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True Detective - 3x01: Der große Krieg und die moderne Erinnerung Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: The Great War and Modern Memory
Episodennummer: 3x01
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 13. Januar 2019
Erstausstrahlung D: 14. Januar 2019
Drehbuch: Nic Pizzolatto
Regie: Jeremy Saulnier
Hauptdarsteller: Mahershala Ali als Detective Wayne Hays, Carmen Ejogo als Amelia Reardon, Stephen Dorff als Roland West, Scoot McNairy als Tom Purcell, Ray Fisher als Henry Hays.
Gastdarsteller: Jon Tenney als Alan Jones, Josh Hopkins als Jim Dobkins, Mamie Gummer als Lucy Purcell, Sarah Gadon als Elisa Montgomery, Rhys Wakefield als Freddy Burns, Brandon Flynn als Ryan Peters, Richard Meehan als Frankie Boyle, Michael Greyeyes als Brett Woodard, Phoenix Elkin als Will Purcell, Lena McCarthy als Julie Purcell, Emily Nelson als Margaret, Corbin Pitts als Mike Ardoin, Lennon Morgan als Ronnie Boyle, Nick Basta als James Boyle u.a.

Kurzinhalt: Wir schreiben das Jahr 1980: Die beiden Geschwister Will und Julie Purcell kommen nachdem sie am Nachmittag mit ihren Fahrrädern zu einem kleinen Ausflug aufgebrochen sind nicht wieder zurück. Alarmiert ruft ihr Vater Tom die Polizei an, woraufhin Detective Wayne Hays und sein Partner Roland West losgeschickt werden, um sich des Falls anzunehmen. Diese bemerken zuerst die zerrütteten Familienverhältnisse, leben Tom und seine Frau Lucy doch mittlerweile getrennt. Danach versuchen sie, die letzten Stunden anhand von Augenzeugen so gut als möglich zu rekonstruieren. Ihre Nachforschungen führen sie in den nahegelegenen Wald – und zu Wills Leiche. Zehn Jahre später wird Detective Hays ins Revier zitiert, um an einer Befragung zum Fall teilzunehmen. Offenbar soll dieser neu aufgerollt werden, da der Anwalt des Verurteilten Zweifel anmeldet, dass sein Mandant schuldig ist, und Unregelmäßigkeiten bei den Ermittlungen vermutet. Hays stellt sich den Fragen, ist jedoch davon überzeugt, dass sie den richtigen erwischt haben. Die Information, dass Julie beim Raubüberfall auf einem Supermarkt gesichtet wurde, lässt ihn aber aufhorchen. Im Jahr 2015 schließlich hat Wayne Hays zunehmend mit Erinnerungslücken zu kämpfen. Dennoch erklärt er sich dazu bereit, sich für eine neue Dokumentation zum Fall interviewen zu lassen…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) HBO In der heutigen Zeit ist man zwischen Serienstaffeln ja einiges an Wartezeit gewöhnt. Während man früher meist rund 22 Episoden hatte, die im wöchentlichen Abstand ausgestrahlt wurden, und somit danach nur etwas mehr als ein halbes Jahr auf Nachschub warten musste, führen die verkürzten Serienstaffeln (mit durchschnittlich zwischen acht und dreizehn Episoden) vieler moderner (vor allem Streaming)-Serien dazu, dass eine Wartezeit von mehr als einem Jahr nichts ungewöhnliches ist (die Angewohnheit von Streaminganbietern, alle Folgen einer Staffel zugleich zu veröffentlichen, verschärft diese Thematik noch). Populäre aktuelle Beispiele sind z.B. "Game of Thrones", "Westworld", "Star Trek: Discovery" oder auch "Stranger Things". Eine derart lange Pause wie zwischen der zweiten und dritten Staffel von "True Detective", nämlich rund dreieinhalb Jahre, ist aber selbst für heutige Verhältnisse ungewöhnlich – und legt den Verdacht nahe, dass es nicht nur mit den aufgrund des zunehmenden Aufwands verbundenen Produktionszeiten zu tun hat, sondern hinter den Kulissen nach der deutlich verhalteneren Reaktion auf die zweite Staffel (besonders im Vergleich zur hochgelobten Season Eins) doch ein bisserl Feuer unterm Dach war.

