Originaltitel: Before a Fall Episodennummer: 1x07 Bewertung: Weltweiter Internet-Release: 20. Dezember 2019 (Netflix) Drehbuch: Marc Jobst & Alik Sakharov Regie: Michael Ostrowski Besetzung:
Henry Cavill als Geralt of Rivia,
Anya Chalotra als Yennefer,
Freya Allan als Ciri,
MyAnna Buring als Tissaia,
Royce Pierreson als Istredd,
Mahesh Jadu als Vilgefortz,
Mimi Ndiweni als Fringilla,
Anna Shaffer als Triss,
Lars Mikkelsen als Stregobor,
Jodhi May als Queen Calanthe,
Adam Levy als Mousesack,
Björn Hlynur Haraldsson als Eist,
Maciej Musial als Sir Lazlo,
Ella-Rae Smith als Fola,
Anna Burnett als Glacella,
Lilly Maria Cooper als Murta,
Anna-Louise Plowman als Zola,
Terence Maynard als Artorius,
Judit Fekete als Vanielle of Brugge,
Tobi Bamtefa als Sir Danek,
Joshua Higgott als Hegor,
Rob Malone als Anton,
Viola Prettejohn als Fake Ciri,
Martin Berencsy als Korin,
Paul Kynman als Giant Rider,
Howard Chadwick als Chubby Merchant,
Louis Boyer als Nilfgaardian Sentry,
Daniel Burke als Nilfgaardian Soldier u.a.
Kurzinhalt:
Geralt von Rivia sieht, wie eine Armee von Nilfgaard nach Cintra marschiert. Um sicherzustellen, dass jenes Kind, für das er gemäß des Rechts der Überraschung verantwortlich ist, in Sicherheit ist, reitet er rasch nach Cintra. Dort erfährt er, dass es sich bei besagtem Kind um Prinzessin Ciri handelt. Doch Königin Calanthe denkt gar nicht daran, ihm ihre Enkeltochter zu überlassen. Zuerst versucht sie ihm ein anderes Mädchen anzudrehen, und als er diesen Trick bemerkt, lässt sie ihn in den Kerker sperren. Als man dann schließlich kommt, um ihn während des Angriffs daraus wieder zu befreien, damit er Ciri in Sicherheit bringen kann, ist es bereits zu spät. Und so bleibt Geralt nichts anderes übrig, als die Verfolgung der geflohenen Prinzessin aufzunehmen. Währenddessen besucht Yennefer ihren alten Freund Istredd bei Ausgrabungen in Nazair. Von diesem erfährt sie von Tissaias Bitte, nach Aretuza zurückzukehren, wo der Rat der ZauberInnen in Kürze darüber entscheiden wird, was man im Hinblick auf den aggressiven Vorstoß von Nilfgaard unternehmen will. Yennefer beschließt, der Einladung zu folgen – und findet sich somit wieder in jenen Hallen wieder, die ihr Leben für immer verändern sollten. Doch auch sie ist längst nicht mehr das gebrochene, hilflose Mädchen, das dort einst ihre Ausbildung begann…
Review:
"Vor dem Fall" rollt nun die Vorgeschichte zum Cintra-Teil aus "Des Endes Anfang" auf. Ich verstehe zwar grundsätzlich, was die Macher mit dieser verschachtelten Erzählweise beabsichtigten, bleibe aber bei meiner Überzeugung, dass eine rein chronologische Erzählung besser gewesen wäre. Weil: Dort fehlte einem der nötige Kontext, um so richtig ins Geschehen involviert zu sein. Nun erhalten wir diesen – meines Erachtens aber zu spät, da wir nun eben schon wissen, was passieren wird, und es sich im Prinzip nur mehr um eine Wiederholung handelt. Aus meiner Sicht wurde hier dem Wunsch, möglichst clever zu sein, die emotionale Wirkung der betreffenden Szenen geopfert – ein denkbar schlechter Tausch. Davon abgesehen hat mir "Vor dem Fall" aber sehr gut gefallen. Ja, besagter Kontext mag für meinen Geschmack zu spät kommen, aber spät ist immerhin noch besser als gar nicht. Endlich verstehen wir, was es mit dem Angriff auf sich hatte, und was hier auf dem Spiel steht. Das macht die komplette Story von "The Witcher" gleich um einiges mitreißender.
