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The Stand - Das letzte Gefecht Drucken E-Mail
King's Mär vom Untergang einer Zivilisation Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 29 August 2020
 
Titel: "The Stand - Das letzte Gefecht"
Originaltitel: "The Stand"
Bewertung:
Autor: Stephen King
Übersetzung: Harro Christensen, Joachim Körbler & Wolfgang Neuhaus
Umfang: 1712 Seiten (D)
Verlag: Heyne (D), Doubleday (E)
Veröffentlicht: September 1978 (E, ursprüngliche Fassung)
ISBN: 978-3-453-43818-3 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: In einer militärischen Forschungseinrichtung in den USA kommt es zum Ausbruch eines künstlich erschaffenen Erregers, der höchst ansteckend und vor allem tödlich ist. Ein einzelner Mann, der sich nicht an die Quarantänebestimmungen hält, und mit seiner Frau und ihrem Neugeborenen flieht, sorgt dann schließlich dafür, dass sich das Virus auch außerhalb der Basis verbreitet – zuerst in Amerika, und schließlich in der ganzen Welt. So kommt es dann schließlich zum Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen. Und dennoch bedeutet der Ausbruch nicht das Ende der Menschheit – gibt es doch eine kleine Personengruppe, die gegen das Virus immun zu sein scheint. Diese träumen schon bald von einer sehr alten afroamerikanischen Frau, Mutter Abigail, die sie zu sich ruft. Um sie herum entsteht schließlich, angeführt von Stu Redman, in den Überresten einer Kleinstadt eine neue, kleine Gemeinschaft. Doch damit ist die Gefahr für die Menschheit noch nicht gebannt. Der schwarze Mann, der sich selbst Randall Flagg nennt, scharrt in Las Vegas die Kriminellen, die Gewalttätigen, die Verrückten und die Verlorenen um sich. Mit deren Hilfe will er die Atomraketen eines nahegelegenen Raketensilos aktivieren und in Richtung der neu geschaffenen Siedlung starten – und so das endgültige Ende der Menschheit einläuten. Stu Redman und seine Kumpanen rüsten sich zum letzten Gefecht…

Review: Zwar habe ich in meinen 20ern viele King-Romane gelesen, im Gegensatz zum ebenfalls epischen "Es" (den ich nach wie vor für sein Meisterwerk halte) hatte ich mich damals aber über das noch einmal die Spur längere Endzeit-Epos "The Stand – Das letzte Gefecht" – trotz Kenntnis der Miniserien-Adaption aus den 90ern – nicht drübergetraut. In Anbetracht der anstehenden Neuverfilmung von bzw. für CBS All Access, dem Blu-Ray-Release des TV-Klassikers (den ich zum Anlass nahm, mir die Miniserie nach all der Zeit wieder einmal anzusehen) und nicht zuletzt auch der seit dem Frühjahr unser Leben dominierenden akuten Corona-Pandemie schien mir allerdings nun der ideale Zeitpunkt gekommen, bisher versäumtes nun endlich nachzuholen (einigen von euch mag dies makaber erscheinen; an dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert, dass ich Wiener bin; und ist ein gewisser Hang zum Morbiden angeboren). Ich habe mich dabei für die überarbeitete, ungekürzte und 1990 neu aufgelegte Version entschieden. Zwar fand ich auf Goodreads und Co. auch so manche Meinung, die darauf beharrte, dass die alte Fassung die bessere und packendere sei, letzten Endes ziehe ich zur Bewertung eines Werks aber immer – soweit möglich/verfügbar – die vom Künstler bevorzugte Version vor. Und sofern ich es richtig verstanden habe, dass das neu hinzugekommene Material in erster Linie zu Beginn – beim Ausbruch der Pandemie – anzutreffen ist, dürfte ich damit insofern die richtige Entscheidung getroffen haben, als mir genau dieser Teil letztendlich an "The Stand" mit Abstand am besten gefallen konnte. Teilweise liegt dies sicherlich an der aktuellen Krise, die einerseits dazu einlädt, Stephen Kings fiktive Darstellung eines solchen Ausbruchs mit der Realität zu vergleichen (was ich doch recht spannend fand), und andererseits seiner Dystopie noch einmal etwas mehr Plausibilität und damit auch Relevanz verleiht.

