Mit: Robert John Burke, Nancy Allen, Remy Ryan, Rip Torn, Mario Machado, CCH Pounder, Jill Hennessy u.a.
SPOILER-WARNUNG!
Die nachfolgende Inhaltsangabe sowie das Review nehmen eine große, dramatische Wendung des Films vorweg. Das Fazit ist hingegen spoilerfrei gehalten.
Kurzinhalt:
OCP wollen immer noch ihr Vorzeigeprojekt Delta City umsetzen. Doch einige Bewohner von Detroit weigern sich beharrlich, ihre Wohnung zu verlassen. Daraufhin beauftragt OCP Söldner; angeblich, um die Verbrechenswelle im Viertel unter Kontrolle zu bekommen; in Wahrheit werden die letzten hartnäckigen Bewohner jedoch vielmehr von diesen terrorisiert. Eines Abends wird die Polizei dann schließlich gerufen, um die Einwohner des Viertels vor den Angreifern zu beschützen. Aufgrund seiner vierten Hauptdirektive ist es Robocop nicht möglich, direkt gegen die Söldner – die ja im Auftrag von OCP agieren – vorzugehen, was dann schließlich zum Tod seiner Partnerin Anne Lewis führt. Die Rebellen schaffen Robocop in ein sicheres Versteck, wo er schließlich von Dr. Lazarus repariert wird. Dieser entfernt zugleich die vierte Direktive, was es Robocop ab sofort erlaubt, gegen OCP vorzugehen. Und so zieht er schließlich auf der Seite der Rebellen gegen OCP in den Krieg…
Review:
Es ist schon spannend, wie einem die Erinnerung Streiche spielen kann. Ich habe wie gesagt die beiden "Rocobop"-Fortsetzungen seit meiner Jugend nicht gesehen, die nunmehrige Neusichtung zeigte jedoch, dass ich beide teilweise falsch in Erinnerung hatte. Im Falle des dritten meinte ich mich zum Beispiel an ein ganz bestimmtes Bild zu erinnern, wo Robocop beim Showdown auf einem Auto steht. Vor allem aber hätte ich schwören können, dass er hier am Ende nochmal gegen ED-209 antreten musste. Aber ich vermute mal, ich dachte mir damals einfach nur, das wäre cool gewesen, und hab' mir das dann so lange vorgestellt, bis ich es als tatsächliches Bild aus dem Film im Kopf hatte. Vor allem aber stimme ich auch meiner bisherigen Meinung über die beiden Fortsetzungen nicht mehr ganz zu. So hatte ich den zweiten als zumindest noch mittelmäßig, und den dritten als sehr schwach in Erinnerung. Nach neuerlicher Betrachtung – direkt hintereinander – bin ich jedoch der Ansicht, dass sich beide – trotz aller individueller Stärken und Schwächen – letztendlich im Gesamtbild nicht wirklich viel schenken.
Ein Aspekt, wo "Robocop 3" gegenüber dem unmittelbaren Vorgänger abfällt, ist der zwischenzeitliche Ausstieg von Peter Weller, der leider nicht dazu überredet werden konnte, ein drittes Mal ins Robocop-Kostüm zu schlüpfen. Das ist zweifellos sehr schade, wobei ich zugleich sagen muss, dass mit Robert John Burke ein sehr guter und würdiger Ersatz gefunden wurde, der ihm zudem teilweise fast zum Verwechseln ähnlich sieht. Schwerer wiegt da schon, dass man ihm mit den seltsamen Androiden-Ninjas keinen wirklich würdigen oder interessanten Gegner entgegenstellt. Auch das mit dem Jetpack halte ich für eine Schnapsidee. Das hätte man sich nun wirklich schenken sollen; nicht zuletzt, als die entsprechenden Szenen ohnehin nicht sonderlich gut getrickst waren. Überwiegend – und schmerzlich – vermisst habe ich auch die satirischen Untertöne, gerade auch was Nachrichten und Werbung betrifft. Gleiches gilt für die Gewalt; ist "Robocop" doch mit seinem – in den USA – PG13-Rating eine wesentlich harmlosere Angelegenheit, als die beiden Vorgänger, was halt gerade bei einer Filmreihe, deren erster Teil für die schonungslose Gewaltdarstellung berühmt-berüchtigt ist, negativ ins Auge sticht. Vor allem aber schläft "Robocop 3" im Mittelteil leider ziemlich ein. Und doch halte ich ihn insgesamt für etwas besser als seinen Ruf. Im direkten Vergleich zum Vorgänger fällt z.B. die wesentlich stimmigere Handlung auf. Ja, die Story aus "Robocop 3" mag nicht übermäßig originell sein, aber gerade auch nach dem diesbezüglich zerfahrenen zweiten, der irgendwie vier verschiedene Handlungen auf einmal erzählte, fand ich dies sehr angenehm und positiv. Sehr gefreut habe ich mich zudem über die Rückkehr von Basil Poledouris, und damit auch dem ikonischen, von ihm komponierten Robocop-Leitmotiv.
