Kurzinhalt:
Der Jungfernflug der Enterprise B wird von Reportern und auch drei ganz prominenten Gästen begleitet: Ingenieur Montgomery Scott, Commander Pavel Chekov, sowie Admiral James T. Kirk. Dann jedoch kommt es zu einer Krise, und die – noch nicht ganz fertig gestellte – Enterprise ist das einzige Schiff in Reichweite: Zwei Transporter mit el-aurianischen Flüchtlingen an Bord sind in den Einflussbereich einer zerstörerischen Raumanomalie geraten. Beim Versuch, die Überlebenden zu retten, wird die Enterprise von der Raumanomalie getroffen, und Admiral Kirk in die Leere des Alls geschleudert. Knapp achtzig Jahre später zieht die Anomalie neuerlich durch die Galaxis. Der el-aurianische Wissenschaftler Soren ist besessen davon, diese umzuleiten – ist das zerstörerische Energiefeld doch das Portal in den sogenannten Nexus, wo Raum und Zeit keine Bedeutung haben, man in einem Paradies lebt, und auch nie altert. Eben dahin möchte Soren wieder zurückkehren – selbst, wenn es das Leben von Millionen unschuldiger Lebewesen bedeutet. Nur ein Schiff kann ihn aufhalten: Die Enterprise D unter dem Kommando von Captain Jean-Luc Picard. Doch im Kampf gegen Soren wird Picard Hilfe von einer Legende benötigen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Ich bin bekanntermaßen nicht der größte Fan von "Treffen der Generationen" – und das wirkt sich natürlich bis zu einem gewissen Grad auch auf die Romanadaption aus, welche der dortigen Handlung folgt. Neben dem leider sehr kurzen titelspendenden Treffen der Generationen (diesbezüglich gibt es im Literaturbereich – wo man halt nicht den Beschränkungen eines Filmbudgets unterliegt – einige wesentlich umfangreichere und damit auch bessere Crossover) betrifft dies insbesondere so manche logische Ungereimtheit im Hinblick auf den Nexus, angefangen dabei, dass für Kirk seit seiner Ankunft keine Zeit verstrichen ist (was auch die Frage aufwirft, warum Kirk und Picard nicht einfach noch ein paar Jährchen im Nexus geblieben sind, ehe sie aufbrachen, um Soren aufzuhalten) bis hin zur Frage, warum zum Teufel man nur so kurz vor dem Abschuss der Rakete zurückkehrte. Wenn Jean-Luc sich ein paar Stunden vor Sorens Ankunft zurückgenexust hätte, hätte er ihn sogar völlig ohne fremde Hilfe aufhalten können, Kirk wäre noch am Leben, und die Enterprise D wäre nicht zerstört worden. Klar, wäre nicht so spannend gewesen, aber hier opfert man zugunsten der Dramaturgie die Logik innerhalb der Geschichte. Von der Frage, ob denn nicht eigentlich beim Showdown neben Kirk und Soren noch zwei Picards hätten herumlaufen müssen, ganz zu schweigen. Der Nexus war aus meiner Sicht halt als Erklärung für das ersehnte Treffen der Generationen denkbar schlecht gewählt. Unter all diesen Schwächen leidet nun natürlich auch J.M. Dillards Romanadaption, wobei sie es für meinem Geschmack mit ihrem halbherzigen Erklärungsversuch (Picard meint am Ende als er in den Trümmern der Enterprise D steht im Hinblick auf Kirk's Tod, dass dies wohl der Wille des Universums war – echt jetzt?) wenn überhaupt nur noch schlimmer machte. Zudem haben sich mit der falschen Jahresangabe, was Worfs Dienstzeit auf der Enterprise betrifft (waren es doch zu diesem Zeitpunkt acht Jahre, und nicht zwölf), dem auf Warp Zehn gehenden Diskussegment (das nur über Impulsantrieb verfügt; der Warpantrieb ist ja in der Hauptsektion), sowie der Verwechslung der Defiant (aus "Das Spinnennetz") mit der Reliant ("Der Zorn des Khan") drei kleinere Fehler eingeschlichen, offenbar auch im Lektorat – leider – nicht aufgefallen sind.
