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Endstation Mond Drucken E-Mail
Spekulative Geschichte über die erste Mondlandung Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 11 Dezember 2019
 
Advents-SPECiAL

 
Endstation Mond
Originaltitel: Endstation Mond
Produktionsland/jahr: USA 1950
Bewertung:
Studio/Verleih: George Pal Productions/Eagle-Lion Films
Regie: Irving Pichel
Produzent: George Pal
Drehbuch: Alford Van Ronkel, James O'Hanlon & Robert A. Heinlein
Filmmusik: Leith Stevens
Kamera: Lionel Lindon
Schnitt: Duke Goldstone
Genre: Science Fiction/Drama
Kinostart Deutschland: 10. Juli 1951 (BRD)
Kinostart USA: 27. Juni 1950
Laufzeit: 92 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: John Archer, Warner Anderson, Tom Powers, Dick Wesson, Erin O'Brien-Moore u.a.


Kurzinhalt: Nach einem weiteren gescheiterten Raketentest wird dem Wissenschaftler Dr. Charles Cargraves die staatliche Förderung gestrichen. Daraufhin wendet er sich mit seinem Raketenmodell an den privaten Sektor, und kann tatsächlich einige Unternehmer dazu überreden, ihn mit finanziellen Mitteln zu unterstützen. Jim Barnes, dessen Firma Flugzeuge baut, erklärt sich zudem dazu bereit, den Bau der neuen Rakete zu übernehmen. Als diese fertig ist, will man so rasch als möglich vier Astronauten auf den Mond bringen. Doch die Öffentlichkeit ist aufgrund des Nuklearantriebs besorgt, weshalb Cargraves zu Ohren kommt, dass ihnen in Kürze von der Regierung eine Unterlassungserklärung für den geplanten Start zugestellt werden soll. Man beschließt, die Rakete vorher zu starten, und schließt die benötigten Vorbereitungen in Windeseile ab. Wenige Stunden später starten Charles Cargraves, Jim Barnes und General Thayer in Begleitung des Technikers Joe Sweeney mit ihrer Rakete zum Mond. Bereits auf dem Weg dorthin müssen sie die eine oder andere Herausforderung bewältigen. Dennoch gelingt es ihnen letztendlich erfolgreich, auf dem Mond zu landen. Dort stellt sich allerdings heraus, dass sie beim Hinflug zu viel Treibstoff verbraucht haben. Wird es ihnen gelingen, wieder zur Erde zurückzukehren?

Review: Szenenbild. Knappe fünfzig Jahre nachdem George Méliès mit seiner Vision einer phantastischen Reise zum Mond das Kino revolutioniert hat, machte sich der legendäre Produzent George Pal (u.a. "Kampf der Welten" und "Die Zeitmaschine", den er auch selbst inszenierte) daran, quasi ein Update ins Kino zu bringen, welches die seither gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um unseren Trabanten berücksichtigt und die Reise zum Mond so realistisch wie möglich darstellen sollte. Basierend auf den Roman von Robert A. Heinlein, der auch am Drehbuch mitwirkte, versucht man sich hier, rund zwanzig Jahre bevor es dann tatsächlich soweit sein sollte, an einer möglichst plausiblen Schilderung der ersten Reise der Menschen von der Erde zum Mond. Und unter Berücksichtigung der damaligen Möglichkeiten und Einschränkungen, soweit es die Inszenierung betrifft (Stichwort Schwerkraft) ist ihnen dies auch überwiegend gelungen. Klar, da und dort wirkt "Endstation Mond" etwas gar naiv, z.B. wenn einfach mal so der Start auf in siebzehn Stunden vorgezogen wird, oder man nicht etwa ausgebildete und auf die Mission akribisch vorbereitete Astronauten, sondern "normale" Menschen auf den Mond schickt.

