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Star Trek - TOS: Music of the Spheres Drucken E-Mail
Review zum ursprünglichen Manuskript von "Die Sonde" Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 09 Juni 2020
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek: Music of the Spheres"
Bewertung:
Autor: Margaret Wander Bonanno
Übersetzung: -
Umfang: -
Verlag: -
Erstveröffentlichung: -
Deutscher eBook-Release: -
ISBN: -
Download: Auf der offiziellen Seite der Autorin als PDF bestellbar
 

Kurzinhalt: Unmittelbar nach dem Angriff der Sonde auf die Erde erfährt man in der Föderation vom Tod des romulanischen Prätors. Das ihn vorläufig ersetzende Komitee schürt die Hoffnung darauf, dass der Kalte Kriegszustand zwischen beiden Völkern von bald der Vergangenheit angehören könnte. Die U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von Captain Kirk soll an einem ersten diplomatischen und kulturellen Austausch teilnehmen, und nimmt dafür einerseits Kevin Riley, mittlerweile Botschafter der Föderation, als auch einige Künstler, an Bord. Ein erster Austausch verläuft vielversprechend, allerdings gibt es im romulanischen Reich auch Kräfte, die von einem Frieden mit der Föderation nichts halten. Diese wiederum drohen Aufwind zu erhalten, als die Sonde das romulanische Reich erreicht. Um die Chance auf Frieden zu wahren, versucht man an Bord der U.S.S. Enterprise, mit der Sonde in Kontakt zu treten, und weitere Angriffe auf bewohnte Planeten zu vermeiden…

Review: Wie in meinem Review zu "Die Sonde" angemerkt, hat sich die Autorin Margaret Wander Bonnano – obwohl ihr Name immer noch prominent auf dem Cover prangert – vom Roman distanziert. Dieser wurde ihr nach der Übermittlung eines ersten Entwurfs aus der Hand genommen; das Buch wurde daraufhin von Gene DeWeese fertiggestellt, der dabei jedoch einen Großteil der Arbeit von Bonnano umschrieb – ihrer eigenen Einschätzung nach dürften gerade mal rund 7% ihres Materials überlebt haben. Sie selbst bietet auf ihrer Homepage an, ein Gratis-Exemplar ihres ursprünglichen Manuskripts per E-Mail zu schicken – ein Angebot, dass ich dankend angenommen habe. Nachdem ich mir dieses nun vorgeknöpft habe, ist einerseits klar, dass die Autorin mit ihrer Einschätzung nicht übertrieben hat; in "Die Sonde" ist tatsächlich nicht mehr viel von ihrem Manuskript zu finden. Zugleich muss ich allerdings leider auch sagen, dass ich nun den Verlag verstehen kann; insofern, als dieser der Ansicht war, dass die Geschichte einiges an Überarbeitung erfordert. Denn leider war ihr Erstentwurf in der Tat nicht sonderlich prickelnd. Hier seien gleich zwei Dinge erwähnt. Erstens: Da es unfair wäre, einen solchen ersten Rohentwurf wie einen jener fertigen Romane zu bewerten, die dann in den Regalen der Buchhandlungen eurer Wahl zum Verkauf standen, habe ich Bonnano hier einen halben Wertungspunkt extra, quasi als Sonderbonus, zugestanden (dass es trotzdem nicht reicht, um mit DeWeeses Überarbeitung ihres Werks gleich zu ziehen, sagt schon einiges aus). Und zweitens: Unabhängig davon, was man von dem Manuskript nun halten mag, fand ich es jedenfalls sehr interessant, ein solches Mal zu lesen zu bekommen. Natürlich sollte man, wie jeder Statistiker weiß, aufgrund dieser einzelnen Stichprobe nicht auf die Gesamtmenge schließen; gut möglich, dass andere Romane bereits so gut wie druckfertig beim Verlag eintrudeln, und kaum mehr Überarbeitung seitens des Lektors – oder gar eines anderen Autors – erfordern. So oder so gibt "Music of the Spheres" aber zumindest einen kleinen Einblick sowohl die Arbeitsweise der "Star Trek"-AutorInnen, als auch des Verlags – der insbesondere im direkten Vergleich mit "Die Sonde", trotz aller Schwächen, zweifellos einen gewissen Reiz hat.

