Originaltitel: Pilot Episodennummer: 1x01 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 22. Januar 2010 Erstausstrahlung D: 01. Juli 2011 (TNT Serie) Drehbuch: Remi Aubuchon & Ronald D. Moore Regie: Jeffrey Reiner Hauptdarsteller:
Eric Stoltz als Daniel Graystone,
Esai Morales als Joseph Adama,
Paula Malcomson als Amanda Graystone,
Alessandra Torresani als Zoe Graystone,
Magda Apanowicz als Lacy Rand,
Sasha Roiz als Sam Adama,
Brian Markinson als Jordan Duram,
Polly Walker als Sister Clarice Willow.
Gastdarsteller:
u.a.
Kurzinhalt:
58 Jahre vor dem Fall der zwölf Kolonien müssen die Greystones einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Ihre Tochter Zoe war gerade dabei von zu Hause abzuhauen und zusammen mit einigen ihrer Freunde – die ebenfalls sie wie den einen wahren Gott anbeten – auf einem anderen Planeten ein neues Leben anzufangen, als sie einem Selbstmordanschlag zum Opfer fällt. Bei der Trauerfeier lernt Daniel Greystone dann den Anwalt Joseph Adams kennen, der bei dem Terroranschlag seine Frau und seine Tochter verloren hat, und nun ihren gemeinsamen Sohn William alleine aufziehen muss. Kurz darauf stößt Daniel auf ein Gerät seiner Tochter, mit dem sich diese regelmäßig in perverse Holo-Simulationen eingeloggt hat. Zoe nutzte das Programm aber scheinbar für einen ganz anderen Zweck, nämlich um eine digitale Kopie ihrer eigenen Persönlichkeit zu erstellen. Mit Hilfe ihrer Freundin Lacy, die in letzter Sekunde kalte Füße bekam und daher überlebt hat, lernt Daniel diesen Avatar kennen – und merkt schon bald, dass seine Tochter hier etwas außergewöhnliches geschaffen hat. Da Daniels Firma wiederum an der Entwicklung von Kampfrobotern arbeitet, sieht er die Chance, Zoe auf diese Weise ein zweites Leben zu ermöglichen. Doch dafür braucht er die Hilfe von Joseph Adams…
Review:
Ich verstehe natürlich, dass es für Fans von "Galactica" keine erfreulichen Nachrichten waren, dass die Ablegerserie nach nur achtzehn Episoden eingestellt wurde – in meinem Fall erweist sich das für "Caprica" jedoch als Glück. Denn, ganz ehrlich: Angesichts der Tatsache, dass ich schon von der Vorgänger-Serie nicht ganz so begeistert war wie viele andere, hätte ich mir "Caprica", wenn sie ähnlich langlebig gewesen wäre wie "Battlestar Galactica", wohl gespart. Aber achtzehn Episoden, da ist man dann doch rasch durch, weshalb ich ihr nun eben doch eine Chance gegeben habe. Der Einstieg ist mir allerdings, wie ich gestehen muss, alles andere als leicht gefallen. Diese simulierte Welt in der sich die Teenies herumtreiben und alle möglichen schlimmen Sachen machen sollte wohl schockierend sein, und mag dieses Ziel bei den verklemmten Amis erreicht haben; ich als aufgeklärter und weltoffener Europäer fand da allerdings nichts, was mich sonderlich erschüttert hätte. Letztendlich ist es nur die konsequente Weiterentwicklung unserer – bzw. der damaligen – Gegenwart, nur halt, dass statt den berühmt-berüchtigten Killerspielen und Internet-Pornos sich das Ganze in eine Holo-Simulation verlagert hat (zu meiner Zeit haben wir halt noch draußen mit Spielzeugwaffen herumgespielt, und gab's statt Internet-Pornos Softsex-Erotikfilmchen im Samstagabend-Programm, bzw. vereinzelte Hardcore-Streifen, die via VHS weitergegeben und wie der heilige Gral abgefeiert und verehrt wurden. The more things change, the more they stay the same).