Aber auch davon abgesehen war es in erster Linie jener Teil, der sich mit der Ausbreitung des Virus und damit der Auslöschung eines Großteils der Menschheit auseinandersetzte, der mir unter die Haut ging (was sich übrigens mit der TV-Miniserie deckt, auch dort gefällt mir der erste Teil mit Abstand am besten). Da waren einfach sehr viele starke Momente darunter, und wenn die verschiedenen Figuren geliebte Menschen verlieren, fällt es leicht, mit ihnen mitzufühlen. Und generell beschreibt Stephen King hier ein absolutes Alptraumszenario – und eine Pandemie, vor der es kein Entkommen zu geben scheint. Jedenfalls fand ich diesen Teil des Romans sehr packend, und stellenweise wirklich erschreckend. Nachdem dann aber mal ein Großteil der Menschheit ausgelöscht wurde, nahm der Reiz, den "The Stand" auf mich ausübte, leider merklich ab. Irgendwie fand ich, dass im kompletten Mittelteil doch ziemlich die Luft draußen war. Zugegebenermaßen halfen die in diesem Teil dann verstärkt zu Tage tretenden religiösen Aspekte in meinem Fall (als bekennenden Atheisten) jetzt nicht unbedingt, mich abzuholen – andererseits ist das eine Mystery-Geschichte voller übernatürlicher Elemente, da kann ich von mir aus auch akzeptieren, dass die Geschicke der Welt tatsächlich von einer höheren Macht gesteuert wird. Oder, wenn ich an den Teufel – in Form von Randall Flagg – glauben kann, dann schaffe ich das (im Kontext dieses Romans) auch mit Gott. Aber irgendwie hat mich diese komplette Geschichte über die lange Odyssee der einzelnen Personen, bis sie endlich mal bei Mother Abigail oder in weiterer Folge dann der neuen Siedlung eintreffen, nicht wirklich gepackt. Statt zu Beginn, mit dem Ausbruch der Pandemie, hätte ich somit vielmehr an dieser Stelle den Rotstift angesetzt, und ordentlich gekürzt – verliert sich King doch an dieser Stelle zunehmend in der Fülle der von ihm geschaffenen Figuren und Handlungsstränge.

Darüber hinaus finden sich gerade auch in diesem Teil des Romans so manche unfreiwillig komische (wie das Singen der Hymne – auch das haben Roman und 90er-Adaption gemein) bis hin zu richtiggehend nervige Momente. Letzteres gilt insbesondere für diesen "happy crappy"-Typen, den ich absolut nicht ausgehalten habe. Da war ich echt kurz davor, meinen Kindle mit voller Wucht in die Ecke zu werfen. Der Trash Can Man ist zwar auch nicht viel besser, spielt aber zumindest in weiterer Folge im Geschehen eine wichtige Rolle. Aber den Typen hätte man locker rausschreiben können, ohne etwas zu verlieren. Wie ich generell den Eindruck hatte, dass King gerade auch in diesem Teil des Romans seiner ausschweifenden Ader viel zu sehr nachgab, und dabei völlig den Fokus der Geschichte verlor. Zum Ende hin dreht "The Stand" dann allerdings erfreulicherweise doch nochmal ein bisschen auf. Wenn Stu und die anderen losziehen, wird ihre Reise auf durchaus mitreißende Art und Weise geschildert, und bis auf die sich aus dem Himmel herabsenkende Hand Gottes, die sich mindestens so lächerlich liest, wie sie in der Miniserie umgesetzt wurde (ich bin echt schon gespannt, wie man das bei der Neuinterpretation von CBS All Access handhaben wird – Wortspiel nicht beabsichtigt). Und auch auf den Epilog mit Randall Flagg hätte ich ebenso lieber verzichtet, wie die "back to the roots"-message, die mir "The Stand" zum Ende hin zunehmend zu vermitteln schien. Was allerdings den ganzen Roman hinweg überzeugen kann, ist Kings Händchen für vielschichtige, interessante und abwechslungsreiche Figuren. Für "The Stand" hat er rund 20 Charaktere erschaffen, die eine mehr oder weniger große Rolle im Geschehen spielen, und schafft es dennoch, sie alle klar voneinander abzugrenzen. Klar findet man manche weniger interessant als andere – von sympathisch ganz zu schweigen – trotzdem sei diese Leistung hervorgehoben. Und auch das eine oder andere sehr schöne, denkwürdige Zitat (wie "Love didn't grow very well in a place where there was only fear, just as plants didn't grow very well in a place where it was always dark.") findet sich hier. Ähnlich fasziniert und/oder gepackt wie so manch anderes Werk von King hat mich "The Stand" allerdings nicht.

Fazit: "The Stand – Das letzte Gefecht" beginnt überaus packend. Man muss den Roman nicht gerade während der Corona-Pandemie lesen, um den Einstieg rund um den Ausbruch des tödlichen Virus als ungemein niederschmetternd zu empfinden. Dieser Teil des Romans ging mir echt unter die Haut, und jagte mir mehrmals einen kalten Schauer über den Rücken. Aus meiner Sicht konnte King in weiterer Folge an diesen starken Anfang danach nicht mehr ganz anknüpfen. Sowohl die Reise zu Mother Abagail als auch den langsamen Aufbau der neuen Gesellschaft fand ich dann doch entschieden zu ausschweifend geschildert. Darüber hinaus gab es auch einzelne Aspekte, die ich als richtiggehend nervig empfand. Und mit der wichtigen Rolle, welche Religion, Glauben und Gott hier spielen, tat ich mir auch etwas schwer. Zum Ende hin dreht "The Stand" dann zwar nochmal auf, doch ganz perfekt war leider auch dieser Teil nicht. Die Hand Gottes liest sich im Roman ähnlich lächerlich, wie sie in der Miniserie rüberkam, mit dem "back to the roots"-Touch des Finales wurde ich auch nicht wirklich warm, und vor allem auf den Epilog hätte ich dann doch lieber verzichtet. Trotzdem gelang es "The Stand" im letzten Drittel dann wieder wesentlich besser, mich zu unterhalten, als im doch recht zähen Mittelteil. Und auch Stephen Kings Gespür für Figuren sticht bei diesem Roman wieder mal hervor. An seine ganz großen Klassiker wie "Shining" und insbesondere "Es" kam "The Stand", trotz eines noch wirklich starken und mitreißenden Auftakts, für mich aber nicht heran.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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