Kurzinhalt:
Nach der Schlacht von Isengart trennen sich die Wege von Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuk. Merry schließt sich den Rohirrim an, die zur großen Heerschaar rufen, um Gondor in der anstehenden Schlacht gegen die Truppen Mordors zu unterstützen. Doch als man zur Schlacht selbst reitet, soll Merry zu seiner Enttäuschung zurückbleiben. Pippin wird indes von Gandalf nach Gondor gebracht. Als sie der dortige Truchsess, Denethor, mit dem Tod seines Sohnes Boromir konfrontiert, bietet Pippin ihm impulsiv seine Dienste an, und wird der Stadtwache zugeteilt. Als man den zweiten Sohn Denethors, Faramir, schwer verletzt von einem von vornherein zum Scheitern verurteilten Angriff zurückbringt, ist es an Pippin, dessen Leben zu retten. Aragorn, Legolas und Gimli reiten indes auf den sogenannten Pfad der Toten, um jene, die einst den Aufruf zum Kampf gegen Sauron verwehrten und daraufhin zu ewiger Verdammnis verflucht wurden, neuerlich dazu aufzufordern, sich ihnen im Krieg gegen Mordor anzuschließen und so Erlösung zu finden. Samweis Gamdschie gelingt es indes, Frodo Beutlin aus den Fängen der Orks zu befreien. Doch der gefährlichste und beschwerlichste Teil ihrer Reise liegt noch vor ihnen: Weit hinter den feindlichen Linien muss es ihnen unbemerkt gelingen, zum Schicksalsberg zu gelangen – dem einzigen Ort, an dem der Ring der Macht vernichtet werden kann…
Review:
Mit "Die Rückkehr des Königs" geht die Zersplitterung der Handlungsstränge erstmal weiter. Gab es im zweiten Band drei parallel verlaufende Geschichten, trennt sich hier nun jene von Merry und Pippin in zwei separate Handlungsstränge auf. Dies macht insbesondere das fünfte Buch – wo eben die Geschichten von Merry, Pippin, Aragorn, Legolas, Gimli und Gandalf fortgeführt werden – sehr abwechslungsreich. Jeder dieser Handlungsstränge hat da seine ganz persönlichen Stärken. An jenem von Merry gefiel mir z.B. ganz besonders, wie der sonst sehr männerdominierte Roman mit dem Auftritt von Eowyn, die dann schließlich (mit Merrys Hilfe) den Hexenkönig von Angmar besiegt, doch zumindest einen zarten feministischen Touch bekommt. Aber auch Merry Rolle in dieser Geschichte konnte mir gefallen. Wie es Tolkien generell fantastisch gelingt, jedes verbliebene Mitglied der Gefährten eine wichtige Rolle im Geschehen spielen zu lassen. Über Pippin wiederum tauchen wir in einem langen Kapitel tief in Gondor ein, und lernen die Stadt und einige ihrer Bewohner kennen. Dies ist wichtig, damit Gondor dann später bei der Schlacht auf den Pelennor-Feldern nicht einfach nur ein abstrakter Ort ist, sondern wir etwas mit ihm verbinden, und wissen, was – bzw. welche Schicksale – auf dem Spiel stehen. Und mit seiner Rettung von Faramir als der Gandalf gerade noch rechtzeitig sucht und zu Denethor bringt, leistet auch er einen wesentlichen Beitrag. Wenn überhaupt, dann werden Aragorn, Legolas und Gimli hier doch vergleichsweise stiefmütterlich behandelt. Nicht zuletzt auch, als das Kapitel mit ihrem Marsch auf dem Pfad der Toten für mich jetzt nicht unbedingt zu den packendsten und/oder interessantesten zählte. Ich muss gestehen, was Peter Jackson in der Verfilmung daraus gemacht hat, gefällt mir dann doch um einiges besser, als die sehr unspektakuläre Beschreibung hier. Aber, natürlich: Damit, dass er sich Sauron offenbart, und ihn vor den Toren Mordors herausfordert, kommt auch Aragorn im Krieg des Ringes eine entscheidende Rolle zu. Schließlich endet das Buch dann an einer ziemlich fiesen Stelle mit einem Cliffhanger, um mit dem sechsten Buch den Schwenk zurück zu Sam und Frodo zu vollziehen.
