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Das Silmarillion Drucken E-Mail
Eine Reise durch die drei Zeitalter Mittelerdes Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 21 April 2021
 
Titel: "Das Silmarillion"
Originaltitel: "The Silmarillion"
Bewertung:
Autor: J.R.R. Tolkien (herausgegeben und bearbeitet von Christopher Tolkien)
Übersetzung: Wolfgang Krege
Umfang: 589 Seiten (D)
Verlag: Klett-Cotta (D), Harper Collins (E)
Veröffentlicht: 15. September 1977 (E)
ISBN: 978-3-608-93829-X (D), 978-0-0084-3394-1 (E)
Kaufen: Gebunden (D), Kindle (D), Gebunden (E), Kindle (E)
 

Inhalt & Review: Mein ursprünglicher Plan war ja, direkt nach "Der Hobbit" und "Der Herr der Ringe" auch "Das Silmarillion" – letzteres zum ersten Mal in meinem Leben – zu lesen; als dann jedoch fürs heurige Frühjahr eine neue Edition angekündigt wurde, die optisch zu den jüngeren Hardcover-Editionen von Harper Collins passt, beschloss ich, doch die drei "Great Tales"-Veröffentlichungen sowie die "Lost Tales" vorzuziehen. Nun kann man durchaus argumentieren, dass – auch wenn ein gewisser Kontext dort eh auch gegeben wird – es diesen zuträglich gewesen wäre, "Das Silmarillion" schon zu kennen – rückblickend bin ich allerdings nun doch sehr froh, es (eben rein zufälligerweise, aufgrund der Neuedition) so gemacht zu haben. Einerseits, weil ich so nun – in Verbindung mit den Anhängen aus "Die Rückkehr des Königs", die ich mir nun ebenfalls zum ersten Mal vorgeknöpft hatte – bestimmte Geschichten, Namen und Orte schon kannte, was mir die Orientierung erleichterte, als wenn ich gänzlich unbedarft an dieses mehrere Zeitalter umfassende Fantasy-Epos herangegangen wäre. Und andererseits, als ich so nach dem Einblick in die teils alternativen, frühen und/oder verworfenen Fassungen nun von diesen drei "Great Tales" die endgültige, ultimative Version präsentiert bekam (etwas, das mir ja insbesondere bei "Beren und Lúthien" gefehlt hatte). Und, nicht zuletzt: So interessant und gut die anderen Bücher auch sind – insbesondere die im Vergleich zur Version hier erweiterte Fassung von "Die Kinder Húrins" möchte ich nicht missen – waren es doch nur (teils unfertige) Bruchstücke. So hingegen bildete ein (wenn auch von seinem Sohn Christopher überarbeitetes) "offizielles" Werk von J.R.R. Tolkien den Schlusspunkt (also, von der nun noch anstehenden "History of Middle-Earth"-Reihe mal abgesehen). Und so stellte sich auf den letzten Seiten dann doch zunehmend Wehmut ein – die durch meine Erkenntnis, vor ziemlich genau 20 Jahren zum ersten Mal nach Mittelerde gereist zu sein (las ich die Trilogie doch im Sommer/Herbst 2001, bevor "Die Gefährten" ins Kino kam), noch einmal zusätzlich verstärkt wurde.

