Famoser Abschluss der "Ancillary"-Trilogie
Kategorie:
Literatur & Comics -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 15 Februar 2020
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Titel: |
"Das Imperium" |
Originaltitel: |
"Ancillary Mercy" |
Bewertung: |
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Autorin |
Ann Leckie |
Umfang: |
330 Seiten (E) |
Verlag: |
Heyne (D), Orbit (E) |
Veröffentlicht: |
13. März 2017 (D), 08. Oktober 2015 (E) |
ISBN: |
978-0-356-50242-7 (E) |
Kaufen: |
Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E) |
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Kurzinhalt:
Der Lord der Radch, Anaander Mianaai, hat sich in mehrere Körper aufgeteilt, wobei sich die einzelnen Versionen seiner selbst miteinander im Krieg befinden. Jene Version von Anaander, welche die teils gewalttätigen Annexionen von Welten beenden will und damit potentiell die gutmütigere Variante ist, hat der früheren Hilfseinheit Breq das Kommando über ein Schiff übertragen, und will nun, dass diese gegen sein anderes Selbst in den Krieg zieht. Doch Breq hat andere Pläne: Sie hält die Zeit gekommen, die Herrschaft von Mianaai generell zu beenden – egal in welcher Version. Um dieses Ziel zu erreichen, lässt sie von Lieutenant Tisarwat die Station Athoek sowie einzelne Schiffe umprogrammieren. Diese werden von künstlichen Intelligenzen gesteuert, die jedoch unter der Kontrolle von Mianaai stehen. Eben diese Kontrolle wird nun ausgeschaltet, damit die KIs ab sofort auch wirklich nur mehr gemäß ihres eigenen Willens agieren können. Darüber hinaus nutzt Breq die Waffe der Presger, um mehrere Schiffe von Mianaais Flotte anzugreifen. Dieser fliegt daraufhin, um Rache zu nehmen, zur Athoek-Station – und droht, ein Massaker an der Bevölkerung anzurichten, falls sich Breq ihm nicht stellt…
Review:
Nachdem ich von "Die Mission" nicht ganz so angetan war – in erster Linie, weil ich ihn inhaltlich doch ein bisschen dürftig fand und nicht das Gefühl hatte, dass sich dort wirklich viel und/oder wichtiges getan hat – legt Ann Leckie aus meiner Sicht mit "Das Imperium" nun den besten Teil ihrer Trilogie vor. Im Vergleich zum gerade angesprochenen zweiten Teil profitiert "Das Imperium" davon, dass sich hier nun einige wichtige Dinge ereignen, und das ganze generell auf ein großes Finale hinsteuert, das mir dann auch sehr gut gefallen konnte. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es bei Leckie eben ganz bewusst nicht auf eine typische, klischeehafte Schießerei oder eine ähnliche Konfrontation hinausläuft, sondern das Ganze letztendlich mit einer Mischung aus Taktik und Diplomatie gelöst wird. Das mag Action-Junkies nicht wirklich schmecken, ich fand es allerdings sehr erfrischend. Doch auch davor gab es schon einige starke Momente, sei es Breqs Angriff auf die Flotte, oder auch der gescheiterte Versuch von Seivarden Mianaai auszuschalten. Überaus interessant fand ich auch, wie sich die Trilogie im Allgemeinen und hier nun "Das Imperium" im Besonderen mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzt. Denn mit der Entscheidung, diesen völlige Freiheit zu geben und sie jeglicher Kontrolle von außen zu entziehen – und das, ohne dass dies zu einer Katastrophe führen würde – geht Ann Leckie den genau gegensätzlichen Weg dessen, was man sonst im Genre in dieser Hinsicht gewohnt ist. Das fand ich sehr faszinierend. Generell fand ich "Das Imperium" sprachlich irgendwie am Besten geschrieben; vor allem zum Ende hin gibt es ein paar überaus nette Passagen. Und im Vergleich zum ersten, noch etwas verwirrenden Roman, profitiert "Das Imperium" eben davon, dass man mit der von Ann Leckie geschaffenen Welt mittlerweile vertraut ist. Das mit der ständigen weiblichen Anrede finde ich zwar nach wie vor etwas erzwungen und irritierend, und einzelne Figuren – wie Seivarden – blieben für mich bis zuletzt eher blass und uninteressant. Nach diesem sehr gelungenen Abschluss der Trilogie bin ich nun aber umso mehr auf den Einzelroman-Nachschlag "Provenance" (der von dieser weitgehend unabhängig sein soll) gespannt!
Fazit:
Zum Abschluss legt Ann Leckie mit "Das Imperium" den meines Erachtens besten Eintrag in ihre Trilogie vor. Nicht mehr so verwirrend wie der Einstieg, und vor allem wieder wesentlich spannender und inhaltlich gehaltvoller als der handlungstechnisch schwächelnde Mittelteil, präsentiert "Das Imperium" einen interessanten und fulminanten Abschluss der Geschichte, an dem mir vor allem der untypische Verlauf des Showdowns, die faszinierende Behandlung künstlicher Intelligenzen, sowie der vor allem zum Ende hin mit einigen überaus schön geschriebenen Stellen auftrumpfende Schreibstil gefielen. Einzig mit der generell weiblichen Anrede konnte ich mich bis zuletzt nicht so recht anfreunden. Davon abgesehen war das aber eine gelungene und interessante Trilogie!
Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel
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