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True Detective - 3x08: Was verloren war Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: Now Am Found
Episodennummer: 3x08
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 25. Februar 2019
Erstausstrahlung D: 04. März 2019
Drehbuch: Nic Pizzolatto
Regie: Daniel Sackheim
Hauptdarsteller: Mahershala Ali als Detective Wayne Hays, Carmen Ejogo als Amelia Reardon, Stephen Dorff als Roland West, Scoot McNairy als Tom Purcell, Ray Fisher als Henry Hays.
Gastdarsteller: Michael Rooker als Edward Hoyt, Brett Cullen als Gerald Kindt, Steven Williams als Junius Watts, Scott Shepherd als Harris James, Mamie Gummer als Lucy Purcell, Bea Santos als 21 Year Old Julie Purcell, Lauren Sweetser als Isabel Hoyt, Phoenix Elkin als Will Purcell, Lena McCarthy als Julie Purcell, Deborah Ayorinde als Becca Hays, Roxanne Hart als Mrs. James, Lindsay Musil als Shelly, Sola Bamis als Heather Hays, Nathan Wetherington als Mike Ardoin u.a.

Kurzinhalt: Nachdem sie dazu gezwungen waren, Harris James zu ermorden und die Tat anschließend zu vertuschen, erhält Wayne Hays Besuch vom geheimnisvollen Mr. Hoyt. Dieser droht ihm, seiner Familie, und vor allem auch Julie – nach der sie offenbar immer noch suchen – und legt ihm nahe, den Purcell-Fall nun ein für alle Mal ruhen zu lassen. Sehr zum Missfallen seines Partners Roland West lässt sich Hays darauf ein. Eine Entscheidung, die ihn in den nächsten fünfundzwanzig Jahren verfolgen wird, bis er schließlich, im hohen Alter und unter zunehmenden Demenz leidend, diese eine letzte Chance wahrnehmen will, um seinen alten Fehler wiedergutzumachen. Er will endlich den wahren Mörder von Will finden, und vor allem auch Julie Purcell endlich aufspüren. Mit seinem alten Partner Roland West an seiner Seite gelingt es ihm schließlich, den geheimnisvollen einäugigen Afroamerikaner zu finden, und so endlich zu erfahren, was an diesem schicksalhaften Abend vor mittlerweile rund fünfunddreißig Jahren vorgefallen ist…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) HBO In "True Detective" ging es schon immer nicht nur um den zentralen Fall, sondern mindestens so sehr um die Personen, die in eben diesen ermittelten – und von den Ereignissen oftmals schwer gezeichnet wurden. Insofern überrascht es nicht, dass beim Finale der dritten Staffel nun in erster Linie Wayne Hays im Mittelpunkt steht, den wir hier dank der drei Zeitebenen an drei entscheidenden Stellen seines Lebens verfolgen. Auf der einen Seite die 1980er, wo er sich weigert, gegen Amelia Reardon Stellung zu beziehen, was jedoch dazu führt, dass er zu einem langweiligen Bürojob versetzt wird – was ihn schließlich derart frustriert, dass er Amelia erst recht zu verlieren droht. Dann in 1990 die Nachwehen seines Gesprächs mit Mr. Hoyt, wo er sich endlich daran macht, einen Schlussstrich unter dem Purcell-Fall zu ziehen, der sein Leben nun zehn Jahre lang dominiert und dabei fast seine Ehe ruiniert hätte (das betreffende sachlich-ruhig-erwachsene Gespräch zwischen Wayne und Amelia zählt für mich zu den absoluten Highlights der Staffel). Und schließlich in der 2015er-Zeitebene, wo er nachdem sie Wills Mörder endlich finden und Julies Schicksal ergründen endlich zur Ruhe zu kommen scheint. Letztendlich sehe ich in seiner Figur auch eine der größten Stärken der Staffel.