Es ist auch nicht so, als hätte mir an diesem Manuskript so überhaupt nichts gefallen. Sehr interessant fand ich z.B. den Einstieg, der direkt an "Zurück in die Gegenwart" anknüpft (danach gibt es einen kleinen zeitlichen Sprung bis nach "Am Rande des Universums"), und der insbesondere den weiteren Verlauf der Geschichte rund um Dr. Carol Marcus aufgreift (die in "Die Sonde" ja wiederum überhaupt nicht vor kam). Wie sich diese langsam in ihr Leben im dreiundzwanzigsten Jahrhundert einfindet, sowie ihre weiteren Begegnungen mit Kirk und Spock, waren durchaus interessant mitzuverfolgen. Nett auch, dass die Autorin hier den aus meiner Sicht doch recht großen Patzer der Drehbuchautoren von "Star Trek IV" auszumerzen versucht, in dem sie die Frage nach Carol Marcus' weiterer Rolle in der Geschichte thematisiert, und inwiefern durch ihre Zeitreise nun Vergangenheit und Gegenwart verändert wurden. Die Entdeckung, dass sie ohnehin wenige Monate später gestorben wäre, fand ich allerdings, wie ich gestehen muss, dann doch etwas zu bequem. Und wenn ich schon dabei bin, an diesem Teil des Romans Kritik zu üben: Kirks Gedanken "As soon as we get her shipshape and home, I'm going to go climb a rock!" fand ich auch sehr aufgesetzt. War wohl witzig gemeint, verfehlte die gewünschte Wirkung bei mir aber völlig. Generell, nach dem Zeitsprung lässt "Music of the Spheres" dann leider ziemlich nach. Das Manuskript verliert sich in zu vielen Handlungssträngen rund um zu viele Figuren, von denen noch dazu zahlreiche bislang unbekannt waren, und dementsprechend hier nun ausführlich vorgestellt werden müssen. Hier sind wir bei einem wesentlichen Problem ihres Erstentwurfs: Zu viele neue Figuren, die zu viel Raum einnehmen, und damit den uns bekannten und beliebten Helden teilweise viel zu lang die Schau stehlen. Hier deutlich zu kürzen und auch die eine oder andere Figur zusammenzulegen, war definitiv die richtige Entscheidung.

