Originaltitel: A Knight of the Seven Kingdoms Episodennummer: 8x02 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 21. April 2019 Erstausstrahlung D: 22. April 2019 Drehbuch: Bryan Cogman Regie: David Nutter Hauptdarsteller:
Peter Dinklage als Lord Tyrion Lannister,
Nikolaj Coster-Waldau als Ser Jaime Lannister,
Emilia Clarke als Queen Daenerys Targaryen,
Kit Harington als Jon Snow,
Sophie Turner als Lady Sansa Stark,
Maisie Williams als Arya Stark,
Liam Cunningham als Ser Davos Seaworth,
Nathalie Emmanuel als Missandei,
Alfie Allen als Theon Greyjoy,
Joe Dempsie als Gendry,
Isaac Hempstead-Wright als Bran Stark,
John Bradley als Samwell Tarly,
Hannah Murray als Gilly,
Gwendoline Christie als Brienne of Tarth,
Conleth Hill als Varys,
Rory McCann als Sandor "the Hound" Clegane,
Kristofer Hivju als Tormund,
Jacob Anderson als Commander Grey Worm,
Iain Glen als Ser Jorah Mormont.
Gastdarsteller:
Richard Dormer als Lord Beric Dondarrion,
Ben Crompton als Lord Commander Eddison Tollett,
Daniel Portman als Podrick Payne,
Bella Ramsey als Lady Lyanna Mormont,
Rupert Vansittart als Lord Yohn Royce,
Richard Rycroft als Maester Wolkan,
Megan Parkinson als Lady Alys Karstark u.a.
Kurzinhalt:
In Winterfell bereitet sich alles auf die Ankunft des Nachtkönigs und seiner Armee vor. Die Frauen und Kinder werden in die Gruft gebracht, wo sie vor dem Ansturm sicher sein sollen. Der Rest bereitet sich auf die Schlacht vor. Die Hoffnung, dass Cersei Truppen schicken wird, um die Welt der Lebenden zu verteidigen, hat sich indes nach Jaimes Ankunft zerschlagen. Dessen Bereitschaft, im Kampf zu helfen, wird indes – nicht zuletzt nach Briennes Fürsprache – sowohl von Jon als auch Daenerys akzeptiert, woraufhin dieser Lady Brienne darum ersucht, unter ihr in ihrer Einheit dienen zu dürfen. Danach folgt die lange Nacht vor der Schlacht – und die vielleicht letzten Stunden, welche viele von ihnen in Frieden – und vor allem auch unter den Lebenden – verbringen werden. Dabei gehen sie mit ihrem möglicherweise in Kürze bevorstehenden Tod sehr unterschiedlich um. Einige wärmen sich, ehe sie hinaus in die Kälte ziehen müssen, nochmal in der großen Halle am Kamin – wo es dann schließlich auch zu einem lange erwarteten und ersehnten Ritterschlag kommt. Arya nimmt von Gendry mehr als nur die von ihm für sie geschmiedete Waffe entgegen. Und Jon konfrontiert Dany mit der Wahrheit über seine Herkunft…
Zitate:
"So why have you abandoned your house and family now?"
"Because this goes beyond loyalty. This is about survival."
(Dany und Jaime bei seinem Prozess.)
"He loves you, you know that."
"That bothers you."
"Men do stupid things for women."
(Wo sie recht hat, die Sansa, hat sie recht.)
"We're all going to die. But at least we die together."
(Tormunds eher düstere Zukunftaussichten.)
"You need me out there."
"Well, if that's what it's come to, we really are fucked."
(Ein bisschen kameradschaftlichre Spott auf der Mauer.)
"I wish Father were here. I would love to see the look on his face when he realizes his two sons are about to die defending Winterfell."
(Der Gedanke hat in der Tat seinen Charme.)
