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Star Trek - Discovery: Die Standing Drucken E-Mail
Georgious erster Auftrag für Sektion 31 Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 08 November 2020
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek - Discovery: Die Standing"
Bewertung:
Autor: John Jackson Miller
Übersetzung: -
Umfang: 385 Seiten
Verlag: Pocket Books
Veröffentlicht: 14. Juli 2020 (E)
ISBN: 978-1-9821-3629-1 (E)
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nachdem Imperatorin Georgiou aus dem Spiegeluniversum eine entscheidende Rolle dabei spielte, die Gefahr durch das klingonische Imperium zu beenden, hat sie das Interesse der streng geheimen Sonderabteilung des Sternenflottengeheimdienstes, Sektion 31, geweckt. Nach einigen Test will man sie nun auf ihre erste Mission schicken, um zu überprüfen, ob das in sie gesetzte Vertrauen berechtigt ist. Vor kurzem kam es zu einem verheerenden Angriff auf die U.S.S. Farragut durch eine Art Todeswolke. Zusammen mit einer jungen Offizierin, Emony Dax, sowie dem in Ungnade gefallenen Sean Finnegan, soll sie deren Ursprung klären…

Review: John Jackson Miller schreibt jetzt – soweit ich seine Arbeit kenne – nicht unbedingt die tiefgründigsten und/oder charakterorientiertesten Romane, ist aber zumeist Garant für kurzweilige Unterhaltung. Und zumindest dies kann ich ihm auch wieder im Hinblick auf "Die Standing" bescheinigen. Langweilig wurde mir mit seinem Roman nie. Was mir hier ebenfalls sehr gut gefiel ist, wie er – mehr als die früheren Autoren der "Discovery"-Bücher – Elemente aus anderen Serien, insbesondere natürlich TOS, in die Geschichte einfließen lässt, und so die Lücke zwischen "Discovery" und dem Rest von "Star Trek" – zumindest inhaltlich – etwas schließt. Dabei beschränkt er sich eben nicht nur auf eine Rückkehr der Todeswolke aus der fast gleichlautenden Episode, sondern lässt auch Sean Finnegan – Kirks Nemesis von der Akademie – aus "Landurlaub" zu einem weiteren Auftritt kommen, und präsentiert zudem mit Emony Dax eine frühere Wirtin des Trill-Symbionten aus DS9. Die Kombination all dieser Elemente hatte für mich durchaus ihren Reiz. Sehr schön fand ich zudem die Offenbarung des Ursprungs der Todeswolke, den er sich hier ausgedacht hat. Zwar bin ich mir nicht 100%ig sicher, ob es einen solchen denn überhaupt unbedingt gebraucht hat, aber jedenfalls weiß die Idee, die er dafür hatte, durchaus zu gefallen. Am besten fand ich aber jene Momente, wo zumindest ich den Eindruck hatte, dass er sich über die eine oder andere Blödheit aus der Serie lustig macht – wie z.B. die eigenen Abzeichen für diese geheimste Geheimabteilung. Damit sprach er mir echt aus der Seele.

Leider aber gibt es bei "Die Standing" auch einen ganz wesentlichen Knackpunkt, der dann auch dafür verantwortlich ist, dass letztendlich auch dieser "Discovery"-Roman, so wie die bisherigen, irgendwo rund um ein durchschnittliches Niveau dahingrundelt, und das ist die Hauptfigur: Ich war es leider noch nie, und werde es wohl auch nicht mehr: Ein Fan von Imperatorin Georgiou. Egal ob beim bösen Kirk oder auch Intendantin Kira, frühere Erzählungen machten nie einen Hehl daraus, dass es sich bei den entsprechenden Spiegel-Varianten uns bekannter Figuren um Bösewichte handelt. Nicht so bei Georgiou, wo man sich redlich bemüht, sie doch tatsächlich zu einer Art (Anti-)Heldin hochzustilisieren – und damit sowohl sie als Person, als auch ihre Taten, verharmlost. Und das geht nun mal in meinen Augen gar nicht. Wenn überhaupt, setzt John Jackson Miller was das betrifft leider sogar nochmal eher eins drauf. Denn in der Serie blieb man ja was ihre Verbrechen in der Vergangenheit betrifft doch recht vage. John Jackson Miller rollt aber nun u.a. eine ganz wesentliche Gräueltat von ihr auf, wo sie das komplette Volk eines Planeten ausschaltete, von einem letzten Überlebenden abgesehen, der bis zum Ende seiner Tage dazu verdammt war, einsam und allein über den toten, ausgestorbenen Planeten zu wandeln. Und nur wenige Seiten nach dieser Schilderung sollen wir schon wieder über einen flapsigen Kommentar von Georgiou lachen. Sorry, aber für mich hat das einfach überhaupt nicht funktioniert. Wenn Miller denn wenigstens die Gelegenheit genutzt hätte, um aufzuzeigen, warum Georgiou so wurde wie sie wurde, um ihre Taten wenn schon nicht zu entschuldigen so doch zumindest verständlicher, und so zugleich auch glaubhaft zu machen, dass in ihr eine gute Persönlichkeit steckt, die nur eine Gelegenheit braucht, um dies auch zeigen zu können. Stattdessen ist er leider – so wie die Serienautoren ja auch – zu sehr damit beschäftigt, sich in der "edgyness" der Figur zu suhlen. Für euch mag das funktionieren. Mir hat es einen ansonsten durchaus soliden Roman doch ein bisschen verdorben.

Fazit: Sowohl von der Geschichte als auch der Erzählweise her konnte mir "Die Standing" eigentlich gut gefallen, und hätte der Roman für mich auch das Potential gehabt, zum bisher besten Buch der "Discovery"-Reihe zu werden. Die Verknüpfung von "Discovery"-Elementen mit solchen aus TOS und in gewisser Weise auch DS9 fand ich sehr interessant, gelungen und reizvoll. Zwar hätte ich den Ursprung der Todeswolke nicht unbedingt wissen müssen, aber die Erklärung die Miller dafür findet weiß zu gefallen. Vor allem aber versteht er es, das Abenteuer auf kurzweilige Art und Weise zu erzählen, und es darüber hinaus mit dem einen oder anderen ironischen Seitenhieb zu versehen. Jedoch, leider: In seiner Darstellung von Imperatorin Georgiou folgt er dem – meines Erachtens verharmlosenden – Ansatz der Serie. Als – auch nur Anti- - Heldin funktioniert Philippa für mich einfach nicht. Tatsächlich verschlimmert er das Problem eher noch, durch die Aufrollung so mancher von ihr verübter Gräueltat. Und auf der nächsten Seite sollen wir dann schon wieder mit ihr mitlachen. Zumal Georgiou ja auch nicht die geringste Reue erkennen lässt, sondern vielmehr darüber noch Witze reißt. Soll wohl mutig und provokant rüberkommen – zumindest für mich hat es aber leider überhaupt nicht funktioniert.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel





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