Mit: Eddie Marsan, Paul Anderson, Ivana Baquero, Richard Brake, Oliver Coopersmith, Alexis Rodney, Anthony Head, Alana Boden, Nacho Aldeguer u.a.
Kurzinhalt:
Jarvis Dolan ist der Moderator einer kontroversen politischen Sendung im britischen Radio. Gerade erst sind er und seine Familie aufgrund seiner sehr liberalen Haltung von rechtsextremen Terroristen entführt worden. In seiner aktuellen Sendung, zu der auch ein alter Freund und Kollege eingeladen ist, möchte er nun diesbezüglich ein hochbrisantes Tonband abspielen. Doch seine Pläne für die aktuelle Sendung werden komplett über den Haufen geworfen, als das Studio von mehreren maskierten Angreifern besetzt wird. Jarvis denkt sofort an einen terroristischen Hintergrund, doch die Motive der Täter sind diesmal persönlicher. Es geht um eine verhängnisvolle Nacht vor ein paar Jahren, als Jarvis und sein Freund Andrew gemeinsam auf Tour waren. Dieser soll nun live im Radio ein Geständnis darüber ablegen, was damals im Hotelzimmer vorgefallen ist – wenn nicht, wird zuerst die Studiocrew, und danach Andrew und Jarvis selbst, dies mit dem Leben bezahlen…
Review:
Ich hab' ja durchaus ein Faible für Kammerspiele, von denen es zuletzt jetzt nicht unbedingt allzu viele gab. "Feedback" war somit genau das richtige, um eben diesen Durst zu stillen. Was mir dabei unter anderem sehr gut gefallen hat war, dass der Film zwar – aus meiner Sicht völlig richtigerweise – in Form von Jarvis eindeutig gegen den Brexit, Populismus, Volksverdummung und rechten Terror Stellung bezieht, der Überfall aufs Studio letztendlich damit aber nicht das Geringste zu tun hat. Nicht minder angetan war ich von der Art und Weise, wie sich der Film einer klassischen Schwarz/Weiß-Zeichnung verwehrt. Denn die Angreifer mögen zwar einen sehr guten und nachvollziehbaren persönlichen Grund für ihre Rache haben, und da sie auf dem Rechtsweg nicht weiterkamen bis zu einem gewissen Grad im Rech sein, ihre Methoden sind aber natürlich abzulehnen. Zugleich mag ich mit Jarvis zwar politisch einer Meinung sein, was sein Verhalten betrifft stand ich in weiterer Folge allerdings auch alles andere als auf seiner Seite. Merke: Dass man sich auf der mir nahestehenden linksliberalen Seite des politischen Spektrums befindet, bedeutet halt nun mal nicht, dass man deswegen nicht trotzdem ein Arschloch sein kann.
Eine weitere wesentliche Stärke des Films ist zweifellos Eddie Marsan, einen Darsteller, den ich grundsätzlich sehr schätze, der jedoch zumeist auf Nebenrollen abonniert ist. Hier darf er mal in einer Hauptrolle zeigen, was er draufhat, und brilliert mit seinem bestechenden Portrait eines Mannes, der es gewohnt ist, immer die Kontrolle zu haben, und in dieser Extremsituation nun verzweifelt versucht, an dieser festzuhalten, bzw. sie wiederzuerlangen. Der sich daraus ergebende Konkurrenzkampf, in dem sich die Machtverhältnisse zwischen ihm und den Angreifern immer wieder verschieben, war packend mitzuverfolgen. Der letzte große Pluspunkt ist dann der unbefriedigende Ausgang des Geschehens; mehr kann ich dazu aus Spoilergründen hier leider nicht sagen, aber auf meiner Sicht trifft "Feedback" hier genau den Nerv der Zeit, und macht den geneigten Zuschauer idealerweise fuchsteufelswild – und das ist auch gut so. Nun ist der Film trotz dieser Stärken zugegebenermaßen nicht perfekt. Wie jeder Film der überwiegend nur in einer begrenzten Location spielt tut er sich da und dort etwas schwer, Spannung und Tempo aufrecht zu erhalten. Einzelne Plotentwicklungen sind schon sehr bequem (oder eben unbequem), wie z.B., dass just an diesem Abend Jarvis' Tochter im Studio ist. Und in Teilbereichen ist "Feedback" sehr vorhersehbar, wobei ich mich vor allem an der in den letzten Jahren zunehmend in Mode gekommenen Art und Weise, wie man der Theaterregel rund um "Chekov's gun" etwas zu sklavisch folgt, und auf einmal jedes kleinste Detail dass erwähnt oder gezeigt wird in weiterer Folge für den Plot wichtig wird, störte. Der diesbezügliche Klassenprimus an unfreiwilliger Komik wird wohl auf immer und ewig das Fahne schwenken aus "White House Down" bleiben; ähnliche Untiefen erreicht "Feedback" zwar zum Glück nicht, aber z.B. beim Raum mit dem schrägen Toneffekt oder auch dem Handzeichen fühlte ich mich doch zumindest ansatzweise daran erinnert. Insgesamt ist "Feedback" aber ein sehr gutes und packendes Stück (Heim-)Kino.
Fazit:
"Feedback" ist ein packender kleiner Thriller, an dem es mir neben dem interessanten Grundkonzept vor allem angetan hatte, wie sich der Film einer klassischen, eindeutigen Schwarz/Weiß-Zeichnung verweigert, sondern vielmehr von allen Beteiligten ein ambivalentes Bild zeichnet. Die Motivation der Angreifer ist z.B. grundsätzlich absolut verständlich, ihre Methodik aber halt dennoch nicht vertretbar. Auch die wechselnden Machtverhältnisse machten "Feedback" für mich sehr interessant. Eddie Marsan ist zudem großartig als Radiomoderator, der es gewohnt ist, das Heft fest in der Hand zu halten, und hier nun mit allen Mitteln versucht, es wieder zu fassen zu bekommen. Und vor allem die recht eindeutige Auflösung und die darin mitschwingende, so kritisch wie hoffentlich wütend machende, Message hatten es mir angetan. Da und dort mag es zwar kleinere Längen geben, und auch der eine oder andere kleinere Kritikpunkt – wie die Vorhersehbarkeit in Teilbereichen – hat sich eingeschlichen. Wer so wie ich ein Faible für Kammerspiele hat, sollte sich "Feedback" aber in jedem Fall vormerken.