Kurzinhalt:
1962 wird Taiwan von einem totalitären Regime regiert, das jedwede auch nur ansatzweise kommunistische Propaganda strikt untersagt. Wer mit solchem Material erwischt wird, wird bestenfalls eingesperrt, und schlimmstenfalls hingerichtet. Als eines Tages der Verdacht auf den Schüler Wei Chong-Ting fällt, wird er gefangen genommen und gefoltert. In der Zelle hat er einen Traum, der ihn wieder an die Schule zurückführt. Diese ist jedoch überwiegend verlassen, und alptraumhaft verzerrt. So werden er und seine Mitschülerin Fang Ray-Shin von monsterartigen Wächtern verfolgt. Im Verlauf ihres gemeinsamen Traumes beginnen die beiden, sich wieder daran zu erinnern, was genau vor wenigen Tagen an der Schule vorgefallen ist – und auch, von wem sie verraten wurden…
Review:
Videospielverfilmungen haben ja jetzt nicht unbedingt den besten Ruf – "Detention" hingegen ist definitiv zu den positiven Ausnahmen zu zählen. Inwiefern er auch wirklich als Adaption gelungen ist, kann ich dabei – mangels Kenntnis des Spiels – nicht beurteilen, als Film an sich funktionierte der für mich aber auf jeden Fall ausgezeichnet. Spannungstechnisch stach dabei insbesondere das erste Drittel – nach Weis "Ankunft" in der Schule (in seinem Traum) – hervor. Die atmosphärisch extrem dichte Inszenierung von John Hsu in Verbindung mit den sehr gut eingesetzten und aufgebauten Schockeffekten (wenn auch der Soundmix bei denen vereinzelt unnötig aggressiv war) machten die (in etwa) erste halbe Stunde von "Detention" zu so ziemlich dem Gruseligsten, was mir heuer beim SLASH Filmfestival untergekommen ist. Dass das Ganze noch dazu visuell ein Traum war (wobei der Film generell stilistisch echt viel her macht; nicht zuletzt für ein Debüt wirklich beachtlich, wie gezielt und gelungen dieses Stilmittel eingesetzt wird) und einige spätere Offenbarungen sehr gut angeteasert wurden, machten diesen Teil des Films insgesamt ziemlich perfekt.
Als dann auf einmal in den Traum auch noch Rückblenden eingebunden wurden, wusste ich im ersten Moment noch nicht so recht, was ich davon halten soll – erschien mir dieser Aufbau von Flashbacks innerhalb eines Traums, mit der Realität (Chang in der Zelle) als Rahmen, doch unnötig kompliziert. Ich fand dann aber relativ rasch hinein, nicht zuletzt auch, als ich die in den Flashbacks erzählten Rückblenden sehr interessant fand, und sich Traum und Rückblenden sehr gut ergänzten, bzw. vom Aufbau der Handlung her perfekt aufeinander abgestimmt waren. Und am Ende wird dann auch der Sinn der Rahmenhandlung im Gefängnis klar. Insofern würde ich rückblickend auch den Aufbau mit den drei Erzählebenen zu den Stärken des Films zählen. Die erzählte Geschichte war jedenfalls sehr arg, und funktioniert auch prima, wenn man den genauen historischen Kontext nicht kennt; nicht zuletzt, als er letztendlich ein typisches (und damit allgemeingültiges) totalitäres Regime beschreibt. Die genauen Details sind da letztendlich zweitrangig. Jedenfalls fand ich ihn gerade auch was den Aufbau und dann die Auflösungen betrifft extrem gut gemacht. Ich persönlich hatte auch kein Problem, Fangs Handeln nachzuvollziehen. Und vor allem auch die weitere Entwicklung rund um Wei stach für mich hervor. So viele Filme erzählen uns, dass es Sachen gibt, für die es sich zu sterben lohnt. Und ja, eh. Dennoch fand ich es so erfrischend wie wichtig, hier mal einen Film zu haben, der den Fokus vielmehr darauf legt, für etwas zu LEBEN. Auch wenn dies bedeutet, nachzugeben (was sonst in solchen Erzählungen ja meist als Niederlage dargestellt wird). Wie heißt es so schön: Wo Leben ist, ist Hoffnung. Und der letzten Szene gelang es dann, mir doch ein kleines Tränchen zu entlocken. Kritisch betrachtet mag "Detention" zwar die Spur zu lang sein, insgesamt hat er mir aber – inszenatorisch wie inhaltlich – ausgesprochen gut gefallen.
Fazit:
In der ersten halben Stunde hat mich an "Detention" vor allem die Inszenierung – sowohl optisch als auch atmosphärisch – begeistert. Wunderschöne Bilder, nägelkauende Spannung – das war ein echt starker Einstieg. Mit Beginn der Rückblenden wird "Detention" etwas ruhiger, und verändert sich auch tonal deutlich – machen dann doch die Horror- zunehmend den Drama-Elementen Platz. Was mich vielleicht gestört hätte, wenn ich die dort erzählte Geschichte nicht so mitreißend, wichtig, und schlimm gefunden hätte. Ja selbst der mich anfänglich noch nicht wirklich überzeugende Aufbau mit den drei Handlungsebenen sollte sich letztendlich mit dem wunderschönen Ende voll und ganz rechtfertigen. Wirklich auszusetzen habe ich wenig. Die eine oder andere Wiederholung hätte man sich schenken können, den Monstern ist die CGI-Herkunft teilweise anzusehen, und einen Hauch zu lang ist der Film ebenfalls. Meiner Begeisterung tat dies jedoch kaum einen Abbruch. Insbesondere jene, die sich für das asiatische Kino interessieren, sollten sich "Detention" deshalb unbedingt vormerken!