HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Reviews arrow Literatur & Comics arrow Der Herr des Wüstenplaneten
Der Herr des Wüstenplaneten Drucken E-Mail
Wie tötet man einen Gott? Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 06 Februar 2021
 
Titel: "Der Herr des Wüstenplaneten"
Originaltitel: "Dune Messiah"
Bewertung:
Autor: Frank Herbert
Übersetzung: Jakob Schmidt
Umfang: 336 Seiten (D)
Verlag: Heyne (D), Putnam Publishing (E)
Veröffentlicht: 1969 (E)
ISBN: 978-3-453-31954-7 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Seit zwölf Jahren herrscht Paul "Muad'Dib" Atreides nun schon über den Wüstenplaneten Arrakis – und zugleich die ganze Galaxis. Doch eine Gruppe von Verschwörern, der auch seine Ehefrau Prinzessin Irulan angehört, planen ein Attentat, um seine Herrschaft zu beenden. Doch wie tötet man jemanden, der praktisch allwissend ist? Wie könnte jemanden mit quasi gottgleichen Mächten ein solches Komplott je entgehen? Der Plan sieht schließlich vor, ihn durch die Rückkehr seines früheren Vertrauten Duncan Idaho zu verwirren. Man schafft einen entsprechenden Klon, Ghola genannt, in der Hoffnung, so einen blinden Fleck zu schaffen, so dass Paul die von ihm ausgehende Gefahr nicht sieht. Zumal ihn auch einige andere Sorgen belasten. So hat er vorausgesehen, dass seine geliebte Chani bei der Geburt ihrer Kinder sterben wird. Zudem droht der von ihm initiierte Jihad, der bereits Milliarden von Menschen das Leben gekostet hat, in den kommenden Jahren weiter zu eskalieren, und die gesamte Galaxis in die Dunkelheit zu stürzen. Schließlich sieht Paul nur mehr einen Ausweg, um diese düstere Zukunft zu verhindern. Doch findet er den Mut, diesen Weg auch zu beschreiten?

Review: In der Fortsetzung von "Der Wüstenplanet" standen für mich in erster Linie zwei Fragen im Mittelpunkt: Wie tötest du jemanden, der quasi allwissend ist, und so ziemlich alle Wege, welche die Zukunft beschreiten könnte, vorhersieht? Vor diesem Dilemma stehen die Verschwörer rund um die Mutter Oberin der Bene Gesserit, die gemeinsam mit der Raumfahrergilde und den xenophischen Bene Tleilax eben dies anstreben. Hilfe erhalten sie dabei von Prinzessin Irulan, die zwar offiziell seine Frau ist, von ihm jedoch weder Liebe noch Zuneigung – und auch keine Kinder – erwarten kann; weshalb sie wiederum in den letzten Jahren Pauls großer Liebe Chani regelmäßig Mittel ins Essen verabreichen ließ, die verhindern, dass sie schwanger wird. Ihr Komplott führt schließlich zu einer Rückkehr von Duncan Idaho, der quasi geklont – im Roman selbst nennt man diese Wesen "ghola" (zumindest im englischen Original; keine Ahnung, welchen Begriff man in der Übersetzung gewählt hat) zu Paul zurückgeschickt wird, als Werkzeug, um ihn zu vernichten. Letztendlich mag dieser Plan zwar scheitern, zumindest in einem Teilaspekt sind die Verschwörer jedoch erfolgreich, findet Paul doch in weiterer Folge in der Tat den Tod. Nur halt, dass er dabei nicht etwa, wie von ihnen gehofft, ein Machtvakuum hinterlässt, sondern vielmehr der Thron auch weiterhin fest in der Hand der Atreides-Familie bleibt; vorerst in jener seiner Schwester Alia, und in weiterer Folge dann in jener der beiden Zwillinge, die Chani ihm geboren hat. Noch spannender als diesen Plot fand ich aber alles rund um Paul, wo man uns zeigt, dass allwissend nicht gleichbedeutend mit allmächtig ist. Ja, Paul kann in die Zukunft sehen, und hat in weiterer Folge, als er sein Augenlicht verliert, sogar die Macht, aufgrund seiner Verbindung zum Universum dennoch alles zu "sehen", was um ihn herum geschieht.

Und doch ist er letztendlich machtlos, wenn es darum geht, sowohl den Tod von Chani als auch seinen eigenen zu verhindern. Insofern geht es in "Der Herr des Wüstenplaneten", im Gegensatz zum ersten Band, welches seinen Aufstieg behandelte, nun um Muad'Dibs Fall; was mich insgesamt doch nochmal die Spur mehr angesprochen hat. Wie Paul der von ihm initiierte Jihad zunehmend zu entgleiten droht, seine Hilflosigkeit im Hinblick auf Chani, und nicht zuletzt auch, wie er am Ende erkennt, dass der einzige Weg, um einerseits den Thron für seine Familie zu sichern und andererseits eine völlige Eskalation des Jihads zu verhindern darin liegt, "in die Wüste zu gehen" – das "Dune"-Äquivalent zum "in den Westen gehen" aus "Der Herr der Ringe". All dies fand ich ungemein faszinierend. Generell kompensierte "Der Herr des Wüstenplaneten" die im Vergleich zum Vorgänger nicht mehr so epische Handlung (und auch die Kürze; ist er doch nicht einmal halb so lang) durch ein deutlich höheres Erzähltempo, und dementsprechend einen – in meinen Augen – höheren Unterhaltungswert. Im Gegensatz zu "Der Wüstenplanet" habe ich mich hier jedenfalls keine Sekunde gelangweilt, und war von Anfang bis Ende im Bann der Geschichte. Zugegen, insgesamt habe ich – so sehr ich dort auch die eine oder andere etwas zähe Passage beklagt haben mag – die erzählerische Weite und Tiefe des Vorgängers vermisst; ein Eindruck, der nicht ganz so eklatant wäre, wenn man "Der Wüstenplanet" auf zwei Bücher aufgeteilt hätte. Aber ja, wenn man sich darauf einstellt, dass einen hier ein deutlich kürzeres und narrativ "kleineres" Werk erwartet, erweist sich "Der Herr des Wüstenplaneten" als großartige und mehr als würdige Fortsetzung von Frank Herberts Science Fiction"-Klassiker.

Fazit: Eigentlich gilt ja "Der Wüstenplanet" als Frank Herberts Meisterstück – ich muss jedoch gestehen, dass mir die Fortsetzung fast noch die Spur besser gefallen hat. Ja, der Roman ist in etwa nur mehr halb so lang wie der Vorgänger, und ist dementsprechend nicht mehr ganz so episch. Dafür fand ich ihn aber insgesamt packender und unterhaltsamer. Mir gefielen dabei vor allem die beiden zentralen Probleme, vor denen beide Seiten des Konflikts stehen: Die Verschwörer suchen nach einem Weg, ein allwissendes, gottgleiches Wesen zu ermorden. Noch interessanter fand ich aber das Dilemma, vor dem Paul steht: Er kennt zwar alle Pfade in der Zukunft, findet aber letztendlich für sich dennoch keinen Ausweg. Die darin enthaltene Tragik hat mich wirklich enorm angesprochen, und war wohl hauptverantwortlich, dass mich "Der Herr des Wüstenplaneten" doch noch die Spur mehr mitgerissen und fasziniert als, als der – zu recht – hoch angesehene Vorgänger.

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden