„And spectral dance, before the dawn, a hundred Vicars down the lawn;
Curates, long dust, will come and go on lissom, clerical, printless toe;
But Grantchester! ah, Grantchester! There's peace and holy quiet there.
The women there do all they ought; the men observe the Rules of Thought.
They love the Good; they worship Truth; they laugh uproariously in youth;
And when they get to feeling old, they up and shoot themselves, I'm told“
– The Old Vicarage, Grantchester (Rupert Brooke)
Grantchester war nicht nur Sehnsuchtsmotiv des laut W. B. Yates und Virginia Woolfe einstmals schönsten Mannes Englands, sondern ist auch der Titel einer neuen britischen Krimiserie, die mit annähernd 7,7 Millionen Zuschauern einen sensationellen Serienstart im Vereinigten Königreich hinlegte. Mittlerweile wurde bereits Staffel 4 bei ITV ausgestrahlt und kann nach wie vor durchschnittlich 6 - 6,5 Millionen Krimifans vor die Bildschirme locken. Die Handlung spielt 1953 im kleinen Ort Grantchester in der englischen Grafschaft Cambridgeshire.
Einer der charismatischen Helden dieser charmanten und humorvollen Krimiserie ist der junge Vikar Sidney Chambers (Brit-Hottie James Norton, Doctor Who, Rush, Mr. Turner, Happy Valley), der nicht nur (seinerzeit moderner) Jazzmusik und einem guten Glas Whiskey zugetan ist, sondern auch durchaus der holden Damenwelt, was ihn immer wieder mal in einige Schwierigkeiten bringt (Sidney Chambers: "Wer will schon neben einem Geistlichen sitzen?". Daraufhin Chambers‘ Schwester Jennifer: "Aber neben einem wie Dir schon."). Eine weitere große Passion Chambers‘ ist aber auch, stets der Wahrheit ans Licht zu verhelfen, was dem örtlichen Detective Inspector Geordie Keating (überzeugend verkörpert durch den 54-jährigen Schauspieler, Moderator, Singer/Songwriter - immerhin mehrfach auf Platz 1 der englischen Charts! - und Ehrendoktor Robson Green, hierzulande bekannt als skurriler Fallanalytiker Dr. Tony Hill aus Hautnah – Die Methode Hill) zunächst mächtig auf die Nerven geht. Der adrette Hobby-Detektiv Chambers und der eher unelegante Polizeikommissar und vierfache Familienvater Keating könnten tatsächlich unterschiedlicher nicht sein. Sidney Chambers ist groß, attraktiv und herzlich, Operettenfreund Geordie Keating hingegen wäre gerne ein paar Inches größer und legt keinen sonderlichen Wert auf gute Garderobe. Chambers ist stets zuvorkommend, verständnisvoll, nonchalant und weltoffen, der ruppige Keating verfügt nicht gerade über die besten Manieren und ist zudem eher konservativ, häufig intolerant und vorurteilsbehaftet. (Sidney Chambers: "Die Leute haben das Gefühl, sie können sich mir anvertrauen.", DI Geordie Keating: "Sie Glücklicher, bei mir hat niemand so ein Gefühl.").
Trotz aller Gegensätze und Frotzeleien (Vikar Chambers: "Ich hab‘ grad‘ das 8. Gebot gebrochen." Atheist Keating: "Welches ist das? Das mit den Ochsen?") entwickelt sich im Laufe der Zeit zwischen den beiden ungleichen Partnern eine enge Freundschaft, und beim Backgammonspiel im Red Lions-Pub zeigen sich sogar gemeinsame Vorlieben (DI Keating mit leeren Gläsern in der Hand: "Noch eines?" Darauf Chambers: "Glauben Sie, wir haben ein Alkoholproblem?" Antwort Keating: "Definitiv. Wir haben keinen."). Chambers‘ Verständnis und offenes Ohr für seine Schäfchen helfen DI Keating oftmals beim Entschlüsseln kniffliger Verbrechen. Chambers hingegen wird moralisch und auch tatkräftig unterstützt von seiner resoluten, aber grundguten Haushälterin Mrs. Maguire, dem unerfahrenen, reizenden Jung-Vikar Leonard – und natürlich dem vierbeinigen Schnüffler Dickens. Homophobie, Fremdenfeindlichkeit, Vorurteile gegenüber Minderheiten, Gewalt in der Ehe – all das sind Themen, die in die Geschichten einfließen (und die selbst nach über 65 Jahren leider immer noch aktuell sind).
Gedreht wurde Grantchester überwiegend an Originalschauplätzen, und man fühlt sich durch die liebevolle Ausstattung, von den Fahrzeugen und Einrichtung über die Mode und Frisuren – bis hin zu Alkohol und Zigaretten am Arbeitsplatz (und sogar im Krankenhaus!), direkt zurückversetzt ins England der 50er-Jahre. Die Vorlage der TV-Serie basiert übrigens auf den Kurzgeschichten "Grantchester Mysteries" des englischen Autors James Runcie, dessen Vater von 1980 bis 1991 Erzbischof von Canterbury war. Seine Erzählungen am Frühstückstisch hielten sicherlich jede Menge authentischen Stoff aus dem Gemeindeleben für Runcie jr. bereit. Kleine Trivia am Rande: Grantchester liegt 3 Kilometer südlich von Cambridge und soll angeblich über die höchste Nobelpreisträgerdichte der Welt verfügen. Pink Floyds Song Grantchester Meadows vom Album Ummagumma entstand vermutlich, weil David Gilmour auch selbst in dem Örtchen wohnte (noch ohne Nobelpreis). Bekanntermaßen führte Lord Byron in den Grantchester Meadows sein Haustier, einen Bären (!), Gassi, da es ihm in Cambridge verboten worden war. Ein Abschnitt des Flusses ist sogar nach dem Dichter benannt: Byron’s Pool. Und bis heute haben Grantchesters Einwohner nichts von ihrer Exzentrik verloren. So rollen alljährlich beim traditionellen Barrel-Race Mannschaften der vier ortsansässigen Pubs Bierfässer durchs 540-Seelen-Dorf.
Neben "George Gently" (wo auch James Norton in einer Gastrolle zu sehen war), der Kultserie "Inspector Morse" und dessen Prequel "Der junge Inspektor Morse" ist "Grantchester" nun schon der vierte englische Retro-Krimi von Edel Motion – ein Must-See für 50er-Jahre-Nostalgiker!
Text: Heike Glück (Glücksstern-PR)
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"Grantchester" ist eine charmante Serie im Stile der beliebten "Inspector Morse"-, "Barnaby"- oder "Lewis"-Krimis: wundervoll unaufgeregt, mit authentischen Bildern aus England und sympathischen Charakteren.
Die Hauptfigur, Pfarrer Sidney Chambers, überzeugend gespielt von James Norton ("Happy Valley"),
ist ein lebensnaher junger Mann, den nichts menschliches wirklich überraschen kann. Seine Kriegserfahrungen haben ihn geprägt. Unerfüllte Liebe und Schuldgefühle geben seinem offenen Charakter einen melancholischen Anstrich.
Ich mag besonders, dass in "Grantchester" nicht wieder die typischen Kleinstadtmord-Klischees aufgewärmt werden wie man sie sonst oft aus Serien dieser Art kennt. Vermutlich soll ein frisches Publikum angesprochen werden, worauf auch das junge Alter vieler Darsteller hindeutet.
Nun zu meinen Kritikpunkten: Die schnelle Entwicklung der Freundschaft zwischen Chambers und Detective Keating war für mich nur schwer nachvollziehbar.
Ich hatte das Gefühl, eine entscheidende Szene versäumt zu haben, weil so recht passte das nicht zusammen.
Generell erscheint mir der Charakter von Geordie Keating zu platt und eindimensional. Ich wurde während der gesamten ersten Staffel nicht warm mit ihm, was jedoch nicht an Robson Greens Schauspielkunst, sondern eher am Drehbuch lag. An diesem Punkt gibt es noch Nachbesserungsbedarf.
Zum Schluss bleibt für mich trotzdem zu sagen, dass sich die Serie definitiv gelohnt hat und ich mir auch die weiteren Staffeln gern ansehen werde.
Text: Alexandra May
Weiterführende Links:
Grantchester - S1 bei Amazon
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