Zugleich muss ich sagen, froh zu sein, mir etwas Zeit gelassen zu haben, ehe ich mir "Das Silmarillion" zum ersten Mal vorknöpfte. So sehr ich auch bereits in meinen Teenager-Jahren epische Romane geliebt habe, und in meinen frühen 20ern dann eben auch voll und ganz in "Der Herr der Ringe" versunken bin, aber ich denke, für dieses Werk hätte ich damals nicht die nötige Geduld aufgebracht, und wäre vor allem auch ohne jegliches Vorwissen (da ich damals ja auch die Anhänge noch gemieden hatte) wohl rasch verzweifelt. Nun hingegen wusste ich es wirklich zu schätzen, nach rund 20 Jahren, in denen Mittelerde eine (wenn auch mal mehr, mal weniger) wichtige Rolle in meinem Leben gespielt hat, auch in die Vorgeschichte zum dritten Zeitalter einzutauchen. Wie zuvor schon erwähnt bin ich davon überzeugt, dass es mir dabei sehr geholfen hat, mich zuvor bereits über die drei "Great Tales"-Einzelveröffentlichungen sowie "Nachrichten aus Mittelerde" gestürzt zu haben. Dies gab mir einerseits schon eine gewisse Basis (und Vertrautheit mit Figuren/Orten), und andererseits war es interessant, diese Einzelgeschichten hier nun im größeren Kontext eingebettet wiederzufinden. Was nun das Buch selbst betrifft: "Das Silmarillion" ist zweifellos nicht für Jedermann/frau, und unterscheidet sich doch sehr stark von "Der Herr der Ringe" und (sogar noch mehr von) "Der Hobbit". Wenn ich es mal ganz plakativ ausdrücken darf: "Der Hobbit" ist für Kinder, "Der Herr der Ringe" für Jugendliche, und "Das Silmarillion" für Erwachsene. Hier steht nicht etwa eine Queste im Mittelpunkt, vielmehr wird hier eine große Schöpfungsgeschichte erzählt, und danach die Historie einer ganzen Welt, über drei Zeitalter hinweg, beleuchtet. Dabei merkt man – und das ist so ziemlich das Einzige, was ich kritisieren würde – dem Werk trotz aller Überarbeitung von Christopher Tolkien an, dass ein Sammelsurium unterschiedlicher Versatzstücke ist. Zwar ist die Geschichte in sich schlüssig, aber stilistisch sowie inhaltlich zeigen sich doch deutliche Unterschiede. So erinnert "Das Silmarillion" stellenweise stark an ein Geschichtsbuch, mit einer recht trocken-sachlichen Schilderung von Ereignissen; es gibt aber auch jene Momente, wo wir unmittelbar ins Geschehen eintauchen, und dieses aus der Perspektive einer bestimmten Figur verfolgen – wo dann eben auch die für Tolkien so typische gehobenere Sprache zur Geltung kommt. Grundsätzlich muss man sich aber jedenfalls darauf einstellen, hier eher ein (fiktives) Geschichtsbuch statt eines Fantasy-Romans in die Hand zu nehmen. Sprich: Es dominiert eine eher distanzierte Erzählweise, was im direkten Vergleich zu "Hobbit" und "Herr der Ringe", wo ja gerade die Immersion des Lesers/der Leserin eine der größten Stärken darstellt, schon ein ziemlich starker stilistischer Bruch ist, auf den man sich einstellen (können) muss.

