Originaltitel: Daggers Episodennummer: 2x01/02 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 18. September 1994 Erstausstrahlung D: 31. Oktober 1995 Drehbuch: Jonathan Falls Regie: Bryan Spicer Hauptdarsteller:
Roy Scheider als Captain Nathan Bridger,
Jonathan Brandis als Lucas Wolenczak,
Don Franklin als Commander Jonathan Ford,
Rosalind Allen als Dr. Wendy Smith,
Edward Kerr als Lt. James Brody,
Michael DeLuise als Tony Piccolo,
Ted Raimi als Lt. j.g. Timothy O'Neill,
Marco Sanchez als Sensor Chief Miguel Ortiz,
Kathy Evison als Helmswoman Lonnie Henderson
Peter DeLuise als Dagwood.
Gastdarsteller:
Sam Jenkins als Mariah,
Jesse Doran als General Francis Gideon Thomas,
Spike Alexander als Joseph,
Philip Tanzini als David,
Larry Brandenburg als DeNado,
William deVry als Matthew,
Kim Faze als Sarah,
Kelle McDonald als Cindy,
Rus Blackwell als Reynolds u.a.
Kurzinhalt:
Nur wenige Monate nachdem Captain Bridger, gerade zum Ende ihrer ersten Tour, die SeaQuest opfern musste, um eine Naturkatastrophe zu verhindern, hat die UEO den Bau des Nachfolgemodells – die SeaQuest DSV II – fertig gestellt. Nun findet sich die teils alte, teils neue Crew am Dock ein, um zu neuen Abenteuern in den Tiefen des Meeres aufzubrechen. Zuerst ist jedoch einmal eine gemütliche Testfahrt geplant – ein PR-Termin, um das neue Schiff um ihre Crew vorzustellen. Dann jedoch kommt es auf einer Insel zum Aufstand der sogenannten GELFs. Dabei handelt es sich um genetisch optimierte Menschen, die Anfang des neuen Jahrtausends gezüchtet wurden, um in Kriegen eingesetzt zu werden. Ein Plan, der schließlich verworfen wurden – seither müssen sie ihr Leben eingesperrt in einer Strafkolonie verbringen. Doch die GELFs sind dieses tristen Lebens überdrüssig – zumal sie sich nie etwas zu Schulden kommen ließen. Mit welchem Recht werden sie von den Menschen, die sie geschaffen haben, ihrer Freiheit beraubt? Angeführt von Mariah proben sie den Aufstand, übernehmen die Kontrolle der Strafkolonie, nehmen die Wächter als Geiseln – und einige von ihnen brechen daraufhin in die Zentrale der UEO auf, um deren Anführer zu entführen. Captain Bridger wird damit beauftragt, ihren Aufstand niederzuschlagen…
Review:
Zumindest besetzungstechnisch stellt die zweite Staffel von "SeaQuest" teilweise einen Neustart dar – nicht zuletzt auch deshalb wirkt "SeaQuest DSV II" (so der etwas seltsame deutsche Titel des Zweiteiler-Auftakts zu Season 2) fast wie ein zweiter Pilotfilm zur Serie. Fans der ersten Stunde/Staffel müssen sich u.a. von Lt. Hitchcock (und ihren wunderschönen Augen), Chief Crocker, Lt. Krieg und vor allem auch Dr. Westphalen (gerade erst, als sie und Captain Bridger begannen, miteinander anzubandeln) verabschieden. Die daraus entstehenden Lücken gilt es natürlich zu füllen, und so nimmt sich "SeaQuest DSV II" einige Zeit, um die neuen Figuren vorzustellen. Für die Ereignisse in dieser Folge am relevantesten ist dabei Dagwood, dargestellt von Peter DeLuise (damals in erster Linie aus "21 Jump Street" bekannt, in der ersten Staffel bereits in einer Folge als "Wiggins" zu sehen, und später dann u.a. als Drehbuchautor, Regisseur und Gaststar bei "Stargate SG-1" tätig). Dieser erweist sich als klassischer sanfter Riese: In der Szene, wo er das eingeklemmte Crewmitglied entfernt, beweist er seine übernatürliche Stärke, geistig ist er jedoch benachteiligt – verfügt dafür aber, wie bereits der Staffelauftakt deutlich macht, über ein großes Herz.
