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Star Trek - TOS: Corona Drucken E-Mail
Interessante Story, aber nicht gerade makellos erzählt Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 06 April 2019
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - TOS: Corona"
Originaltitel: "Star Trek: Corona"
Bewertung:
Autor: Greg Bear
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 224 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: April 1984 (E) bzw. 1988 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11455-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die Sternenflotte hat ein neues Monitoring-System entwickelt, mit dem die Entscheidungen der Crew überwacht und gegebenenfalls overrult werden sollen. Um über den Testversuch zu berichten, kommt die Reporterin Rowena Mason an Bord. Vor allem Kirk gefällt der Gedanke überhaupt nicht, dass in Zukunft ein Computer mit den Gedankenmustern mehrerer Captains seine individuelle Entscheidungsfreiheit einschränken könnte. Bei der nächsten Mission der Enterprise werden die Monitore dann sogleich auf die Probe gestellt. Das Schiff folgt einem Notruf, der vor zehn Jahren von einer Raumstation abgeschickt wurde. Die rein vulkanische Besatzung – dessen führende Wissenschaftlerin T'Prylla mit Spock entfernt verwandt ist – zeigt sich jedoch nach dem Eintreffen des Schiffes überraschend entspannt. Kirk beschleicht jedoch zunehmend das Gefühl, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht – das sich bestätigt, als Chekov auf einmal untypisch agiert. Wie sich herausstellt, steht sowohl die vulkanische Besatzung als auch Chekov unter der Kontrolle einer außerirdischen Intelligenz, Corona genannt. Diese möchte den Zustand, der kurz nach dem Urknall im Universum geherrscht hat, wieder herstellen – was jedoch zugleich die Auslöschung sämtlichen Lebens bedeuten würde…

Review: Greg Bear ist innerhalb des Genres kein Unbekannter. Neben seinen eigenen Reihen hat er u.a. den "Star Wars"-Roman "Planet der Verräter" sowie den Mittelteil der zweiten "Foundation"-Trilogie, "Foundation and Chaos" verfasst. "Corona", sein erster und zugleich einziger "Star Trek"-Roman, ist deutlich älter als diese beiden, und stammt noch aus jener Zeit, wo er gerade mal damit begonnen hat, sich ernsthaft mit dem Schreiben auseinanderzusetzen. Als damals aufstrebender SF-Jungautor war er von Seiten des Verlags damals wohl eine gute Wahl – und grundsätzlich finden sich in "Corona" durchaus interessante Ansätze. Tatsächlich verbindet Greg Bear hier zwei Thematiken, die eigentlich allein für sich genommen schon einen spannenden Roman hätten ergeben können. Auf der einen Seite ist da die Geschichte rund um die Monitore. Trotz Kirks Skepsis, die zumindest in einem Punkt auch voll und ganz berechtigt wird (weil die Weigerung der medizinischen Monitore, die Kälteschlafkapseln an Bord zu holen, ist in der Tat ziemlich widersinnig), schlägt Bear hier wesentlich technologiefreundlichere Töne an, als dies sonst oftmals im Genre der Fall ist. So gehen die Monitore mehrmals mit Kirks Entscheidungen konform. Und am Ende fragt sich Kirk in einer schönen Szene, die an so Momente wie seine Selbstzweifel in "Spock unter Verdacht" erinnert, und generell diese in den Büchern leider oftmals vernachlässigte Seite des Captains zelebriert, ob er ohne die Monitore am Ende vielleicht noch länger gezögert hätte – sie somit eine durchaus positive Auswirkung auf seine Entscheidung hatten. Am Ende überlässt der Roman somit die Antwort auf die Frage, ob diese Systeme eine gute Idee sind oder nicht, dem Leser. Das fand ich schon mal sehr interessant und positiv. Weniger schön ist natürlich, dass die Grundidee fast 1:1 von "Computer M5" geklaut scheint, eine Episode, von der ich behaupte, dass sie Greg Bear nie gesehen hat (dazu später noch mehr). Muss er ja auch nicht, aber hier hätte ich mir vom Verlag erwartet, korrigierend einzugreifen. Weil so wirkt dieser Teil des Romans leider wie ein recht einfallsloser Abklatsch. Zumal die Ereignisse aus "Computer M5", die sich ja geradezu aufdrängen, mit keinem Wort erwähnt werden.

