Originaltitel: Brave New World Episodennummer: 3x01 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 20. September 1995 Erstausstrahlung D: 20. Oktober 1996 Drehbuch: Clifton Campbell Regie: Anson Williams Hauptdarsteller:
Michael Ironside als Captain Oliver Hudson,
Jonathan Brandis als Ensign Lucas Wolenczak,
Don Franklin als Commander Jonathan Ford,
Edward Kerr als Lt. James Brody,
Michael DeLuise als Petty Officer Tony Piccolo,
Ted Raimi als Lt. j.g. Timothy O'Neill,
Kathy Evison als Lt. J.G. Lonnie Henderson,
Elise Neal als Lt. J.J. Fredricks,
Peter DeLuise als Dagwood.
Gastdarsteller:
Roy Scheider als Captain Nathan Bridger,
Michael York als President Alexander Bourne,
Michael Costello als Secretary General McGath,
Andy Stahl als General Armand Stassi,
Damon Jones als Lieutenant Marrs,
Paul Kiernan als Shepps u.a.
Kurzinhalt:
Zehn Jahre sind vergangen, seitdem die SeaQuest spurlos verschwand. In dieser Zeit hat sich eine neue Koalition gebildet, die unter der Führung von Präsident Alexander Bourne der UEO ihren Anspruch auf die Weltmeere und die dortigen Ressourcen streitig macht. Captain Oliver Hudson hat das Kommando über eines jener Schiffe, die in eines der zunehmend öfter auftretenden Scharmützeln mit den Mächten der makronesischen Allianz verwickelt war. Eben dieser Vorfall wird gerade in der UEO-Zentrale besprochen, als plötzlich ein durchnässter Lucas Wolenczak den Raum betrifft. Er behauptet, sich nicht mehr daran erinnern zu können, was vorgefallen ist. Kurz darauf werden auf der ganzen Welt verstreut weitere Crewmitglieder gefunden – und schließlich taucht auch die SeaQuest selbst in einem Maisfeld auf. Auch Captain Bridger ist zwischenzeitlich zurückgekehrt, und scheint der Einzige zu sein, der sich noch daran erinnern kann, was auf Hyperion vorgefallen ist. Doch bevor er die anderen darin einweiht, gilt es erst einen Ausbruch des Krieges zwischen der UEO und der makronesischen Allianz zu verhindern…
Review (kann Spoiler enthalten):
Bereits der Wechsel von der ersten auf die zweite Staffel brachte eine kleine Neuausrichtung der Serie – was sich nicht nur in der damals recht großen Änderung innerhalb der Besetzung zeigte, sondern auch durch den quasi zweiten Pilotfilm symbolisiert wurde. "Schöne neue Welt" stellt nun, zwar nicht unbedingt Casting-technisch (wo sich abseits des Wechsels an der Spitze in Wahrheit gar nicht mal so viel tut), aber dafür vom Setting her eine mindestens genauso große Änderung dar – diesmal belässt man es jedoch bei einer ganz normalen Einzelfolge (und einem neuen musikalischen Hauptthema). Aus meiner Sicht die falsche Entscheidung; nicht zuletzt, als die Fortsetzung der Hyperion-Story enorm enttäuscht (dazu gleich); vor allem aber ist man als Zuschauer nun mal schon so gespannt auf die betreffenden Antworten, dass einem die neue Geschichte rund um den drohenden Krieg gegen die makronesische Allianz nun mal einfach nicht interessiert. Zuerst diese offenen Punkte abzuschließen und sich dann erst in diesen neuen Plot zu stürzen, wäre aus meiner Sicht die wesentlich bessere Wahl gewesen.