Review:
Ich gebe zu, zu Beginn der Episode noch nicht sonderlich begeistert gewesen zu sein. Hatten wir nicht letzte Woche das "Tischlein deck dich" schon abgehakt? Stattdessen schien es hier nun in der gleichen Tonart weiterzugehen. Dann jedoch traf es mich: Dies ist nicht einfach ein weiteres "Die Figuren in Stellung bringen". Wir befinden uns vielmehr – wenn ihr mir einen kurzen Schwenk zu einem anderen Universum das im Kino grade seinen großen (vorläufigen) Abschluss feiert, zitieren darf – im "Endspiel". Es ist nicht einfach nur so, dass die Schlachtepisoden von "Game of Thrones" nun mal eben deshalb so fantastisch funktionieren, weil man sich davor ausreichend Zeit für die Figuren nimmt, und uns an diese bindet, weshalb sie eben mehr sind als reines Spektakel. Vielmehr wirkt das Ganze eben auch in die andere Richtung: "Ein Ritter der Sieben Königslande" wird das letzte Mal sein, dass wir viele beliebte Figuren (zumindest außerhalb der Schlacht) lebend gesehen haben werden. Immerhin sind wir hier bei fucking "Game of Thrones", es steht die wohl größte Schlacht der Serie bevor, und zudem befinden wir uns auch was die Geschichte an sich betrifft im Endspurt. Dementsprechend hoch dürfte die Opferzahl nächste Woche werden.
Und in dem Moment, wo mir eben dies bewusst wurde – dass dies keine weitere, gewöhnliche "Tischlein deck dich"-Folge ist – hat "Ein Ritter der Sieben Königslande" für mich nicht einfach nur großartig funktioniert, ich genoss vielmehr jede Sekunde, und wünschte teilweise sogar, dass diese Ruhe vor dem Sturm nie zu Ende geht. Insofern bewegt sich die Folge in der Tradition der besten entsprechenden Momente aus Film- und Fernsehen, wie z.B. dem Abend vor der Schlacht auf den Pelennor-Feldern in "Der Herr der Ringe" ("Das tiefe Luftholen vor dem Sprunge", wie es Gandalf dort ausdrückt). Zumal man uns hier auch ein paar wirklich tolle Momente geschenkt hat, wie z.B. das mutige kleine Mädchen, dass gerne in der Schlacht gekämpft hätte (und wie Gilly und Davos es schaffen, sie doch davon zu überzeugen, sich in die Gruft zu begeben – die übrigens möglicherweise nicht so sicher sind, wie von allen in Winterfell gedacht, angesichts der Kombination "tote Menschen" und "herannahender Nachtkönig"). Wie Lady Mormont sich gegenüber Jorah durchsetzt und darauf besteht, sich den Kämpfern anzuschließen. Wie Sam Jorah das Schwert seiner Familie übergibt, da dieser – als der weitaus bessere Schwertkämpfer – damit mehr anrichten wird können, als es ihm gelänge. Die Wiedervereinigung zwischen Jon, Sam und Eddy (bzw. Tormund), und wie sie später dann auf den Mauern Winterfells stehen, wie sie das einst auf der großen Mauer taten. Schön auch, wie Sam darauf besteht, an der Seite seiner Freunde zu kämpfen, statt sich von Jon in die Gruft schicken zu lassen. Sehr interessant davor auch schon das Gespräch zwischen Sansa und Dany, wo letztere einen Versuch unternimmt, die Wogen zwischen ihnen zu glätten – nur um zu bemerken, dass der Konfklikt zwischen ihnen weniger mit persönlicher Anitpatphie als Auffassungsunterschieden, wie es nach dem Krieg gegen den Nachtkönig (allenfalls) weitergehen soll, zu tun hat. Und auf die Frage, wie es nachdem Daenerys den Thron erobert hat, mit dem Norden weitergehen soll, hat Dany nun mal eben keine (gute) Antwort für Sansa parat.
