Originaltitel: Hunters in the Dark Episodennummer: 3x06 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 10. Februar 2019 Erstausstrahlung D: 18. Februar 2019 Drehbuch: Nic Pizzolatto & Graham Gordy Regie: Daniel Sackheim Hauptdarsteller:
Mahershala Ali als Detective Wayne Hays,
Carmen Ejogo als Amelia Reardon,
Stephen Dorff als Roland West,
Scoot McNairy als Tom Purcell,
Ray Fisher als Henry Hays.
Gastdarsteller:
Brett Cullen als Gerald Kindt,
Sarah Gadon als Elisa Montgomery,
Scott Shepherd als Harris James,
Michael Graziadei als Dan O'Brien,
Mamie Gummer als Lucy Purcell,
Jon Tenney als Alan Jones,
L. Warren Young als Detective,
David Stanbra als Detective Segar,
Gareth Williams als Police Chief Warren,
Myk Watford als Detective Morelli,
James MacDonald als Major Blevins,
Steven Williams als Junius,
Silvia McClure als Sister Alice,
Lindsay Musil als Shelly,
Nathan Wetherington als Mike Ardoin,
Emily Nelson als Margaret,
Isaiah C. Morgan als Young Henry Hays,
Bill Kelly als Detective Hobbs u.a.
Kurzinhalt:
Auf der Hotline ist ein Anruf eingegangen, der vermeintlich von Julie Purcell selbst stammt. Diese macht deutlich, dass es ihr gut geht, und sie nicht gefunden werden will – schon gar nicht von jener Person, die sich bei der Pressekonferenz als ihr Vater ausgegeben hat. Der Anruf zwingt Hays und West dazu, ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse zu hinterfragen. Könnte vielleicht doch Tom Purcell etwas mit Wills Tod und dem Verschwinden seiner Tochter zu tun haben? War demnach auch er es, der die Beweismittel im Woodard-Haus hinterlegt hat? Tom weist sämtliche Vorwürfe von sich. Danach treffen sie sich mit Dan O'Brien. Dieser bietet ihnen gegen Bezahlung von 7.000 Dollar wichtige Hinweise an. Er ist davon überzeugt, dass hinter Wills Tod und Julies Verschwinden eine größere Verschwörung steckt, und deutet an, dass es sich um einen Kinderentführungsring handeln könnte. Genaueres – Orte und Namen – will er jedoch erst nach Bezahlung des Geldes verraten, will er dieses doch dazu nutzen, unterzutauchen, damit es ihm nicht so ergeht wie seiner Schwester, die sich seiner Aussage nach nicht selbst umgebracht hat, sondern vielmehr von den Verschwörern ermordet wurde…
Review (kann Spoiler enthalten):
Wie die Inhaltsangabe schon deutlich macht, liegt bei "Jäger in der Dunkelheit" der Schwerpunkt in der 1990er-Handlung. Wobei es diesmal nicht so, wie bislang, überwiegend um Vergangenheitsbewältigung geht, sondern tatsächlich die Ermittlungen im Fall – aufgrund neuer Erkenntnisse – im Mittelpunkt stehen. Und was das betrifft, geht es bei "Jäger in der Dunkelheit" fast Schlag auf Schlag. Zuerst rückt Tom Purcell in den Mittelpunkt des Interesses, angesichts des Anrufs, der Julie Purcell zugeschrieben wird. Dass er möglicherweise homosexuell sein könnte, scheint, zusammen mit dem vermeintlichen Gucklock dass beim Kinderzimmer gefunden wird, den Verdacht dass er etwas mit dem Mord an Will zu tun hat (und Julie daraufhin abgehauen ist?) ebenso zu erhärten, wie die Überlegung, dass er Woodard den Pullover und den Rucksack untergeschoben haben könnte. Dann noch die vielseitig interpretierbare Szene zwischen ihm und Dan O'Brian, und fertig ist der überaus überzeugende neue Hauptverdächtige – ehe sich dieser in der letzten Szene dann als Roter Hering offenbart, und wir zugleich vermeintlich den Täter (oder zumindest einen in der ganzen Sache verwickelten) erblicken.
