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Come True Drucken E-Mail
Alptraumhafter Horror von Anthony Scott Burns Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 03 Oktober 2020
 
Halloween-SPECiAL

 
Come True
Originaltitel: Come True
Produktionsland/jahr: Kanada 2020
Bewertung:
Studio/Verleih: Copperheart Entertainment/Raven Banner Entertainment
Regie: Anthony Scott Burns
Produzenten: U.a. Jason Blum & Kylie Du Fresne/td>
Drehbuch: Anthony Scott Burns & Daniel Weissenberger
Filmmusik: Electric Youth & Pilotpriest
Kamera: Anthony Scott Burns
Schnitt: keine Angabe
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: Noch nicht bekannt
Kinostart Kanada: 30. August 2020
Laufzeit: 105 Minuten
Altersfreigabe: Noch nicht geprüft
Trailer: YouTube
Kaufen: Noch nicht erhältlich
Mit: Julia Sarah Stone, Landon Liboiron, Christopher Heatherington, Chantal Perron u.a.


Kurzinhalt: Sarah ist vor kurzem von zu Hause abgehauen. Seither schläft sie entweder im Freien oder gelegentlich bei ihrer besten Freundin. Dauerhafte Lösung ist jedoch keines von beiden. Da kommt ihr das Angebot einer Universität für eine Schlafstudie gerade recht. Ein bequemes Bett, und auch noch dafür bezahlt bekommen?! Da meldet sie sich natürlich sofort an, und ist hocherfreut, als sie tatsächlich als Kandidatin angenommen wird. Ein bisschen unheimlich ist ihr die gesamte Prozedur dann allerdings schon. Umso mehr, als ihre Träume immer beunruhigendere Formen annehmen, sieht sie darin doch zunehmend einen mysteriösen, beängstigenden menschlichen Schatten. Als man ihr am nächsten Tag ein undeutliches Bild zeigt, erleidet sie eine heftige Panikattacke. Was geht da vor sich? Woran forscht die Gruppe rund um Dr. Meyer genau? Ist Sarah etwa in Gefahr?

Review: Szenenbild. "Come True" war in der ersten Hälfte auf bestem Kurs, für mich Highlight des heurigen SLASH Filmfestivals zu werden. Das Grundkonzept, der (Spannungs-)Aufbau, die originell gemachten und visuell bestechenden (Alp-)Traumsequenzen, einzelne echt gelungenen Spannungsmomente die mir einen kalten Schauer über den Rücken jagten (die Szene in der Waschküche!), die grandiose Grundstimmung, der saugeile Score (von Electric Youth, die zu "Drive" den Hit "A Real Hero" beisteuerten, und auch in der Doku "The Rise of the Synths" prominent vertreten waren), und nicht zuletzt die wirklich erschreckende Idee, dass uns Dinge aus unseren Träumen in die reale Welt verfolgen könnten – einfach nur fantastisch. Dem Film gelang es hier, mich völlig in seinen Bann zu ziehen, und ich fand ihn stellenweise derart beängstigend, dass ich mich dann echt zu fragen begann, wie zur Hölle ich in der darauffolgenden Nacht nur (geruhsamen) Schlaf finden soll. Dass das Ganze noch dazu einen starken 80er- und Carpenter-Touch hatte, war dann noch das Tüpfelchen auf dem "i". Also ja, erste Hälfte echt grandios.

