Mit: Harrison Ford, Neil Armstrong, Michael Collins, Janet Armstrong, Mark Armstrong, Mike Bodie, Rick Armstrong, Christopher Kraft, Gerry Griffin, Frank Borman, Dave Scott u.a.
Kurzinhalt:
Am 20. Juli 1969 betrat Neil Armstrong als erster Mensch einen fremden Himmelskörper. Doch wer ist dieser Mann eigentlich? Die Dokumentation "Armstrong" rollt die Geschichte des ersten Mannes auf dem Mond auf, und geht dabei sowohl auf private Erfolge und Schicksalsschläge, als auch seine Karriere – zuerst in der Air Force, und später dann im Astronautenprogramm der NASA – ein. Aber auch die Geschichte der bemannten Raumfahrt im Allgemeinen und der Apollo-Missionen im Besonderen wird beleuchtet. Und natürlich wirft "Armstrong" auch einen Blick darauf, wie es nach der historischen Mondlandung mit Neil Armstrong weiterging…
Review:
"Aufbruch zum Mond" konnte mir ja grundsätzlich sehr gut gefallen, und setzte vor allem auch den Flug von Apollo 11 ungemein eindrucksvoll um. Wo ich jedoch das Gefühl hatte, dass man sich ein bisschen zu viel kreative Freiheit nahm und im Bestreben einer möglichst emotionalen Geschichte doch einen ziemlichen Bock geschossen hat, war bei der Darstellung von Neil Armstrong selbst. Ein Eindruck, der u.a. auf frühere Portraits wie z.B. in "From the Earth to the Moon", sowie Auszügen aus Dokumentationen wie z.B. "For All Mankind" und "Im Schatten des Mondes" zurückging – und nun auch von der nigelnagelneuen Doku "Armstrong" auch voll und ganz bestätigt wurde. Fakt ist: Ja, Armstrong war zweifellos ein ruhiger, stiller und privater Mensch – aber selbst nachdem er sich nach der "Apollo 11"-Mission aus der Öffentlichkeit zurückzog, war er nie ein Einsiedler (so unterrichtete er später z.B. als Professor an einer Universität, und leitete den Untersuchungsausschuss der Challenger-Katastrophe) – und vor allem auch längst nicht so verschlossen, kontakt- und menschenscheu, wie ihn Damien Chazelle in "Aufbruch zum Mond" (mit Ryan Gosling als "Erfüllungsgehilfen") darstellte.
Tatsächlich hatte Neil Armstrong – was bei "First Man" ja eben z.B. überhaupt nicht herauskam – sogar einen feinen Sinn für Humor; wovon man sich hier nun in einigen Archivaufnahmen von ihm überzeugen kann. Generell hat mir "Armstrong" sehr gut gefallen. Die Dokumentation erweist sich dabei als gelungene Mischung aus Biographie von Neil Armstrong selbst (no na), aber auch einer historischen Aufrollung des Raumfahrtprogramms, mit besonderem Blick auf die Apollo-Missionen. Zugegeben, da war jetzt nichts darunter, was man als Interessierter nicht schon aus diversen Büchern, früheren Dokumentationen (u.a. den zuvor genannten) oder auch Filmen und Serien, welche die damalige Mission dramatisiert wiedergaben, kennen würde. Dennoch gefiel mir diese Kombination sehr gut, da man ihn als Persönlichkeit so in den größeren historischen Kontext des Apollo-Programms stellte. Und vor allem auch die Einblicke in sein Leben nach dem Mondflug fand ich dann sehr interessant. Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass man für die Doku Harrison Ford als Erzählerstimme gewinnen konnte. Zudem gelingt es durch den Rückgriff auf Archivmaterial überwiegend, das gedräute "sprechende Köpfe"-Syndrom zu vermeiden. So ziemlich der einzige markante – und leider doch nicht unerhebliche – Schönheitsfehler ist das mir unerklärliche Fehlen von Buzz Aldrin. Während Michael Collins hier sehr wohl zu Wort kommt, vermisst man damit leider just die Stimme jenes Mannes, der zusammen mit Neil Armstrong auf dem Mond gelandet ist. Keine Ahnung, ob Aldrin nicht wollte, oder die Filmemacher ihn – warum auch immer – erst gar nicht gefragt haben, aber das ist halt leider schon eine unerfreuliche Lücke. Davon abgesehen kann ich "Armstrong" allen Raumfahrt- und/oder Apollo 11-Enthusiasten diese Doku aber nur wärmstens ans Herz legen!
Fazit:
"Armstrong" ist eine gelungene Mischung aus Biographie des ersten Mannes, der den Mond betrat, sowie einer Aufrollung der Ereignisse, welche schließlich zu diesem historischen Moment führten. Der Vergleich mit "Aufbruch zum Mond" zeigt dabei deutlich, dass sich Damien Chazelle dort doch einige – für Armstrong nicht unbedingt vorteilhafte – künstlerische Freiheiten genommen und was seine stille Persönlichkeit doch ordentlich übers Ziel hinausgeschossen hat. So würde man nach der Sichtung seines Films z.B. nie denken, dass Neil Armstrong doch tatsächlich einen Sinn für Humor hatte! Und generell fand ich es sehr interessant, mehr über diese außergewöhnliche Persönlichkeit zu lernen, wobei die Doku eben auch mit dem einen oder anderen Irrglauben – wie z.B., dass er sich nach der Mondmission vollständig aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hätte – aufräumt. Für jene, welche schon so manche Dokumentation über das Apollo-Programm verfolgten, werden sich die neuen Erkenntnisse zwar in Grenzen halten. Und das Fehlen von Buzz Aldrin, der aus unbekannten Gründen nicht an der Produktion der Dokumentation beteiligt war, ist dann doch ein ziemlich gravierender und bedauerlicher Schönheitsfehler. Für alle, die sich für die Raumfahrt interessieren, ist "Armstrong" aber definitiv einen Blick wert.