwie aufwerten würde. Künstlerisch macht sich zudem der Abgang von Jae Lee bemerkbar; Sean Phillips imitiert diesen Stil zwar grundsätzlich recht gut, kommt jedoch nicht 100%ig heran. Immerhin, zumindest farbtechnisch bleibt dank Richard Isanove Kontinuität gewahrt. Die größte Stärke bleibt aber auch weiterhin Peter David, der mit seinem schriftstellerischen Talent aus der ihm von Robin Firth gelieferten Story rausholt, was geht. Was halt nur leider im Fall von "Die Reise beginnt" nicht sonderlich viel war.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
Coverbild © 2012 Panini Comics






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