Originaltitel: The Queen Episodennummer: 1x07 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 22. August 2018 (Hulu) Erstausstrahlung D: 15. Februar 2019 (StarzPlay) Drehbuch: Sam Shaw Regie: Greg Yaitanes Besetzung:
André Holland als Henry Deaver,
Melanie Lynskey als Molly Strand,
Bill Skarsgård als The Kid,
Jane Levy als Jackie Torrance,
Sissy Spacek als Ruth Deaver,
Scott Glenn als Alan Pangborn,
Adam Rothenberg als Reverend Matthew Deaver,
Zabryna Guevara als Doctor Vargas,
Chosen Jacobs als Wendell Deaver,
Caleel Harris als Young Henry Deaver,
Jeffrey Pierce als Young Alan Pangborn,
Schuyler Fisk als Young Ruth Deaver,
Caroline Lawton als Deputy Fran,
Dayshaun Moore als Young Henry Deaver,
Andrea Higgins als Funeral Goer,
Bill Thorpe als Party Guest #1,
Charlotte Peed als Party Guest #2,
Paul Meredith als Utility Truck Driver u.a.
Kurzinhalt:
Ruth fällt es immer schwerer, nicht die Orientierung zu verlieren. Scheinbar unkontrolliert reist sie durch die Zeit, genauer gesagt, durch ihr eigenes Leben, und findet sich in einer Erinnerung nach der anderen wieder. Einzig die von ihr platzierten Schachfiguren geben ihr Halt, und ermöglichen es ihr, wieder in die Gegenwart zurückzufinden. Dort jedoch lauert der Junge auf sie, den sie für die Reinkarnation ihres verstorbenen Mannes hält. Ruth ist davon überzeugt, dass der Junge ihr etwas antun will. Allerdings kann sie sich nicht mehr daran erinnern, wo sich Revolver und Munition im Haus befinden. Und so begibt sie sich auf eine Reise in ihre Vergangenheit, in der Hoffnung, so Hinweise darauf zu finden, wo diese versteckt sind – und sie so vor dem Jungen schützen zu können…
Review (kann Spoiler enthalten):
Wow. Also, mir hat "Castle Rock" ja bisher schon sehr gut gefallen, aber "Die Königin" war nun wirklich herausragend. Es ist schon sehr lange her, dass mich eine Episode ähnlich geflasht hat, wie diese hier. Dass ich grundsätzlich ein Faible für Zeitreisegeschichten habe, hilft hier sicherlich; mehr noch als das fand ich aber den Einblick in Ruths vermeintlich dementen Verstand ungemein faszinierend. Letztes Jahr habe ich beim /slash Filmfestival (und ich hoffe, dieses wird auch heuer wieder stattfinden können; bis Herbst sollten wir ja wohl hoffentlich durchgeimpft sein) ja "Relic" gesehen, der im letzten Drittel dann in eine ähnliche Richtung ging, und den Zuschauer über das sich verändernde Haus nachvollziehen ließ, wie es sein muss, wenn man sich in den eigenen vier Wänden plötzlich nicht mehr zurechtfindet. Aber "Die Königin" spielt was das betrifft nochmal in einer ganz anderen Liga. Wir begleiten Ruth hier quasi durch eine wilde und unkontrollierte Reise durch ihre eigene Vergangenheit. So sehen wir sie z.B. mit Henry, als dieser noch ein kleiner Junge war, sind dabei, wie sie schon dabei war, Matthew zu verlassen, nur um es dann doch nicht durchzuziehen, und so weiter.
Diese Flashbacks wären in der Art und Weise, wie sie wichtige Ereignisse aus Ruths Vergangenheit aufrollen, ja schon interessant genug. Durch den Zeitreise-Charakter erhalten sie dann aber nochmal einen ganz eigenen Reiz – nicht zuletzt in jenen Momenten, wo die junge Ruth die Anwesenheit ihres alten Gegenparts anerkennt. Nicht minder großartig ist die Art und Weise, wie wir hier zu Momenten aus früheren Episoden zurückspringen, und die dadurch teilweise an Kontext gewinnen (da wir z.B. hier nun kurze Szenen davor oder danach sehen, die man uns damals nicht gezeigt hat). Dies zeigt, wie fantastisch die Staffel aufgebaut war, und hat mich ebenfalls enorm begeistert. Doch es ist nicht nur das Drehbuch, auch die Inszenierung war absolut fantastisch, und besticht mit einigen optisch ansprechenden Momenten, wie z.B. wenn wir beim Gespräch mit dem Jungen Ruths Spiegelung im Glas sehen. Gerade auch die Szenen mit dem Jungen waren zudem unfassbar spannend. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, was ich von ihm halten soll. Ist er wirklich so gefährlich, wie Ruth denkt, oder doch nur ein harmloses, unschuldiges Opfer? Bill Skarsgard spielt das wirklich phänomenal, und legt die Figur herrlich ambivalent an. Ist er wirklich nur in Sorge um Ruth, oder hat sie mit ihrem Verdacht recht? Die bestimmende Performance von "Die Königin" kommt aber natürlich, no na, von "Carrie"-Veteranin Sissy Spacek, die hier mit einer ungemein eindringlichen Leistung auftrumpft, und den Zuschauer Ruths Verwirrung, Furcht und Verzweiflung auf bestechende Art und Weise nachfühlen lässt. Wenn man unbedingt etwas kritisieren wollte, dann wäre das wohl die Verwendung von "On the Nature of Daylight", die etwas gar von "Arrival" (wo Zeit ja ebenfalls eine wichtige Rolle spielt) abgekupfert wirkt. Allerdings finde ich das Stück nach wie vor viel zu schön und gänsehauterzeugend, und war die Szene die man hier damit hinterlegte viel zu emotional, als dass ich "Die Königin" daraus ernstlich einen Vorwurf machen könnte.
Fazit:
"Die Königin" ist die herausragendste Stunde TV-Unterhaltung, die mir seit langem untergekommen ist. Wie wir hier zusammen mit Ruth durch ihre eigene Vergangenheit springen, hat mich wirklich begeistert, wobei es mir die Einblicke in ihr Leben ebenso angetan hätten, wie die Wiederholungen früherer Szenen, die nun teilweise in einem neuen Licht erscheinen – und die vor allem zeigen, mit wie viel Bedacht die Autoren auf diese Episode hingearbeitet haben. Die Szenen in der Gegenwart wiederum waren echt mordsmäßig spannend. Ich bin mir echt nicht sicher, ob Ruth mit ihrem Verdacht recht hat, oder der Junge nicht vielleicht doch ganz harmlos und unschuldig ist – was neben dem Drehbuch nicht zuletzt auch der Performance von Bill Skarsgard zu verdanken ist. Mehr noch als er begeistert bei "Die Königin" aber natürlich Sissy Spacek, die hier eine ungemein eindringliche Leistung abliefert. Letzten Endes steigert sich die Handlung zu einem ungemein tragischen Schlusspunkt, den man dann mit der Verwendung von "On the Nature of Daylight" sowie dem Flashback zu Alans Rückkehr noch einmal zusätzlich krönt. Eine Szene, die mich emotional ungemein mitgenommen und mir zugleich eine Gänsehaut bescherte. Kurz und knapp: "Die Königin" war wirklich phänomenal.