Doch Peter ist nicht der einzige DeLuise in der Besetzung. Sein Bruder Michael schlüpft in die Rolle von Tony Piccolo, der wohl so ein bisschen Lt. Krieg als Unruhestifter, Tunichtgut und Wildcard ersetzen soll. Sein auffälligstes Merkmal sind aber wohl die Kiemen, mit denen er ausgestattet wurde – und die es ihm erlauben, ohne Atemgerät unter Wasser zu schwimmen. Eine Fähigkeit, die er hier bereits unter Beweis stellen kann, und die sich in weiterer Folge noch das eine oder andere Mal als nützlich erweisen wird. Wie auch die telepathisch-telekinetischen Fähigkeiten von Dr. Wendy Smith, mit der man nun quasi Dr. Beverly Crusher mit Deanna Troi ersetzt. Vor allem in der Szene, wo sie Bridger warnt, das die GELFs nicht die ganze Wahrheit sagen würden, sind die entsprechenden Parallelen offensichtlich. Zugleich ist sie leider jener Neuzugang, mit dem ich am wenigsten glücklich bin. Bei einer Betazoidin – also außerirdischen – oder in der halbwegs fernen Zukunft kann ich mit solchen empathischen, telepathischen oder überhaupt gleich telekinetischen Fähigkeiten zwar durchaus etwas anfangen; in der damaligen nahen Zukunft und mittlerweile Gegenwart finde ich solche "paranormalen" Befähigungen – in einer Science Fiction-Serie – als doch eher Fehl am Platz. Nicht allzu glücklich bin ich erstmal auch mit Lt. James Brody, der hier wie der typische arrogante Draufgänger rüberkommt, und dessen "pissing contest" mit Ford mich doch eher nervte. Bleibt noch Lonnie Henderson, von der ich zu Beginn dachte, sie könnte als potentieller love interest für Lucas in die Serie gebracht worden sein – am Ende bandelt dann aber eher O'Neill mit ihr an. So oder so ist sie jedenfalls eine charmante und sympathische neue Figur.
Womit wir auch schon den Bogen von den Neuzugängen zu den Wiederholungstätern geschlagen hätten. Hier sticht in erster Linie die – zumindest hatte ich diesen Eindruck – leichte Neuinterpretation der Figur von Nathan Bridger ins Auge. IN der ersten Staffel wirkte dieser doch ziemlich entspannt, überlegt, und "Zen" – eher wie Picard, als Kirk. Hier jedoch scheint man ihn nun – nicht zuletzt mit der anfänglichen Einlage, die ihn als Motorrad-Raser zeigt – eher in Richtung Draufgänger ummodeln zu wollen. Optisch wiederum macht er einen auf Riker, und hat sich in der Staffelpause einen Bart zugelegt. Lucas hat sich indes – typisch 90er (auch wenn die Serie ja eigentlich in der mittlerweile Gegenwart spielt, und das in den 20 Jahren dazwischen zum Glück wieder aus der Mode kam) ein Flinserl stechen lassen, welches er jedoch rasch wieder entfernt. Ebenfalls wieder mit dabei sind Ford (der sich eben in erster Linie in seiner Konkurrenz mit Brody in Szene setzt), Sanchez (der hier erstmal ebenso wenig zu tun bekommt, wie in Season 1), und O'Neill. Eine wesentliche Änderung gibt es auch hinter der Kamera: John Debney hat nun endgültig den Hut genommen; sein ihn bereits bei einigen S1-Episoden vertretender Nachfolger Don Davis ist zwar ok, aber kein würdiger Ersatz. Was das betrifft, hat "SeaQuest" zwischen den Staffeln somit leider eine wesentliche Stärke verloren.
