Mit: Stephen Lack, Jennifer O'Neill, Michael Ironside, Patrick McGoohan, Lawrence Dane, Robert A. Silverman u.a.
Kurzinhalt:
Unter uns leben Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Die sogenannten Scanners verfügen nämlich über telepathische und telekinetische Kräfte. Sie können nicht nur deine Gedanken lesen, sondern dich auch umbringen. Dementsprechend sind sie gefürchtet und werden verfolgt – wenn auch bislang nur von einer geheimen Organisation, ist das Geheimnis der Scanners doch bislang der breiten Öffentlichkeit noch nicht bekannt. Der schlimmste von ihnen ist Darryl Revok, der eine Revolutionsbewegung anführt, welche weitere Scanners schaffen und so die Kontrolle über die Menschheit gewinnen will. Dr. Paul Ruth wiederum ist der Leiter jener Organisation, die versucht, die Bedrohung durch die Scanners einzudämmen. Zu diesem Zweck rekrutiert er Cameron Vale, einen jungen Scanner, der sich erst vor kurzem seiner ganz besonderen Fähigkeiten bewusst wurde. Cameron soll sich in Revoks Organisation einschleichen, damit die Mitglieder in weiterer Folge dann aus dem Verkehr gezogen werden können. Doch schon bald kommen Cameron Zweifel an seiner Mission, und er beschließt, sich auf seine eigene Seite zu stellen…
Review:
Vom einen oder anderen Klassiker abgesehen (vor allem "Die Fliege") bin ich bei David Cronenberg erst relativ spät eingestiegen. Zwar habe ich mir seit "A History of Violence" all seine (neuen) Filme kurz nach ihrer Veröffentlichung (wenn auch nicht zwingend immer im Kino; oftmals hab ich auch auf die Leih-DVD gewartet) angesehen, mit seinem Werk davor war ich jedoch bis vor kurzem nur sehr rudimentär verbraucht. Letztes Jahr holte ich dann endlich mal "eXistenZ" und "Videodrome" nach – und heuer war nun endlich einer seiner absoluten Klassiker an der Reihe. Angesichts meiner Vorliebe fürs Genre ist mir eigentlich selbst unverständlich, wieso mir "Scanners" in meiner Jugend irgendwie nie unterkommen wollte (da es hierzulande keine Indizierung gibt, kann es daran nicht gelegen haben). Umso mehr, als ich vor knapp 20 Jahren über den furchtbaren Abklatsch "Momentum" gestolpert bin. Und auch Joe Begos' "The Mind's Eye" war ja eindeutig von "Scanners" inspiriert. Aber, wie heißt es so schön: Besser spät als nie, und so war es nun, nachdem ich mir die überaus schöne Limited Collector's Edition im Mediabook gegönnt habe, endlich soweit.
Ihr seht es schon an der Wertung: Weder habe ich es bereut, ihn mir nun endlich angesehen habe, noch war ich so absolut begeistert, dass ich mir dachte, "Boah, Wahnsinn, wie konnte ich mir dieses Meisterwerk nur all die Jahre entgehen lassen?!". In erster Linie sind es einzelne Szenen, die hervorstechen. Wie z.B. der Moment schlechthin, mit dem explodierenden Kopf, der früher im Verlauf des Films kam, als ich das erwartet hatte. Fast vierzig Jahre später konnte ich immer noch voll und ganz nachvollziehen, warum dies zu einem derart ikonischen Filmmoment (ähnlich dem "Chestbuster" aus "Alien") wurde. Davon abgesehen hatte es mir in erster Linie die Idee dieser Scanners – die sowohl telepathische als auch telekinetische Fähigkeiten in sich vereinen – angetan (wenn es auch zweifellos schon vor "Scanners" Filme über Menschen mit solchen Talenten gab, man denke nur an "Carrie"). Der Film profitiert zudem von Cronenbergs sehr sachlichen Inszenierung. Ich kann den Finger nicht genau drauflegen und es begründen, aber irgendwie wirkt das alles hier sehr wissenschaftlich, ja teilweise fast schon dokumentarisch. Dadurch wird das Geschehen glaubhaft(er), und gewinnt so an Wirkung. Sehr angetan war ich zudem von Howard Shores – teils sehr schräger – Filmmusik, sowie dem eingängigen Geräusch, das man erfand, um die Kräfte der Scanner zu "audialisieren". Was die Besetzung betrifft, stechen in erster Linie Patrick McGoohan und insbesondere Michael Ironside hervor. Das mit den End-Credits, die so gehalten waren wie die Computerdaten zuvor, war ebenfalls ein sehr cooler Einfall. Und nicht zuletzt der Showdown hatte es mir echt angetan, und überzeugte nicht zuletzt auch mit den wunderbaren, überzeugenden praktischen (Masken-)Effekten.
Allerdings: Von Stephen Lack in der Hauptrolle war ich leider doch eher enttäuscht (wäre das ein englisches Review, würde ich mich wohl zum Wortspiel "I found him lacking" genötigt sehen). Der war ja eigentlich eher Maler als Schauspieler, trat in nur elf (Kurz-)Filmen auf, und war gerade auch neben solchen Kalibern wie eben einem Patrick McGoohan, einem Michael Ironside, aber auch einer Jennifer O'Neill, eine denkbar schlechte Wahl. Aus meiner Sicht hätte es in der Rolle einen wesentlich ausdrucksstärkeren Darsteller gebraucht. Etwas unfreiwillig komisch fand ich auch die Kopfbewegungen beim Scannen; das war das einzige, was ich nicht 100%ig optimal umgesetzt fand. Generell hatte ich den Eindruck, dass der Film nach einem noch starken Beginn im Mittelteil dann doch ziemlich nachgelassen hat, ehe er sich zum Ende hin dann nochmal merklich steigerte. Vor allem aber tat ich mir mit der Szene schwer, wo Cameron – in der Prä-Internet-Ära – im Labor anruft, und sich über die Telefonleitung irgendwie mit Hilfe seiner Gedankenkraft in den Computer hineinhackt. Das fand ich dann doch sehr schwer zu schlucken; und war auch der Moment, wo "Scanners" dann nochmal einen Wertungspunkt extra verloren hat. Grundsätzlich war der aber schon ganz cool.
Fazit:
Auch fast vierzig Jahre später halte ich den Kultfaktor von "Scanners" durchaus nachvollziehbar. Diesen verdankt er in erster Linie der einen oder anderen denkwürdigen Szene, wobei insbesondere der berühmt-berüchtigte explodierende Kopf hervorsticht. Aber auch der Showdown war sehr gut umgesetzt, und hatte auch wieder einen für Cronenberg typischen Body-Horror-Einschlag. Auch die sehr sachlich-authentische Umsetzung des Themas hatte mir angetan. Der Score von Howard Shore war wunderbar – und passend – schräg, und auch der Ton, mit dem die telepathisch-telekinetischen Kräfte der Scanners vermittelt wird, war ein cleverer Einfall. Sehr angetan war ich zudem von Michael Ironsides Performance; aber auch der Auftritt von Patrick McGoohan sticht positiv hervor. Im Mittelteil lässt der Film zwar ein bisschen nach. Zudem fand ich in weiterer Folge die eine oder andere Szene etwas gar schwer zu schlucken. Und Stephen Lack war aus meiner Sicht leider der Aufgabe, diesen Film als Hauptprotagonist zu tragen, nicht wirklich gewachsen. Insgesamt ist "Scanners" aber schon ein cooler Film, wo ich jetzt schon sagen kann, dass es sicher nicht wieder 40 Jahre dauern wird, bis ich ihn mir das nächste Mal anschaue.