Nach diesem ach-so-schockierenden Einstieg vermittelte mir "Caprica" wiederum kurz den Eindruck, ich wäre hier in einer Teenie-Soap gelandet. Der Schwerpunkt lag in diesem Teil des Piloten sehr stark auf Zoe; ihre Eltern traten nur als Reibungspunkte in Erscheinung. Ihr Konflikt wirkte dabei auf mich sehr klischeehaft, und generell fragte ich mich in der ersten rund Viertelstunde noch, warum mich all das – inklusive ihrem vermeintlichen Plan, abzuhauen – interessieren, geschweige denn was das mit "Battlestar Galactica" zu tun haben soll. Die hier vorgestellte Welt war für meinen Geschmack zudem der unseren viel zu ähnlich (Gebäude, Autos usw.). Gerade auch im Hinblick auf die Offenbarung aus dem BSG-Finale viel es mir doch etwas schwer, mich darauf einzulassen, und an eine derart parallele Entwicklung zu glauben. Da tun sich Serien, die auf unserer Erde und entweder in der Gegenwart oder nur ganz leicht in der Zukunft spielen, halt leichter (nicht jeder hat das Budget von "Star Wars", um glaubwürdig eine weit, weit entfernte Galaxis zum Leben zu erwecken). Das Selbstmordattentat war dann zwar für mich ebenso ein Schock wie für Zoe, kam jedoch aus meiner Sicht zu früh. Zu diesem Zeitpunkt hatte man weder mit ihr, noch mit ihren Eltern, eine Bindung aufgebaut (von Adams ganz zu schweigen). Insofern wäre aus meiner Sicht eine Doppel-bis Dreifach-Folge, mit dem Attentat am Ende des ersten Teils, besser gewesen, als ein klassischer Pilotfilm. Jedenfalls tat ich mir doch sehr schwer, bis ich in die Geschichte hineingefunden hatte. In der zweiten Hälfte wird es dann aber zunehmend besser. Einzelnes hat zwar auch dort für mich nicht so recht funktioniert (die Szene, wo "Caprica" zwischen Sex und Gewalt hin- und herschneidet, war z.B. sehr offensichtlich von "München" inspiriert – und war dort ungleich effektiver), aber dank ihrer Trauer gelang es mir dann doch langsam, eine Bindung zu Daniel, Amanda und Joseph aufzubauen. Mir gefiel dabei u.a. die Betrachtung der sehr unterschiedlichen Zugänge, wie sie alle mit ihrer Trauer umgehen. Und vor allem die Szene, wo Amanda die Abschiedsnachricht von Zoe sieht, war wirklich sehr stark (und von Paula Malcomson großartig gespielt).
So richtig dreht der Pilotfilm dann aber auf, sobald Daniel die Kopie seiner Tochter in der Holo-Simulation gefunden hat. Eines der größten Stärken des Piloten war dabei für mich die Offenbarung, wo denn eigentlich die Überzeugung der Cylonen rund um den einen wahren Gott herkam – für Maschinenwesen nämlich eine doch eher untypische Einstellung. Hier erfahren wir es nun: Dies ist auf Zoe zurückzuführen, die eben diesen Glauben vehement vertrat. Die Gedankenmuster einer religiösen Fanatikerin in solche Killermaschinen (die hier übrigens wirklich sehr gut getrickst waren) einzubauen, ist halt eben doch nicht die beste Idee. Das fand ich wirklich klasse. Wie man sich dem Thema Religion hier generell wieder etwas kritischer widmete. Und die Offenbarung rund um Adams war zwar angesichts der Namensgleichheit keine übermäßig große Überraschung, brachte aber immerhin eine deutliche Verknüpfung zu "Battlestar Galactica" mit sich. Zwar gab es auch in der zweiten Hälfte des Piloten noch einzelne Misstöne bzw. Dinge, die weniger gelungen waren (dass die Chef-Schwester dem Glauben auch angehört war z.B. schrecklich vorhersehbar; und ich verwette viel drauf, dass sie auch für die Anschläge verantwortlich war). Dennoch gelang es dem Pilotfilm dort dann – nach meiner anfänglichen Abneigung – doch noch ansatzweise, die Kurve zu kratzen. Ob das jedoch genug Stoff für eine (wenn auch kurzlebige) Serie ist, oder sich das nicht doch besser in einem einzelnen Prequel-Film hätte behandeln lassen, muss sich erst weisen.
Fazit:
In der ersten Halbzeit habe ich mich mit dem Pilotfilm von "Caprica" ausgesprochen schwer getan, und dachte mir: Wenn das so weitergeht, werden sich selbst die nur 18 Episoden ziehen und zu einer regelrechten Qual werden. Aus meiner Sicht kam der schwere Schicksalsschlag einfach zu früh, nämlich bevor zu einer der Figuren eine Bindung aufbauen konnten. Die anfängliche Holo-Simulation verfehlte zudem die wohl gewünschte Schockwirkung bei mir völlig. Und generell wirkte das zu Beginn eher noch wie eine Teenie-Soap oder wie ein Familiendrama, aber nicht wie eine Science Fiction-Serie – oder auch ein Prequel zu "Battlestar Galactica". In der zweiten Hälfte hat sich "Pilot" dann aber doch noch so halbwegs gemacht. Man lernt die Figuren langsam kennen, und baut nicht zuletzt aufgrund ihrer Trauer eine Verbindung zu ihnen auf. Es gab einzelne starke Momente, wie z.B. wenn Amanda um ihre Tochter trauert. Das mit der digitalen Kopie von Zoe war ebenfalls interessant. Vor allem aber gefiel mir die Offenbarung, wie es dazu kam, dass die Cylonen an einen einzigen, wahren Gott glaubten. Vor allem dieser coole Twist brachte "Pilot" dann doch noch denkbar knapp eine durchschnittliche Wertung ein - womit er immerhin mit "Blood & Chrome" gleichzieht.