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Ich bin Legende - Last Man on Earth Drucken E-Mail
Vincent Price ist der letzte Mensch auf Erden Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 06 Dezember 2020
 
Advents-SPECiAL

 
Ich bin Legende - Last Man on Earth
Originaltitel: The Last Man on Earth
Produktionsland/jahr: Italien|USA 1964
Bewertung:
Studio/Verleih: Produzioni La Regina/Associated Producers/American International Pictures
Regie: Sidney Salkow
Produzenten: Robert L. Lippert & Harold E. Knox
Drehbuch: Richard Matheson & William F. Leicester, nach dem Roman von Richard Matheson
Filmmusik: Paul Sawtell & Bert Shefter
Kamera: Franco Delli Colli
Schnitt: Gene Ruggiero
Genre: Science Fiction/Horror
Heimkino-Premiere Deutschland: 14. August 2009
Kinostart USA: 06. Mai 1964
Laufzeit: 86 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Vincent Price, Franca Bettoia, Emma Danieli, Giacomo Rossi Stuart, Umberto Raho, Christi Courtland u.a.


Kurzinhalt: Vor ein paar Jahren begann sich ein Virus wie ein Lauffeuer unter den Menschen auszubreiten. Alle Toten die begraben werden kommen kurz darauf als Vampire zurück, um die Lebenden anzugreifen. Der Wissenschaftler Dr. Robert Morgan, der die Seuche untersucht, und hofft, ein Heilmittel zu finden, verliert zuerst seine Tochter, und schließlich auch seine Frau. Ein paar Jahre später scheint er – der gegen das Virus immun ist – der letzte Mensch auf Erden zu sein. In der Nacht verbarrikadiert er sich in seinem Haus vor den Vampiren, die an seine Tür klopfen und nach seinem Blut trachten. Dieses ist unter anderem mit Knoblauch, Spiegel und Kreuzen gesichert. Unter Tags wiederum macht er nicht nur die notwendigen Erledigungen, sondern macht seinerseits Jagd auf die Vampire, die er, wenn er sie in ihren Verstecken ruhend findet, mit selbst geschnitzten Pfählen umbringt. Es ist eine trostlose, eintönige Existenz. Dann jedoch trifft er auf einmal unter Tags – im Sonnenlicht – auf eine Frau. Begeistert darüber, doch nicht der/die einzige Überlebende der Apokalypse zu sein, fallen sie sich in die Arme, und lädt er Ruth in die Sicherheit seiner eigenen vier Wände ein. Noch nicht alles ist so, wie es den Anschein hat…

Review: Szenenbild. Das Advents-SPECiAL ist für mich Jahr für Jahr auch immer eine gute Gelegenheit, den einen oder anderen Klassiker, der mir bislang einfach nicht vor die Nase kommen wollte, nachzuholen. Heuer betrifft dies unter anderen "Ich bin Legende – Last Man on Earth". Zwar kannte ich sowohl die Neuverfilmungen mit Will Smith, als auch die Romanvorlage von Richard Matheson (die ich mir nichtdestotrotz zum besseren Vergleich in den letzten Tagen auch nochmal vorgeknöpft habe; das Buch ist ja zum Glück kurz genug, um es schnell mal einzuschieben), aber die ursprüngliche Verfilmung mit Vincent Price war mir bislang unbekannt. Diese hat mittlerweile stolze 56 Jahre auf dem Buckel – und sollte sich dennoch in meinen Augen als die bisher beste Verfilmung des Stoffes (zumindest von den vieren, die ich mittlerweile kenne) erweisen. Was der Film nämlich wirklich sehr gut einfängt, ist Roberts Gefühl der Einsamkeit. Wie es mir generell die trostlose Stimmung des Films, sowie die scheinbare Hoffnungslosigkeit von Roberts Situation, enorm angetan hatte, und "Ich bin Legende" von Beginn an überaus bedrückend macht.

