Originaltitel: The Last of the Starks Episodennummer: 8x04 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 05. Mai 2019 Erstausstrahlung D: 06. Mai 2019 Drehbuch: David Benioff & D.B. Weiss Regie: David Nutter Hauptdarsteller:
Peter Dinklage als Tyrion Lannister,
Nikolaj Coster-Waldau als Ser Jaime Lannister,
Lena Headey als Queen Cersei Lannister,
Emilia Clarke als Queen Daenerys Targaryen,
Kit Harington als Jon Snow/Aegon Targaryen,
Sophie Turner als Lady Sansa Stark,
Maisie Williams als Arya Stark,
Liam Cunningham als Ser Davos Seaworth,
Nathalie Emmanuel als Missandei,
Alfie Allen als Prince Theon Greyjoy,
Isaac Hempstead-Wright als Bran Stark,
Gwendoline Christie als Ser Brienne of Tarth,
Conleth Hill als Lord Varys,
John Bradley als Samwell Tarly,
Hannah Murray als Gilly,
Rory McCann als Sandor Clegane,
Jerome Flynn als Ser Bronn,
Kristofer Hivju als Tormund,
Joe Dempsie als Lord Gendry Baratheon,
Jacob Anderson als Commander Grey Worm,
Iain Glen als Ser Jorah Mormont.
Gastdarsteller:
Pilou Asbæk als King Euron Greyjoy,
Anton Lesser als Qyburn,
Richard Dormer als Lord Beric Dondarrion,
Ben Crompton als Lord Commander Eddison Tollett,
Daniel Portman als Podrick Payne,
Hafþór Júlíus Björnsson als Ser Gregor Clegane,
Bella Ramsey als Lady Lyanna Mormont,
Rupert Vansittart als Lord Yohn Royce,
Richard Rycroft als Maester Wolkan,
Staz Nair als Qhono,
Alice Nokes als Willa,
Danielle Galligan als Sarra,
Emer McDaid als Winterfell Girl u.a.
Kurzinhalt:
Im Norden betrauert man jene, die im Kampf gegen den Nachtkönig ihr Leben gegeben haben. Danach gilt es jedoch, diesen Sieg ausgelassen zu feiern – was manchen besser gelingt als anderen. So muss Daenerys wohl oder übel mit ansehen, wie Jon von den Männern und Frauen aus dem Norden richtiggehend verehrt wird – und das, obwohl er eher weniger, als mehr, zum Sieg beigetraten hat, als sie selbst. Wie soll es ihr jemals gelingen, ihre Herzen zu erobern?! Gendry wird indes zum Lord ernannt, und macht daraufhin Arya einen Heiratsantrag. Brienne wiederum stürmt gekränkt von der Tafel, als ihre Jungfräulichkeit offenbart wird – woraufhin Jaime ihr folgt, um sie zu trösten, und an eben diesem Umstand auch gleich etwas zu ändern. Doch wie heißt es so schön: Nach der Schlacht ist vor der Schlacht, und so gilt es schon am nächsten Morgen, die Vorbereitungen für den Marsch auf King's Landing zu treffen, um Cersei vom Eisenern Thron zu stoßen. Diese hat indes die Tore der Roten Festung für die Bewohner der Stadt geöffnet, damit diese als Schutzschild fungieren können. Daenerys sieht daraufhin keine andere Wahl, als einen Frontalangriff – auch wenn dieser wohl unzähligen unschuldigen Zivilisten das Leben kosten würde. Ihre Rachegelüste, gepaart mit der Information rund um Jons wahre Herkunft, sorgen dafür, dass sich Tyrion und Varys zu fragen beginnen, ob sie im Spiel um den Thron auf das richtige Pferd – bzw. den richtigen Drachen – gesetzt haben…
Zitate:
"How many others know?"
"Including us? Eight."
"Well, then it's not a secret anymore. It's information."
(Varys und Tyrion über Jons wahre Herkunft.)
