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Picard - 1x02: Karten und Legenden Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Amazon

Originaltitel: Maps and Legends
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 30. Januar 2020 (CBS)
Erstausstahlung D: 31. Januar 2020 (Amazon Prime)
Drehbuch: Michael Chabon & Akiva Goldsman
Regie: Hanelle M. Culpepper
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Jean-Luc Picard, Isa Briones als Dahj Asha, Alison Pill als Agnes Jurati, Michelle Hurd als Raffi Musiker, Harry Treadaway als Narek.
Gastdarsteller: David Paymer als Moritz Benayoun, Jamie McShane als Zhaban, Tamlyn Tomita als Commodore Oh, Orla Brady als Laris, David Carzell als Dahj's Boyfriend, Wendy Davis als Dr. Kabath, Chelsea Harris als Naáshala Kunamadéstifee, Peyton List als Narissa Rizzo, Ann Magnuson als Admiral Kirsten Clancy, Marti Matulis als Checkpoint supervisor u.a.


Kurzinhalt: Jean-Luc Picard ist über den Tod von Dahj erschüttert, und zugleich über die Offenbarung überrascht, dass diese eine "Zwillingsschwester" hat – da synthetische Lebensformen immer in Paaren daherkommen. Ihm ist bewusst, dass wer auch immer Dahj ermordet hat, es als nächstes auf Soji abgesehen haben wird – und möchte sie um jeden Preis beschützen. Doch dafür muss er sie erst einmal finden. Mit Hilfe der bei ihm lebenden Romulaner, bei denen es sich um Ex-Agenten des Tal Shiar handelt, bekommt Picard nicht nur eine erste Idee, wer hinter den Anschlägen stecken könnte, sondern auch einen ersten Hinweis auf Sojis Aufenthaltsort: Denn wo immer sie steckt, sie ist jedenfalls nicht auf der Erde. Bedeutet auch: Wenn er sie aufspüren und beschützen will, braucht er ein Schiff und eine Crew. Zuerst versucht er es bei Starfleet, wo er jedoch von Admiral Clancy rüde zurückgewiesen wird. Seine alten Kameraden von der Enterprise möchte er wiederum in die Sache nicht hineinziehen, auch wenn er weiß, dass diese um ihm zu helfen alles stehen und liegen lassen würde. Und so wendet er sich vielmehr an eine andere, frühere Kollegin aus der Zeit der Evakuierungsbemühungen rund um das romulanische Reich – auch wenn Raffi Musiker auf ihn alles andere als gut zu sprechen ist…

Denkwürdige Zitate: "There is no peril here, only the pitiable delusions of a once-great man desperate to matter."
(Harte Worte von Admirälin Clancy.)

Review (Achtung, enthält Spoiler!): Episodenbild (c) Amazon Nach dem gefälligen, vielversprechenden Serienauftakt mit "Gedenken" war ich von "Karten und Legenden" leider nicht mehr ganz so angetan. Einer der Hauptgründe dafür war der Zhat Vash, der hier nun aus dem Hut gezaubert wurde. Was hat man nur neuerdings bei "Star TreK" mit all diesen Geheimorganisationen? Zuerst spielte Sektion 31 bei "Discovery" eine größere Rolle als bei sieben Staffeln DS9 und vier Staffeln ENT zusammengenommen (und in Kürze soll ja auch noch eine eigene Serie über sie folgen; so richtig hab ich die Faszination dahinter ja noch nie verstanden), und jetzt das hier. Es handelt sich also scheinbar um eine Splittergruppe des Tal Shiar; eine streng geheime Geheimorganisation innerhalb einer streng geheimen Geheimorganisation, die so streng geheim ist, dass sie ein Mythos ist, von dem nur ganz wenige Personen wissen. Sorry, aber, mich bringt man mit so etwas eher zum Gähnen. Erschwerend kommt nun noch hinzu: Was hat Jean-Luc Picard aber auch für ein Glück, dass er just zwei ehemaligen Tal Shiar-Agenten auf seinem Weingut Unterschlupf gewährt, die noch dazu mit dieser Legende vertraut sind! Ok, zugegeben, es hatte jetzt nicht unbedingt "Kirk verschlägt es genau in jene Höhle, wo Spock schon auf ihn wartet"-Niveau, aber ein durchaus glücklicher und aus Drehbuch-Sicht bequemer Zufall ist's halt schon. Typisch Kurtzman eben (auch wenn der ja eigentlich am Drehbuch zur Folge gar nicht beteiligt war).