Die erste Episode der dritten Staffel scheint dies insofern zu bestätigen, als Nic Pizzolatto hier von Beginn an zur Erfolgsformel der ersten Season – Stichwort unterschiedliche Zeitebenen – zurückkehrt. Wieder verfolgen wir den Fall von unterschiedlichen Zeitpunkten aus. Im Jahr 1980 sind wir quasi live dabei, und erleben, wie sich die Ereignisse damals entwickelten. Im Jahr 1990 erleben wir eine Befragung, und wie die damaligen Ermittlungen von Hays und West in Zweifel gezogen werden. Und wieder fünfzehn Jahre später nimmt Hays an einer Dokumentation zum Fall teil. Selbstverständlich achtet Pizzolatto dabei ganz genau darauf, dass uns in den späteren Zeitebenen für die Handlung in 1980 nichts verraten wird (auch wenn er sich da und dort ein bisschen verbiegen muss, z.B. was den verhafteten Täter betrifft, dessen Name dementsprechend nie genannt wird, was da und dort etwas gekünstelt und erzwungen erscheint). Inwiefern es ähnlich coole Einlagen geben wird, wo sich beide Zeitebenen gegenseitig ergänzen, wie in der ersten Staffel, muss sich natürlich erst weisen, grundsätzlich bewerte ich die Rückkehr zu diesem Stilmittel aber mal positiv. Was dabei u.a. auch besonders hervorsticht ist Hays Alzheimer-Erkrankung, die den Szenen im Jahr 2015 einen ganz eigenen "Reiz" – bzw. wäre Tragik wohl das bessere Wort – verleihen. Aber auch den Fall an sich fand ich gleich mal spannender als die Korruptionsgeschichte, die in der zweiten Staffel im Mittelpunkt stand. Ich selbst bin zwar noch nicht Vater, kann mir aber vorstellen, dass das so ziemlich das schlimmste sein muss, was einem als Elternteil passieren kann. Dementsprechend hatten es mir auch die erste Szene zwischen Hays und Purcell, sowie der Fund der Leiche am Ende, ganz besonders angetan. Beide Momente jagten mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Episodenbild (c) HBO Die Besetzung ist ebenfalls wieder hochkarätig. Mahershala Ali hat in den letzten Jahren mit prominenten, auffälligen Auftritten bei u.a. "Luke Cage", "House of Cards", "Green Book" und insbesondere natürlich seine oscar-prämierte Rolle in "Moonlight" zunehmend von sich reden gemacht, und war somit als Dreh- und Angelpunkt der neuen Staffel eine überaus gute Wahl. Ihm zur Seite stehen u.a. Carmen Ejogo ("Selma", "Phantastische Tierwesen", "It Comes At Night" und "Alien: Covenant"), Stephen Dorff (nach wie vor in erster Linie als Deacon Frost aus "Blade" bekannt) sowie Scoot McNairy (nach seinem Mini-Durchbruch mit dem Indie-SF-Thriller "Monsters" in den letzten Jahren eine konstante Nebenrollen-Präsenz, wie z.B. in "Argo", "Killing Them Softly" und "12 Years A Slave", und von mir seitdem ich ihn in "In Search of a Midnight Kiss" entdeckte immer wieder gern gesehen). Inszenatorisch gibt es – wenig überraschend bei einer Serie, die diesbezüglich schon immer hervorstach – ebenfalls wieder einmal nicht das Geringste zu bemängeln, wobei ich schon gespannt bin, ob es den anderen Regisseuren gelingen wird, das hohe Niveau von Jeremy Saulnier ("Blue Ruin", "Green Room", "Wolfsnächte") zu halten. Klar, noch fehlt die ganz große Spannung, gilt es doch hier erstmal, die Figuren und das Setup zu etablieren. Grundsätzlich scheint mir "True Detective" mit "Der große Krieg und die moderne Erinnerung" aber auf dem besten Weg zu sein, an frühere Erfolge anzuknüpfen.

Fazit: "Der große Krieg und die moderne Erinnerung" ist ein vielversprechender Einstieg in die – späte – dritte Staffel der Serie. Nic Pizzolatto kehrt zum Konzept der ersten Staffel zurück, und präsentiert statt zwei überhaupt gleich drei parallel verlaufende Zeitebenen, über die der Fall aus dem Jahr 1980 aufgerollt wird. Dieser erscheint zudem bereits hier bei seiner Vorstellung wieder packender und interessanter als jener aus der etwas enttäuschenden Season Zwei. Die Besetzung ist ebenfalls wieder hochkarätig, und inszenatorisch ist auch die dritte Staffel – in diesem Fall Dank Jeremy Saulnier – wieder allererste Sahne. Noch fehlte mir allerdings die ganz große Spannung; was jedoch insofern normal ist, als es hier erstmal gilt, den Fall und die Figuren vorzustellen, und das gelingt "Der große Krieg und die moderne Erinnerung" soweit ganz gut. Mit Hays versprechen an Purcell und dem Fund der Leiche hat man zudem schon mal zwei wirklich starke Szenen im Gepäck. Und vor allem auch die Idee, den alten Hays in den 2015er-Szenen unter Alzheimer (oder einer vergleichbaren Krankheit) leiden zu lassen, halte ich für vielversprechend. Ob die dritte Staffel die lange Wartezeit bis dahin wert sein wird, muss sich aber natürlich erst noch weisen.


Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 HBO)







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