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Vice - Der zweite Mann Drucken E-Mail
Dick Cheneys Machtergreifung aus der zweiten Reihe Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 21 Februar 2019
 
Oscar-SPECiAL

 
Vice
Originaltitel: Vice
Produktionsland/jahr: USA 2018
Bewertung:
Studio/Verleih: Annapurna Pictures/Universum Film
Regie: Adam McKay
Produzenten: U.a. Brad Pitt, Will Ferrell & Adam McKay
Drehbuch: Adam McKay
Filmmusik: Nicholas Britell
Kamera: Greig Fraser
Schnitt: Hank Corwin
Genre: Drama/Komödie
Kinostart Deutschland: 21. Februar 2019/3
Kinostart USA: 25. Dezember 2018
Laufzeit: 132 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini, Sebastian Maniscalco, Dimiter D. Marinov, Mike Hatton u.a.


Kurzinhalt: In den 70ern nimmt Dick Cheneys politische Karriere als Assistent des damaligen Kongressabgeordneten Donald Rumsfeld. Sein strategisches Geschick sowie seine Überredungskünste begünstigen seinen Aufstieg, und führen ihn wenig später sogar ins Weiße Haus, wo er als Stabschef für den neuen Verteidigungsminister Rumsfeld agiert. Nach dem Wahlsieg von Jimmy Carter tritt Cheney in Wyoming zur Kongresswahl an – und hat den dortigen Triumph u.a. auch seiner charmanten Frau Lynne zu verdanken, die nachdem er nach einem Herzinfarkt im Spital landet die Wahlauftritte für ihn übernimmt. Etwas später erwägt er, für die Präsidentschaft anzutreten – doch auch wenn Cheney ein kluger Stratege sein mag, so ist er doch keine charismatische Persönlichkeit, die Wähler magnetisch anziehen würde. Tief enttäuscht wechselt er in die Privatwirtschaft, und wird zum CEO des Ölkonzerns Halliburton. An diesem Punkt seines Lebens hat er – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass eine seiner beiden Töchter lesbisch ist, und er verhindern will, dass sie von Konkurrenten aus den eigenen Reihen Opfer einer Schmutzkübelkampagne wird – mit der Politik eigentlich schon abgeschlossen. Bis sich eines Tages George W. Bush an ihn wendet, mit der Bitte, an dessen Seite in den Wahlkampf zu ziehen und im Falle eines Wahlsiegs als sein Vize zu agieren. Und so erfüllt sich Cheneys Ziel der Machtergreifung doch noch – wenn auch aus der zweiten Reihe…

Review: Szenenbild. In "The Big Short" nahm sich Adam McKay vor ca. drei Jahren den Ursachen der weltweiten Finanzkrise an – und ging auf so zynische wie zornige Art und Weise mit den Verantwortlichen hart ins Gericht. Es war auf der einen Seite ein sehr unterhaltsamer Film, wo man aber oft nicht wusste, ob man Lachen oder vor Wut aufschreien soll. "Vice – Der zweite Mann" schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist jedoch, trotz allen Humors, der ernstere, und aus meiner Sicht insgesamt auch gelungenere Film. Vor allem die Tatsache, dass McKay hier den Stil einer Pseudo-Doku überwiegend fallen ließ. Es gibt zwar einen Erzähler, dessen Verbindung zu Cheney erst am Ende offenbart wird, und der direkt in die Kamera spricht, davon abgesehen verfolgen wir aber einfach ein klassisches Biopic – wenn auch mit erhöhtem Humoranteil. Letzterer ergibt sich einerseits teilweise aus den Dialogen und Situationen, vor allem aber einzelnen absurden Einfällen, die den Film enorm auflockern – an denen sich jedoch die Geister letztendlich scheiden werden. Manchen – wie mir – wird’s gefallen, andere wohl eher stören, vor den Kopf stoßen, oder schlimmstenfalls gar aus dem Film reißen.