Gelingt einem dies jedoch – und verliert man darüber hinaus in der Fülle an Charakteren und Schauplätzen nicht den Überblick – wird man mit einem Fantasy-Epos belohnt, das wohl seinesgleichen sucht. Die zuvor kritisierte inhaltliche und stilistische Divergenz offenbart sich dabei teilweise auch insofern durchaus als Stärke, als sie "Das Silmarillion" sehr abwechslungsreich macht. So erwartet einen zu Beginn eine an die Bibel erinnernde Schöpfungsgeschichte, ehe man sich dann im ersten Zeitalter auf Mittelerde unter Elben und Menschen wiederfindet, und insbesondere die Geschicke ersterer näher beleuchtet. Es geht um den Aufstieg und Fall von Reichen ebenso, wie von individuellen Personen; und auch die eine oder andere wichtige Aussage findet man im Text wieder, sei es in der Art und Weise, wie Melkor und später Sauron andere zu schändlichen Taten beeinflussen, mit teils katastrophalem Ausgang, oder auch den schlimmen Folgen, die aus dem Schwur der Söhne Feanors erwachsen. Und natürlich, auch die drei "Great Tales", die später als Einzelveröffentlichungen aufgelegt wurden, finden sich hier wieder. Auch wenn ich diese mittlerweile natürlich schon kannte (einige davon in verschiedenen Versionen) fand ich es schön, sie hier chronologisch eingeordnet und damit im Kontext des größeren Ganzen noch einmal zu lesen. Insgesamt liegt der Schwerpunkt hier jedenfalls ganz klar auf dem ersten Zeitalter, welches dann schließlich mit dem Sieg über Melkor/Morgoth endet. Die Erzählung zum zweiten Zeitalter ist dann stark von der Geschichte Numenors dominiert, die es mir ebenfalls sehr angetan hatte. Vor allem dessen Untergang zählte für mich zu den eindringlichsten Stellen des Romans. Aber auch der letzte Teil, der die Geschichte des Ringkriegs aufrollt, angefangen beim Schmieden des Rings der Macht, über die damalige Allianz aus Elben und Menschen und der Triumph über Sauron, bis hin zu einer kurzen Aufrollung der Ereignisse aus "Der Herr der Ringe", hatte es mir angetan; nicht zuletzt, als sich dort dann der Kreis zu Tolkiens unvergleichlicher Fantasy-Trilogie schließt. Und, wie zuvor schon erwähnt: Auf den letzten Seiten schwang dann im Wissen, dass ich nun gleich die letzten "offiziellen" Worte gelesen haben werde, die je von Tolkien über Mittelerde veröffentlicht wurden, doch einiges an Wehmut mit. Aufgrund des unerreichten Spannungsbogens aus "Der Herr der Ringe" mag "Das Silmarillion" zwar knapp nicht an die Trilogie herankommen. Und wie gesagt, ich kann niemanden, dem es nicht so recht gelingen will, ins Buch einzutauchen, einen Vorwurf machen. Ich für meinen Teil bin aber überaus froh, es nun endlich gelesen zu haben – und das sicher nicht zum letzten Mal.

Fazit: Bei "Das Silmarillion" dürften sich wohl – mehr noch als beim ebenfalls schon eigenwilligen und sicherlich nicht jeden gleichermaßen ansprechenden "Herrn der Ringe" – die Geister scheiden; kann ich mir doch vorstellen, dass selbst einige, die von "Der Hobbit" und "Der Herr der Ringe" fasziniert waren, dort vom Geschehen mitgerissen wurden, und so richtig in die Welt von Mittelerde eingetaucht sind, mit dieser sehr komplexen, doch eher sperrigen, und stellenweise zugegebenermaßen auch etwas trockenen Geschichtsstunde etwas schwer tun. Vor rund 20 Jahren, als ich die Trilogie zum ersten Mal las, hätte ich damit vermutlich auch weniger anfangen können. Nun hingegen fand ich die Geschichte überaus faszinierend, und freute ich mich nicht zuletzt darüber, mehr über die Vergangenheit von Mittelerde zu erfahren, und so auch tiefer in die von Tolkien geschaffene Mythologie einzutauchen. Dass ich zwischenzeitlich nicht nur zum ersten Mal die Anhänge, sondern auch die separaten Veröffentlichungen der "großen Geschichten" sowie die "Nachrichten aus Mittelerde" gelesen und damit schon ein gewisses Grundwissen hatte, erleichterte mir den Zugang sicherlich ebenfalls. Und auch die zahlreichen Illustrationen von Ted Nasmith, die einerseits wichtige Ereignisse greifbar(er) machen, und andererseits den Text zwischendurch immer wieder auflockern, werteten "Das Silmarillion" für mich auf. Insgesamt mag das zwar trotz allem nicht ganz an "Der Herr der Ringe" heranreichen – der hatte halt diese für mich wirklich unvergleichliche Mischung aus erzählerischer Tiefe und mitreißender Handlung – dennoch halte ich "Das Silmarillion" für Tolkien-Fans für unverzichtbar!

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel





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