Es hilft auch nicht, dass man den neuen Captain – Michael Ironside übernimmt das Steuer von Roy Scheider, der sich mit dieser Folge von der Serie verabschiedet – zu Beginn wie einen Kriegstreiber aussehen lässt. Zwar ist es grundsätzlich verständlich, dass man Bridger nicht einfach kopieren wollte, aber so wie man ihn hier darstellt macht es einen Captain Hudson nun mal leider nicht sonderlich sympathisch. Auffällig auch, dass es mit President Alexander Bourne nun schon den dritten Versuch braucht, einen wiederkehrenden Gegner für die SeaQuest aufzubauen – wobei dieser mit Michael York wenigstens hochkarätig besetzt wurde, und es in seinem Fall zumindest gelungen ist, ihn auch tatsächlich noch für ein paar weitere Eintritte zurückzuholen. Dennoch, so wirklich kam die Story rund um die Bedrohung durch die makronesische Allianz leider nie zur Geltung. Was halt eben daran liegt, dass man als Zuschauer in erster Linie wissen will, wie es der SeaQuest gelang, wieder zurück zur Erde zu gelangen – was zugleich jener Punkt ist, wo "Schöne neue Welt" leider völlig versagt. Wohl nicht nur ich habe mich nach "Ausweglose Mission" gefragt, wie man an diesen großartigen vermeintlichen Abschluss der Serie – weil als traditionellen Cliffhanger habe ich das Ende dort eigentlich nie verstanden – anknüpfen will. Eine Frage, die auch "Schöne neue Welt" leider nicht wirklich und/oder zufriedenstellend beantwortet – zeigen die Autoren hier doch vielmehr, wie man es nicht macht. Die Figuren nacheinander mit Gedächtnisschwund wieder auf der Erde auftauchen zu lassen (wo zwischenzeitlich zehn Jahre ins Land gezogen sind), und am Ende dann Captain Bridger den Erklärbär spielen zu lassen, ist nämlich nun wahrlich eine einzige Enttäuschung, und dieser grandios-düsteren Ausgangssituation schlicht und ergreifend unwürdig. Man darf sich in so eine Ecke halt immer nur dann schreiben, wenn man zugleich schon weiß, wie man aus der Nummer auch wieder herauskommt. Was hier scheinbar leider nicht der Fall war. Und so bekommen wir am Ende eine halbherzige und doch eher konstruiert wirkende Erklärung, wie die meisten von ihnen – aber nicht alle (sprich jene, die nicht für die dritte Staffel zurückkehren wollten, wie Marco Sanchez als Miguel Ortiz sowie Rosalind Allen aka Dr. Wendy Smith; und wo ist eigentlich Darwin?!) – gerettet wurden, man ihnen das Gedächtnis löschte, die SeaQuest repariert, und schließlich alle wieder zur Erde transportiert wurden.
Eben diese Erklärung ist derart hanebüchen (und das mit der Amnesie ist eben auch nur dafür da, dass man mit der Auflösung bis zum Ende der Folge warten konnte), dass es fast schon peinlich ist. Gleiches gilt übrigens auch für die schwache Erklärung, warum keine dritte SeaQuest gebaut wurde, sowie die Wendung, dass Bridgers Sohn auf einmal doch am Leben sein soll – nachdem dessen Tod zuletzt immer der Hauptantrieb der Figur war. Ich versteh schon, aus Autorensicht ist es praktisch, da man Bridger so auf eine persönliche Mission schicken kann und so einen guten Grund parat hat, warum er der SeaQuest den Rücken kehrt. Trotzdem ist das alles halt sehr bequem. Und auch wenn's nur ein vergleichsweise kleiner Punkt ist, aber ich hätte es sehr schön gefunden, wenn bei seiner Verabschiedung noch einmal das gute, alte SeaQuest-Thema zu hören gewesen wäre – quasi um die alte Ära auch akustisch abzuschließen. Und schließlich: Mit Lucas' Ernennung zum Ensign scheint die Wesleyfizierung nun endgültig abgeschlossen zu sein.
Fazit:
"Schöne neue Welt" leidet gleich unter mehreren Problemen. Einerseits ist man als Fan der ersten Stunde natürlich in erster Linie daran interessiert, zu erfahren, wie die SeaQuest und die Crew die Ereignisse auf Hyperion überstehen konnten, weshalb einen der Plot in der Gegenwart einfach nicht schert, und im schlimmsten Fall sogar stört. Keinen Gefallen tat man sich auch damit, Captain Hudson als derartigen Hardass darzustellen. Vor allem aber ist die Auflösung des Cliffhangers aus "Ausweglose Mission" eine einzige Enttäuschung. Sieht man von diesem Punkt ab, ist "Schöne neue Welt" für sich genommen gar nicht mal so schlecht, und soweit recht kurzweilig. Auch das Setup rund um den drohenden Krieg mit der Makronesischen Allianz ist gelungen – zumal man dort mit dem von Michael York dargestellten Alexander Bourne auch endlich einen würdigen, dauerhaften Gegenspieler gefunden zu haben scheint. Insgesamt lässt sich somit festhalten: Als Auftakt der dritten Staffel ist "Schöne neue Welt" soweit ganz solide – als Auflösung des Cliffhangers aus "Ausweglose Mission" aber halt leider eine einzige Enttäuschung.