Mit: Liam Neeson, Kate Walsh, Jai Courtney, Jeffrey Donovan, Anthony Ramos, Robert Patrick u.a.
Kurzinhalt:
Tom Carter, genannt der "In & Out"-Bandit, hat ein Leben als Bankräuber hinter sich, in dessen Verlauf er rund neun Millionen Dollar bei Bankeinbrüchen gestohlen hat. Als er jedoch die Frau seiner Träume kennenlernt, beschließt er einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit zu ziehen, indem er sich stellt und die erbeuteten Millionen zurückgibt, um so eine geringere Strafe zu erreichen und danach mit seiner Traumfrau in Frieden leben zu können. Da der zuständige FBI-Beamte jedoch an einen Telefonstreich glaubt, schickt er zwei seiner Kollegen zu Carter. Als diese erkennen, dass er tatsächlich der Gesuchte Verbrecher ist, planen sie, die Millionen für ihre eigenen Zwecke zu verwenden. Schon bald muss Tom Carter Jagd auf die beiden machen, um seine Weste rein waschen zu können…
Review:
Wir sind mitten in der Pandemie, die Kinos (zumindest in Deutschland) sind bis auf weiteres geschlossen. Was also machen mit dem bereits produzierten Filmmaterial, welches eigentlich für die große Leinwand bestimmt ist? Entweder bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben, so z.B. der neue "Ghostbusters", der "Uncharted"-Film oder "James Bond" (letzterer wurde nunmehr bereits zum fünften(!) Mal verschoben), oder die ganze Geschichte direkt als Streamingtitel in die heimischen Wohnzimmer bringen. Der sympathische Rechteinhaber Leonine Distribution, manchen Tauschbörsennutzern vielleicht bereits durch eine noch viel sympathischere kleine Rechtsanwaltskanzlei bekannt, hat sich bei "Honest Thief" für die heimische Variante entschieden, und stellt den Streifen zunächst zum Streamen zur Verfügung. In ca. drei Monaten soll dann der Release auf Blu-Ray folgen.
Liam Neeson (Tom Carter) hat ja mittlerweile ein Abo auf Filmrollen als "ehrlicher" Kerl, dem immer irgendetwas Unschönes passiert (Frau weg, Tochter entführt, Sohn tot, Bombe im Zug) und der anschließend alles auf seine Weise in Ordnung bringen muss. Das ist das bewährte Konzept von den meisten der zumindest mir im Gedächtnis gebliebenen Filmen Actionfilme mit Neeson, welches auch im neuesten Film "Honest Thief" wieder durch die Drehbuchschreiber Steve Allrich und Mark Williams (hier auch als Regisseur mit von der Partie) bemüht wurde. Neeson spielt hier den geläuterten Bankräuber, der unter sein altes Leben einen Schlussstrich ziehen möchte, natürlich der Liebe wegen, und der ursprünglich nur mit dem Einbruch in Banken begonnen hatte, weil irgendein Banker zu irgendwem ungerecht war und Neeson diese Ungerechtigkeit natürlich nicht so stehen lassen konnte. Hinzu kommt, dass bei allen seinen Beutezügen natürlich nie jemand zu Schaden gekommen ist, was man eigentlich kaum glauben kann, wenn man sich so seine Prügelarien in "Honest Thief" vor Augen führt, in deren Rahmen er andere Personen grün und blau schlägt, weil er sich eigentlich nur mit ihnen unterhalten möchte. Die Informationen der Vorgeschichte braucht man also, um als Zuschauer mit ruhigem Gewissen auf Tom Carters Seite stehen zu können ohne Gefahr zu laufen, (un-)gewollt mit einem gewalttätigen Irren zu sympathisieren. Hinzu kommen noch zwei korrupte FBI-Agenten, die, so unerfahren sie sind, es trotzdem schaffen, Tim Carter reinzulegen und welche dieser anschließend auf sich allein gestellt jagen muss, um seinen Namen reinzuwaschen. Glücklicherweise stellen sich die Agenten ein ums andere Mal im Laufe des Films dabei ziemlich doof an, so dass Neeson die beiden Agenten immer weiter unter Druck setzen kann. Dabei hilft es Tom Carter auch noch ungemein, dass er zufälliger Weise ein Marine im Ruhestand ist, also weiß, wie man mit Waffen umgeht, Leute verprügelt oder Bomben baut. Glück gehabt. Heißt jedenfalls, hier jagen die Cops nicht den Verbrecher, sondern der Verbrecher die Cops. Das ist dann aber auch eigentlich schon alles, was man über die Handlung wissen muss.
Die Inszenierung ist insgesamt nicht besonders aufregend. Die Kameraführung tut ihren Job und filmt das Geschehen mit, ohne groß Experimente zu wagen und auch die Charaktere bleiben blass, obwohl versucht wurde mit teilweise kruden Hintergrundinformationen über deren Leben (Trennung von der Lebenspartnerin, Streit um den gemeinsamen Hund, etc.) den Figuren einen gewissen Tiefgang einzuhauchen. Sie sind für den weiteren Verlauf des Films gänzlich zu vernachlässigen und entwickeln sich eher in Richtung running gags, wobei sich eine unfreiwillige Komik entwickelt, die nicht so richtig in die Stimmung, die der Film eigentlich anstrebt, passen will. Im Wesentlichen bleibt zu sagen, dass "Honest Thief" ein Actionfilm üblicher Machart ist, in dem weder besonders tiefgründige Charaktere ihr Stelldichein geben noch unvorhersehbare Plottwists erwartet werden dürfen. Übrig bleiben solide rund 100 Minuten an Neeson-typischer Actionunterhaltung, die einen aber weder vom Hocker reißen noch lange Zeit im Gedächtnis bleiben dürfte.
Fazit:
Auch wenn Liam Neeson-Fans bereits beim ersten Gucken des Trailers wissen dürften was auf sie zukommt, wirkt das Konzept langsam schon mehr als ein bisschen abgegriffen. Neeson als alternder Mime, dem etwas passiert, was nur er auf sich allein gestellt regeln kann, nimmt man ihm zwar weiterhin ab, allerdings kennt man Filme dieser Machart mit ihm nunmehr zu Genüge, so dass für zukünftige Filme vielleicht wieder etwas mehr Kreativität gefragt wäre. Der Film ist sehr vorhersehbar und bietet keinerlei Überraschungen, so dass es sich hier "nur" um solide Standardkost handelt, die aufgrund des immer selben Konzepts der letzten solcher Filme für mich leider ins Langweilige abgleitet. Fans von "Hard Powder" oder den "96 Hours" Filmen dürfte der Streifen aber dennoch ordentliche Unterhaltung bieten.