Review:
Zuerst ein Wort der Warnung: Das könnte a) heut wieder länger werden, und b) dürften sich positive und negative Aspekte, die sich ja eigentlich fast die Waage hielten, in meinem Review doch eher unproportional verteilen. Aber: Es gibt einfach über die Dinge, die mich gestört und/oder enttäuscht haben (und mich nun so kurz vor dem Ende der Serie deshalb auch ein bisschen mit Sorge erfüllen) weitaus mehr zu sagen, als über das, was gut funtkioniert hat. Letzteres betrifft in erster Linie die beiden Gespräche zwischen Tyrion und Varys. Zwar hatte ich ein Problem damit, wie diese zustande kamen (dazu gleich noch), aber die Dialoge zwischen den beiden an sich waren für mich das Highlight der Folge. Wie Tyrion verzweifelt versucht, Varys davon zu überzeugen, ihrer Königin die Treue zu halten – während Varys (der, wie wir uns erinnern, sein Fähnchen ja nun schon des öfteren in den Wind gedreht hat), so scheint es, Dany lieber früher als später durch Jon ersetzen würde. Und generell Inhalt, Atmosphäre und darstellerische Leistung ihrer Dialogszenen. Das war wirklich nett.
Aber auch davor gab es schon einzelne Highlights. So mochte es der anfänglichen Bestattungsszene zwar nicht gelungen sein, mich zu berühren, dennoch verdeutlichte sie schön den Preis, den man für den Sieg über den Nachtkönig zahlen musste. Ramin Djawadi schuf zudem für die Szene wieder einmal ein wunderschönes neues Stück. Vor allem aber mochte ich, dass letztendlich jede der Hauptfiguren vor einer Person stand, mit der ihn oder sie etwas verbindet, und um die er/sie somit (nachvollziehbar) trauert: Dany bei Jorah, Jon bei Lyanna, Sam bei Eddison, Arya bei Beric, und Sansa bei Theon. Das war durchaus nett gestaged. Die nachfolgende Feier verlief zwar alles andere als ungetrübt - und das nicht nur wegen der zunehmend angepissten Dany, sondern auch bereits so manchem Misston – bot jedoch den möglicherweise letzten ausgelassenen Moment, den wir bei "Game of Thrones" erleben werden, wobei vor allem Tormund wieder für so manchen Lacher gut war. Sehr schön dann auch Gendrys Heiratsantrag an Arya, der erwartungsgemäß schief geht. Mir gefiel, wie die Serie hier noch einmal verdeutlichte, um wie viel besser wir als Zuschauer Arya kennen, als der überwiegende Teil der Figuren. Gendry z.B. schätzt sie völlig falsch ein, und sieht in ihr – trotz ihrer Heldentat – zumindest zum Teil immer noch das kleine Mädchen, mit dem er auf der Flucht war. Und selbst dieses hatte schon kein Interesse daran, mal zu einer Lady zu werden. Dennoch war's eine süße Szene. Gleiches gilt natürlich auch für Brienne und Jaime. Ich muss gestehen, nie zu ihren Shippern gezählt zu haben (ich sah den Sinn in ihren Szenen immer mehr darin, dem Zuschauer eine andere Seite von Jaime zu zeigen), aber das war schon ein sehr schöner Moment – wenn auch von vornherein klar war, dass dieses Glück nicht von langer Dauer sein wird (Jaimes ursprüngliche Entscheidung, bei Brienne in Winterfell bleiben zu wollen, überraschte mich weitaus mehr, als sein Entschluss am Ende – wobei ich nach wie vor davon ausgehe, dass er letztendlich keine andere Möglichkeit sehen wird, als seine Schwester/Königin/Geliebte zu töten). Und auch der Abschied zwischen Jon, Sam, der also doch schwangeren Gilly (ich war mir nicht sicher, ob nicht ev. Hannah Murray bei den Dreharbeiten zufällig schwanger war, und sie versuchten, das zu verbergen), und später dann auch Tormund. Hier profitierte die Serie wieder einmal von der Vorarbeit, die in den sieben Staffeln zuvor geleistet wurde.
Wenn wir schon bei dieser Szene sind, sei aber auch gleich der erste Fehltritt angesprochen. Was war denn das für eine lahme Nicht-Verabschiedung von Ghost? Kein Streicheln, ja nicht einmal ein "guter Junge" – er wird einfach so an Tormund abgegeben. Das war schwach und enttäuschend. Weitaus schlimmer fand ich jedoch kurz davor, dass man uns die Reaktionen von Sansa und Arya auf seine wahre Herkunft nicht gezeigt hat. Bis zu einem gewissen Grad verstehe ich die Macher ja. Vor vier Folgen sahen wir, wie Bran und Sam auf diese Erkenntnis reagieren. Die Folge drauf war's Jon, und die Episode danach dann Dany. Sie wollten vermutlich jetzt nicht noch eine weitere Reaktion auf etwas, dass dem Zuschauer schon bekannt ist, zeigen. Aber, ganz ehrlich: Mir wäre es weitaus lieber gewesen, sie hätten sich den Aufbau gespart und hätten direkt zu ihren Reaktionen – wie auch immer diese aussahen – geblendet, als uns eben diese nicht zu zeigen. Weil zumindest ich habe darauf jetzt zwei Jahre gewartet, zu erfahren, was Sansa und Arya dazu sagen werden. Bei Sansa bekam man danach (bei ihrem Gespräch mit Tyrion) zumindest noch halbwegs einen Eindruck, wie sie die Neuigkeit aufnahm. Bei Arya hingegen bleibt uns (vorerst?) selbst das verwehrt.