Und dann ist da natürlich noch die (feucht-)fröhliche (?) Runde am Kamin. Hier so viele Figuren, die auf den unterschiedlichsten Wegen an diesen Punkt gelangt sind, vereint zu sehen, hatte schon seinen Reiz. Angefangen beim wunderbaren Gespräch zwischen Jaime und Tyrion, über Tormunds (vermeintlichen) Seemansgarn rund um die Herkunft seines Spitznamens "Giantsbane", bis hin zum quälend-eindringlichen Lied, dass Podrick am Ende vorträgt (im übrigen eine weitere Parallele zu "Die Rückkehr des Königs"), und welches dann auch – in der Version von Florence + The Machine – den Abspann schmückt. Der absolute Höhepunkt dieser Zusammenkunft – der zugleich den Episodentitel spendete – war aber natürlich der Ritterschlag von Brienne. Was für ein fröhlicher, erhebender und berührender Moment! (Der falls Brienne in der nächsten Folge ihr Leben gibt – vielleicht sogar, wenn sie Jaime verteidigt? – rückwirkend sogar noch einmal emotionaler werden könnte, als er hier auch so schon war). Hier stimmte einfach alles, vom Drehbuch übe die schauspielerischen Leistungen, bis hin zu Inszenierung und Musik. Ich vermute mal, viel wird es in den letzten vier Folgen der Serie nicht mehr zum Freuen geben. Vor allem auch dieses Wissen zeichnet diesen Moment dann noch einmal ganz besonders aus.
Der zweite ganz große Höhepunkt betrifft Arya – weniger wegen dem, mit wem sie es tut (tatsächlich wurde ich erst nach der letzten Episode auf das Gendrya-Shipping aufmerksam; bisher, wohl nicht zuletzt da Arya/Maisie Williams in der zweiten Staffel noch so jung war, wäre mir das selbst nie in den Sinn gekommen), sondern was sie tut. Nachdem sie alles verloren hatte, brach sie zum Haus von Schwarz und Weiß auf, um sich zu einem der Männer (?) ohne Gesicht ausbilden zu lassen – wofür sie ihre Vergangenheit, ihre Identität, und ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse dem Willen des gesichtslosen Gottes unterordnen sollte. Seit dem triumphalen Befreiungsschlag in "Niemand" gewann sie nun langsam eines nach dem anderen wieder zurück. Wobei sie anfangs zwar bereits aus eigenem Antrieb handelte und Namen ihrer Liste abarbeitete, um Rache zu nehmen, dabei letztendlich immer noch wie ein Mann ohne Gesicht agierte. Nach der Rückkehr nach Winterfell begann sie dann aber zunehmend, auch ihre alte Persönlichkeit und ihre Menschlichkeit zurückzugewinnen (ohne dabei die Entwicklung, die sie durchgemacht hat, zu negieren). Ein Prozess, der hier nun ihren Höhepunkt (Wortspiel nicht beabsichtigt) findet, als Arya dem natürlichsten, menschlichsten Bedürfnis der Welt nachgibt, und mit Gendry die Nacht verbringt. Ich fand das ungemein schön – und es passt auch zur allgemeinen Entwicklung der Serie, in deren Verlauf Frauen immer mehr Macht und Selbstbestimmung gewannen, denn die Initiative geht hier eben auch wirklich rein von Arya aus. Vor allem in den USA scheint die nackte Maisie Williams dabei ja einige Aufregung verursacht zu haben – die ich nicht so wirklich nachvollziehen kann. Angeblich durfte sie ja selbst entscheiden, wie viel sie zeigen will, und ich finde, zusammen mit Regisseur David Nutter hat sie hier genau den richtigen Mittelweg gefunden. Die Szene ist sehr geschmackvoll umgesetzt, und unterstreicht die Erotik des Moments, ohne plakativ und/oder billig zu sein, und die Nacktheit (wie das bei "Game of Thrones" vor allem zu Beginn oftmals noch der Fall war) zum Selbstzweck verkommen zu lassen.