Was nun den Fall an sich betrifft. Nun, zumindest wird alles restlos aufgeklärt; 100%ig glücklich war ich mit der Art und Weise, wie dies geschah, aber offen gestanden nicht. Es beginnt alles noch recht vielversprechend, mit dem Gespräch zwischen Hays und Mr. Hoyt. Dieser wird von Michael Rooker darstellt, der wohl in erster Linie als Merle aus "The Walking Dead" (damals, vor langer Zeit, als die Serie noch gut war) sowie Yondu aus "Guardians of the Galaxy" bekannt sein sollte. Die Szene strotzt nur so vor unterschwelliger Bedeutungen, Andeutungen und Drohungen, und deutete ein weiteres Mal auf eine weitreichende Verschwörung hin. Als Hays und West dann aber den Verantwortlichen finden, stellt sich alles als nicht ganz so große Geschichte heraus. Nun mag es angesichts der Tatsache, dass ich die vermeintliche große Verschwörung als etwas gar "True Detective"-typisch bezeichnete, inkonsequent von mir erscheinen. Es geht letztendlich aber auch weniger um das was als das wie. So wäre bei einer großen Verschwörung der Leichenberg, den der Fall hinterlassen hat, letztendlich weitaus plausibler, als wenn nur ein einzelner, reicher Mann dahintersteckt. Dann bin ich mir nicht sicher, was ich von dieser ganzen "Joyce verkaufte ihre Tochter an eine reiche, verzweifelte Mutter, die nach dem Tod ihres eigenen Kindes Trost suchte" halten soll. Gleiches gilt dafür, dass sich der Mord an Will als Unfall herausstellt. Irgendwie wirkt das auf mich doch etwas zu hanebüchen. Und generell wurde mir dieser ganze Fall durch Junius, der einfach so ein (spätes) Geständnis ablegt, etwas gar zu leicht und elegant aufgerollt, und generell zu sehr vorgekaut. Ich meine, die Hinweise waren ja da, angefangen vom korrupten Cop über die Berichte eines braunen Sudans mit einem einäugigen Afroamerikaner und einer weißen Frau im Inneren. Ein bisschen weniger umfangreich, damit sich der Zuschauer auch selbst noch ein bisschen anstrengen muss um die Punkte zu verbinden, hätten Geständnis bzw. Aufrollung ruhig ausfallen dürfen.

Episodenbild (c) HBO Und dann ist da noch das Ende. Es ist mittlerweile ein paar Tage her, dass ich "Was verloren war" gesehen habe, und ich weiß immer noch nicht so recht, was ich davon halte. Auf der einen Seite liegt in der Tatsache, dass Hays Julie vermeintlich doch noch gefunden hat, sich jedoch daran aufgrund seiner Demenz nicht mehr erinnern kann, schon eine gewisse Tragik zugrunde. Andererseits ist es halt schon auch ein sehr bequemer Zufall, dass eben diese Demenz just an diesem dramaturgisch opportunen Moment zu Tage trat (vom Buch, das zufällig auf genau der richtigen, entscheidenden Seite auf den Boden fällt, ganz zu schweigen). Und generell bin ich mir nicht sicher, ob mir das harte Ende, dass Julie gestorben ist und sie einfach zu spät waren, nicht doch besser gefallen hätte. Wobei ich Nic Pizzolatto zumindest zugutehalten muss, nicht 100%ig zu beantworten, ob es sich dabei auch wirklich um Julie handeln, oder das nicht doch ein Hirngespinst von Wayne war, da er mit der tragischen Wahrheit nicht leben konnte/wollte. Vor allem aber fand ich das Ende dann sehr schräg, zuerst mit der 1980er-Szene zwischen Wayne und Amelia, und dann dem Flashback zu Vietnam. Was immer Nic Pizzolatto uns damit sagen wollte, bei mir ist es nicht angekommen. Und so ließ mich "Was verloren war" insgesamt dann doch ein bisschen enttäuscht zurück.

Fazit: Ich weiß nicht so recht. Auf der einen Seite muss ich Nic Pizzolatto zugutehalten, dass der Fall insofern gut aufgebaut war, als die Auflösung hier absolut Sinn ergibt, und durch einzelne Hinweise bereits vorbereitet wurde. Zudem gefiel mir, dass die Identität der Frau am Ende nicht 100%ig aufgeklärt wird und es damit dem Zuschauer überlassen bleibt, ob es sich dabei um Julie handelt, oder nicht. Vor allem aber fand ich alles rund um Wayne Hays stark; insbesondere das Gespräch mit seiner Frau im Jahr 1980. Andererseits: Watts umfangreiches Geständnis rollte den Fall doch etwas zu ausführlich auf; einzelne Lücken zu lassen und dem Zuschauer zuzutrauen, diese füllen zu können, wäre mir wohl lieber gewesen. Zudem hätte ich angesichts der ganzen Morde die nachfolgend passierten wohl eine weitreichende Verschwörung doch für plausibler gehalten, als einen einzigen reichen Schnösel, der für all das verantwortlich ist. Und so sehr ich Ironie des Schicksals in meinen Erzählungen grundsätzlich auch schätze, aber das mit Wayne und der vermeintlichen Julie war dann doch etwas zu viel des Guten. Last but not ließ fand ich den Ausklang sehr seltsam (und verwirrend), mit der letzten Einstellung auf Vietnam. Insgesamt war zwar die dritte "True Detective"-Staffel durchaus wieder ok. Mittlerweile würde ich aber viel Geld darauf verwetten, dass es Nic Pizzolatto – falls HBO ihm denn überhaupt die Gelegenheit dazu gibt – nicht mehr gelingen wird, nochmal an den Erfolg aus Season Eins anknüpfen zu können.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 HBO)







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