Generell, nach dem noch sehr gelungenen Flashback zum Angriff auf den Mars (dazu später noch) wird man auch hier wieder mit Informationen förmlich erschlagen. Dieses Info-Dumping erfolgt zudem wieder einmal äußerst lieblos und ungeschickt, so als könnten sie es nicht erwarten, es hinter sich zu bringen, wobei durch das Hin- und Herspringen zwischen beiden Gesprächen/Schauplätzen (Weingut/Dahjs Wohnung) verzweifelt versucht wird, Dynamik vorzugaukeln und die Vermittlung dieser Backstory interessanter zu machen, als sie eigentlich ist. Ein wirklich guter Drehbuchautor hat solche Spompanadeln nicht notwendig. Wie ich generell den Eindruck hatte, dass man den Zuschauer mit so vielen Informationen in so kurzer Zeit wie möglich erschlägt, damit er nicht zum Nachdenken kommt – sonst fällt einem nämlich vielleicht die TNG-Folge "Der Überläufer" ein, wo der titelspendende romulanische Überläufer großes Interesse an Data bekundete, und meinte, er kenne einen romulanischen Kybernetiker, der diesen gerne mal untersuchen würde. Was halt nicht zur hier präsentierten angeblichen generellen Ablehnung der Romulaner gegenüber künstlichen Lebensformen passt. Auch diese ganze Geschichte rund um die Holo-Rekonstruktion der Ereignisse anhand der Partikel hat mich nicht überzeugt; das hatte mehr von Fantasy als von Science Fiction. Die Dialoge sind diesmal leider ebenfalls eine durchwachsene Angelegenheit. Manches ist wieder sehr gut geschrieben, anderes lud mich aber eher zum Picardschen Facepalmen ein. Vor allem der Humor war überwiegend nicht meins. Angefangen bei "I'm a very private person" (Ha ha) über das unnötig-aufgesetzte "Fucking" der Admirälin, Jean-Lucs Spruch dass er sich noch nie viel aus Science Fiction gemacht hat, den augenrollenden "I'm on top of it" "So it would seem"-Dialog, bis hin zum blöd-unglaubwürdigen Gag rund um Picard, der am Eingang der Sternenflotte nicht erkannt wird.

Episodenbild (c) Amazon Ich meine, Leute, echt jetzt?! Wir reden von einem der bedeutendsten und bekanntesten Captains in der Geschichte Starfleets, der bestimmt auch Thema an der Akademie ist, und erst ein paar Tage davor ein Wellen schlagendes Interview im Fernsehen gegeben hat. Das ist so, als hätte man ein paar Jahre nach der Mondlandung Neil Armstrong und/oder Buzz Aldrin bei der NASA nicht erkannt. Come on! Das könnt ihr jemand anderem erzählen. Teilweise war das Drehbuch zudem schmerzlich vorhersehbar – insbesondere was den Verräter-Status von Commodore Oh (die wohl doch Romulanerin ist, und keine Vulkanierin?) sowie Narek (der dem jungen Spock aus "Discovery" zum Verwechseln ähnlich sieht; was gefällt denen nur so an diesem Look?) betrifft. Gibt es wirklich jemanden, der das nicht hat kommen sehen? Last but not least: Die Offenbarung rund um die vierzehn Völker, die wegen der Rettungsaktion der Romulaner die Föderation verlassen wollten (wobei angesichts der Tatsache, dass wir nicht wissen, wie viele Völker diese aktuell angehören unklar ist, wie schlimm das denn eigentlich wirklich gewesen wäre) hat mir auch absolut nicht geschmeckt, da sie für mich im Widerspruch des Grundgedankens hinter "Star Trek" – nämlich jenem einer Utopie – steht.

Klar gab es auch bei der Sternenflotte schon immer schwarze Schafe, und wurde "Star Trek" auch schon immer dafür genutzt, um unserer Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, und auf aktuelle Probleme aufmerksam zu machen (wie z.B. "Bele jagt Lokai"). Was für mich "Star Trek" aber eben so auszeichnet, ist das dort vermittelte optimistische Bild der Zukunft, das einerseits Hoffnung macht, und uns andererseits etwas gibt, nach dem wir streben können. Und eben das vermisse bei den jüngsten Inkarnationen von "Star Trek" zunehmend – was insofern ganz besonders schade ist, als wir in der aktuellen Zeit, mit den Krisen und Herausforderungen, vor denen wir stehen, einen hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft nun wirklich gut gebrauchen könnten. Besonders auffällig wird dieser neue, veränderte Zugang im direkten Vergleich mit "Star Trek VI – Das unentdeckte Land", wo es die Klingonen waren, die aufgrund einer Naturkatastrophe in die Krise gestürzt wurden. Die Föderation sah darin die Gelegenheit, endlich Frieden mit diesen alten Feinden zu schließen. Dass das nicht jedem schmeckt, ist ja nur logisch, und wurde dort ja u.a. auch durch die Verschwörer, die Kanzler Gorkon ermorden, verdeutlicht. Aber das waren eben nur einzelne Personengruppen; die Föderation selbst blieb als utopische Vision davon unangetastet. Der einzige Lichtblick an dem Ganzen ist Jean-Luc Picard als moralische Instanz. Nach dem Tod von Data hätte er jeden Grund, die Romulaner zu hassen, stattdessen war er federführend bei den Bemühungen, so viele von ihnen wie möglich zu retten. Womit wir auch endlich bei den positiven Aspekten angekommen wären. Jean-Luc Picard bzw. Patrick Steward ist weiterhin die größte Stärke der Serie. Seine schauspielerische Leistung und seine Präsenz, aber eben auch die wunderbar sympathische Figur, reißen nach wie vor einiges heraus. Überaus nett fand ich auch die Szene mit seinem Doktor, der sich als früherer medizinischer Offizier der Stargazer offenbarte. Nicht nur damit, sondern auch mit der Erwähnung des irumodischen Syndroms, an dem Jean-Luc in den Zukunftsszenen aus "Gestern, Heute, Morgen" leidet, gibt es auch wieder ein paar nette Anspielungen auf die Kontinuität (wobei mir letzteres nur umso offensichtlicher machte, wie sehr sich die Zukunft hier von jener aus dem TNG-Serienfinale unterscheidet, was dann doch auch irgendwie ein bisschen irritierend war).