Nicht, dass diese beiden Momente die ersten gewesen wären, die mir nicht wirklich zusagen wollten. Der erste große Misston kam zudem vielmehr schon zuvor während der Feierlichkeiten (wobei ich eh über Tyrions untypische Bloßstellung von Brienne schon wohlwollend hinwegsehe). Grundsätzlich hätte das Wiedersehen zwischen Sansa und dem Hund ja sehr nett sein können – aber wie diese dann meinte, dass sie quasi froh über all das ist, was ihr zugestoßen ist, hat's mir echt alles zusammengezogen. Im schlimmsten Fall lässt sich dies nämlich so interpretieren, dass aus Sicht von D&D eine charakterliche Weiterentwicklung bei Frauen nur durch Schmerz und Leid möglich ist – eine furchtbare Aussage. Wie "Game of Thrones" mit dieser Folge genderpolitisch generell wieder gleich mehrere Schritte zurück macht (was ich gerade auch nach der bisherigen Entwicklung der Serie – wo Frauen zu Beginn praktisch keinerlei Machtpositionen innehatten, ehe wir an einem Punkt dann schließlich Dany in Meereen, Cersei in King's Landing und Sansa in Winterfell hatten – überaus bedauerlich fand). Das beginnt schon dabei, wie Jon hier für etwas gefeiert wird (Drachenreiten), was Dany lange vor ihm beherrschte (und ihm praktisch beibrachte), geht über die unrühmliche – und der Figur unwürdigen – Art und Weise, wie Missandei am Ende gefridgt wird, um Dany einen weiteren Grund zu geben, warum sie Cersei ausschalten will (als gäbe es derer nicht schon genug), bis hin zur bedauernswerten Entwicklung, gerade auch Dany zunehmend ins Eck der "irrationalen" Frau zu drängen, und ihr aus eben diesem Grund die Befähigung, andere zu führen, abzusprechen (ein – sexistischer – Vorwurf, mit dem sich Frauen in Führungspositionen seit jeher konfrontiert sehen).
Generell muss ich ehrlich sagen, geht mir Danys Demontage innerhalb der Serie viel zu schnell vonstatten. Immerhin wurde sie spätestens ab dem Ende der ersten Staffel zunehmend als Heilsbringerin gefeiert. Dies hier nun als Trugschluss zu offenbaren, und aufzuzeigen, dass wir Zuschauer uns von der Legende blenden ließen, ist zwar grundsätzlich legitim – aber noch hat mir Daenerys noch nicht genug angestellt, um diesen Vertrauensverlust bei ihren engsten Beratern (insbesondere eben Varys) zu rechtfertigen. Klar ist in der Vergangenheit immer wieder mal ihr Vater durchgeblitzt, z.B. wenn sie an den Meistern von Meereen bittere Rache nahm. Und ja, bei den Tarlys hat sie in der Tat keine Gnade walten lassen. Das allein ist mir persönlich als Rechtfertigung zu wenig. Vielmehr scheint es so, als hätten viele in Westeros – Varys eingeschlossen – nur darauf gewartet, dass ein Anderer ins Spiel um den Thron eingreift, um sich hinter diesen – bevorzugt männlichen – Kandidaten stellen zu können. Jedenfalls ist dies einer der Punkte, wo der Serie zum Ende hin mehr Episoden und damit mehr Zeit, um die Geschichte zu erzählen, gut getan hätte.
