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The Lodge Drucken E-Mail
Der neueste Streich der "Ich seh, ich seh"-Macher Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 07 Oktober 2019
 
Halloween-SPECiAL

 
The Lodge
Originaltitel: The Lodge
Produktionsland/jahr: USA 2019
Bewertung:
Studio/Verleih: Hammer Films/Neon
Regie: Veronika Franz & Severin Fiala
Produzenten: U.a. Aliza James, Simon Oakes & Aaron Ryder/td>
Drehbuch: Sergio Casci, Veronika Franz & Severin Fiala
Filmmusik: Danny Bensi & Saunder Jurriaans
Kamera: Thimios Bakatakis
Schnitt: Michael Palm
Genre: Horror/Drama
Kinostart Deutschland: Noch nicht bekannt
Kinostart USA: 17. Februar 2020
Laufzeit: 100 Minuten
Altersfreigabe: Noch nicht geprüft
Trailer: YouTube
Kaufen: Noch nicht erhältlich
Mit: Riley Keough, Richard Armitage, Jaeden Martell, Lia McHugh, Alicia Silverstone u.a.


Kurzinhalt: Richard möchte seinen beiden Kindern Aidan und Mia endlich seine neue Verlobte vorstellen. Dafür begeben sie sich über die Weihnachtsfeiertage in jenes abgeschiedene Ferienhaus, dass sie jahrelang mit ihrer Mutter besuchten. Als Richard in die Arbeit gerufen wird, bleibt Grace alleine mit den beiden Kindern zurück – angesichts der Animosität von Aidan und Mia in Richtung ihrer Schwiegermama in spe für alle Beteiligten keine angenehme Situation. Zumal Grace in ihrer Kindheit ein schweres Trauma erlitt, dass sie nach wie vor nicht vollständig überwunden hat. Als ein Schneesturm die drei de facto von der Außenwelt abschneidet, droht die prekäre Lage endgültig zu eskalieren…

Review: Szenenbild. Im Trailer zu "Ich seh ich seh" war ja als überaus charmantes lobendes Zitat "Was soll ich sagen, ich mag sowas halt" angeführt. Der Kommentar war zwar nicht von mir – könnte es aber sein. Denn: Ich mag einfach die Art und Weise, wie Veronika Franz und Severin Fiala Filme machen, von "Ich seh ich seh" über das "The Field Guide to Evil"-Segment "Die Trud", bis hin zu nun eben "The Lodge" – der generell einige Gemeinsamkeiten mit "Goodnight Mommy" (so der internationale Titel) aufweist. Wieder steht eine Familie, die sich in einer schwierigen Situation wiederfindet, im Mittelpunkt – und dabei letztendlich insbesondere die Dynamik zwischen einer Mutterfigur und zwei Kindern. Wieder ist niemand wirklich böse, gibt es keinen Täter, den man festmachen könnte, sondern sind letztendlich alle, die sich in dieser beschissenen Situation wiederfinden, bis zu einem gewissen Grad Opfer. Angefangen bei Schwiegermama in spe Grace, über Richard, bis hin zu Aidan und Mia, die einen tragischen Schicksalsschlag verkraften müssen, und einfach noch nicht dazu bereit sind, die neue Flamme ihres Vaters kennenzulernen.

