Kurzinhalt:
Boba Fett ist der Anführer der Mandalorianer – eine Verantwortung, die teilweise schwer auf seinen Schultern lastet. Umso mehr, als er seinem Tod ins Auge zu sehen scheint. Seine letzte Hoffnung scheint darin zu liegen, einen alten Klonsoldaten zu finden. Währenddessen schickt Jacen seinen Neffen Ben auf eine hochbrisante Mission: Er soll den neuen Anführer des Corellia-Systems ermorden. Die Mission verläuft grundsätzlich erfolgreich, doch ein guter Freund Bens verliert dabei sein Leben. Dies zwingt Ben dazu, seinen eigenen Pfad – und auch seinen Meister Jacen – zu hinterfragen. Als er danach ein Gespräch zwischen seinem Onkel und Lumiya überhört, informiert er sofort seine Mutter Mara Jade Skywalker. Dieser wird bewusst, dass sie sich in Jacen geirrt hat: Er wird nicht einfach hinter dem Vorhang von Lumiya manipuliert, vielmehr arbeiten die beiden zusammen. Als ihr die Tragweite von Jacens Fall bewusst wird, zieht sie los, um ihn zur Rede zu stellen, und im schlimmsten Fall – wenn sie keine Hoffnung mehr sieht, ihn wieder ins Licht zurückzuholen – zu töten. Eine Mission, die in einer Tragödie endet…
Review:
Wenn ihr den Roman schon kennt und euer Blick auf meine Wertung fällt, werdet ihr wohl schon eine starke Vermutung haben, wie es zu dieser kam. Und ihr habt auch nicht ganz Unrecht: Maras Tod am Ende hat mir in der Tat überhaupt nicht geschmeckt. Aber, auch wenn dies zweifellos einer meiner größten Kritikpunkte an "Opfer" ist, so ist er doch bei weitem nicht der Einzige – und somit dies allein auch nicht der einzige Grund für die katastrophale Wertung. Ich fand nämlich leider "Opfer" in seiner Gesamtheit sehr schwach. Eines seiner größten Probleme ist dabei aus meiner Sicht die Story rund um Boba Fett. Karen Traviss hat ja die "Republic Commando"-Romane geschrieben, und scheint seither von den Mandalorianern fasziniert zu sein. Dass sie damit nicht allein ist, beweisen sowohl die hohe Beliebtheit von Boba Fett, als auch die Tatsache, dass man sich für die erste "Star Wars"-Realserie just einen Mandalorianer als Titelfigur ausgesucht hat. Und auch wenn ich mir die Serie zweifellos nach dem Start von Disney+ in Europa ansehen (und dann auch für fictionBOX besprechen) werde, muss ich sagen: Meinen persönlichen Geschmack trifft man damit nur bedingt. Ich hab die hohe Popularität von Boba Fett – wie auch schon von Darth Maul – noch nie so recht verstanden. Beides begründet sich in meinen Augen auf einer von bestimmten Fans empfundenen Coolness die Figuren, die auch stark von ihrem in der Tat denkwürdigen Aussehen geprägt sein dürfte. Mir war das nur leider irgendwie schon immer zu wenig, und dementsprechend Boba Fett, aber auch die Mandalorianer bzw. die Klonsoldaten, eher egal.
Doch es ist nicht nur mein persönlicher Geschmack – für den Karen Traviss ja natürlich nichts kann. Viel schwerer wiegt die Tatsache, dass der betreffende Handlungsstrang in "Opfer" wie ein völliger Fremdkörper wirkt, da er in keinerlei Bezug zur Hauptstory rund um Jacens Fall und den Krieg der GA steht. Auf der deutschen Ausgabe war ja der Sticker "inkl. Bonusstory mit Boba Fett" und während dem Lesen habe ich echt kurz überlegt, ob die vielleicht diese Story genommen und in der deutschen Ausgabe direkt ins Buch eingebunden haben. War natürlich nicht so – diese findet sich vielmehr als Anhang nach dem eigentlichen Roman, und war letztendlich zu belanglos, um auf die Wertung Einfluss zu nehmen – aber dass ich zwischendurch echt diesen Eindruck hatte, spricht halt Bände. Ich finde: Wenn Karen Traviss so wahnsinnig fasziniert von Boba Fett und den Mandalorianern ist, dann hätte sie beim Verlag darum kämpfen sollen, seine Geschichte aus "Blutlinien" (wo seine Story eben noch direkt mit der Haupthandlung verbunden war) in einem eigenen, eigenständigen Roman weiterzuerzählen. Aber nicht die "Wächter der Macht"-Reihe dafür missbrauchen. Und zu allem Überfluss fand ich die Boba Fett-Story dann auch für sich genommen einfach nicht interessant, geschweige denn spannend. Womit wir schon beim nächsten Punkt ist: Ich verstehe Karen Traviss was das Einbinden der Mandalore-Story betrifft ja insofern, als sich im ganzen Roman letztendlich – bis zum Herzschlagfinale – nicht wirklich was tut. Was sie nicht daran hindert, knapp 550 Seiten auf heiße Luft zu ver(sch)wenden. Schön langsam drängt sich mir der Verdacht auf, dass sich die gesamte "Wächter der Macht"-Reihe auch als Trilogie hätte umsetzen lassen – und ohne das ganze Füllmaterial vermutlich auch um einiges packender gewesen wäre.