Allerdings übernimmt J.M. Dillard natürlich nicht nur die Schwächen, sondern auch die Stärken des Films. So hat der Einstieg mit dem Wiedersehen mit Scotty, Chekov und Kirk zweifellos seinen Reiz. Nach dem Sprung zur nächsten Generation überzeugt man mit der netten (und leider nur vorübergehenden) Status Quo-Änderung rund um Datas Gefühlschip, der Tragödie rund um Picards Familie (die den Szenen im Nexus dann das nötige emotionale Gewicht verleiht), dem Auftritt der Duras-Schwestern (womit man praktisch direkt an den betreffenden fortlaufenden Handlungsstrang aus der Serie anknüpft), den netten Szenen im Nexus (die uns auch etwas mehr über die Figuren verraten), sowie den dann durchaus gefälligen (wenn auch etwas kurzen) Showdown (wobei J.M. Dillard natürlich der ursprünglichen Version aus dem Drehbuch folgt – denn das Finale wurde ja nach den ersten Testscreenings dann teilweise neu gedreht – wobei sie meinen Lieblingsteil daraus, nämlich Kirks Kletterpartie, leider ausspart). Zudem finden sich hier einige Szenen wieder, die ursprünglich im Drehbuch standen und teilweise auch gedreht wurden, im fertigen Film aber herausgeschnitten wurden (wobei diese zu einem Großteil eh auch als Zusatzmaterial auf DVD/Blu-Ray zu besichtigen sind). Und doch: So richtig packen, geschweige denn begeistern, wollte mit "Generationen" leider auch in Romanform wieder nicht. Letztendlich gibt es dann aber doch noch eine ganz wesentliche Stärke, die dafür sorgt, dass mir der Roman zumindest die Spur besser gefallen als der Film: J.M. Dillard fügt eine – von ihr ersonnene – zusätzliche Szene ein, in der Spock und McKay den Tod ihres Freundes (nach dem Jungfernflug der Enterprise B) betrauern. Dieser eine Moment war wirklich wirklich stark, und auch sehr schön geschrieben (wie z.B., wenn McCoy zu Spock sagt, dass er ihn bedauert, "…weil Sie uns alle überleben werden. Weil die Zeit Sie immer wieder mit dem Verlust eines guten Freundes konfrontiert."). Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass auch dieser Roman wieder den in den Büchern geschaffenen Kontinuität folgt, die leicht von den Filmen abweicht. Sprich: Kirk wusste bis "Der Zorn des Khan" nicht, dass er einen Sohn hat; zudem stand er kurz davor, Carol zu heiraten (siehe den Roman zu "Das unentdeckte Land"). Wenn man sich "Generationen" als erste der Adaptionen vorknöpft, mag das leicht irritieren. Letztendlich finde ich es aber gut, dass man somit zumindest innerhalb der Romane Kontinuität wahrt.
Fazit:
Wer – so wie ich – "Treffen der Generationen" nicht zu seinen Favoriten zählt, den wird auch J.M. Dillards Romanversion nicht vom Gegenteil überzeugen. Notgedrungen übernimmt sie sowohl die (überschaubaren) Stärken als auch die (vor allem logischen) Schwächen des Drehbuchs, wobei man neben der aus dem Film bekannten Handlung u.a. auch noch die geschnittenen Szenen als Teil der Geschichte präsentiert bekommt. Die größte Stärke von "Generationen" ist jedoch der von Dillard ersonnene, kurze Moment nach Kirks vermeintlichem Tod zwischen Spock und McCoy; der allein ist es aus meiner Sicht schon wert, den Roman zu lesen. Davon abgesehen ist das Buch jedoch, wie der Film, eine eher durchwachsene Angelegenheit.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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