Zudem hätte sich in den 50ern wohl niemand vorstellen können, dass sich die NASA einst für den Ansatz eines separaten Landemoduls entscheiden würde, an das man zuerst im Orbit der Erde und dann wieder im Mondorbit andockt (was nur wieder einmal beweist, dass die Realität manchmal seltsamer und phantastischer ist, als die Fiktion). Stattdessen folgt man hier eben jenem Konzept, von dem damals jeder ausgegangen wäre, nämlich dass du auf dem Mond mit der selben Rakete landest, mit der du von der Erde aus losgeflogen bist. Zudem fängt "Endstation Mond" die Oberfläche des Mondes in den Einstellungen der Rakete im Orbit zwar sehr realistisch ein (fast könnte man meinen, sie hätten dabei auf Satellitenaufnahmen zurückgegriffen), wenn sie dann aber mal landen, weicht das dort gezeigte Bild recht stark sowohl von den Luftaufnahmen als auch der Realität ab. Ich persönlich hatte jedoch mit all diesen Problemen insofern kein Problem, als man es damals nun mal einfach noch nicht besser wusste – und genau das ist ja letztendlich Sinn und Zweck einer solchen spekulativen Erzählung: Sich Gedanken darüber zu machen, wie es sein könnte. Und was das betrifft, sticht "Endstation Mond" definitiv hervor. Auch die Effekte konnten mir soweit ganz gut gefallen – auch wenn man natürlich aufgrund des Alters des Films da und dort ein Auge zudrücken muss. Zumindest merkt man "Endstation Mond" aber an, dass man sich diesbezüglich wirklich Mühe gemacht hat – da verzeiht man dann eben auch gerne, dass sie nicht unbedingt immer der Betrachtung durch kritisch-moderne Augen standhalten. Und auch die Woody Woodpecker-Einlage fand ich lustig – und auch sehr effektiv, wenn es darum ging, dem damals noch eher unbedarften Zuschauer die wichtigsten Hintergrundinformationen zu vermitteln. Mein einziger wesentlicher Kritikpunkt ist das Ende, wo man zuerst ein Dilemma präsentiert, letztendlich dann aber doch eine einfache Lösung dafür findet, die mich noch dazu nicht wirklich überzeugt hat. Etwas mehr Mut zu einem düstereren Ausgang, der halt auch deutlich macht, dass ein solcher Fortschritt leider auch immer einen gewissen Preis erfordern wird (siehe die Apollo 1-Katastrophe), wäre mir lieber gewesen. Und auch auf die Kritik an den Kritikern der Atomkraft (die als Verschwörung feindlicher Elemente dargestellt wird) hätte ich verzichten können. Davon abgesehen fand ich diese spekulative Vision der ersten Mondlandung aber durchaus interessant.

Fazit: Szenenbild. "Endstation Mond" (hierzulande u.a. auch als "Ziel Mond" und "Rakete zum Mond" bekannt) ist ein Science Fiction-Klassiker, der im Gegensatz zu einigen anderen SF-Frühwerken (u.a. der auf Jules Verne basierende "Die erste Fahrt zum Mond") versuchte, die erste Mondlandung so realistisch wie möglich darzustellen. Angesichts der Tatsache, dass der Film mittlerweile auch schon wieder fast siebzig Jahre auf dem Buckel hat, muss man zwar sowohl was die Effekte als auch die Darstellung der Reise zum Mond betrifft hie und da ein bisschen ein Auge zudrücken, und darf es nicht allzu genau nehmen. Letztendlich merkt man "Endstation Mond" jedoch in beiden Aspekten die Mühe an, die man sich hier gegeben hat – das macht es auch leichter, über so manch weniger gelungene Effektaufnahme, die teils etwas naiv wirkende Darstellung des ersten Flugs zum Mond, sowie die nicht wirklich realistische Darstellung der Mondoberfläche an sich, hinwegzusehen. Kritisch sehe ich in erster Linie, wie man am Ende ein vermeintliches Dilemma präsentiert, dass sich dann doch noch in Wohlgefallen auflöst. Ein bisschen tragischer hätte das Finale ruhig sein dürfen; aber damals wollte man halt optimistisch-ermutigend auf das (US-amerikanische) Weltraumprogramm blicken. Sieht man von diesem Manko ab, und kann generell mit alten Klassikern etwas anfangen, kommt man als Science Fiction-Fan bei "Endstation Mond", gerade auch wenn man sich für die reale bemannte Raumfahrt interessiert (und somit die Vision hier der Realität gegenüberstellt) durchaus auf seine Kosten.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1950 George Pal Productions)


Weiterführende Links:
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