Auch einen anderen Kritikpunkt des Verlags teile ich, nämlich im Hinblick auf die Figur von Rodney Harbinger. Die Autorin selbst mag auf ihrer Homepage bestreiten, dass es sich dabei um eine – teilweise ziemlich unfreundliche – Persiflage auf Gene Roddenberry handelt, ich hingegen finde, dass der Vorwurf kaum von der Hand zu weisen ist. Spätestens, wenn er an einer Stelle mit "Sir Rod" angesprochen wird, ist es geradezu offensichtlich. Und unter diesem Gesichtspunkt sind Kommentare wie "Twenty-off years ago the man was considered a genius, mostly based on the overwhelming success of one remarkably innovative work." und "The guy has the audacity to plug one of his older works into an electropak, retitle it, and pass it off as something new." dann doch eher unfein. Ganz egal, was man von Roddenberry selbst halten mag, aber wenn ich einen auf sein Schaffen zurückgehenden Lizenzroman schreibe, wirken solche Seitenhiebe nicht nur entbehrlich, sondern fast schon zynisch. Weitaus schwerer als das wiegt jedoch die teils extrem – und völlig unnötig – zerfahrene Erzählweise. Diese ergibt sich einerseits durch zwischendurch immer wieder eingestreute, und oftmals doch sehr entbehrlich wirkende, Flashbacks. Aber auch davon abgesehen springt sie teilweise viel zu häufig zwischen zwei sich zeitgleich abspielenden Momenten bzw. Gesprächen hin- und her, anstatt beide hintereinander zu präsentieren. Wenn die Kombination beider Szenen irgendwie wichtig wäre, bzw. auf einen gemeinsamen Punkt hochschaukeln würden, könnte ich das noch verstehen. Stattdessen sind sie aber völlig unabhängig voneinander. Mich hat dieses ständige Hin- und Hergespringe, mit dem die Autorin verzweifelt – und erfolglos – zu versuchen schien, Dynamik zu erzeugen, mit der Zeit sehr genervt. Und dann kommt leider auch noch hinzu, dass es "Music of the Spheres" teilweise am echten "Star Trek"-Flair vermissen lässt. Die Figuren wirken teilweise erstaunlich schlecht getroffen (Uhura sagt z.B. an einer Stelle "Thanks, pal!"; sorry, das klingt für mich überhaupt nicht wie sie). Dass sie Sulu hier auf einmal eine zweite Karriere im Spionage-Bereich angedichtet wird (was sich auch mit "Star Trek VI" spießt; das konnte die Autorin zwar zugegebenermaßen zu dem Zeitpunkt als sie diesen Roman schrieb noch nicht wissen, aber genau das ist eben die Gefahr bei solchen freien Erfindungen, weshalb ich es grundsätzlich vorziehe, wenn LizenzautorInnen solche unterlassen), hilft auch nicht. Und auf Chekov muss man, aus welchen Gründen auch immer, überhaupt gleich ganz verzichten.

Doch selbst das ist noch nicht das Schlimmste an "Music of the Spheres". Vielmehr waren es die teils hanebüchenen bis hin zu richtiggehend lächerlichen Szenen rund um die Sonde, die walartigen Kreaturen, sowie auch George und Gracie direkt, die mir das Manuskript doch ordentlich verdorben haben. Da beschwert sich Gracie z.B. an einer Stelle über George und ihren gemeinsamen Sohn, und deren "male bonding". Zudem haben sie offenbar genetische Erinnerungen an ihre Vorfahren; nehmen jedoch zugleich Zeit nicht linear war, sondern können nicht wirklich zwischen Vergangenheit und Zukunft unterscheiden. Hä? Sehr schräg wirkt auch die Idee, dass auf einem anderen Planeten die Männchen die Sänger und die Weibchen die "Hörer" sind; wie auch immer das dann mit der Kommunikation funktionieren soll. Was dann aber den großen Vogel der Galaxis endgültig abschoss, war die Offenbarung, dass die Vulkanier selbst von walartigen Wesen abstammen. Ja, ne, is klar. Auffällig (und unglaubwürdig) auch, wie viele der neu hinzugekommenen Figuren hier über eine direkte persönliche Verbindung zueinander verfügen (so haben z.B. Dajan und Jandra noch einen dritten Bruder, Delar, der just jener Folterer ist, der einst die ebenfalls an der Mission beteiligte Vulkanierin T'Shael in die Mangel nahm). Auch einzelne Sätze fand ich eher seltsam, und/oder wollten sich mir nicht erschließen (z.B. "As if truth is any more or less palatable simply because it's true."; keine Ahnung, was mir die Autorin damit sagen wollte). Unverständlich war mir auch Kirks Gedanke, dass er im Falle eines Friedens zwischen Romulanern und Föderation keinen Job mehr hätte (immerhin war die Mission der Enterprise noch nie eine militärische, sondern eine wissenschaftliche). Von einer Aussage "We all have our no-win scenarios" ganz zu schweigen (ich dachte, an die glaubt Kirk nicht?). Und lasst mich erst gar nicht anfangen, dass die Romulaner scheinbar große Anhänger von Astrologie sind, und deren Sterne ihnen verraten haben, dass innerhalb der nächsten achtzig Jahre kein Frieden mit den Menschen möglich ist. Angesichts solcher Blödheiten (zu denen sich auch die Verwendung von Sonar im Vakuum des Alls hinzugesellt) fällt der eine oder andere Fehler, der unter normalen Umständen im Lektorat ausgebessert worden wäre (statt "Starfleet Command" schreibt sie an einer Stelle "Commander Starfleet"; ein Satz, den offensichtlich Scotty ausspricht, wird Kirk in den Mund gelegt; sowie der gelegentliche Tippfehler), nicht mehr weiter ins Gewicht.

