Kurzinhalt:
Nach einem schweren Schicksalsschlag hat sich Maud Gott zugewandt, und ist zur Nonne geworden. Seither wird sie von einer Agentur als Pflegerin vermittelt. Ihr jüngster Auftrag führt sie zur ehemaligen Tänzerin Amanda, die Krebs im Endstadium, und damit nur mehr wenige Wochen zu leben hat. Doch Amandas sündhafter Lebenswandel ist der gottesfürchtigen Maud zunehmend ein Dorn im Auge. Als der Konflikt zwischen den beiden eskaliert und Maud gefeuert wird, droht sie endgültig jeglichen Halt zu verlieren. Letzten Endes sieht sie nur mehr einen – radikalen – Weg, um Amandas Seele zu retten, und zugleich selbst zur Heiligen zu werden…
Review:
Die Produktionsfirma "A24" hat sich in den letzten Jahren einen Namen als Lieferant von gefeierten Independent-Filmen gemacht – auch (aber nicht nur) im Horror-Genre. "The Witch", "Hereditary – Das Vermächtnis", "Midsommar" und "Der Leuchtturm" sind nur einige der Filme, die auf ihr Konto gehen – und zählen, aus meiner Sicht auch völlig zu Recht, zu den Genre-Highlights der letzten Jahre. "Saint Maud", das Regiedebüt von Rose Glass soll daran nun anknüpfen; entgegen des aktuellen Hypes in den sozialen Medien bin ich allerdings der Ansicht, dass dieser leider doch nicht ganz in der gleichen Liga spielt. Diese zeichneten sich zwar allesamt durch einen starken Drama-Anteil aus, im Falle von "Saint Maud" sehe ich es allerdings eher so, dass der kein Horror-Film mit Drama-Anteil ist, sondern vielmehr ein Drama mit Horror-Einschlag. Was ja grundsätzlich nichts Schlechtes sein muss (oder ist); ich möchte nur gerade auch angesichts des aktuellen Hypes davor warnen, hier spannungstechnisch ein ähnliches Kaliber wie die zuvor genannten zu erwarten.
"Saint Maud" brilliert vor allem in der ersten Hälfte, wo sich langsam eine zwar zarte, aber dennoch nette Spannung aufbaut. Hauptverantwortlich dafür ist die höchst interessante Dynamik zwischen Maud und Amanda. Schon allein die Unterschiede zwischen den Figuren macht diese Konstellation höchst brisant. Generell sprach mich das Setup – mit der Pflege einer sterbenden Person – durchaus an, und sorgte für so manchen eindringlichen Moment. Und dann sind beide Rollen von Morfydd Clark und Jennifer Ehle auch noch absolut phantastisch gespielt. Leider aber verliert der Film aus meiner Sicht ab dem Punkt, wo es zum Bruch zwischen den beiden kommt, doch einiges an Reiz. Auf sich allein gestellt ist Maud als Figur leider längst nicht so interessant, wie in Kombination mit Amanda. Der Film litt zudem aus meiner Sicht darunter, dass es zwar durchaus Andeutungen dazu gibt, was Maud einst widerfahren ist, dass sie auf diese radikale Weise zu Gott trieb, wir es aber leider nie genau erfahren. Man vergleiche das mit "Hereditary" oder "Midsommar", wo wir die besagten Schicksalsschläge direkt miterlebten. Jedenfalls machte es mir diese Lücke etwas schwer, so richtig in die Figur hineinzufühlen, ihren Werdegang nachvollziehen zu können, und damit auch, eine Bindung zu ihr aufzubauen. Zum Ende hin dreht "Saint Maud" dann nochmal ordentlich auf, und endet mit einer durchaus markerschütternden Szene. Im Mittelteil gelang es ihm aber eben leider halt nur bedingt, mich zu packen, und generell muss ich sagen: Eine wirklich beängstigende Stimmung verströmte "Saint Maud" leider nie. Was dann auch hauptverantwortlich dafür sein dürfte, dass sich der Film für mich länger anfühlte, als seine nur 84 Minuten. Immerhin: Inhaltlich konnte mich "Saint Maud" mit seinen religionskritischen Tönen durchaus ansprechen. Ähnlich mitgerissen und in seiner Stimmung gefangen wie die zuvor erwähnten Horror-Highlights von A24 hat mich "Saint Maud" aber leider nicht.
Fazit:
"Saint Maud" hat mir vor allem im ersten Drittel – nicht zuletzt aufgrund der interessanten Dynamik zwischen Maud und Amanda – sehr gut gefallen. Nachdem der Konflikt zwischen beiden eskaliert und Maud gefeuert wird, baute er in meinen Augen aber leider doch etwas ab. Maud an sich war grundsätzlich eine interessante, tragische Figur – aus meiner Sicht wäre es allerdings wichtig gewesen, ihre Vorgeschichte genauer aufzurollen. Dass der Film diesbezüglich sehr vage bleibt, machte es für mich nämlich leider sehr schwierig, ihre Entwicklung nachzuvollziehen, und damit auch, mit ihr mitzufühlen. Morfydd Clark hat dies allerdings ebenso großartig gespielt, wie Jennifer Ehle. Die sich anbietende Interpretation von religiösem Fanatismus als eine Form des Wahnsinns sprach mich als Atheist ebenfalls durchaus an. Und auch der Ausgang des Geschehens wusste zu gefallen. Im Mittelteil ging "Saint Maud" aber leider doch etwas die Luft aus, und generell hielt sich die Spannung hier doch eher in Grenzen – weshalb er sich insgesamt auch wesentlich länger anfühlte, als die gerade mal 84 Minuten. Insgesamt also zwar nicht schlecht – den Hype, der sich momentan rund um ihn bildet, kann ich allerdings wie ich gestehen muss nur bedingt nachvollziehen.