Episodenbild (c) Amazon Sehr interessant und aufschlussreich fand ich zudem den anfänglichen Flashback zum Angriff auf den Mars (wenn es auch bedrückend war, Jean-Lucs düstere Zukunftsvision, die er in "Wem gehört Data?" ansprach – im Hinblick auf künstliche Lebensformen als Sklaven – hier bestätigt zu sehen). Aber auch alles rund um den von den Romulanern bewohnten Borg-Kubus fand ich interessant; das war echt mal eine coole, nette und originelle Idee. Sehr gefreut habe ich mich zudem über das kurze Wiedersehen mit Vasquez Rocks, sowie mit Tamlyn Tomita, die hier in die Rolle von Commodore Oh schlüpft. Und auch das kurze Anspielen des guten alten TNG-Themas (bzw. ja eigentlich vom ersten "Star Trek"-Film) wenn Picard das Sternenflottenhauptquartier besucht wärmte mein Fan-Herz (und machte halt zugleich deutlich, wie wenig markant Jeff Russos eigene Kompositionen sind). Jean-Lucs Begründung, warum er Riker & Co. nicht um Hilfe bittet, erschien mir ebenfalls logisch und nachvollziehbar. Und die Inszenierung stach mit einigen wunderschönen Einstellungen – wie z.B. Picards Reflexion in der Uhr – hervor. Das Ende war allerdings sehr abrupt; und generell hätte ich an ihrer Stelle wohl eher mit Picard bei Raffi (sieht übrigens nach einer interessanten Dynamik zwischen den beiden aus! – ich bin schon gespannt, zu erfahren, was zwischen den beiden vorgefallen ist) aufgehört, statt bei den Romulanern. Ich hoffe jedenfalls, dass Jean-Lucs Rettungsaktion nach diesem neuerlichen "Tischlein deck dich"-Folge inklusive heftigem Info-Dumping nun endlich so richtig in die Puschen kommt.

Fazit (Spoilerfrei): Nach dem vielversprechenden Auftakt letzte Woche war "Karten und Legenden" leider doch wieder ein kleiner Dämpfer. Alles rund um die streng geheime Geheimorganisation innerhalb der streng geheimen Geheimorganisation hat mich leider überhaupt nicht überzeugt; keine Ahnung, woher die Faszination der aktuellen "Star Trek"-Macher mit diesem Thema kommt, mich spricht man damit jedenfalls nicht an. Die Dialoge waren teilweise leider zum Fremdschämen, wobei vor allem der Humor bei mir überwiegend nicht zünden wollte. So manche Offenbarung war schmerzlich vorhersehbar. Dass vierzehn Völker aus Protest wegen der geplanten Rettung der Romulaner aus der Föderation austreten wollten hat mir auch nicht wirklich geschmeckt, und verriet auch wieder den utopischen Gedanken von Gene Roddenberry. Das Info-Dumping war zudem wieder mal überaus plump und lieblos umgesetzt, und ging auch wieder viel zu überhastet vonstatten (von diesem komischen Scan-Dings das man anwendet, welches jedweder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt, ganz zu schweigen; das ist nicht mehr Science Fiction, sondern Fantasy). Und dass die nostalgischen Elemente im direkten Vergleich zu "Gedenken" deutlich zurückgefahren wurden, half "Karten und Legenden" auch nicht gerade. Eben diese waren dann aber, wenn auch eben reduziert, zusammen mit Patrick Stewart als Jean-Luc Picard, die beiden ganz großen Stärken der Folge, die sie dann doch noch so halbwegs zu retten vermochten. Insgesamt war das aber leider "Discovery" wieder deutlich näher als "The Next Generation" – ich hoffe, dass dieser Eindruck eher die Ausnahme als die Regel darstellen wird!

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Amazon Prime)




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