Warum trotz all dieser Kritikpunkte noch eine halbwegs akzeptable Wertung? Nun, weil sich inmitten dieser leider zu langen und ausgedehnten, nie wirklich packenden und zudem halt eben mit den oben beschriebenen Schwächen und Blödheiten auch einige überaus positive Aspekte eingeschlichen haben. So fand ich generell, dass "Music of the Spheres" zum Ende hin noch einmal recht nett aufdreht (trotz völlig unterschiedlicher Handlungsverläufe eint ihn dies mit "Die Sonde"). Zudem waren, auch wenn fand, dass der Roman insgesamt zu viele Flashbacks enthielt, da doch ein paar sehr schöne darunter. Insbesondere jene rund um die uns bekannten Figuren haben mir gut gefallen; sei es, dass Riley sich an seine Erlebnisse auf Tarsus IV zurückerinnert, oder sich James T. Kirk rückblickend fragt, wie ihm während der Ereignisse aus "Der Zorn des Khan" nicht auffallen konnte, dass Spock seinen Platz verlassen hat. Vor allem aber gefiel mir jener Moment, wo Spock auf sein Begräbnis (an das er sich dank der Gedankenverschmelzung mit McCoy "erinnern" kann) Bezug nimmt, und Kirk für seine Worte rund um Spocks "menschliche Seele" bei der Trauerrede rügt ("I would have thought some modicum of respect for the recently deceased would have precluded insults."). Das war tatsächlich derart wunderbar und treffend beschrieben, dass es einem fast schwer fällt, einen Großteil des restlichen Romans mit der Autorin dieser Zeilen in Einklang zu bringen. Aber vielleicht ist das auch einfach tatsächlich der Fluch des ersten Manuskripts.

Fazit: Bei der Bewertung von "Music of the Spheres" muss man sich immer vor Augen halten, es hier mit einem ersten Entwurf, den die Autorin an den Verlag übermittelte, zu tun hat. Kein Lektorat, keine weitere Überarbeitung, weder von ihr noch einem anderen Autoren. Als solches fand ich diesen Einblick in die Entstehungsgeschichte von "Star Trek"-Romanen (zumindest Anfang der 90er) durchaus interessant – auch wenn man natürlich allein von diesem Manuskript nicht schließen sollte, dass alle "Star Trek"-Romane ursprünglich so ausschauen. Und natürlich, vor allem der Vergleich mit dem dann von einem anderen Autoren fertiggestellten Endprodukt ist zweifellos sehr interessant. Leider aber zieht "Music of the Spheres" dabei für mich dann doch den Kürzeren. Einiges an Bonnanos Manuskript war mir dann doch zu schräg und/oder blöd; zugleich merkt man selbst als Nicht-Lektor, dass diese Geschichte einiges an Überarbeitung benötigt hätte. Sei es bei der zu großen Anzahl neuer Figuren, dem mangelnden "Star Trek"-Feeling, oder der teils sehr zerfahrenen Erzählweise. Und doch finden sich in "Music of the Spheres" auch interessante Ideen, gute Ansätze, und ein paar wirklich starke Momente. Sprich: Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte aus meiner Sicht definitiv auf das Angebot auf der Homepage der Autorin zurückgreifen, und sich ein kostenloses Exemplar von "Music of the Spheres" sichern (alternativ kann man auch das Internet durchforsten, da es auch dort kostenlos angeboten und verteilt werden darf). Rein als "Star Trek"-Roman betrachtet, und selbst unter Berücksichtigung eines halben Punkts "Manuskript-Bonus" – ist "Music of the Spheres" aber leider unter dem Durchschnitt anzusiedeln.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel





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