Kurzinhalt:
Captain Spock hat im Kampf gegen Khan Noonien Singh sein Leben geopfert, damit die Enterprise der Genesis-Welle entkommen konnte. Nach der Rückkehr zur Erde erhält Admiral Kirk Besuch von Spocks Vater Sarek, der ihn darum bittet, Spocks Geist – sein Katra – nach Vulkan zu bringen, damit dieser dort in den heiligen Hallen weiterbestehen kann. Doch Spocks Katra befindet sich nicht etwa in Kirk, sondern vielmehr in McCoy – und dessen geistiger Zustand droht sich zunehmend zu verschlechtern. Admiral Kirk bittet daraufhin um Erlaubnis, die Enterprise – die außer Dienst gestellt werden soll – auf eine letzte Reise zu schicken, und Spocks leibliche Überreste vom Genesis-Planeten abzuholen – doch ohne Sondergenehmigung ist der Flug in den Sektor streng verboten. Kirk und der restlichen Kommandocrew der Enterprise bleibt keine andere Wahl, als ihr früheres Schiff zu stehlen, wenn sie ihrem früheren Wissenschaftsoffizier helfen und Doktor McCoy retten wollen. Zur gleichen Zeit befindet sich die U.S.S. Grissom – mit Saavik und David Marcus an Bord – im Orbit des Genesis-Planeten, um diesen zu sondieren. Als man Lebenszeichen empfängt, beamen Saavik und David nach unten – und stoßen auf ein junges vulkanisches Kind…
Review:
Ich bin kein großer Fan des dritten "Star Trek"-Films. Die damals von mir vergebene 4/10-Wertung empfinde ich zwar mittlerweile als zu harsch; gerade auch im Vergleich zum Abramsverse schlagen sich die alten Filme immer noch gut, da sie ihren eigenen Charme besitzen. Aber für mehr als eine 5er, maximal 6er-Wertung reicht es auch heute immer noch nicht. Meine beiden Hauptkritikpunkte sind dabei die doch sehr konstruiert wirkende Art und Weise, wie man Spock zurückholt, sowie dass sich letztendlich im ganzen Film nicht wirklich viel tut. Letzteres führt dann eben auch dazu, dass Vonda McIntyre, die nach "Der Zorn des Khan" auch hier wieder damit beauftragt wurde, die Romanadaption zum Film zu schreiben, vor einer noch größeren Herausforderung stand. Bereits das Drehbuch für einen zweistündigen Film ist letztendlich für einen vollwertigen Roman zu wenig; aber bei "Auf der Suche nach Mr. Spock" ist es insofern nochmal ganz besonders schlimm, als sich nicht wirklich viel tut. Die Geschichte hätte sich wohl ohne größere Probleme auch als Episode einer Serie erzählen lassen. Das nun auf übliche "Star Trek"-Taschenbuchlänge aufzublähen, war nun wirklich eine große Aufgabe. McIntyre löst diese damit, in dem sie verdammt viel zusätzlichen Stoff erfindet. Dies betrifft insbesondere den Beginn des Romans, wo sie unmittelbar an "Der Zorn des Khan" anknüpft, und einen fließenden Übergang zwischen beiden Filmen schafft. Es gibt zahlreiche neu hinzugekommene Momente rund um David, Saavik, aber auch Carol Marcus, sowie natürlich die Crew der Enterprise, die z.B. hier auch eine abendliche Trauerfeier für Spock abhalten. Szenen aus dem Film sind in diesem Teil des Films Mangelware, und beschränken sich im Wesentlichen auf die kurze Szene in Spocks Quartier, dass von McCoy heimgesucht wird. Bis die Handlung aus dem Film dann wirklich in den Fokus rückt – mit der Rückkehr zur Erde, und Sareks Besuch bei Kirk – steht man im eBook auch schon bei rund 40%. Und auch danach finden sich in ihrer Romanversion im Vergleich zum Film zahlreiche zusätzliche Szenen, die in die Tiefe gehen.