Womit wir schon beim nächsten Punkt ist: Ich mag es nicht, wenn eine klare Plotweiterentwicklung angedeutet wird, und man dann vermeintlich erst recht wieder einen Rückzieher macht. So hat Mara hier nun die Tragweite von Jacens Verrat herausgefunden (während Ben ja nach wie vor glaubt, dieser wäre von Lumiya verdorben wurden – was ja bis zu einem gewissen Grad auch stimmt) – und ihr Tod hatte auf mich insofern einen zweckmäßigen Eindruck, als man damit die gleiche Erkenntnis auf Seiten von Lukes, Hans und Leias somit um mindestens einen Roman hinauszögern kann. Etwas mehr Vorwärtsbewegung würde der ganzen Saga echt nicht schaden. Ich fand auch vor allem die erste Hälfte des Romans – nicht nur in der Boba Fett-Storyline – einfach nur saufad. Da habe ich mich teilweise richtig durchgekämpft, ja fast schon -gequält. Dass mich Jacens Fall nach wie vor nicht überzeugt, hilft auch nicht gerade. Es ist den AutorInnen der Reihe leider nicht gelungen, mir seine Entwicklung von jenem Charakter, den ich u.a. in den "Young Jedi Knights"-Büchern kennengelernt habe, verständlich zu machen. Er wirkt echt wie eine völlig andere Figur. Und über meine Probleme mit Ben Skywalker habe ich ja eh erst in meinem Review zu "Exil" ausführlich ausgelassen. Hier macht er zwar einen ersten Schritt in Richtung Wiedergutmachung, als er endlich erkennt, wie er von Jacen manipuliert wird, aber selbst diese Entwicklung war auf einen blöden, unplausiblen Zufall (warum hat Jacen seine Nähe nicht gespürt?) angewiesen, und damit auf ein billig-amateurhaftes Plotkonstrukt.
Und, ja, dann ist da halt dann auch noch der Tod von Mara Jade, der mir absolut nicht geschmeckt hat – und mich sogar noch mehr geärgert hat als jener von Chewbacca (bei Anakin Solo störte ich mich ja weniger an der Tatsache seines Todes an sich, als vielmehr dessen Umsetzung). Mara Jade war nun mal – neben Großadmiral Thrawn, den Timothy Zahn allerdings wenigstens gleich eigenhändig entsorgt hat (vermeintlich, damit ihn andere AutorInnen dann nicht ruinieren können; damals konnte er ja noch nicht ahnen, dass man seine Schöpfung für die "Clone Wars"-Serie reanimieren würde) – meine absolute Lieblingsfigur aus dem erweiterten "Star Wars"-Universum. Sie hier nun umzubringen schmeckt mir somit grundsätzlich schon einmal nicht. Wobei ich zugleich auch sagen muss, dass sich alle Autoren außer Timothy Zahn irgendwie schon immer schwer damit zu tun schienen, etwas mit ihr anzufangen. Was mich dann halt auch irgendwie noch zusätzlich aufregt, weil ich hätte in der Figur so viel Potential für spannende Geschichten und eine interessante Entwicklung gesehen – und nun habe ich den Eindruck, dass ihre Fans den Preis für das Unvermögen der AutorInnen zahlen müssen. Weil so gesehen war Mara halt leider, wie zuvor Chewie in "Die Abtrünnigen", die logische Wahl für ein Bauernopfer, um mal wieder eine bekannte und beliebte Figur über die Klinge springen zu lassen. Doch wie schon bei Anakin Solo ist es auch diesmal wieder nicht nur die Tatsache an sich, sondern vor allem auch die Umsetzung – und dies eben insbesondere im Hinblick auf die oben angesprochene Verzögerung bei entscheidenden Plot-Entwicklungen.
