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Gelungenes Finale zur "Dunkler Turm"-Saga Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 23 November 2019
 
Titel: "Der Turm"
Originaltitel: "The Dark Tower"
Bewertung:
Autor: Stephen King
Übersetzung: Wulf Bergner
Umfang: 845 Seiten
Verlag: Heyne (D)
Veröffentlicht: 06. März 2006 (D), 21. September 2004 (E)
ISBN: 978-3-453-43161-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nachdem Susannah Rolands Sohn – und Verderben? – Mordred geboren hat, gelingt ihr mit Hilfe von Jake und Pater Callahan, der bei dieser Aktion sein Leben gibt, die Flucht. Über ein Portal kehren sie nach Mittwelt zurück, wo sie kurz darauf auch wieder mit Roland und Eddie vereint sind. Noch ahnen sie nicht, dass dies das letzte Mal sein soll, dass ihr ka-tet heil ist. Denn der geplante Angriff auf die Festung von Algul Siento, wo die Schergen des scharlachroten Königs die Brecher festhalten, mit denen sie die letzten beiden Balken, die den Turm noch halten, zerstören wollen, wird das erste Opfer ihrer Gemeinschaft fordern. Kurz darauf begeben sich Roland und Jake zurück in die Hauptwelt, um Stephen King das Leben zu retten. Danach brechen die letzten Überlebenden des ka-tets auf die lettze Etappe ihrer Reise zum Dunklen Turm auf. Ein beschwerlicher Weg, auf dem noch zahlreiche Gefahren und Herausforderungen lauern – und wo sich Roland Deschains Schicksal letztendlich vor den Toren des Dunklen Turms erfüllen wird…

Review: Mein größter Kritikpunkt an "Der Turm" steht in unmittelbaren Zusammenhang mit meiner Kritik an "Susannah", das ich inhaltlich doch etwas dürftig fand, und welches dann noch dazu irgendwie mittendrin einfach abzubrechen/aufzuhören schien. "Der Turm" wiederum ist nun einfach doch etwas zu lang. Die Lösung für beides liegt auf der Hand: Aus meiner Sicht hätte Stephen King den ersten Teil dieses Bandes, der Mordreds Geburt behandelt, noch in "Susannah" erzählen, dort mit der Wiedervereinigung des ka-tets enden und sich somit auch den billigen Cliffhanger schenken sollen. Nicht nur hätte dies die Länge von "Der Turm" auf ein leichter verdauliches Maß reduziert, es hätte auch thematisch besser gepasst – denn so wirkt der Einstieg doch etwas deplatziert, wie ein Überbleibsel aus einem anderen Roman (was er halt in Wahrheit eben auch ist). Mir persönlich ist jedenfalls völlig unklar und unverständlich, warum Stephen King den Schnitt so gesetzt hat, und sollte ich mir die Reihe irgendwann nochmal vorknöpfen, werde ich (sofern ich nicht ohnehin gleich alles in einem Aufwasch lese) daran denken, den ersten Teil von "Der Turm" noch direkt nach "Susannah" zu lesen, um einerseits einen vernünftigen Abschluss für die dortige Geschichte zu bekommen, und andererseits dann für das Finale nicht mehr ganz so viele Seiten vor mir zu haben. Auch mein zweiter großer Kritikpunkt deckt sich mit "Susannah": Die Art und Weise, wie sich Stephen King zum Mittelpunkt seines eigenen Universums macht, wirkt doch ziemlich selbstverliebt. Mich hat das jedenfalls auch hier wieder sehr irritiert, und teilweise auch aus der Illusion gerissen, weil mir in den Momenten, wo Stephen King auftrat, bewusst wurde, dass ich hier nur ein fiktives Werk lese. Der letzte wesentliche Kritikpunkt betrifft das für meinen Geschmack doch etwas zu zuckersüße Finale in New York, das halt leider auch wieder einmal nur allzu deutlich macht, wie weich und sentimental King im Laufe seines Lebens geworden ist. Was wohl jener King, der eins "Schwarz" geschrieben hat, von seinem alten Alter Ego denken würde?