Jedoch, leider: Wie schon beim Vorgänger konzentriert sich dieses tiefergehen in erster Linie auf Nebenfiguren. Nun habe ich es zwar durchaus geschätzt, dass sie im Vergleich zum Film Carol Marcus zurückbrachte. Sie konzentriert sich aber auch hier wieder sehr stark auf Nebenfiguren wie Saavik und David (denen hier ein romantisches Techtelmechtel angedichtet wird, von dem ich nach wie vor nicht so recht weiß, was ich davon halten soll; einerseits macht es Davids Sterbeszene noch die Spur tragischer, andererseits gab er somit sein Leben nicht etwa "nur", um einen gewöhnlichen Mitmenschen – oder Halbvulkanier – zu retten, sondern eine Person, die er liebt, was sein Opfer für mich irgendwie reduziert), bzw. fügt teilweise auch völlig neue Handlungsstränge ein – wie Scottys Besuch zu Hause – mit denen ich wenig bis gar nichts anfangen konnte, und die generell sehr überflüssig wirken. Zugleich vernachlässigt sie auch hier wieder die Hauptfiguren, und verabsäumt es, gerade auch im Hinblick auf Kirk und McCoy in die Tiefe zu gehen. Vor allem die "big points" – wie Davids Tod – versemmelt sie dahingehend ziemlich. Im Film ein erschütternder Moment, nicht zuletzt auch, als wir Admiral Kirk, sonst immer standfest und Herr der Lage, völlig verzweifelt zusammenbrechen sehen. Im Roman kommt es leider nicht einmal ansatzweise so gut heraus, wie sehr ihn diese Wendung erschüttert. Ähnliches gilt für die Zerstörung der Enterprise. Beides Momente, die im Film wesentlich besser funktioniert haben, als in ihrem Roman. Wo sie jedoch ein bisschen nachbessert, ist bei meinem oben erwähnten ersten Kritikpunkt. Sie erklärt etwas genauer, wie Spocks Körper und der Genesis-Planet in Verbindung zueinander stehen, und macht damit die Art und Weise, wie Spock zurückkehrt, zumindest ein klein bisschen plausibler. Keine Punkte bekommt sie aber für ihren Versuch einer Erklärung, warum die Enterprise denn überhaupt zum Genesis-Planeten fliegt, weil die wollte mir leider überhaupt nicht einleuchten. Spocks Katra leidet, weil es von seinen sterblichen Überresten getrennt ist? Echt jetzt? Und was, wenn es solche gar nicht gäbe? Wenn ein Körper bei einer Explosion ums Leben kommt, oder auch, wenn man den Torpedo in die Sonne geschossen hätte? Könnte man dann das Katra nicht in die heiligen Hallen bringen? Das ist doch Blödsinn. Ganz ehrlich: Wenn sie es schon erklären will (und grundsätzlich sehe ich dies durchaus positiv und löblich, da sie sich offenbar mehr Gedanken über die Story machte, als Drehbuchautor Harve Bennet), dann hätte sie halt einfach die Enterprise auf dem Flug nach Vulkan eine Nachricht der Grissom abfangen lassen sollen. Problem gelöst.
Erwähnenswert scheint mir zudem, dass "Auf der Suche nach Mr. Spock" eben auch wirklich ein Sequel zu Vonda McIntyres Roman zu "Der Zorn des Khan" ist – sprich, sie bleibt ihrer dort vorgestellten Sichtweise, dass Kirk bis vor kurzem nichts von seinem Sohn wusste, treu. Davon abgesehen haben sich leider auch einzelne kleinere Kontinuitätsfehler eingeschlichen, wie z.B. wenn behauptet wird, die Enterprise wäre zum Zeitpunkt des Romans erst zwanzig Jahre alt (es müsste mindestens das Doppelte sein). Und Hans Maeters Übersetzung ist ebenfalls wieder mal höchst eigenwillig ("Kirk hatte das Gefühl, dass Scott lange darauf gewartet hatte, diese Sentenz anzubringen" – WTF?!; zudem hätte ich bei einem späteren Satz von Saaviks über Davids Einsatz von Protomaterie statt "Gesetze" den Begriff "Regeln" verwendet; und der Spruch den er hier zitiert heißt eben auch "Sei vorsichtig, was du dir wünschst", und nicht "was du verlangst"); zumal er es leider auch an Kenntnis zur Serie bzw. deren deutscher Synchro vermissen lässt, und so teilweise ein Bruch zwischen Serie/Filmen und seiner Übersetzung ("Lebe lange und habe Erfolg."; da ist man ja fast schon froh, dass Pille hier nicht "Knochen" genannt wird!). Und trotzdem: Aufgrund der Fülle an zusätzlichen Materials halte ich "Auf der Suche nach Mr. Spock" für wesentlich interessanter als so manch andere Romanadaption eines "Star Trek"-Films oder von (Doppel-)Folgen, und sehe hier für den geneigten Fan doch einiges an Mehrwert.
Fazit:
Im Gegensatz zu "Der Zorn des Khan", wo es Vonda McIntyre aus meiner Sicht nicht gelang, mit ihrer Romanfassung an die Filmvorlage heranzukommen, halte ich ihre Adaption von "Auf der Suche nach Mr. Spock" diesem für ebenbürtig. Dies liegt natürlich einerseits daran, dass ich den Film um einiges schwächer finde und daher die Hürde die sie überwinden musste deutlich niedriger angelegt war, aber auch daran, dass sie mit ihrem zusätzlichen Material die doch recht dünne Geschichte des Films aufwertet. Zugleich bemüht sie sich, die doch recht weit hergeholte Story ein bisschen plausibler zu gestalten, was ihr zwar nicht immer gelingen mag, der Versuch ist ihr aber dennoch anzurechnen. Leider aber liegt der Fokus auch hier beim neu hinzugekommenen Material teilweise wieder zu sehr auf vergleichsweise unwichtige Nebenfiguren – und/oder auf doch eher überflüssig wirkende, neu hinzugekommene Nebenhandlungsstränge wie Scottys Besuch zu Hause, die für die aus dem Film bekannte Story nicht von Belang sind – während die eigentlichen Hauptfiguren, Kirk und McCoy, wieder eher vernachlässigt werden. Und vor allem die Umsetzung der beiden großen, dramatischen Höhepunkte des Films enttäuscht. Aufgrund der Fülle an von ihr neu erfundenen Materials halte ich letztendlich ihre Adaption von "Auf der Suche nach Mr. Spock" für wesentlich interessanter und empfehlenswerte als so manche andere Romanfassungen von "Star Trek"-Filmen oder –(Doppel)folgen, wo überwiegend nur das von der Kinoleinwand/dem TV-Schirm bekannte Geschehen wiedergegeben wird.
Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
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