Dort ist man ja, was die Erzählung betrifft, im Vergleich mit der Verfilmung schon um einiges weiter – fand doch die Begegnung mit Kankra im Buch schon am Ende von "Die zwei Türme" statt. Insofern geht es hier nun damit weiter, dass Samweise Frodo aus den Fängen der Orks befreit. Danach geht ihr beschwerlicher Weg auf dem Schicksalsberg weiter. Nicht zuletzt, als wir dabei auch wirklich bei ihnen bleiben, und man eben nicht mehr zu den anderen rüberschwenkt, baut die Handlung in diesem Teil eine ungeheure, fast greifbare Spannung auf. Und nicht zuletzt auch das Finale im Schicksalsberg ist dann sehr packend geschildert. Nach rund der Hälfte der Kapitel ist der Ring der Macht dann aber – mit Gollums Hilfe (womit sich Gandalfs Worte, dass dieser in der Geschichte noch eine wichtige Rolle zu spielen hat, bewahrheiten sollten) – vorüber. Nun werden die zuvor aufgeteilten Handlungsstränge wieder zusammengeführt, und die komplexe Geschichte zu einem zwar langen, aus meiner Sicht aber nicht zu langen, Abschluss geführt. Glaube ich doch – eh wie auch beim Film – dass eine derart epische, komplexe Geschichten eben auch einen angemessen langen Epilog benötigt. Im direkten Vergleich zur Verfilmung ist natürlich der Unterschied rund um die Schleifung des Auenlandes am offensichtlichsten. Wie ich in meinem Review zum Film schon gesagt habe, haben beide Zugänge für mich ihren Charme. Auf der einen Seite hat der Gedanke etwas, dass Frodo, Sam, Merry und Pippin ins nach wie vor heile Auenland zurückkehren, wo sich scheinbar nichts verändert hat – sie jedoch bemerken, dass sie sich eben sehr wohl verändert haben. Dieses "You can never go back" fängt der Film in einem kurzen, aber prägnanten Moment, sehr schön ein. Aber auch Tolkiens Zugang, dass niemand und nichts in so einem großen Krieg verschont bleibt, hat seine Daseinsberechtigung. Zumal es definitiv das bedrückendere Ende ist, wenn die vier Hobbits eben nicht in eine heile Welt zurückkehren, sondern erkennen müssen, dass auch ihr Auenland unter den Folgen des Ringkriegs gelitten hat. Und so müssen sie sich zu einer letzten gemeinsamen Heldentat aufschwingen, um ihr Land von Sarumans Einfluss zu befreien. Das Ende an den grauen Anfurten ist dann auf der einen Seite sehr traurig, andererseits aber auch irgendwie hoffnungsvoll, mit Frodo, Bilbo und Gandalf, die zusammen mit den Anführern der Elben Mittelerde hinter sich lassen, und in den Westen aufbrechen. So, als wäre es eben nicht das Ende ihrer Geschichte, sondern würde man damit nur ein neues Kapitel aufschlagen. Und mit Sams Rückkehr nach Hause setzt Tolkien dann den perfekten Schlusspunkt unter seine Geschichte.