Ähnlich ergeht es der Haupthandlung rund um die Corona-Intelligenz. Die Grundidee, dass wir es hier mit einem Wesen zu tun haben, dass unmittelbar nach dem Urknall entstand, und diesen Zustand nun wiederherstellen möchte, ist – um es mit Spocks Lieblingswort zu sagen – faszinierend. Allerdings leidet dieser Handlungsstrang ein bisschen darunter, dass es "Crewmitglieder unter außerirdische Kontrolle"-Geschichten bei "Star Trek" nun nicht gerade wenige gibt. Sehr kritisch sehe ich auch die Rolle der Reporterin Rowena Mason, mit der Greg Bear aus meiner Sicht eine klassische Mary Sue präsentiert: Eine bislang unbekannte, vom Autor erschaffene Figur, die nicht nur Kirks romantisches Interesse gewinnt, sondern am Ende auch einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, das Universum zu retten. Ehrlich, das war so Mary Sue, dass es fast schon wie eine parodistische Erhöhung wirkte – vom Autor war es aber scheinbar nicht als solche gedacht. Negativ machen sich zudem einzelne Elemente bemerkbar, die mich davon überzeugen, dass Bear zum Zeitpunkt als er den Roman geschrieben hat zwar vielleicht einzelne, aber sicherlich nicht alle Folgen gekannt hat. Da wird z.B. behauptet, dass Kirk ein Implantat hätte, dass irgendwelche Daten in sein Bewusstsein spült. Hä? Zudem seien Vulkanier und Romulaner nicht nur untereinander, sondern auch mit den Klingonen direkt verwandt. Sehr irritierend auch, dass Rowena Mason – vermeintlich als Zeichen des Respekts – mit "Mister" angesprochen wird. Und die Behauptung "Hippies hätte es nur im zwanzigsten Jahrhundert gegeben" beweist, dass Greg Bear die Folge "Die Reise nach Eden" nie gesehen hat (der Glückliche!). Solche Details stören, und lassen mich generell vermuten, dass "Corona" ursprünglich als eigenständiger Roman gedacht war, der erst als der Verlag an Greg Bear herantrat in die "Star Trek"-Umgebung gepresst wurde. Was ihm grundsätzlich nicht schlecht gelingt; die Figuren sind soweit ganz gut getroffen, und zeigen, dass Bear mit der klassischen Serie grundsätzlich schon vertraut ist. Ein wirklich homogenes Bild geben die von ihm erfundene Geschichte und das "Star Trek"-Universum aber leider nicht ab.

Fazit: Beide Handlungsstränge von "Corona" verfügen über nette, interessante Ansätze – die Umsetzung lässt aber leider zu wünschen übrig. Die Story rund um die Monitore ist grundsätzlich nicht uninteressant, und überrascht vor allem mit einem deutlich weniger technologiekritischen Ansatz, als im Genre sonst oft üblich. Allerdings ähnelt die Geschichte sehr stark der TOS-Episode "Computer M5", deren Ereignisse hier zudem – obwohl es sich doch eigentlich aufdrängen würde – mit keinem Wort erwähnt wird. Dies, sowie einige weitere Kontinuitätsfehler, die mir den Roman doch ein bisschen verdarben, weckten in mir die Überzeugung, dass Greg Bear zum Zeitpunkt als er diesen Roman verfasste nur rudimentär mit "Star Trek" vertraut war. Die Haupthandlung rund um die Corona-Intelligenz ist dann zwar vom Grundgedanken her ebenfalls durchaus faszinierend, leidet aber einerseits darunter, dass solche "Crewmitglieder werden von außerirdischen Wesen kontrolliert"-Geschichten bei "Star Trek" alles andere als Seltenheitswert besitzen, sowie der Mary Sue-artigen Rowena Mason, der nicht nur Captain Kirk schöne Augen machen darf, sondern die zuletzt einen wesentlichen Beitrag dabei leistet, das Universum zu retten. Einen gewissen nostalgisch-archaischen Charme kann ich "Corona", wie so vielen literarischen "Star Trek"-Frühwerken, zwar nicht absprechen. Als echter Trekkie mit entsprechendem Fachwissen muss man sich aber darauf einstellen, hie und da verwundert-irritiert die Stirn zu runzeln.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel


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