Sehr gut gefallen konnte mir auch der Handlungsstrang rund um Yennefer, die hier nun mit den Folgen ihrer Entscheidungen konfrontiert wird. Wie Istredd richtig festhält, hat sie sich damals für Macht, statt für ein geruhsames Leben zusammen mit ihm, entschieden. Und das Schlimmste daran ist, dass nun nicht einfach nur sie selbst den Preis dafür zahlen muss – da ihr dabei eben die Möglichkeit genommen wurde, Kinder zu bekommen – sondern vielleicht die gesamte Welt. Denn hätte Yennefer die Entscheidung des Rates akzeptiert und wäre sie nach Nilfgaard gegangen, wäre es ihr vielleicht möglich gewesen, den dort nun eingeschlagenen aggressiven Kurs der Eroberung zu verhindern. Natürlich konnte sie dies damals nicht wissen, weshalb man ihr nicht wirklich einen Vorwurf machen kann – es macht aber durchaus Sinn, dass Yennefer selbst sich sehr wohl zumindest teilweise verantwortlich fühlt. Vor allem aber zeigt es auf sehr schöne Art und Weise aus, welche unerwarteten – und unerwünschten – Folgen unsere Entscheidungen manchmal haben können. Aber auch die ihre Rückkehr nach Aretuza fand ich sehr interessant – nicht zuletzt, als die Szenen zeigten, wie sich Yennefer seit ihrer Ankunft dort verändert hat. Und auch die Besprechung des Rats der Zauberer hatte es mir angetan; mir schien es hier, ähnlich wie beim "Herrn der Ringe", auch einige thematische Ähnlichkeiten zum Zweiten Weltkrieg zu geben (mit Nilfgaard als Platzhalter für das Nazi-Reich, und dem Rat der Zauberer quasi als die Alliierten, die überlegen, ob bzw. wann sie eingreifen sollen). Im dritten Handlungsstrang setzt Ciri ihre Flucht fort; dieser verläuft erstmal noch recht unspektakulär, bietet dann jedoch mit ihrem Anfall am Ende nochmal einen echten Höhepunkt (lasst mich raten: Sie ist genau ein solches Mondkind, vor dem Stregobor gewarnt hat?). Zuletzt sei auch noch auf die eine oder andere schöne Dialogzeile hingewiesen, die es mir angetan hatte; nicht zuletzt "This place isn't safe if you're alone." "Then it's the same as every other place." Jedenfalls: Nach anfänglicher Skepsis gelingt es nun, da die Handlungsstränge immer mehr zusammenlaufen, "The Witcher" auf zunehmend, mich für sich zu gewinnen.
Fazit:
In "Vor dem Fall" wird nun die Vorgeschichte zur Cintra-Handlung im Serienauftakt aufgerollt. Das gibt dem dortigen Geschehen nun endlich den nötigen Kontext, was grundsätzlich und zweifellos positiv ist – dennoch bin ich mit dem gewählten, verkrampft auf komplex und clever getrimmten Aufbau nicht wirklich glücklich. Denn damals fehlte uns das nötige Verständnis dafür, was hier vor sich geht, um mitzufiebern – und nun, da wir dieses endlich haben, handelt es sich halt genau genommen nur mehr um eine Wiederholung. Davon abgesehen hatte ich an "Vor dem Fall" aber nichts auszusetzen, gefiel mir sowohl die Aufrollung, wo Geralt eigentlich während des Angriffs von Nilfgaard war, als auch der Handlungsstrang rund um Yennefer, der insbesondere mit ihrer Rückkehr nach Aretuza, sowie der Frage, ob sie den aktuellen Kurs Nilfgaards vielleicht hätte korrigieren können, punktete. Die Storyline rund um Prinzessin Ciri mag zwar recht unspektakulär verlaufen sein, sorgte dann jedoch mit ihrem Anfall nochmal für einen hochdramatischen Ausklang, und insgesamt gelang es "Vor dem Fall" jedenfalls, mich jetzt schon richtig neugierig aufs Staffelfinale zu machen.