Kurzinhalt:
Admiral Kirk und seine Crew fliegen mit dem gekaperten klingonischen Bird of Prey zur Erde, um sich ob ihrer jüngsten Taten einem Verfahren zu stellen. Doch die Erde wird von einer außerirdischen Sonde belagert. Diese sendet Signale in Richtung der Meere, die Katastrophen auslösen und drohen, die Menschheit auszulöschen. Doch eine Antwort kann es nach Spocks Analyse nicht geben – sind die Buckelwale, an die sich die Signale richten, doch schon seit Jahrhunderten ausgestorben. Die einzige Hoffnung zur Rettung der Menschheit liegt somit in der Vergangenheit. Und so reisen Admiral Kirk und seine Crew mit dem Bird of Prey zurück ins Jahr 1986, um zwei Buckelwale zu finden und in ihre Zeit zurückzubringen. Dafür gilt es jedoch mehrere Aufgaben zu bewältigen. Scotty und McCoy brechen auf, um eine Scheibe zu besorgen, die dick und stark genug ist, um dem Druck des Wassers zu widerstehen. Sulu und Uhura begeben sich zu einem nuklearen U-Boot – der Enterprise – um dringend benötigtes Material für den Antrieb zu besorgen. Und das Duo Kirk & Spock besucht das marine Institut in Sausalito, wo zwei Buckelwale in Gefangenschaft gehalten werden. Doch die rückständige Zivilisation des 20. Jahrhunderts stellt sie alle schon bald vor Herausforderungen…
Review:
"Zurück in die Gegenwart" ist ja für einige der Liebling unter den "Star Trek"-Filmen. Ganz konnte ich persönlich das zwar noch nie nachvollziehen, aber ja, er ist schon ganz nett und unterhaltsam. Grundsätzlich ergab sich aber natürlich auch hier wieder für Vonda McIntyre das Problem, dass das Drehbuch für einen zweistündigen Film nicht genug Stoff für einen Roman in üblicher "Star Trek"-Länge hergibt – und bliebt sie ihrem Ansatz treu, einfach fleißig neues Material dazuzuerfinden. Sie setzt dabei neuerlich u.a. darauf, den Prolog etwas zu erweitern und zu vertiefen – wenn auch längst nicht im selben, extremen Ausmaß wie bei "Auf der Suche nach Mr. Spock" – und zugleich einige Nebenfiguren näher zu beleuchten. Letzteres sehe ich wieder mal recht negativ. Insbesondere, wenn es um die Müllmänner in San Francisco geht, oder einen Möchtegernspion, der die Enterprise-Crew verpfeift. All das wirkt sehr beliebig und letzten Endes überflüssig. Interessant auch, dass so mancher Gag aus der Vorlage hier fehlt. Entweder wurde das Drehbuch dann später noch bearbeitet, oder es handelt sich teilweise um Dinge, die dann direkt beim Dreh improvisiert wurden. So muss man z.B. auf Chekovs kultigen Spruch rund um die "nuclear wessels" ebenso verzichten, wie Scottys "Wie antiquitiert"-Spruch (stattdessen sagt er "Das ist seltsam"). Unsicher bin ich mir wiederum, ob die Tatsache, dass LSD hier auch wirklich LSD genannt wird (und nicht, wie im Film, LDS, weil sich Kirk halt vertut), auf McIntyre zurückgeht, oder vielmehr ein Fehler von Hans Maeter war. Zutrauen würde ich es ihm; ist seine Übersetzung doch wieder mal höchst eigenwillig (er schafft es ja nicht mal, seiner eigenen Übersetzung von "Live Long and Prosper" treu zu bleiben – geschweige denn der aus der Synchro bekannten Version), und macht hier auf einmal "Langes Leben und Gedeihen" draus; und am Ende verwechselt er von der Bedeutung her "Lebewohl" und "Auf Wiedersehen").
Zuletzt halt die Romanfassung dann halt auch noch das Problem, dass sich manche visuelle Gags – die Kirks Reaktion auf Spocks Tauchgang – nicht vernünftig auf Papier übertragen lassen, sowie dem reinen Text halt generell die teils amüsanten schauspielerischen Leistungen fehlen, die viel zum Unterhaltungswert des Films beigetragen haben. Dafür profitiert der Roman im direkten Vergleich zu "Auf der Suche nach Mr. Spock" aber immerhin davon, dass die Story diesmal doch etwas mehr hergibt, und mich generell auch mehr angesprochen hat. Insbesondere die ökologische Message hat es mir nach wie vor angetan. Auch der Zeitreise-Aspekt und der Clash der Kulturen gefallen mir nach wie vor sehr gut. Und generell liest sich der Roman sehr flüssig, und bleibt durchgehend unterhaltsam. Allerdings hat Vonda McIntyre eben nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen der Vorlage übernommen. Dass die Crew tatsächlich Gillian (die noch dazu unnötig verjüngt wurde, was ihr Techtelmechtel mit Kirk nur umso fragwürdiger macht) aus ihrer Zeit reißt, wirkt sehr unüberlegt; McIntyre verabsäumt es leider, z.B. durch einen kurzen Moment in dem Spock überprüft, inwiefern sie in weiterer Folge noch Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte gehabt hätte, diesen Kritikpunkt auszumerzen. Schwerer wiegt, dass sie sogar mit der Erklärung zwischendurch, dass Wale alles über die Aufzucht ihrer Jungen von anderen Walen lernen, noch einen weiteren Problempunkt selbst erschafft – fragt man sich da doch unweigerlich, wie George und Gracie das in einem von Walen verlassenen Meer alleine hinbekommen sollen/werden. Letztendlich gilt aber eh wie beim Film: Da man sich offenkundig nicht zu ernst nimmt, fällt es etwas leichter, diese logischen Schwächen zu ignorieren.
Fazit:
Während ich "Der Zorn des Khan" schwächer und "Auf der Suche nach Mr. Spock" wiederum besser fand als den Film, auf dem die jeweiligen Bücher basierten, sehe ich im Falle von "Zurück in die Gegenwart" Film und Roman in etwa auf dem gleichen Level. Zwar fehlen einzelne Gags, und ist die Komödie letztendlich in inszenierter und geschauspielter Form schon lustiger, als wenn man die Geschichte nur liest, dafür bekommt man hier etwas mehr Material, und geht die Autorin an einzelnen Stellen/Figuren mehr in die Tiefe. Ob man unbedingt mehr über die beiden Männer von der Abfallentsorgung wissen musste, die gleich nach der Ankunft der Crew in der Vergangenheit kurz in Erscheinung treten, darüber kann man allerdings natürlich geteilter Ansicht sein. Und die Übersetzung von Hans Maeter ist stellenweise wieder etwas eigenwillig. Vor allem Fans des Films kann Vonda McIntyres Romanfassung aber bedenkenlos empfohlen werden.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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