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Star Wars: Blutlinien Drucken E-Mail
Wirkt teilweise leider etwas gar konstruiert Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 11 August 2019
 
Titel: "Wächter der Macht 2: Blutlinien"
Originaltitel: "Legacy of the Force: Bloodlines"
Bewertung:
Autorin: Karen Traviss
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Umfang: 487 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 11. Februar 2009 (D), 29. August 2006 (E)
ISBN: 978-3-442-26607-6
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Der Konflikt zwischen Corellia und der Galaktischen Allianz droht weiter zu eskalieren, und ein offener Krieg scheint immer unausweichlicher. Als sich Corellia strikt weigert, abzurüsten, und vielmehr plant, die von den Jedi der Allianz sabotierte Centerpoint-Station wieder in Betrieb zu nehmen, verhängt die Allianz ums System eine Blockade. Auch auf Coruscant droht die Stimmung zu kippen. Viele dort lebende Corellianer haben zunehmend den Eindruck, dass die Galaktische Allianz zu einem neuen Imperium wird. Sie sammeln sich zu Protesten, und verüben Terroranschläge. Letzteres wiederum führt dazu, dass sich die Allianz gezwungen sieht, hart durchzugreifen. Immer wieder kommt es zu Hausdurchsuchungen, Verhaftungen, und schließlich sogar Internierungen verdächtiger Correllianer – was wiederum deren Hass auf die Allianz befeuert. Ein Teufelskreis, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint – und der selbst Familien wie die Solos und Skywalkers zunehmend aufzureiben droht. So betätigen sich Jacen Solo und Ben Skywalker als Erfüllungsgehilfen der Allianz, während Jaina Solo, Luke Skywalker und Mara Jade zunehmend das Gefühl beschleicht, dass die Allianz zu weit geht. Han Solo und Leia Organa Solo wiederum stehen eher auf der Seite Corellias – und versuchen vor Ort, die Lage zu beruhigen. Dafür wollen sie u.a. Hans verhassten Vetter Thrackan ausschalten. Und auch Hans alter Rivale Boba Fett wird schließlich – auf der Suche nach seiner Tochter – in diesen Konflikt hineingezogen…

Review: Wie schon "Intrigen" hat mich leider auch "Blutlinien" nicht wirklich überzeugt. Neuerlich hatte ich den Eindruck, dass die Autoren der Reihe auf einen ganz bestimmten Punkt hinarbeiten, dafür jedoch auf Entwicklungen angewiesen sind, die zumindest mir teilweise arg konstruiert erscheinen. Nehmt zum Beispiel die ganze Eskalation rund um Corellia und der Galaktischen Allianz. Klar gibt es dafür grundsätzlich einige realpolitische Beispiele sowohl aus Vergangenheit als auch Gegenwart, insgesamt geht mir das aber doch etwas zu schnell, bzw. sind mir die Grenzen zwischen beiden Seiten zu hart gezogen. Wie eben z.B., dass sich Han eher dem Corellia-Sektor zugehörig fühlt, als der Galaktischen Allianz – obwohl er maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass deren Vorgänger-Organisation, die Neue Republik, gegen das Imperium gewann, und seither sein ganzes Leben in eben dieser verbrachte. Mit Corellia schien ihn hingegen noch nie viel zu verbinden. Aber nun fühlt er sich plötzlich als Corellianer, und steht auf deren Seite?! Ne, sorry, das überzeugt mich nicht. Und dieses Bild vermittelt Karen Traviss eben auch, was die gesamte Bevölkerung betrifft. Sämtliche Corellianer stehen auf der Seite ihres Systems, keiner von denen kann scheinbar die Bedenken der Galaktischen Allianz im Hinblick auf die Aufrüstung und die Wiederherstellung der Centerpoint-Station (deren Macht sogar jene des Todessterns übertrifft) nachvollziehen, und alle haben den Eindruck, diese würde sich zunehmend in Richtung autoritär-unterdrückendes Imperium entwickeln? Sorry, aber derart strikt verlaufen die Grenzen zwischen Konfliktparteien selten bis nie. Auch geht mir die Eskalation letztendlich viel zu schnell, um noch plausibel zu sein, gerade auch im Hinblick auf die Entwicklung auf Coruscant, mit den Hausdurchsuchungen, Verhören und schließlich gar Internierungen – und alles nur, weil man Corellianer ist? Und ja, nochmal: Ich weiß, dass es dafür in der Vergangenheit Beispiele gibt. Aber so (rasch), wie es Traviss es hier beschreibt, war es mir einfach nicht glaubwürdig.

