Mit: Gregory Walcott, Mona KcKinnon, Duke Moore, Tom Keene, Carl Anthony, Paul Marco, Tor Johnson, Dudley Manlove, Joanna Lee, John Breckinridge, Lyle Talbot, Vampira, Bela Lugosi, Criswell u.a.
Kurzinhalt:
Seit einiger Zeit werden die USA – insbesondere das Gebiet rund um Hollywood – von fliegenden Untertassen heimgesucht. In einem ersten Versuch, ihren Plan 9 in die Tat umzusetzen, erwecken sie die soeben verstorbene und begrabene Frau eines alten, nach wie vor um sie trauenden Mannes, als Untote wieder zum Leben. Kurz darauf verstirbt auch ihr Ehemann; nur kurz nach seinem Begräbnis widerfährt ihm dieselbe Behandlung. Wenig später steigen sie beide – im Tode wieder vereint – aus dem Grab bzw. der Gruft, und greifen einen Inspektor an. Auch dieser wird wenig später wieder als untotes Monsters zum Leben erweckt, um die umliegenden Bewohner heimzusuchen. Der Pilot einer Fluglinie sowie ein paar Polizisten gehören zu den wenigen Zeugen der Angriffe, sowie der Besuche von fliegenden Untertassen. Ihre Berichte rufen schließlich auch einen Wissenschaftler, der von der Regierung beauftragt wird, mit den Außerirdischen in Kontakt zu treten, sowie einen General des US-Militärs, auf dem Plan. Zusammen versucht man, den seltsamen Vorkommnissen auf den Grund zu gehen und in Erfahrung zu bringen, was die Aliens von uns wollen…
Review:
Lange Zeit – nämlich bis zur Veröffentlichung von "The Room" 2003, der praktisch über Nacht Kultstatus erlangte – galt "Plan 9 aus dem Weltall" als der schlechteste Film aller Zeiten. Im Gegensatz zu seinem legitimen Nachfolger, Tommy Wiseau, sollte Ed Wood jedoch nicht mehr erleben, wie sein Film zu einem Phänomen wird – wurde er doch erst Anfang der 80er wiederentdeckt. Ich selbst wurde irgendwann in den 90ern über einen Bericht in einem TV-Sender (möglich, dass es sogar im Kulturmontag des ORF gewesen ist) aufmerksam, der zuvor eine Dokumentation über den Film und seinen Schöpfer, und danach eben "Plan 9 aus dem Weltall" selbst zeigte. Und ja, der hier zur Schau gestellte Dilettantismus ist in der Tat beachtlich, und man kann leicht verstehen, warum "Plan 9 aus dem Weltall" damals – als er in Konkurrenz zu wesentlich besser gemachten Filmen stand, die aber halt auch das Vielfache von ihm gekostet haben – so unterging, und später dann lange Zeit den Titel als schlechtester Film aller Zeiten innehielt. Allerdings: Um ihm diesen Titel angedeihen zu lassen, fand ich ihn eigentlich damals schon viel zu unterhaltsam – wenn auch überwiegend auf unfreiwillige Art und Weise.
Natürlich, um ihn wertschätzen zu können, muss man schon ein Herz für Trash haben, weil rein filmwissenschaftlich bzw. produktionstechnisch betrachtet ist das in der Tat ein furchtbarer Film. Das beginnt schon bei der Art und Weise, wie Ed Wood hier seinen guten und noch bevor er ein Drehbuch hatte verstorbenen Freund Bela Lugosi, mit dem er einfach vorab ein paar voneinander unabhängige Szenen gedreht hat (und dann das Drehbuch quasi um diese herum entwickelte), notgedrungen ersetzt. Ein wenig überzeugendes Double, dass sich um eben diesen Fakt zu verschleiern die ganze Zeit das Cape vors Gesicht hält (was halt wiederum im krassen Gegensatz zu Lugosi steht, der das nie tut) war halt dann vielleicht doch nicht die beste Lösung – gerade auch in einem Film, der ja ohnehin über einen übererklärenden (und ebenfalls teils unfreiwillig komischen) Voice Over-Kommentar verfügt, mit dem sich alle möglichen Hintergrundinformationen geben lassen. Warum nicht – gerade auch angesichts der Tatsache, dass Vampira für Lugosi eigentlich viel zu jung aussieht – nicht erklären, dass die Aliens die Toten nicht einfach nur wieder zum Leben erwecken, sondern dabei auch verjüngen? Dann hätte das Double einfach alle Ghoul-Szenen gespielt, und von Bela Lugosi hätte man halt nur die Szenen vor seinem Filmtod verwendet. Damit hätte man sich auch die zahlreichen Anschlussfehler gespart, da die Lugosi-Szenen alle unter Tags gedreht wurden, die Ghoul-Szenen aber wiederum eindeutig in der Nacht spielen. Dementsprechend hat man in einer Szene gleich mehrere Tag- und Nachtwechsel direkt hintereinander. Und auch davon abgesehen sticht so mancher Film-Fehler (wie die Papp-Grabsteine) hervor, die man einem anderen Film wohl nicht so schnell verzeihen würde.