Gut fand ich zudem, wie man hier – noch stärker als im zweiten (mit der kurzfristigen Umprogrammierung) – Robocops (mangelnde) Freiheit thematisiert. Er ist an die Hauptdirektiven – auch die vierte – gebunden; und davor wären ihm ja fast alle Emotionen genommen worden (wenn Dr. Lazarus ihre Befehle ausgeführt hätte). Der Gedanke, dass er auf diese Weise auch noch die letzten Überreste seiner Menschlichkeit verloren hätte, ist zweifellos erschreckend. Gut fand ich zudem die sich entwickelnde Freundschaft zwischen Robocop und Nikko (die wohl für Gadget aus der kurzlebigen TV-Serie Pate stand). Zudem darf Murphy da und dort diesmal doch etwas trockenen Humor beweisen ("How may I help you. Officer?" By resisting arrest."). Vor allem aber: Mit dem Tod von Anne Lewis bietet "Robocop 3" einen wirklich hervorstechenden dramaturgischen Höhepunkt, der auch die gewünschte emotionale Wirkung bei mir nicht verfehlte. All das mag zwar die Schwächen (insbesondere den schwachen Showdown) nicht aufwiegen können, macht ihn aus meiner Sicht aber zumindest dem zweiten ebenbürtig.
Fazit:
Dass ich den viel gescholtenen dritten Film letztendlich auf einer Stufe mit dem zweiten sehe, heißt nicht, dass ich gegenüber einen Schwächen blind bin. Dass Peter Weller für diesen nicht mehr zurückkehrte, ist natürlich sehr schade (wobei Robert John Burke seine Sache als Ersatzmann sehr gut macht, und Weller als Robocop teilweise zum Verwechseln ähnlich sieht). Die mit dem in den USA angestrebten PG13-Rating einhergehende reduzierte Gewaltdarstellung ist ebenfalls ein großes Minus. Die Androiden-Ninjas sind einfach kein würdiger, interessanter Gegner (warum nicht ED-209 reaktivieren?). Robocop ein Jetpack draufzuschnallen war eine völlige Schnapsidee. Der Film schläft im Mittelteil doch ziemlich ein. Und auch wenn er danach dann wieder etwas aufdrehen mag, ist der Showdown insgesamt doch ziemlich enttäuschend. ABER. "Robocop 3" ist längst keine so zerfahrene Angelegenheit wie der unmittelbare Vorgänger. Ja, die Story mag nicht übermäßig revolutionär sein, wird aber zumindest ohne Schnörkel durchgezogen. Mir gefiel auch, wie man hier Murphys Abhängigkeit von seiner Programmierung thematisierte. Seine Freundschaft zum jungen Mädel wurde gut umgesetzt. Dank der Rückkehr von Basil Poledouris als Komponist ertönt endlich wieder das ikonische Leitmotiv, und ist generell musikalisch Kontinuität zum unerreichten ersten Film gewahrt. Vor allem aber bietet "Robocop 3" einen hervorstechenden – und berührenden – dramaturgischen Höhepunkt. All dies mag zwar nicht reichen, um ihn zu einem guten Film und/oder einem würdigen Sequel zu machen, macht ihn aus meiner Sicht aber zumindest etwas besser als seinen Ruf.