Aber auch inszenatorisch sind sich beide Filme sehr ähnlich (ja sogar eine gruselige Version eines grundsätzlich ja eigentlich gar nicht gruselig gedachten Liedes haben sie wieder eingebaut; dort "Weißt du wieviel Sternlein stehen", hier nun "Näher mein Gott zu dir"). Sprich, ich behaupte jetzt einfach mal: Wer "Ich seh ich seh" mochte, dem sollte eigentlich auch "The Lodge" wieder gefallen. Wie schon dort hat es mir, neben der beschissenen Ausgangssituation und dem damit einhergehenden psychologischen Horror, sowie der ungünstigen Figurenkonstellation, die einen schon bald zur Überzeugung bringt, dass diese Geschichte hier nicht gut ausgehen wird, in erster Linie der Regiestil von Veronika Franz und Severin Fiala angetan. Ihre sehr ruhige, stilvolle Inszenierung, wo sie – abseits sehr vereinzelt eingesetzter Schockeffekte – mittels den Bildern und der Musik eine zunehmend beängstigende Stimmung erzeugen, die mich spätestens im zweiten Drittel dann zunehmend fast schon zu erdrücken begann. Neben ihnen beiden ist hier insbesondere noch Kameramann Thimios Bakatakis, Cutter Michael Palm sowie dem Duo Danny Bensi & Saunder Jurriaans, die für die Musik zuständig waren, Lob auszusprechen. Aber auch auf die DarstellerInnen soll nicht vergessen werden. Grundsätzlich freut es einen ja als Österreicher schon, wenn beim englischsprachigen Debüt zweiter österreichischer Regisseure Hochkaräter wie Riley Keough, Richard Armitage, Jaeden Martell (vormals Liebherr) und Alicia Silverstone aufgefahren werden. Noch schöner ist es dann aber, wenn diese – inklusive Newcomerin Lia McHugh – großartige Leistungen zeigen, wobei insbesondere die Performance von Riley Keough hervorsticht. Und die abgeschiedene Location war ebenfalls überaus gut gewählt.

Szenenbild. Aber: Wie "Ich seh ich seh" hat auch "The Lodge" wieder einen Twist, der für mich nicht 100%ig funktioniert hat. War es dort die Vorhersehbarkeit, ist es diesmal vielmehr ein Problem der Plausibilität – denn "The Lodge" erwartet hier vom Zuschauer, etwas zu schlucken, dass zumindest meinen "willing suspension of disbelief" leider überstieg. Etwas, worunter letztendlich – gemäß der guten alten "fruit of the poisonous tree"-Regel – der gesamte letzte Akt ein bisschen leidet. Auch wenn dieser handwerklich ebenfalls keine Wünsche offen ließ, einige sehr packende Momente bot, und sich auf großartige Art und Weise zu einem perfekt-bedrückenden Finale hochschaukelt. Aber ganz konnte ich da dann leider, so gern ich grundsätzlich auch gewollt hätte, nicht mehr mit. Angesichts der ebenfalls zahlreichen vorhandenen positiven Aspekte kann somit letztendlich bei "The Lodge" von einem in allen Bedeutungen des Begriffes "starken Stück" modernen Horrorkinos gesprochen werden.

Fazit: "The Lodge" begeisterte mich vor allem mit der bedrückenden Ausgangssituation, und dem psychologischen Horror, der das erste Drittel des Films dominierte. Grace, Richard, Aiden und Mia finden sich in einer für alle Beteiligten schwierigen Situation wieder, für die keiner von ihnen etwas kann. Eben dies sorgt von Beginn an für eine beklemmende Stimmung, die sich dann vor allem im Verlauf des zweiten Drittels beachtlich steigerte. Dann kommt jedoch, wie schon bei "Ich seh, ich seh", wieder ein Twist, und neuerlich tat ich mir mit diesem leider ein bisschen schwer. Weniger, weil ich ihn, so wie dort, vorhersehbar gefunden hätte, sondern weil es mir einfach schwer fiel, das zu glauben und mich daran einzulassen. Worunter dann halt leider auch das letzte – handwerklich grundsätzlich ebenfalls über jeden Zweifel erhabene und in eine großartige Abschlussszene mündende – Drittel – etwas litt. Davon abgesehen ist Veronika Franz und Severin Fiala mit "The Lodge" aber ein würdiger spiritueller Nachfolger zu ihrem beachtlichen Spielfilm-Erstling "Ich seh, ich seh" geglückt.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Hammer Films)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2019





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