Mit: August Diehl, Valerie Pachner, Maria Simon, Karin Neuhäuser, Tobias Moretti, Ulrich Matthes, Matthias Schoenarts, Franz Rogowski, Karl Markovics, Bruno Ganz, Michael Nyqvist, Jürgen Prochnow u.a.
Kurzinhalt:
So wie viele Österreicher wird auch der Bauer Franz Jägerstätter für den Zweiten Weltkrieg einberufen. Während seines Einsatzes kommen ihm zunehmend Zweifel, ob er auf der richtigen Seite kämpft – weshalb er froh ist, wenn seine Dienstzeit wieder vorbei ist. Doch in den kommenden Monaten hängt die Gefahr einer weiteren Einberufung wie ein Damoklesschwert über ihn, seine Frau Fani, und ihre gemeinsame Familie. Je länger er darüber nachdenkt, desto bestimmter ist er in seiner Meinung, einen allfälligen zweiten Einberufungsbescheid verweigern zu wollen. Seine kritische Einstellung zum Krieg spricht sich rasch herum, und nicht alle in seinem Dorf sind darüber glücklich. Von "unpatriotisch" bis "Landesverräter" reichen die Vorwürfe, die er und seine Familie sich anhören können. Vor allem aber ist Jägerstätter bewusst, dass er mit seinem Leben spielt – denn im dritten Reich ist kein Platz für Wehrdienstverweigerer. Als der lange gefürchtete Tag dann schließlich kommt, muss Franz Jägerstätter eine Entscheidung treffen: Folgt er seinem Gewissen, auch im Wissen, dass er dies aller Voraussicht nach nicht überleben wird?
Review:
Bislang tat ich mir mit Terrence Malick doch eher schwer (wobei erwähnt sei, dass ich "Badlands" und "Der schmale Grat" noch vor mir habe). "The New World", "The Tree of Life", "To the Wonder", "Knight of Cups" und "Song to Song" fand ich allesamt bestenfalls mittelmäßig, und schlimmstenfalls einschläfernd. Vor allem mit seinen philosophischen Voice Over-Kommentaren, die dem Zuschauer "seine" Gedanken aufdrängen, statt es diesem zu überlassen, seine eigene Bedeutung in den Bildern und der meditativen Stimmung zu finden, tue ich mir doch eher schwer. Insofern war "A Hidden Life" aus meinem letztjährigen Viennale-Programm jener Film, vor dem ich am meisten Bauchweh hatte; nicht zuletzt auch aufgrund seiner dreistündigen Laufzeit. Aber: Als Österreicher sprach mich die Thematik nun halt einfach an. Und siehe da: Genau dies – nämlich, dass ich hierzu, im Gegensatz zu seinen früheren Werken, einen direkten, persönlichen Bezug hatte – sollte sich als entscheidend herausstellen. Denn "A Hidden Life" hat für mich in einer Art und Weise funktioniert, von der die zuvor erwähnten früheren Werke, die ich mir von ihm angesehen habe, nur träumen können.
Nun hatte es zugegebenermaßen gerade auch als Österreicher von vornherein mal schon zweifellos seinen Reiz, diese Geschichte von einem hoch angesehenen amerikanischen Regisseur, jedoch mit größtenteils einheimischem Talent, umgesetzt zu sehen. Gut, ok, es wäre nett gewesen, wenn statt eines Berliners auch wirklich ein Österreicher in die Rolle dieses österreichischen Volkshelden geschlüpft wäre (das ist in etwa so, als würdest du einen Kanadier als George Washington besetzen; wobei es mir hier, nur um das klarzustellen, weniger ums Prinzip geht, als dass sich Diehl mit seiner deutschen Aussprache gerade auch gegenüber uns Österreichern, die es halt einfach besser wissen, immer wieder verrät, was auf die Authentizität drückt), aber davon abgesehen war es überaus nett, Leute wie August Diehl, Valerie Pachner, Karl Markovics, Franz Rogowski und Tobias Moretti (neben den international bekannteren Michael Nygvist, Matthias Schoenarts, Jürgen Prochnow und Bruno Ganz) in einer derartigen internationalen Produktion zu sehen. Aber auch davon abgesehen hat mich "A Hidden Life" einfach inhaltlich in einer Art angesprochen, die seinen zuvor erwähnten Werken verwehrt bliebt – und das nicht nur rein wegen des Österreich-Bezugs. Die ganze Story rund um diesen Mann, der sich auf seine Weise gegen das sich in der Welt – und seiner Heimat – ausbreitende böse auflehnte, und letztendlich auch dafür bereit war, dafür sein Leben zu geben, ist eine so berührende wie wichtige – und eine, die es definitiv verdient hat, in Erinnerung zu bleiben. Wobei der Film zweifellos nicht einfach nur historisch relevant ist, sondern sich durchaus auch eine Aussage für unsere eigene Gegenwart aus ihm ablesen lässt.
