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Der Omega-Mann Drucken E-Mail
Charlton Heston als letzter Überlebender Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 10 Dezember 2020
 
Advents-SPECiAL

 
Die Fliege
Originaltitel: The Omega Man
Produktionsland/jahr: USA 1971
Bewertung:
Studio/Verleih: Walter Seltzer Productions/Warner Bros.
Regie: Boris Sagal
Produzenten: Walter Seltzer
Drehbuch: John William Corrington & Joyce Hooper Corrington, nach dem Roman von Richard Matheson
Filmmusik: Ron Grainer
Kamera: Russell Metty
Schnitt: William H. Ziegler
Genre: Science Fiction/Thriller
Kinostart Deutschland: 26. November 1971 (BRD)
Kinostart USA: 01. August 1971
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Jeff Goldblum, Geena Davis, John Getz, Joy Boushel, Leslie Carlson, George Chuvalo, Michael Copeman, David Cronenberg u.a.


Kurzinhalt: Dr. Robert Neville hat – vermeintlich –als einziger die Apokalypse als "normaler" Mensch überlebt. Bei den anderen Überlebenden handelt es sich nämlich um Mutanten, die sich zudem in einer Art Kult zusammengerottet haben, und jeglicher Technologie – die aus ihrer Sicht für den Weltuntergang verantwortlich war – abschwören. Diese neuen Menschen könnten ihre Verstecke immer nur in der Nacht verlassen, wo sie sich dann um jenes Haus scharren, in dem sich Neville verschanzt hat. Unter Tags wiederum macht er im menschenleeren Los Angeles Jagd auf sie, und tötet sie in ihren Verstecken. Eines Tages gerät er jedoch in ihre Fänge – und wird von einer Frau gerettet, bei der es sich ebenfalls um keine Mutantin zu handeln scheint. Wie sich zeigt, gibt es außerhalb von Los Angeles noch eine kleine Gruppe von Menschen – überwiegend Kindern – die der Infektion bisher ebenfalls entgangen sind. Einer von ihnen ist jedoch gerade dabei, sich in einen der Mutanten zu verwandeln. Neville beginnt daraufhin mit der Entwicklung eines Heilmittels, und ist letztendlich mit Bluttransfusionen – da er selbst gegen die Infektion immun ist – erfolgreich. Daraufhin schmiedet man Pläne, um Los Angeles ein für alle Mal den Rücken zu kehren, und Richtung Norden aufzubrechen. Doch Matthias, der Anführer des Kults, denkt gar nicht daran, Neville einfach so ziehen zu lassen…

Review: Szenenbild. Für die zweite – diesmal rein amerikanische – Verfilmung von Richard Mathesons "I Am Legend" verlagerte man das Geschehen von einer nicht näher definierten europäischen Stadt nach Los Angeles. Darin liegt dann auch schon einer der größten Reize des Films, denn die Aufnahmen der menschenleeren Metropole sind definitiv sehr beeindruckend. Mit wenigen Einstellungen gelingt es hier, uns Nevilles Einsamkeit zu verdeutlichen – zwar auf ganz andere, jedoch nicht minder effektive Art und Weise, als dies in "Last Man on Earth" der Fall war. Ein weiterer Pluspunkt des Films ist, dass er, wie die erste Verfilmung (mit Vincent Pryce), mit Charlton Heston einen nicht minder charismatischen und ausdrucksstarken Hauptdarsteller auffährt – der sich zudem nach seinem Auftritt in den ersten beiden "Planet der Affen"-Filmen, sowie später dann noch "Jahr 2022 – Die Überleben wollen", zu einer Ikone des Science Fiction-Kinos der 60er und 70er mausern sollte. Und natürlich auch zu diesem Ruf auch "Der Omega Mann" seinen Teil beigetragen.

Sehr positiv sticht zweifellos auch ins Auge, dass man für die Romanze des Films mit Rosalind Cash eine afroamerikanische Darstellerin gecastet hat; anno 1971 war die Darstellung einer solchen Liebesgeschichte alles andere als an der Tagesordnung. Der Film überzeugt zudem mit einzelnen gelungenen Spannungsspitzen, und punktet nicht zuletzt auch damit, als man sich am Ende für den aus meiner Sicht richtigen (düsteren) Ausgang entschieden hat – und damit auch der Vorlage treu bleibt. Passt zwar zum recht mutigen und schonungslosen Kino der (frühen) 70er, ist für eine solche Hollywood-Produktion aber auch keine Selbstverständlichkeit. Jedoch, leider, insgesamt betrachtet fällt "Der Omega Mann" im direkten Vergleich mit "Last Man on Earth" doch recht deutlich ab. Einer der Hauptgründe dafür ist die Umsetzung des Mutanten-Kults, der mich sowohl konzeptionell als auch von der Umsetzung her (die offensichtlich angemalte, weiße Haut, die schwarzen Kutten) nicht überzeugen wollte, und vor allem auch als Bedrohung für mich nicht wirklich funktionierte. Dass der Anführer, Matthias, wenn es ihm beliebt einfach mit den eigenen Regeln bricht, und sich somit nicht nur als Luddit, sondern auch noch als Heuchler herausstellte, war da nur mehr das Tüpfelchen auf dem "i". Darüber hinaus wirkte so manches auf mich leider doch ziemlich konstruiert. Angefangen beim völlig hirnrissigen Verhalten des geheilten Jungen, die nur dazu da war, dass er in Gefangenschaft der Sekte geraten konnte, und Robert ihm so zu Hilfe eilen musste, bis hin zur praktisch von einer Sekunde auf die nächste ausbrechenden Infektion bei Lisa (während der Junge zuvor dieser erst sehr langsam verfiel). Das war einfach einer dieser typischen Twists, wo man die Logik der Handlung der angestrebten Schockwirkung opferte. Ein vergleichsweise kleiner Kritikpunkt, aber es sei erwähnt: Der Sonnenaufgang am Ende geht dann doch etwas zu plötzlich vonstatten (von Morgendämmerung hat man scheinbar noch nichts gehört). Vor allem aber fühlt sich der Film länger an als die eigentlich eh recht ökonomischen 98 Minuten, die er dauert – und das ist halt nie ein gutes Zeichen.

Fazit: Szenenbild. Den Einstieg in den Film fand ich eigentlich noch ganz vielversprechend. Die Aufnahmen des menschenleeren Los Angeles hatten doch nochmal eine stärkere Wirkung als die ähnlichen Szenen aus der ersten Verfilmung, "Ich bin Legende – Last Man on Earth". Charlton Heston war zudem ein absoluter Filmstar, und verfügt auch über die nötige Ausstrahlung, um so einen Film zu tragen. Insbesondere zu Beginn gibt es noch ein paar spannende, mitreißende Momente. Und der Film fängt Roberts Einsamkeit sehr gut ein. Leider aber haben die Kultisten als Bösewichte, und insbesondere Bedrohung, für mich nie wirklich funktioniert. Vor allem zum Ende hin gab es dann zudem die eine oder andere höchst konstruiert wirkende Entwicklung. Vor allem schlichen sich zwischendurch, trotz der ja eigentlich eh sehr überschaubaren Laufzeit, doch ein paar Längen ein. Immerhin, das – düstere – Ende konnte mir dann wieder gut gefallen, und war aus meiner Sicht die richtige Entscheidung. Und generell hat der Film, als unverkennbares Produkt der 70er, schon einen gewissen Charme. Der ersten Verfilmung mit Vincent Pryce ist Charlton Hestons Versuch aber leider doch recht deutlich unterlegen.

Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1971 Warner Bros.)


Weiterführende Links:
Advent-SPECiAL 2020





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