Doch auch wenn dies das Ende der Erzählung sein mag, so ist es doch nicht das Ende des Buchs. Vielmehr finden sich im dritten Band ausführliche Anhänge zu seinem Fantasy-Epos, die nicht zuletzt auch die Vorgeschichte ausführlich aufrollen. Nun muss ich gestehen: Bei den ersten beiden Malen, wo ich mir "Der Herr der Ringe" (damals noch auf Deutsch) durchgelesen habe, habe ich diese Anhänge ausgelassen. Ich war letztendlich mit der Geschichte so wie ich sie bekommen hatte zufrieden. Diesmal habe ich mir – einerseits, weil ich nun doch neugierig war, und andererseits, weil ich mir nun ohnehin alles, was von Tolkien zu Mittelerde veröffentlicht wurde, vorknöpfen will – jedoch auch diesen Teil durchgelesen. Also, zumindest überwiegend, weil ich gebe unumwunden zu, die hinteren Kapitel rund um die Kalender, sowie die Sprachen, habe ich dann doch nur mehr überflogen. Das mag für andere interessant sein, und war zweifellos auch Tolkien sehr wichtig, insofern ist es schön, dass diese Daten im Detail drin sind; aber für mich steht letztendlich die Story im Fokus. Eben diese wird jedoch durch die Anhänge ebenfalls durchaus aufgewertet. Nicht zuletzt, als Tolkien dort ausführlich die Vorgeschichte zu "Der Herr der Ringe" erzählt, und sowohl auf das Erste, das Zweite, als auch das Dritte Zeitalter eingeht, und die wichtigsten Ereignisse, die sich darin jemals zutrugen, aufrollt. Wir erfahren auch mehr über die einzelne Könige und Königreiche, und bekommen am Ende auch nochmal eine genaue Chronologie, wo z.B. auch erkennbar wird, wie die einzelnen, parallel spielenden Bücher zusammenpassen. Mit am schönsten fand ich aber die Ausblicke auf die Zukunft der Figuren, die hier geboten wurde, angefangen bei der Geschichte von Aragorn und Arwen, über Sams weiteres Leben (und das auch dieser als Ringträger – wenn auch nur für kurze Zeit – schließlich in den Westen segelte), bis hin zu Legolas und Gimli, die schließlich auf dem letzten Schiff, das Mittelerde verließ, gemeinsam in Richtung Westen aufgebrochen sind. Vor allem letzteres wärmte mein Herz. Insofern haben die Anhänge für mich die Geschichte noch einmal aufgewertet – und bin ich nun dementsprechend schon gespannt, in den weiteren erschienenen Büchern noch tiefer in die Geschichte und Mythologie von Mittelerde einzutauchen.
Fazit:
"Die Rückkehr des Königs" hält mühelos das Niveau der "Vorgänger" (oder besser gesagt: Den ersten beiden Teilen der Geschichte), und führt die Geschichte rund um die Gemeinschaft des Rings zu einem so packenden wie dramatischen Abschluss. Besonders gut gefiel mir dabei, wie es ihm gelang, jeden von ihnen eine wichtige Rolle im Geschehen zukommen zu lassen. Sehr schön auch die Bereicherung durch Eowyn, die als einzige Frau in der Geschichte hier eine gewichtige Rolle spielt. Während der erste Teil sehr abwechslungsreich ist, aufgrund der vielen verschiedenen Schauplätze, bleiben wir im zweiten dann nur mehr bei Frodo und Sam, und begleiten sie auf ihrem beschwerlichen Weg zum Schicksalsberg. Vor allem in diesem Teil des Buchs baute sich dann eine ungeheure Spannung auf. Aber auch, wie die Handlungsstränge danach dann wieder zusammenliefen, und schließlich in einem zwar langen, aber in diesem Umfang angesichts der Größe und Tragweite der Geschichte absolut angemessenen, Epilog mündete, gefiel mir. Und für alle, die von "Der Herr der Ringe" nicht genug bekommen, gibt es in den Anhängen die Möglichkeit, noch tiefer in die Geschichte, die Datierungen und die Sprachen von Mittelerde einzutauchen. "Der Herr der Ringe" ist einfach ein unvergleichliches Fantasy-Epos, das mittlerweile Generationen von Lesern in ihren Bann gezogen hat, und dies auch noch über viele weitere Generationen hinweg tun wird.
Bewertung: 5/5 Punkten
Christian Siegel
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