Es hilft auch, dass die Voice Over-Kommentare diesmal nicht einfach nur irgendwelche philosophische Gedanken sind, sondern überwiegend als Briefe zwischen Franz und Fanny umgesetzt sind (da "A Hidden Life" ja auf eben diesen Briefen basiert, gehe ich davon aus, dass hier überwiegend auf Original-Material zurückgegriffen wurde, kann es aber selbst nicht beurteilen; bin kein Historiker). Und produktionstechnisch sticht das, typisch Malick, ohnehin wieder mal hervor, wobei es mir neben den traumhaften Bildern (da verzeiht man ihm auch, wenn er das oberösterreichische Braunau in die Tiroler Berge verlegt) und der wunderschönen Musik (wobei sich James Newton Howards Komposition wunderbar in die ausgewählten klassischen Stücke einfügt) vor allem auch die schauspielerischen Leistungen angetan hatten (wobei mich vor allem Valerie Pachner ungemein beeindruckt hat). Zugegeben, drei Stunden lang hätte der Film nicht sein müssen (wobei man aus meiner Sicht insbesondere bei jenem Teil, wo Franz im Gefängnis steckt, deutlich hätte kürzen können). Und die Mischung aus deutsch/österreichisch mit Untertiteln und englisch ist auch etwas eigenwillig. Eventuell wäre es doch besser gewesen, Malick hätte sich für das eine oder das andere entschieden. Trotzdem ist "Ein verborgenes Leben" der erste bislang von mir gesehene Malick, für den ich eine Empfehlung aussprechen kann.
Fazit:
Siehe da, es geschehen noch Zeichen und Wunder: Während mich die bisherigen Malick-Filme – soweit ich sie kenne – doch eher fadisierten, gelang es "Ein verborgenes Leben" doch tatsächlich, mich nun endlich so in seinen Bann zu ziehen, wie das für viele schon bei "The Tree of Life" und Konsorten der Fall war. Neben der Tatsache, dass die Voice Over-Kommentare diesmal nicht so beliebig wirken, sondern auf Briefverkehr zwischen Franz und Fani basieren, dürfte es in erster Linie daran liegen, dass ich zu dieser Thematik, im Gegensatz zu seinen früheren Filmen (wo er uns einfach in eine Welt transportierte, die mir völlig fremd war), als Österreicher einen direkten, persönlichen Bezug habe. Zusätzlichen Reiz bezieht der Film daraus, hier eine Hochglanz-Hollywood-Produktion eines hoch angesehenen amerikanischen Regisseurs, jedoch in Österreich spielend und überwiegend auch auf örtliches Talent setzend, vor uns zu haben – weil das sieht man dann halt doch nicht alle Tage. Und auch abseits meines persönlichen Bezugs fand ich die Story einfach wesentlich interessanter und wichtiger, als jene aus seinen Filmen zuvor (wieder: soweit ich sie bislang kenne). Ja, die wechselnden Sprachen sind teilweise ein bisschen irritierend, und vor allem auch die in diesem Ausmaß nicht wirklich erforderliche, epische Länge von drei Stunden zieht ihn dann doch noch etwas herunter. Insgesamt ist "A Hidden Life" aber ein so starkes wie wichtiges Stück Kino, dass einem Mann, der Unrecht sah, und trotz aller Widerstände, Gefahren und Versuchungen seiner Überzeugung treu blieb, ein eindrucksvolles filmisches Denkmal setzt.