Und das gilt eben nicht nur fürs globale Bild, sondern auch im Hinblick auf die Entwicklung der Figuren. Es gibt ja viele "Prequel"-Kritiker, die bemängelten, dass sie Anakin Skywalkers Fall auf die dunkle Seite nicht nachvollziehen konnten. Und ich gestehe ein, von "Was habe ich getan?!" zu "Was soll ich tun, mein Meister?" war es in der Tat ein ziemlicher Sprung. Dennoch wurde davor ausreichend Vorarbeit geleistet, um zumindest mir diese Entwicklung plausibel zu machen. Ich verstand, warum Anakin tat, was er tat (und empfand es als herrliche Tragik, dass er letztendlich aus dem Wunsch heraus, das Leben seiner geliebten Padme zu retten, einerseits der dunklen Seite verfällt, und andererseits ihren Tod erst auslöst). Im Vergleich dazu ist mir Jacens Post-NJO-Entwicklung leider nach wie vor überwiegend ein Rätsel. Gut, ok, am Ende von "Intrigen" sah er sich – aus ähnlich konstruierten Entwicklungen – dazu gezwungen, die eine Jedi zu töten. Dass dies aber automatisch bedeutet, dass er sein Schicksal, der neue Sith-Lord zu werden, nun einfach so ergeben hat, kam bei mir überhaupt nicht an. Genau so agiert er aber hier nun in "Blutlinien", und es tut mir leid, aber es war mir einfach nicht nachvollziehbar. Und angesichts der größeren Möglichkeiten der Betrachtung des Innenlebens einer Figur, den Romane im Vergleich zu Filmen bieten, ist das eigentlich schon ein Armutszeugnis. Gleiches gilt übrigens auch für Ben. Schon klar, dass der grad in einem blöden Alter ist, wo man möglichst selbstständig sein und nicht wegen jedem Problem zu seinen Eltern laufen will. Aber er spürt ja selbst, dass Jacen auf dem Weg zur dunklen Seite ist – und will trotzdem weiterhin sein Schüler bleiben? Noch schwerer tat ich mir mit der Naivität, die Mara hier zeigt, die Jacen seine Liebeskummer-Erklärung doch tatsächlich abkauft. Und lasst mich erst gar nicht mit Luke anfangen, der mir hier viel zu passiv agiert, und scheinbar tatenlos dabei zusieht, wie der Sohn von seiner Schwester und seines besten Freundes der dunklen Seite verfällt. Ernsthaft: Sein Moment der Schwäche aus "Der letzte Jedi", der aus Angst und Unsicherheit erwuchs (und wie wir wissen: Furcht ist der Pfad der Dunklen Seite), war mir da wesentlich lieber, als diese Untätigkeit.