Trotz allen Humors hat aber auch "Vice – Der zweite Mann" wieder einen sehr ernsten Kern, und soll den Zuschauer mindestens so sehr aufwühlen wie unterhalten. Vor allem das Aufrollen der Bush-Administration fand ich dabei sehr interessant – denn als politikinteressierter Mensch (der ich damals noch war) war man damals dabei ja quasi "live" dabei. Zwar stimmt das genau genommen auch für Thematik aus "The Big Short", die hat mich jedoch nie so unmittelbar betroffen. Die Politik der Bush-Regierung zwar in Wahrheit auch nicht, dennoch war ich in diese ganzen Abläufe damals stärker involviert, gerade auch, was die Reaktion auf 9/11, den Krieg gegen den Irak usw. betrifft (ich meine mich z.B. zu erinnern, Colin Powells Aussage vor dem UN-Rat sogar live verfolgt zu haben). Hier nun einen – fiktiven – Blick hinter die Kulissen werfen zu können, hatte für mich daher einen ganz eigenen Reiz, von dem der Film enorm profitierte. Aber auch davor – wo man Cheneys Vorgeschichte aufrollt – war "Vice" durchaus schon interessant. Auffällig dabei, dass der Film Dick Cheney zwar als absoluten Machtpolitiker charakterisiert, der dafür auch ruhig mal über Leichen geht (und in den Anschlägen vom 11. September 2001 in erster Linie eine Chance erkennt, seine eigene Position zu stärken), jedoch nicht als eindimensionalen Bösewicht. So wird er als treuer Ehemann und liebevoller Familienvater dargestellt, der auch seine lesbische Tochter lange Zeit unterstützt (erst zum Ende hin "verrät" er sie). Eben diese Ambivalenz halte ich auch für wichtig und richtig, da es viel zu leicht wäre, ihn einfach als Monster abzustempeln. Vielmehr ist er ein Mensch, der konsequent seine persönlichen Ziele verfolgte – mit teils schwerwiegenden weltpolitischen Auswirkungen.

Szenenbild. Ähnlich wie letztes Jahr mit Gary Oldman bei "Die dunkelste Stunde" ist es auch bei "Vice" gelungen, einen Schauspieler mittels großartiger Maske hinter der historischen Figur, die er darstellt, so gut wie verschwinden zu lassen. Christian Bales Performance besticht dabei einerseits mit Zurückhaltung, und andererseits der körperlichen Präsenz, die er Dick Cheney verleiht. Er mag niemand sein, der die Massen für sich begeistern kann, aber innerhalb des Kreises der Macht hat Cheney eine Anziehungskraft, die Bale sehr anschaulich vermittelt. Nicht minder gelungen fand ich Sam Rockwell als George W. Bush, der den Kern der Figur so wie wir ihn aus seiner achtjährigen Amtszeit kennen wirklich perfekt einfängt (und ihm dank einem zwar subtileren, aber nicht minder gelungenem Masken-Einsatz ebenfalls sehr ähnlich sieht). Steve Carell zeigt als Rumsfeld zwar ebenfalls eine sehr gute Leistung, allerdings war dies das einzige Casting, bei dem mich mir nicht sicher bin – weil ähnlich sehen sie sich nicht unbedingt. Alle anderen, wie Tyler Perry, Lisa Gay Hamilton und Amy Adams, waren aber wirklich gut ausgewählt, und die schauspielerischen Leistungen können durch die Bank begeistern. Eben dies ist im Falle von "Vice" dann das Tüpfelchen auf dem "i".

Fazit: Nachdem er sich in "The Big Short" den Hintergründen der Finanzkrise vor rund einem Jahrzehnt widmete, wirft Adam McKay hier nun einen genaueren Blick auf die Bush-Administration, und dabei insbesondere jenen Mann, der diese prägte wie kein anderer: Vizepräsident Dick Cheney. Er rollt dabei dessen Werdegang auf, wirft einen Blick auf sein Privatleben, und setzt sich vor allem auch mit seiner Rolle während der Bush-Präsidentschaft, den Nachwehen der Terrorangriffe vom 11. September, sowie dem darauffolgenden Krieg gegen den Terror – der dann auch den Irak einschloss – auseinander. Vor allem letzteres war für mich das Herzstück des Films – der jedoch auch davor schon unterhaltsam und aufschlussreich war. Getragen wird "Vice" dabei von einer beeindruckenden zentralen Performance von Christian Bale, der mit Hilfe der Maskenabteilung in seiner Rolle förmlich verschwindet. Aber auch die restliche Besetzung ist überwiegend sehr gut gewählt, wobei für mich vor allem noch Sam Rockwell als George W. Bush hervorstach. Neben Bale und Rockwell ist der wahre Star von "Vice" aber zweifellos Drehbuchautor und Regisseur Adam McKay, dessen Aufrollung der jüngeren US-Geschichte den geneigten Zuschauer hier neuerlich – trotz allen Unterhaltungswerts – so erschüttert wie fassungslos zurücklässt.

Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Universum Film)


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Weiterführende Links:
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