Jedoch: Ich muss gestehen, ganz so überraschend wie vielleicht gedacht war das für mich nicht. Ich bin wie gesagt ein alter Krimihase, und habe in all den Jahren ein gewisses Näschen entwickelt. Alles rund um Tom roch für mich einfach von vornherein nach falscher Fährte, während man sich zugleich bei der Befragung von förmlich zu bemühen schien, daraus keine große Sache zu machen – und bei eben solchen vermeintlichen Beiläufigkeiten werde ich erst recht hellhörig. Nicht zuletzt auch angesichts der ganzen bisherigen Hinweise im Hinblick darauf, dass die Ermittlungen 1980 manipuliert wurden, und sie mit einem Ex-Cop sprechen. Insofern war es für mich kein großer Schock, ihn am Ende hinter Tom auftauchen zu sehen. Ganz ehrlich: Da hätte es mich wesentlich mehr überrascht, wenn tatsächlich Tom verantwortlich gewesen wäre (nicht zuletzt, als mir das nicht wirklich zu seiner Darstellung in der ersten Folge gepasst hätte; da müsste er schon ein wirklich guter Schauspieler sein). Ein bisschen skeptisch bin ich auch noch, was die angedeutete größere Verschwörung betrifft. In der ersten Staffel hat man ja, mit dem Senator, bereits mit einem Fall geflirtet, der sich nicht an einem einzigen Einzeltäter festmachen lässt, und Season 2 ging dann überhaupt diesbezüglich in die Vollen, mit einer weitreichenden Konspiration. Kann man zwar machen, wirkt mittlerweile bei "True Detective" aber doch etwas verbraucht. Wobei zugegebenermaßen die Tatsache, dass ihnen die Angelegenheit über den Kopf gewachsen ist, natürlich auch erklären könnte, warum die Suche nach Julie in 1990 ergebnislos verlief. Letztendlich waren die Höhepunkte der Episode für mich aber wieder in der 2015er-Handlung zu finden, mit den so verbitterten wie verbissenen pensionierten Cops, die versuchen, endlich einen Schlussstrich unter diesem Fall zu ziehen. Und angesichts Toms vermeintlicher Ermordung am Ende vermute ich, dass ein weiterer Schwerpunktwechsel zu eben dieser Zeitebene – nun, wo sowohl 1980 als auch 1990 ziemlich auserzählt scheinen – kurz bevorsteht.
Fazit:
Bei "Jäger in der Dunkelheit" stehen die Ermittlungen im Jahr 1990 im Mittelpunkt, und bringen so manche neue Erkenntnis. Allerdings: Dass Tom Purcell nur ein Roter Hering ist, war mir persönlich dann doch etwas zu offensichtlich, während ich den früheren Cop den sie befragten aufgrund der Beiläufigkeit der Szene sofort unter Verdacht hatte. Beides sollte sich am Ende dann auch bestätigen. Das Problem ist dabei weniger die Vorhersehbarkeit, als dass ich den Mittelteil wo man viel Zeit darauf ver(sch)wendete, dem Zuschauer Tom als möglichen Täter zu verkaufen, nicht sonderlich interessant fand. Und auch, was ich von der Idee einer größeren Verschwörung halten soll, weiß ich noch nicht; ich persönlich hätte nichts dagegen gehabt, wenn sich "True Detective" in der dritten Staffel davon gelöst hätte. Trotzdem war die Episode insgesamt soweit ok, wobei es mir vor allem die 2015er-Szenen wieder angetan hatten. Aber auch die Ermittlungen im Jahr 1990 waren jetzt nicht grundsätzlich uninteressant. Unmittelbar nach der bislang besten Folge der Staffel war "Jäger in der Dunkelheit" aber halt schon eine kleine Enttäuschung.