Davon abgesehen konnte mir "Der Turm" aber sehr gut gefallen. Es ist ein packender und teils schön dramatischer Abschluss für die Saga, wo Stephen King immerhin auch endlich wieder den Mut dazu findet, sich von der einen oder anderen Figur zu trennen (wenn auch der gerade angesprochene kitschige Abschluss in New York dies leider teilweise wieder untergräbt). Trotz dem Spoiler-Hinweis in der Überschrift versuche ich so wenig wie möglich zu verraten, aber sagen wir einfach, dass ich dies grundsätzlich sehr positiv fand. Einerseits gab es dem Abschluss der Saga das nötige emotionale und dramaturgische Gewicht, fand ich es letztendlich nur logisch, dass Rolands Queste nach dem Dunklen Turm auch zum Ende hin noch den einen oder anderen Blutzoll fordert, und hat mich seine Entscheidung, wer stirbt und wer überlebt, teilweise doch überrascht – hätte ich doch eigentlich gerechnet, dass Roland die letzte Etappe seiner Reise mit einer anderen Person an seiner Seite bestreiten würde. Neuzugang Patrick wiederum vermittelt zwar schon ein bisschen den Eindruck einer Deus Ex Machina, ist aber zumindest nett in die Geschichte eingebunden, und sorgt für ein originelle Lösung für das Problem, dass der Turm ja vom scharlachroten König bewacht wird. Wie Stephen King bei seinem abschließenden Teil der Reihe generell die eine oder andere Erwartungshaltung seiner Zuschauer – und Genre-Klischees – untergraben dürfte, wie z.B. auch, was den Showdown zwischen Roland und Mordred betrifft. Jedenfalls: Nach dem noch etwas zähen Einstieg rund um das "Susannah"-Nachspiel gelang es "Der Turm" dann zunehmend, mich zu packen. Der Mittelteil, mit der beschwerlichen Reise durch die Kälte, ist zwar inhaltlich etwas dürftig, wird aber davon gerettet, dass King ihre Notlage sehr atmosphärisch einfängt, und so für den Leser spür- und nachvollziehbar macht.

Und dann ist da noch das – höchst umstrittene – Ende. Stephen King selbst warnt den Leser ja davor, nicht weiterzulesen, und es mit Roland, der vor dem Tor des Turms steht, gut sein zu lassen. "Der Weg ist das Ziel", argumentiert er. So wie jedoch wohl die meisten (alle?) habe natürlich auch ich es mir nicht nehmen lassen, trotzdem umzublättern. Und was soll ich sagen: Ich verstehe, warum dieses Ende vielen nicht gefallen hat, aber meinen persönlichen Geschmack hat King damit nun mal genau getroffen. Zumal ich es vom Gedanken her sehr interessant fand, es im Verlauf der Erzählung zahlreiche Anspielungen auf eben diesen Ausgang gab, und er den Leser mit dem Horn von Eld dennoch mit einem Hoffnungsschimmer entlässt. Und vor allem den letzten (ersten) Satz fand ich einfach nur großartig. Für mich hat das letzte Kapitel den Roman jedenfalls noch einmal um einen halben Wertungspunkt aufgewertet, und dafür gesorgt, dass Rolands Reise, trotz allem Stolpern und Strauchelns zwischendurch, zumindest mich doch noch gänzlich zufriedenstellen konnte.

Fazit: "Der Turm" ist ein überwiegend gelungener Abschluss von Rolands Reise. Vor allem das umstrittene letzte Kapitel stellte zumindest mich gänzlich zufrieden, und wertete nicht einfach nur den Roman an sich, sondern die komplette Saga, noch einmal deutlich auf. Aber generell fand ich das Geschehen diesmal um einiges interessanter und mitreißender als beim vorangegangenen Roman. Allerdings leidet "Der Turm" noch etwas unter dem Einstieg, der wie ein Überbleibsel von "Susannah" wirkt, und zudem dazu führt, dass die Seitenanzahl unnötig hochgetrieben wird. Auch auf den neuerlichen Auftritt von Stephen King hätte ich lieber verzichtet. Und das Finale in New York war mir persönlich zu kitschig; hier fehlt mir jener Stephen King, der unter dem Synomym Richard Bachmann so kalte, harte Werke wie "Todesmarsch" geschrieben hat, oder auch den ersten "Der dunkle Turm"-Roman verfasste, wo Roland ein komplettes Dorf auslöscht, und am Ende Jake fallen lässt. Immerhin war "Der Turm" aber sehr abwechslungsreich, überzeugte mit einigen netten Konfrontationen, die oftmals längst nicht so abliefen, wie vom Leser wohl vermutet, sowie einem netten Spannungsaufbau bis zum mich dann eben wie gesagt begeisterndem Finale.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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