Ein paar kleinere Kritikpunkte gibt's dann aber doch noch. Zwar kann ich verstehen, dass Dany nicht begeistert ist, dem Mörder ihres Vaters gegenüberzustehen, da sie mittlerweile aber die Wahrheit über den "mad king" kennt, sollte es ihr doch etwas leichter fallen, Jaimes Beweggründe für sein Handeln nachzuvollziehen. Das Wiedersehen zwischen Jaime und Bran war dann ebenfalls nicht so emotional aufgeladen wie andere Begegnungen, was in erster Linie an Bran liegt. Natürlich war die Szene wichtig, um zu zeigen, wie sehr sich Jaime weiterentwickelt hat – der Jaime aus Staffel acht würde wohl nicht mehr so schnell ein Kind von einem hohen Turm schubsen – aber auf rein emotionaler Ebene sprach mich dieser Moment leider nicht wirklich an. Vor allem aber stehe ich dem abschließenden Gespräch zwischen Jon und Dany zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite war ich darauf nach dem Ende der letzten Folge natürlich schon mordsmäßig gespannt, und als Jon Dany die ganze Episode über aus dem Weg ging, fürchtete ich schon, man würde es verschieben. Andererseits muss ich zugeben, rein von der Storylogik her hätte eben dies mehr Sinn ergeben. Einerseits, da die große Schlacht um Winterfell bevorsteht, und wenn einer von ihnen – oder gar beide – dabei sein/ihr Leben lässt, ist die Diskussion rund um die Frage, wer den besseren Anspruch auf den Thron hat, hinfällig. Und andererseits, als Jon bislang nie Ambitionen auf den Thron erkennen ließ, und was immer er an Macht(positionen) gewann, ihm ohne sein Zutun zugetragen wurde. Insofern wirkt das auf mich ein bisschen konstruiert. Aber warten wir mal ab, was sie daraus machen.
Fazit:
Ich gebe zu, es hat ein bisschen gebraucht, bis es zwischen mir und der Folge so richtig gefunkt hat – denn anfänglich fand ich die Fortführung des "Tischlein deck dich" aus der letzten Folge geringfügig enttäuschend. Dann jedoch fiel mir wie Schuppen vor die Augen, dass wir viele der Figuren hier – zumindest, soweit es ein friedliches Beisammensein betrifft – zum letzten Mal gesehen haben werden, und hier somit weniger die Vorbereitung zukünftiger Ereignisse, als vielmehr der Abschied bestimmter Charaktere im Mittelpunkt steht. Ab dieser Erkenntnis zog mich "Ein Ritter der Sieben Königslande" so richtig in ihren Bann, und genoss ich (fast) jede Sekunde. Die beiden ganz großen Höhepunkte der Episode waren dabei für mich der titelspendende Ritterschlag von Lady Brienne, sowie Aryas Schäferstündchen mit Gendry. Aber auch davon abgesehen gab es viele tolle Momente, die vor allem auch wieder den langen Weg deutlich machten, den die Figuren mittlerweile hinter sich haben – und auch, wie sie von diesem verändert wurden. Wobei diebezüglich vor allem der geläuterte Jaime hervorsticht. Einzig das Gespräch zwischen Dany und Jon am Ende wirkte auf mich überhastet. Einerseits war ich zwar froh, dass sie's nicht noch länger hinausgezögert haben, aber ehrlich: Das war ja wohl nun wirklich das denkbar ungünstigste Timing. Weil vorausgesetzt, beide überleben die anstehende Schlacht, können sie die Frage der Thronfolge danach immer noch klären – und wenn nicht, ist die Diskussion ja ohnehin hinfällig. Zumal es mir auch nicht so recht zu Jon passen will, der bisher keinerlei Ambitionen auf den Thron erkennen ließ; was immer er an Macht erhielt wurde ihm praktisch aufgedrängt. Von diesem Punkt abgesehen war ich von "Ein Ritter der Siegen Königreiche", nachdem es dann mal klick gemacht hat, aber absolut begeistert.