Danach vollzieht er jedoch einen ziemlich starken erzählerischen Bruch – insofern, als wir das Institut auf einmal völlig zurücklassen. So fehlt in weiterer Folge nicht nur vom vermeintlichen Drahtzieher der Forschung, Dr. Meyer, jede Spur, wir erfahren auch nicht, was denn eigentlich mit den beiden männlichen Probanden geschah. Das hat mich dann doch etwas irritiert. Rückblickend finde ich zudem die Schlafwandelszene etwas zu lang. Grundsätzlich hatte zwar auch die einen extrem gelungenen Spannungsaufbau, aber angesichts der Tatsache, wo das dann letztendlich hinführte (nämlich irgendwie ins Nichts), hätte man die vielleicht doch etwas kürzen können. Vor allem aber: Die zentrale Romanze, die hier dann zunehmend in den Mittelpunkt rückt, hat für mich einfach überhaupt nicht funktioniert. Gut gemeinter Rat an alle Filmemacher (das -innen spare ich hier bewusst aus, weil ich glaube, denen muss man das nicht noch extra sagen; das ist glaub ich echt nur ein "dude"-Problem, dass man so ein Verhalten, weil's ja eigentlich eh lieb gemeint war, ur romantisch findet): Wenn ihr eine Liebesgeschichte erzählen wollt, lasst diese nicht Stalking anfangen. Dass Jeremy für dieses creepy Verhalten dann auch noch belohnt wurde, indem er Sarahs Herz erobert, war echt indiskutabel. Der absolute Tiefpunkt des Films war da sicherlich die Szene, wo sie seinen Traum – der natürlich von ihr handelt – beobachtet, was mit einem romantischen Lied unterlegt ist. Der Song selbst ist toll, aber die romantische Stimmung, die hier krampfhaft aufgebaut wurde, wollte sich bei mir einfach partout nicht einstellen. Dass Julia Sarah Stone (die grundsätzlich eine wirklich starke Performance zeigt, und den Film mit ihrer Ausstrahlung dominiert) derart jung aussieht, dass es der Film für notwendig erachtet, ihre Figur im Film noch extra darauf hinweisen zu lassen, dass sie eh schon achtzehn ist, macht das ganze um nichts weniger problematisch. Also ja, die Love Story hätten sie sich echt schenken sollen – und dass diese für mich nicht funktioniert hat, ist insbesondere angesichts der Tatsache, dass sie die treibende Kraft der zweiten Filmhälfte war, zweifellos ein Problem (wobei auch die zweite Hälfte immer noch ein paar wirklich gelungene, coole und/oder spannende Momente hatte, und zudem mit der möglicherweise besten Alptraumszene des Films aufwartet).

Szenenbild. Was das sehr umstrittene Ende betrifft: Ich war da im ersten Moment auch ziemlich vor den Kopf gestoßen. Zwar mochte ich selbst da schon die Grundidee mit dem Text, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte, allerdings blieb mir da insgesamt dann doch etwas zu viel offen, und ließ mich der Film dementsprechend fragend bis ratlos zurück. Allerdings, je mehr Zeit seit dem Abspann verstreicht, desto besser gefällt es mir. Ich bin ja grundsätzlich ein Freund von Filmen, die nicht alles übererklären (siehe zu Beginn die Erläuterung zu REM-Schlaf; echt jetzt?), und vieles der Fantasie des Zuschauers überlassen. Und zusammen mit dem echt gruseligen Bild des Schattens mit den leuchtenden Augen ist gerade auch das Ende für mich hauptverantwortlich, dass der Film bei mir bis heute nachhallt, und dies wohl auch noch eine ganze Weile lang tun wird. Ja, andere Filme des heurigen Festivals (die ich im Zuge des Halloween-SPECiALs teilweise auch noch besprechen werde) mögen in ihrer Gesamtheit gelungener sein – und trotzdem bin ich davon überzeugt, dass mir "Come True" von allen Filmen des heurigen SLASH wohl insgesamt am längsten in Erinnerung bleiben wird. Und dafür bin ich dann letztendlich auch bereit, ihm die völlig vermurkste Liebesgeschichte weitestgehend zu verzeihen.

Fazit: "Come True" ist zugegebenermaßen ein sehr eigenwilliger Film. Wird man so wie ich von der alptraumhaften Stimmung in Beschlag genommen, wird es sicherlich leichter fallen, ihm so manchen narrativen Einschnitt, sowie die verkorkste Love Story, nachzusehen. Und selbst dann stellt Anthony Scott Burns das Wohlwollen des geneigten Zuschauers mit einem heftig diskutierten Twist nochmal auf eine harte Probe. Ich für meinen Teil kann allerdings nur festhalten, dass "Come True" – eben mit Ausnahme der Liebesgeschichte – für mich sehr gut funktioniert hat. Meine Vorliebe für alptraumhafte Stoffe dürfte dafür ebenso verantwortlich sein wie jene für die Genrefilme der 80er, denen Burns hier sowohl von Inhalt, Inszenierung als auch Soundtrack her nacheifert. Eine weitere wesentliche Stärke sind die wirklich gruselig gemachten Alptraumszenen. Und auch wenn der Film letztendlich eine andere Richtung einschlägt, aber allein den Grundgedanken, dass uns etwas aus unseren Alpträumen in die Wirklichkeit verfolgen könnte, fand ich überaus erschreckend. Nach dem aus meiner Sicht sehr schwachen – da zutiefst generischen – "Our House" hat sich Anthony Scott Burns somit in meinen Augen mit "Come True" wieder mehr als nur rehabilitiert.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Copperheart Entertainment)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2020





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