Zuletzt fällt bei "Blutlinien" halt auch Karen Traviss Faszination mit den Mandalorianern wieder auf. Diese machte sie zu einer guten Wahl wenn es darum ging, sich um die Klonkriegs-Ära und unmittelbar danach zu kümmern. Wenn hier jedoch die Galaxis in einem neuen Bürgerkrieg zu versinken droht, und somit eigentlich der Konflikt zwischen Corellia und der Galaktischen Allianz, sowie Jacens Fall, im Mittelpunkt stehen sollten, wirkt es etwas seltsam, wenn sie den Fokus derart stark auf Boba Fett und die Mandalorianer legt. Ich sage nicht, dass es nicht nett war, Boba wiederzusehen, und somit hier auch zu erfahren, wie es ihm nach all den Jahren ergeht. Tatsächlich würde ich sogar so weit gehen, zu behaupten, dass die gemeinsamen Szenen von Boba und Han, und dabei insbesondere ihr kurzes Bündnis, der beste Teil des Romans war. Aber mir persönlich stand sein Handlungsstrang, der halt kaum in Verbindung zur größeren, ja eigentlich zentralen "Wächter der Macht"-Geschichte steht, zu sehr im Mittelpunkt. Weniger wäre hier aus meiner Sicht mehr gewesen. Vor allem aber fand ich es doch eher peinlich, wie Karen Traviss zu versuchen schien, den Leser mit Mitras wahrer Identität überraschen zu wollen – was zumindest in meinem Fall überhaupt nicht geklappt hat, war das doch eigentlich praktisch von Anfang an sonnenklar. Hier hätte ich es dann doch besser gefunden, sie hätte mit offenen Karten gespielt. Klingt alles sehr negativ, und in der Tat überwiegen aus meiner Sicht bei "Blutlinien" leider wieder eher die negativen Aspekte. Ganz so dramatisch wie meine ausführliche Kritik den Anschein macht ist es dann aber doch nicht (es ist halt nur so, dass "Blutlinien" wieder einer jener Romane ist, wo es über die Problempunkte wesentlich mehr zu sagen gibt, als über die gelungenen Aspekte). So konnten mir neben den gerade erwähnten gemeinsamen Momenten von Han und Boba vor allem auch die letzten rund fünfzig Seiten gut gefallen, wo sich dann sowohl Jaina als auch Han und Leia eingestehen müssen, dass Jacen drauf und dran ist, der dunklen Seite zu verfallen. Aber auch der Moment, wo Jacen erkennt, welchen Preis er dafür zahlen müsste, um jenes Schicksal zu erfüllen, dass laut Lumiya unvermeidlich ist, gefiel mir. Und auch wenn ich nach "Intrigen" erst nachlesen musste, wer Lumiya denn eigentlich sein soll, gefällt mir die Idee, eine Nebenfigur aus den alten Marvel-Comics hier nun in den Status der Hauptantagonistin zu erheben. Ich wünschte nur, die ganze Story würde auf mich plausibler und glaubwürdiger wirken. Weil so konnte ich mich leider auf viele Entwicklungen nicht so recht einlassen.

Fazit: Auch der zweite Band der "Wächter der Macht"-Reihe machte auf mich wieder den Eindruck, dass man hier auf ein ganz bestimmtes dramatisches Ereignis zusteuert, und diesem alles unterordnet – ja selbst die innere Storylogik und die bisherige Charakteristik so mancher Figuren. In beiden Fällen wirkte vieles auf mich erzwungen, übertrieben, und nicht wirklich glaubwürdig. Kritisch sehe ich zudem den Handlungsstrang rund um Boba Fett; zwar war das Wiedersehen mit ihm grundsätzlich nett, aber mir persönlich lag der Fokus teilweise zu sehr auf seiner Handlung – die noch dazu nur rudimentär mit der eigentlich zentralen Story der Reihe in Verbindung steht. Und die Offenbarung rund um Mitras war einfach viel zu früh viel zu klar, als dass Karen Traviss mit ihrer angedacht-schockierenden Wirkung bei mir hätte punkten können – was den entsprechenden Moment für mich eher unfreiwillig komisch machte. Immerhin, das kurze Bündnis zwischen Han und Boba gefiel mir, und generell dreht der Roman zum Ende hin dann doch ein bisschen auf. Noch bin ich allerdings skeptisch, dass es der "Wächter der Macht"-Reihe gelingen wird, mich für sich zu begeistern.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel





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