Mit: James Franciscus, Karl Malden, Catherine Spaak, Pier Paolo Capponi, Horst Frank, Rada Rassimov u.a.
Kurzinhalt:
Eines Abends wird der blinde ehemalige Journalist Franco Arno, von seiner Nichte liebevoll Cookie genannt, Zeuge eines verdächtigen Gesprächs in einem geparkten Auto. Als er tags darauf von einem Einbruch erfährt, der sich in unmittelbarer Nähe zugetragen hat, ist er davon überzeugt, dass der Mann im Auto damit in Verbindung steht. Als Fan von Puzzles und Rätseln wendet er sich an den Reporter Carlo Giordani, dem er seine Hilfe dabei anbietet, in diesem Verbrechen zu recherchieren. Zusammen versuchen sie, die Hintergründe des Verbrechens aufzudecken – womit sie sich jedoch selbst in größte Gefahr begeben…
Review:
Eine der größten Stärken von "Die neunschwänzige Katze" ist, wie schon zuvor bei "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", wieder einmal das großartige, alltägliche Setup: Arno geht an einem Auto vorbei, und überhört dabei ein verdächtiges Gespräch. Das könnte uns letztendlich allen jederzeit passieren – und eben dies wiederum zwingt den Zuschauer dazu, sich zu fragen, wie er selbst in einer solchen Situation agieren würde. Und auch wenn wohl die wenigsten von uns (ob nun zum Besseren oder zum Schlechteren, sei dahingestellt) so wie "Cookie" die Sache selbst in die Hand nehmen würden, macht es dieses coole Setup dennoch leicht, sich in Arno hineinzuversetzen und damit auch in weiterer Folge mit ihm mitzufiebern. Was ebenfalls wieder besticht, ist Dario Argentos Inszenierung. Einerseits optisch – gibt es doch wieder ein paar wirklich wunderschöne Einstellungen – und andererseits, was die Atmosphäre betrifft, versteht (oder verstand?) er es doch wirklich, für Spannung zu sorgen. Unterstützt wird er dabei neuerlich von einem großartigen Score von Morricone. Und auch der eingestreute Humor (wie z.B., wenn Carlo just beim Friseur einen Zeitungsartikel über einen Mord mit einem Rasiermesser liest) hatte es mir angetan.
Insgesamt betrachtet fand ich "Die neunschwänzige Katze" aber leider deutlich schwächer als den "Vorgänger". Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass das Setup zwar wieder einmal grandios gewesen sein mag, sich Argento diesmal aber, im Gegensatz zum "Geheimnis der schwarzen Handschuhe", zu viel Zeit nimmt, um den Fall aufzuklären. Zwar gibt es durchaus auch in weiterer Folge einige spannende Sequenzen – nicht zuletzt das mit der vergifteten Milch – insgesamt ist der Fall aber zu ausgedehnt, und wird noch dazu durch einiges an dämlichen Verhalten und/oder konstruierten (und zugleich auch sehr vorhersehbaren) Wendungen künstlich gestreckt. Wie z.B., wenn die Gattin meint "Ich weiß, wer meinen Mann getötet hat", diese Information aber natürlich nicht gleich mitteilt, sondern sich lieber kurz darauf umbringen lässt. Oder auch damit, dass die alles entscheidende Notiz dann natürlich verloren geht. Wie mir die Szene in der Gruft generell zu ausgedehnt war. Überhaupt nicht meins war zudem die Pseudo-Wissenschaft rund um die Forschung des Unternehmens – weil auf den Quatsch rund um kriminelle Tendenzen, die sich aufgrund der Genetik ergeben, konnte ich mich leider überhaupt nicht einlassen. Die Auflösung, wer der Killer ist, fand ich zudem sehr unscheinbar; das entlockte mir maximal ein Achselzucken. Und der Showdown war dann irgendwie sehr unspektakulär, und das Ende zu abrupt. Und auch darstellerisch zeigt sich ein etwas durchwachsenes Bild. Karl Malden ist als "Cookie" natürlich phantastisch, demgegenüber hat James Franciscus jedoch auch hier wieder, wie schon bei "Rückkehr zum Planet der Affen", keinen großen (geschweige denn positiven) Eindruck bei mir hinterlassen. Im Gegensatz zu seinem großartigen Debüt zeigt sich somit bei "Die neunschwänzige Katze" für mich ein doch eher enttäuschends Gesamtbild.
Fazit:
Das Setup von "Die neunschwänzige Katze" fand ich wieder einmal großartig. Inszenatorisch gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Und die Filmmusik von Ennio Morricone war ebenfalls wieder über jeden Zweifel erhaben. Insgesamt hat mich Dario Argentos zweiter Film aber längst nicht mehr so überzeugt wie der erste. Hauptverantwortlich dafür sind die doch recht schleppend und dementsprechend eher spannungsarm verlaufenden Ermittlungen. Der Film ist einfach insgesamt – aber durchaus auch in einzelnen Szenen – zu lang, wobei bestimmte konstruierte Entwicklungen (wie z.B. gewisse Informationen nicht gleich weiterzugeben, sondern sich unbedingt treffen zu wollen – damit der Killer Gelegenheit hat, einen davor noch umzubringen) das ganze noch einmal künstlich herauszögern, und bei mir doch für etwas Frust sorgten. Auch auf die (pseudo-)wissenschaftlichen Hintergründe konnte ich mich nicht einlassen. Und sowohl Auflösung als auch Showdown fand ich dann doch eher schwach, und das Ende zu plötzlich. All dies macht "Die neunschwänzige Katze" zu einem doch eher enttäuschenden Mittelteil der sogenannten (losen) "Tier"-Trilogie.