Jedoch: Praktisch von Beginn an ist deutlich, dass dies eine Billigst-Produktion war, die wohl eher mit heutigen Fan-Filmen zu vergleichen ist, weshalb der Vergleich mit Hochglanzproduktionen der damaligen Zeit doch sehr unfair wäre. So wie all seine Filme war "Plan 9 aus dem Weltall" ein Herzensprojekt von Ed Wood – und das merkt man dem Film eben auch an. Eben dieses Herzblut und dieses Engagement, dass ich mir bei vielen modernen, wesentlich teureren und rein produktionstechnisch natürlich besseren und makelloseren Filmen auch in dieser Form wünschen würde, zeichnet "Plan 9 aus dem Weltall" so aus, und führt letztendlich dazu, dass ich ihm diese Fehler leichter verzeihen kann. Zumal er letztendlich für mich aus der hier zur Schau gestellten, kollektiven Inkompetenz halt erst recht wieder seinen ganz eigenen Reiz zieht. Und, ganz ehrlich, trotz der ganzen Filmfehler, aber teilweise muss man vor Ed Woods Einfallsreichtum, trotz allem Dilettantismus, echt den Hut ziehen. Ich meine, schon allein, wie er das Flugzeugcockpit umgesetzt hat! Das musst du dich erst mal trauen: Einfach zwei Sitze hinstellen, eine Pappkonsole, und dahinter einen Vorhang aufhängen, fertig! Wie Vorhänge hier generell gerne mal Türen oder Wände ersetzen – wie z.B. auch auf dem Schiff der Außerirdischen!
Doch man kann sich über die filmtechnischen Unzulänglichkeiten lustig machen – oder eben darüber amüsieren – so viel man will. Fakt ist allerdings: Auch wenn dem Film natürlich noch ein zweiter Drehbuchautor der einige Ungereimtheiten glattgebügelt hätte, gut getan hätte, wie auch ein kompetenterer Regisseur, und vor allem wesentlich mehr Geld, aber: Zumindest begnügt sich Ed Wood hier nicht einfach nur damit, einen belanglosen B-Film zu schaffen, sondern hat mit "Plan 9 aus dem Weltall" tatsächlich etwas zu sagen – wird doch in der Szene, wo die Außerirdischen die Motivation für ihr Vorgehen erklären, ordentlich Kritik an der Menschheit geübt, und davor gewarnt, dass sich unsere Technologie rasanter entwickelt als unser Intellekt – und zu welcher nicht einfach nur welt- sondern gleich galaxis-weiten Katastrophe dies einst führen könnte. Klar wird das alles, typisch Ed Wood, sehr tollpatschig rübergebracht. Und am Ende, wenn die Menschen die Untertasse vernichten, weiß man nicht so recht, ob das aus Sicht von Ed Wood nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes ist, weil so versagen die Aliens ja letztendlich wenn es darum geht, zu verhindern, dass wir Menschen dereinst nicht einfach nur uns selbst, sondern die gesamte Galaxis vernichten. Aber zumindest der Gedanke war da, und das zählt halt auch schon einiges. Dennoch kann man natürlich einen Film wie "Plan 9 aus dem Weltall" der handwerklich so viele Fehler aufweist und seinen Unterhaltungswert in erster Linie der eigenen Unfähigkeit verdankt, keine hohe Wertung zukommen lassen. Zumal der Film kurioserweise darunter leidet, dass er was den zur Schau gestellten Dilettantismus betrifft nicht in sich konsequent ist. Einige DarstellerInnen zeigen nämlich durchaus ordentliche Leistungen, andere wiederum sind absolut furchtbar und wirken so, als hätte man da den nächstbesten Kerl von der Straße – ohne jegliche Schauspielerfahrung, -ausbildung oder -talent – vor die Kamera gezerrt. Und generell vermag leider selbst die kollektive Unfähigkeit und die damit einhergehende unfreiwillige Komik den Film trotz kurzer Laufzeit durchgängig unterhaltsam zu machen. Wer jedoch ein Herz für offensichtlich mit viel Elan und Herzblut entstandenen Trash hat, der kommt bei "Plan 9 aus dem Weltall" zweifellos auf seine/ihre Kosten.
Fazit:
"Plan 9 aus dem Weltall" ist einer jener Filme, die sich einer objektiven Bewertung entziehen. Weil auf rein handwerklicher Ebene ist er, da brauchen wir gar nicht lange diskutieren, zweifellos eine Katastrophe. Die teils lächerlich billigen Sets, das durchwachsene Schauspiel, die teils unfreiwillig komischen Dialoge und überdramatisierten Voice Over-Kommentare, Filmfehler wie offenkundig aus Pappe bestehende Grabsteine, Kontinuitätsfehler wie krasse, extrem auffällige Tag/Nacht-Wechsel, sowie nicht zuletzt auch die Verwendung eines Doubles für den zwischenzeitlich verstorbenen Bela Lugosi, der sich ständig krampfhaft den Umhang vors Gesicht hält, sind nur einige der Kritikpunkte, die man dem Film gegenüber – völlig zu Recht – vorbringen kann. Und doch, und doch... irgendwie hat dieses kollektive Unvermögen doch auch einen gewissen, anarchischen Charme. Nicht zuletzt auch deshalb, als man dem Film anmerkt, dass zumindest einige – und insbesondere natürlich Ed Wood – mit viel Engagement und Herzblut bei der Sache waren, und es halt nur einfach nicht besser konnten (oder auch einfach das nötige Geld gefehlt hat, um es besser zu machen). Zumal er hier auch kein rein oberflächliches B-Movie abliefert, sondern sehr wohl eine Message darin verpackt (wenn auch dies – wie alles am Film – eher ungeschickt daherkommt). Also ja, wenn man den Film ernst nimmt und auch ernsthaft betrachtet, ist er so ziemlich genau die Katastrophe, als die er hingestellt wird. Hat man jedoch ein Faible für beherzten Trash, so lässt sich mit ihm mehr Spaß haben als mit so manchem zwar makellos produzierten, letztendlich aber herz-, hirn- und seelenlosen modernen, mehrere 100 Millionen teuren Blockbuster.