Womit wir dann auch schon beim letzten Punkt angelangt sind. Denn so wie alle Fans fragen sich am Ende auch die Figuren, warum Mara nicht eins mit der Macht wurde, und so zumindest kurzzeitig als Machtgeist zurückkehrte. Luke spekuliert, dass Mara wollte, dass er sich von ihr – genauer genommen, ihren sterblichen Überresten – verabschieden kann. Ben wiederum glaubt, dass sie ihnen mit ihrer Leiche einen Hinweis hinterlassen wollte. Beides ergibt nur leider überhaupt keinen Sinn. Mal abgesehen davon, dass ich es generell enorm konstruiert fand, dass sich Mara angesichts der Tragweite ihrer Entdeckung – und der potentiellen Bedeutung für die gesamte Galaxis – nicht gleich an Luke bzw. den Jedi-Rat gewandt hat (davon, dass sie es nicht mehr für notwendig empfand, ihm für den Notfall eine Nachricht zu hinterlassen, ganz zu schweigen), aber wenn es ihr wie von den Figuren spekuliert – und letztendlich halt von Karen Traviss als Ausrede für die von ihr gewünschte, konstruierte Plotentwicklung ersonnene – darum gegangen wäre, dass Luke sich von ihr verabschieden kann, bzw. sie erfahren, wer sie umgebracht hat, hätte sie sich doch eigentlich erst recht in der Macht auflösen sollen/müssen, oder? Weil als Machtgeist wäre es ihr ein leichtes gewesen, Luke diese wichtige Nachricht zu überbringen – und es hätte uns zugleich die Möglichkeit für einen letzten, emotionalen Abschied gegeben. So hingegen hat mich Mara Jades Tod zwar zweifellos enorm geärgert und frustriert – aber nicht emotional berührt. Das ist dann auch das letzte, ultimative Versagen, das "Opfer" endgültig das Genick bricht, und ihn in meiner Gunst auf das Niveau von EU-Katastrophen wie "Entführung nach Dathomir" oder "Der Kristallstern" fallen lässt (nur "Palpatines Auge" war noch schlimmer).
Fazit:
Ich glaube, hätte ich die Reihe damals "live" verfolgt, hätte ich "Opfer" nachdem ich fertig war mit einem "Fierfekt euch!" in die Ecke geschleudert, und es mir gespart, für die weiteren Bücher noch Geld auszugeben. Gut somit für Karen Traviss, Aaron Allston, und Troy Denning, dass ich nach "Die Abtrünnigen" ursprünglich schon mal ausgestiegen war, mir in den folgenden Jahren für "irgendwann mal" aber trotzdem auch alle weiteren "Star Wars"-Bücher zulegte. "Opfer" hat mich jedenfalls die ersten zwei Drittel hinweg einfach nur gelangweilt, und zwar egal, ob es die Handlung rund um Jacens Fall, Bens Mission und den Krieg der GA, oder alles rund um Boba Fett und Mandalore betrifft – wobei ich letzteres als enorm störend empfand, da es keinerlei Bezug zur eigentlichen, größeren Geschichte der Saga hatte, und damit so überflüssig wie beliebig wirkte. Soll Karen Traviss halt eigene Boba Fett-Romane oder von mir aus Fan Fiction schreiben, aber nicht krampfhaft in eine Erzählung hineinpressen, wo es einfach nicht reinpasst. Der Tod von Mara Jade brach "Opfer" dann – sowohl von der Idee und der Umsetzung her" – dann endgültig das Genick. Als nächstes ist nun ein Buch von Troy Denning dran, der jetzt auch nicht unbedingt zu meinen Lieblings-"Star Wars"-Autoren zählt. Wenn das so weitergeht, schafft es das "Wächter der Macht"-Triumvirat echt noch, dass ich beginne, mich darauf zu freuen, mir endlich die neuen Kanon-Werke – ja selbst Chuck Wendings viel kritisierte "Nachspiel"-Trilogie – vorzuknöpfen. Wie sagte Obi-Wan einst spöttisch zu Anakin Skywalker: "Good job!"
Bewertung:
1/5 Punkten
Christian Siegel
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