Mit: Samara Weaving, Mark O'Brien, Adam Brody, Henry Czerny, Andie MacDowell, Melanie Scrofano, Kristian Bruun, Nicky Guadagni, Elyse Levesque, John Ralston u.a.
Kurzinhalt:
Grace hat gerade in die reiche Le Domas-Dynastie hineingeheiratet. Ihre Hochzeitsnacht verläuft jedoch nicht ganz so, wie sie sich das eigentlich vorgestellt hat: Denn statt diese mit ihrem Gatten Alex zu verbringen, wird sie vielmehr in den Speisesaal gerufen, wo ihr eine Box ausgehändigt wird. In dieser befindet sich eine Karte, die bestimmt, welches Spiel die Familie nun ab Mitternacht spielt – so verlangt es die Tradition. Das meiste davon – Schach, Dame usw. – ist harmlos, doch gibt es auch die Karte "Hide and Seek", also Verstecken spielen. Und das wird bei der Domas-Familie in einer besonders brutalen Variante gespielt: Grace muss sich bis zum Sonnenaufgang vor den anderen Familienmitgliedern verstecken – denn wenn es ihnen gelingt, sie zu finden, werden sie die Braut töten. Und so muss sich Grade nun völlig unvorbereitet einem gnadenlosen Spiel auf Leben und Tod stellen…
Review:
Nach dem launigen Trailer hatte ich mich auf "Ready or Not" schon sehr gefreut – und anfänglich wurde der Film meiner Erwartungshaltung auch noch voll und ganz gerecht. Die Ausgangssituation ist wunderbar schräg, die Familie herrlich skurril, und der Film in der ersten Hälfte noch angenehm spaßig. Zudem gelang es ihm mit in kürzester Zeit, mir Grace sympathisch zu machen – was halt einfach wichtig ist, damit man in weiterer Folge mit ihr mitfiebert. Der Film ist zudem, vor allem dann zum Ende hin, angenehm blutig. Das Set (oder die Location?) des Familienanwesens sticht ebenfalls hervor; insbesondere was die Ausstattung betrifft. Eine ganz wesentliche Stärke des Films ist auch Samara Weaving, die mir bereits in "Mayhem" positiv aufgefallen ist. Hier zeigt sie eine wirklich großartige Leistung in der Hauptrolle, und schwankt mehrmals zwischen schockiert, ungläubig, verzweifelt, aber eben auch unnachgiebig, kämpferisch und wild entschlossen hin- und her. In erster Linie fand ich aber die erste Hälfte des Films wirklich noch sehr unterhaltsam, und mit einigen köstlichen Momente und Einfällen gespickt.
Leider geht eben dieser "sense of fun", der die ersten 30-45 noch dominiert, in weiterer Folge leider überwiegend flöten – was dann insofern für mich nur bedingt funktioniert hat, als am Ausgang des Geschehens nie wirklich ein Zweifel besteht. Sprich, der Versuch, krampfhaft einen auf spannend zu machen, misslingt doch eher. Generell stellte sich das Werbematerial in weiterer Folge doch eher als irreführend heraus. Dies ist nicht einer jener Filme, wo sich dann herausstellt, dass die vermeintliche Beute ebenfalls über Zähne verfügt, und Grace dann "You're Next"-mäßig den Spieß umdreht und ihrerseits Jagd auf die Familie macht. Nehmt nur die Schrotflinte, die sie auf dem Poster in den Händen hält: Der Munitionsgürtel um ihre Schultern stellt sich nämlich als Attrappe heraus. Und so ist Grace wesentlich passiver, als von mir erwartet – und lässt darüber hinaus so mache Gelegenheit, ein Familienmitglied oder auch den Butler zu ermorden, ungenutzt verstreichen. Was ich akzeptieren hätte können, wenn der Film das bis zuletzt durchgezogen hätte; dann hätte sich darin nämlich eine nette Message verstecken können, dass man nicht zwingend mit den gleichen Mitteln zurückschlagen muss, bzw. Monster nur dann besiegen kann, wenn man selbst zum Monster wird. Nur: Zum Ende hin, wo es ein bestimmter Twist erfordert, lässt sie ihrem Zorn erst recht freien Lauf, und tötet ein Familienmitglied. Und generell wurde ihr leider aufgrund der Erfordernisse des Drehbuchs im weiteren Verlauf des Films immer wieder mal ihre Handlungsmacht genommen, und musste sich von anderen oder auch einfach dem glücklichen Zufall retten lassen. Auch das enttäuschte mich. Am meisten störte mich aber die Wendung am Ende, (Achtung, Spoiler!) wo sich der vermeintliche Aberglauben rund um den Fluch dann vielmehr als Tatsache herausstellt. Damit gibt "Ready or Not" der Familie zumindest ansatzweise Recht, und legitimiert rückwirkend ihr Verhalten. Wenn es beim Fluch nur darum gegangen wäre, ihren Status und ihren Reichtum zu bewahren, wäre das was anderes. Aber es stand ja tatsächlich das Leben der gesamten Familie – inklusive der (mehr oder weniger unschuldigen) Kinder auf dem Spiel. Damit werden aus den Tätern Opfer, die einfach keine andere Wahl hatten (Spoiler Ende). Und das hat mich dann doch ziemlich gestört.
Fazit:
"Ready or Not" beginnt sehr vielversprechend. Die Ausgangssituation fand ich köstlich, und in der ersten Hälfte wird diese auch noch für zahlreiche amüsante Momente genutzt. Es ist vor allem dieser Teil des Films, der mich wunderbar unterhalten konnte. Leider aber verliert "Ready or Not" in weiterer Folge den Spaßfaktor zunehmend aus den Augen, und versucht, ein ernster Horrorfilm zu werden – und das funktioniert dann doch eher nur so mittel. Zumal Grace eine wesentlich passivere Figur ist, als Trailer und Poster vermuten ließen, und der Film zudem auf manch unglaubwürdige Entwicklung (z.B. der rasende Butler), dämliches Verhalten (Waffen liegen lassen z.B.) oder auch glückliche Zufälle angewiesen ist, damit sich die Handlung wie gewünscht entwickeln kann. Am meisten störte ich mich aber am finalen Twist, wo man die grundsätzlich nette, kritische Aussage in Richtung der Reichen und Privilegierten dann zugunsten eines Abschlussgags leider fast vollständig torpediert. Dank der launigen ersten Hälfte und insbesondere einer durchgehend famosen Samara Weaving bewegt er sich zwar insgesamt noch über dem Durchschnitt. Das Versprechen aus dem Trailer konnte er für mich aber leider nur teilweise einlösen.