Ich bin zwar üblicherweise nicht der größte Fan von Voice Over-Kommentaren, sah in diesem spezifischen Fall aber den Sinn – wenn nicht gar die Notwendigkeit – dahinter. Immerhin hat Robert, als (vermeintlich) letzter Mensch auf Erden, niemandem, mit dem er sich austauschen, und damit auch, an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben kann. In einem Buch ist das kein Problem, dort schreibst du einfach, was die jeweilige Person denkt. Im Film hast du aber in so einem Fall dann eigentlich fast keine andere Wahl, als solch ein Voice Over einzubauen (man hätte ihn ev. auch noch ein Tagebuch führen lassen können, aber ja). Sehr gelungen fand ich zudem den kurzen Flashback zum Ausbruch der Seuche. Auch dieser entstammt ja der Vorlage, ich fand es hier aber fast noch drastischer umgesetzt, als im Roman. Möglicherweise, weil man das Geschehen in verfilmter/inszenierter Form doch nochmal die Spur intensiver verfolgt. Jedenfalls ging mir die Entwicklung dort – nicht nur aufgrund der aktuellen Ereignisse – durchaus nahe. Er dreht zudem ab dem Zeitpunkt, wo Robert auf Ruth stößt, noch einmal so richtig auf. Beim Finale weicht der insgesamt sehr vorlagentreue Film (kein Wunder, hat Richard Matheson selbst doch am Drehbuch mitgeschrieben) dann zwar leicht vom Roman ab, grundsätzlich behält er aber den Ausgang bei, und hatte es mir dieses Ende dann ebenfalls noch einmal sehr angetan; tatsächlich ist es im Film fast noch tragischer als im Buch, da es Robert hier ja gelang, ein Heilmittel zu finden. Aber auch vom Showdown abgesehen gelingt es dem Film sehr gut, einzelne Spannungsmomente – wie z.B. wenn Robert in der Kirche einschläft – einzubauen. Die Schwarz/Weiß-Photographie war ebenfalls wunderschön. Und Vincent Price war halt nun mal ein ausgesprochen ausdrucksstarker Darsteller, der mit seinem Charisma und seiner Ausstrahlung auch nochmal sehr viel zum Gelingen des Films beiträgt. Wenn man etwas kritisieren wollen würde, dann wohl die Darstellung der Vampire, die es irgendwie doch ein bisschen an einem Gefühl der Bedrohung vermissen lässt. Diesbezüglich fühlte ich mich ein bisschen an "Die Nacht der lebenden Toten" (für den "Ich bin Legende" wohl ein starker Einfluss gewesen sein dürfte) erinnert. Ansonsten hat der Film für mich aber auch mehr als 55 Jahre später immer noch super funktioniert.

Fazit: Szenenbild. Dass mir "Ich bin Legende – Last Man on Earth" lange Zeit entgangen ist, liegt sicherlich nicht zuletzt auch daran, dass der Film hierzulande erst sehr spät – nämlich 2009 – überhaupt veröffentlicht wurde (was wohl dem Erfolg der Adaption mit Will Smith zu verdanken sein dürfte). Schade ist dies insofern, als sich der Film für mich als bislang beste Adaption von Richard Mathesons Vorlage erwies. Die wunderbaren schwarz/weiß-Bilder, die Einstellungen verlassener, menschenleerer Straßen, die bedrückend-trostlose Stimmung, das charismatische Schauspiel von Vincent Price, die beklemmenden Rückblenden, sowie der tragische Ausgang des Geschehens erwiesen sich dabei für mich als die wesentlichsten Stärken des Films. Und auch wenn ich üblicherweise nicht der größte Fan von Voice Over-Kommentaren bin, konnte ich deren Sinn in diesem Fall anerkennen – und waren sie wichtig, um uns Roberts Einsamkeit zu vermitteln. Einzig, dass die Vampire leider nie wirklich bedrohlich wirken, schadet dem Film ein wenig. Ansonsten ist "Ich bin Legende – Last Man on Earth" aber ein großartiger Film, der zu Recht als absoluter Klassiker des Genres gilt.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1964 American International Pictures)


Weiterführende Links:
Advent-SPECiAL 2020





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