Ansonsten bleibt im Wesentlichen alles beim alten: Auch in der zweiten Staffel ist "SeaQuest" ein relativ offensichtlicher "Star Trek"-Abklatsch, der statt in den Weiten des Alls vielmehr in den Tiefen des Meeres angesiedelt ist. Als solcher macht die Serie aber auch zum Auftakt von Season 2 wieder eine grundsätzlich gute Figur. Diesmal bedient man sich am Thema der genetischen Supermenschen (Stichwort "Khan"), schlägt jedoch insofern eine etwas andere Richtung ein, als sich die meisten von ihnen bislang nichts zu Schulden kommen ließen, und dennoch ihrer Freiheit beraubt wurden – und sich die Serie generell recht eindeutig auf ihre Seite stellt. Was sogar so weit geht, dass Bridger nicht einfach nur mit diesen Terroristen verhandelt und ihre Forderungen erfüllt, sondern sogar Amnestie für die von ihnen bei der Rebellion begangenen Taten ausverhandelt. Spätestens letzteres war mir dann, bei allem Verständnis für ihre verzweifelte Situation, doch etwas zu viel des Guten. Wenn sie wie Menschen behandelt werden wollen, müssen sie sich auch den gleichen Gesetzen unterwerfen – sprich, diejenigen, die für ihre Rebellion das Gesetz gebrochen haben, andere verletzten, entführten und gar töteten, hätte man dafür schon vor Gericht stellen dürfen. Ist zwar letztendlich eh insofern hinfällig, als sich Mariah dann an diese Abmachung nicht halten will, sondern vielmehr weiterhin versucht, gleich die ganze Menschheit auszurotten – was ich übrigens generell eher unnötig fand, und wohl nur dazu da war, damit Dagwood seinen großen Moment im Rampenlicht bekam. Neben den inhaltlichen Ähnlichkeiten zu "Star Trek" fällt zudem auf, dass das von den GELFs verwendete U-Boot dem Ferengi-Marauder aus TNG stark ähnelt. Davon abgesehen wissen die Effekte aber – unter Berücksichtigung der Möglichkeiten der damaligen Zeit – aber wieder durchaus zu gefallen. Das Drehbuch von Jonathan Falls wiederum trumpft da und dort mit dem einen oder anderen amüsanten Dialog auf ("I thought you'd be older." "I'm working on it."; "My mum always thought you were a little pretentious – but I hardly noticed." "I held up a health food restaurant with a slice of pizza.) – während der wohl an "Nigger" angelehnte Schmähbegriff für die GELFs, "Dagger", etwas aufgesetzt wirkt. Auch das mit "Nature has to protect life, or the universe would die." hab ich irgendwie nicht ganz verstanden. Und, wie üblich: Mit Gottesbezügen bei "Science Fiction"-Serien tue ich mir halt auch immer schwer (siehe das "We didn't have a god that made us" von Mariah, wo ich mir echt gewünscht hätte, Bridger hätte eiskalt geantwortet: "Neither did we.").
Fazit:
"SeaQuest DSV II" wirkt fast wie ein zweiter Pilotfilm zur Serie – schlägt sich als solcher aus meiner Sicht aber doch etwas schlechter als der eigentliche Pilot, bzw. auch das Finale der ersten Staffel. Was ihm ganz gut gelingt ist, die neuen Figuren vorzustellen – die allerdings bei mir teilweise etwas gemischte Gefühle hinterließen. Die Story ist zwar soweit ganz zweckdienlich, schade fand ich allerdings, dass man als Zuschauer lange Zeit auf Seite der GELFs sein sollte, nur damit Mariah am Ende – nachdem sie eigentlich alles bekommen hat, was sie wollte – erst recht in klischeehafter megalomanischer Bösewicht-Manier versuchen darf, die Menschheit zu vernichten. Und generell tut sich "SeaQuest DSV II" ein bisschen damit schwer, einerseits eine packende und interessante Geschichte zu erzählen, und andererseits die neuen Figuren zu etablieren – und leidet somit, für den Auftakt einer zweiten Staffel doch eher ungewöhnlich, ein bisschen am klassischen Pilotfilm-Syndrom. Insgesamt war "SeaQuest DSV II" aber schon ok, und bot solide Unterhaltung.