Womit wir schon beim nächsten Punkt sind: Alles wirkt enorm überhastet. In früheren Staffeln hätten die Ereignisse aus dieser einen Folge wohl allein eine halbe Season gefüllt. Klar wäre da auch einiges an Füllmaterial dabeigewesen, aber je näher die Serie sich dem Ende nähert und je schneller sich alles entwickelt, desto offensichtlicher wird für mich, dass "Game of Thrones" eben diesen Füllstoff zwischendurch benötigt hat. Mittlerweile hetzt man hingegen nur mehr von einer wichtigen Szene und/oder Entwicklung zur nächsten. Wohl nicht zuletzt auch deshalb stach "Ein Ritter der Sieben Königslande" für mich so hervor: Es war das einzige Mal in dieser Staffel, dass man dem Zuschauer eine echte Verschnaufpause gönnte – und eben auch, dass auch wirklich die Figuren und ihre Beziehungen im Mittelpunkt standen, statt des Plots. Jedenfalls war gerade auch bei "Die letzten der Starks" für mich offensichtlich, dass D&D mit GRRMs Vorlage zugleich auch der Grundstock fehlt. Bislang konnten sie sich aus dieser Basis bedienen, das was ihnen gefiel herauspicken, anderes kürzen/vereinfachen, und generell darauf aufbauen. Ohne diese scheint es ihnen aber eben nicht zu gelingen, die Sendezeit zwischen den großen Momenten zu füllen – weshalb sie lieber von einem eben diesen zum nächsten hasten. Und zu allem Überfluss bot "Die letzten der Starks" auch die eine oder andere Szene, wo man nicht einfach nur am taktischen Geschick, sondern eigentlich schon einer erwartbaren Grundintelligenz der Protagonisten zweifeln musste. Besonders arg fand ich diesbezüglich, wie Daenerys, statt mit dem Drachen umzudrehen und Eurons Schiffe von hinten anzugreifen, vielmehr "chicken" spielt, und direkt auf ihn zufliegt. Aber auch, warum Cersei ihrer Konkurrentin, die mit einer nur kleinen Truppe (und, ok, einem Drachen, aber dafür gibt's ja die Riesenarmbrust) vor den Toren von King's Landing steht, nicht einfach ihre Heerscharen entgegenschickt, war unverständlich. Zuletzt noch eher als Randnotiz: Die Tore von King's Landing am Ende haben mich doch ziemlich irritiert. Klar, mag einfach eine andere Seite der Festung sein, aber so kurz vor dem Ende fand ich das schon schräg. Wie King's Landing sah das für mich jedenfalls nicht aus.
Fazit:
Kurz vor der Ziellinie gerät "Game of Thrones" mit "Die letzten der Starks" nochmal ordentlich ins Straucheln, und präsentiert die meines Erachtens bislang schwächste Episode der Serie. Der mittlerweile berühmt-berüchtigte Kaffeebecher war dabei noch ihr geringstes Problem (tatsächlich wertete dieser die Episode insofern eher auf, als die ganzen daraufhin entstandenen memes unterhaltsamer waren, als die Folgen selbst). Einzelne Momente konnten mir zwar durchaus gefallen – Brienne und Jaime, Gendrys unbedachter Heiratsantrag, Brons Besuch, Jons Abschied, Brons Besuch, sowie vor allem die Gespräche zwischen Varys und Tyrion. Ingesamt war mir "Die Letzten der Starks" aber viel zu überhastet. Gerade auch Daenerys Demontage hätte viel mehr Zeit gebraucht, denn so fand ich Varys Seitenwechsel leider nur bedingt nachvollziehbar. Generell fand ich diese Entwicklung, gerade auch im Hinblick auf die anklingenden, sexistischen Töne bezüglich irrationaler und daher für eine Führungsrolle nicht geeigneter Frauen bedauerlich; in einer Episode, die zugleich behauptet, Vergewaltigung und Misshandlung wären wichtige Grundbausteine der Entwicklung hin zu einer starken Frau, die Missandei opfert, um Dany einen weiteren Grund zu geben, auf Cersei sauer zu sein, und wo Jon für etwas gefeiert wird, was Dany vorgemacht hat, passt es letztendlich aber (leider) nur allzu gut ins Bild. Genderpolitisch stellt "Die Letzten der Starks" für die Serie jedenfalls einen enormen Rückschritt dar. Darüber hinaus störte ich mich an so manch aufgesetzt wirkender, dämlicher Entscheidung (wie Danys Frontalangriff), sowie der einen oder anderen unterschlagenen Szene (insbesondere das Wegblenden unmittelbar bevor Arya und Sansa die Wahrheit über ihren "Bruder" erfahren). Bleibt nur zu hoffen, dass dies ein einmaliger Ausrutscher war, und "Game of Thrones" mit den letzten beiden Folgen jenen würdigen Abschluss erhalten wird, den sich die wichtigste und populärste Serie der Gegenwart verdient hätte.