Originaltitel: One Last Shot Episodennummer: 3x12 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 19. Oktober 2018 (Netflix) Drehbuch: Sam Ernst Regie: Phil Abraham Hauptdarsteller:
Charlie Cox als Matt Murdock/Daredevil,
Deborah Ann Woll als Karen Page,
Elden Henson als Foggy Nelson,
Jay Ali als Ray Nadeem,
Wilson Bethel als Benjamin Poindexter,
Vincent D'Onofrio als Wilson Fisk.
Gastdarsteller:
Stephen Rider als Blake Tower,
Ayelet Zurer als Vanessa Marianna,
Geoffrey Cantor als Mitchell Ellison,
Royce Johnson als Detective Sergeant Brett Mahoney,
Sharon Hope als Bess Mahoney,
Sunita Deshpande als Seema Nadeem,
Joe Jones als Felix Manning,
Kelly McAndrew als Shelby,
Noah Huq als Sami Nadeem,
David Anthony Buglione als Agent Johnson,
Don Castro als Agent Arinori u.a.
Kurzinhalt:
Matt, Karen und Foggy unternehmen einen letzten, verzweifelten Versuch, um Wilson Fisk mit Hilfe von und im Rahmen des Gesetzes aufzuhalten, statt dieses zu brechen, Selbstjustiz auszuüben und ihn zu ermorden. Dafür sind sie auf die Hilfe von Ray Nadeem angewiesen, der als Kronzeuge gegen Fisk aussagen soll. Foggy lässt sich zudem auf einen Deal mit Staatsanwalt Blake Tower ein: Er will seine Kandidatur zurückziehen, wenn dieser im Gegenzug unverzüglich ein Verfahren gegen Fisk anstrengt, und das Gericht zu diesem Zweck noch heute beraten lässt. Tower willigt ein. Nun gilt es, Nadeem heil in den Gerichtssaal zu schaffen. Währenddessen freut sich Wilson Fisk über die Rückkehr seiner geliebten Vanessa. Doch das Wiedersehen der beiden verläuft – nicht nur wegen der drohenden Gerichtsverhandlung gegen ihn – nicht ganz reibungslos…
Review:
Das war... seltsam, irgendwie. Nicht unbedingt schlecht, aber seltsam. Ich denke, ich bin nicht der Einzige, der im Hinblick auf den Verlauf der Story in "Ein letzter Versuch" sagen wird: Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Auf der einen Seite wartet man in Wahrheit seit der ersten Folge auf den großen Showdown zwischen Daredevil und Kingpin, schien die Serie ja genau darauf konsequent hinzuarbeiten, und ist das ja letztendlich auch genau das von so einer Superheldenserie sehen. Andererseits... Fisk tatsächlich nur mit Hilfe des Gesetzes zur Strecke zu bringen – und so rückwirkend Matts Selbstjustiz-Vorgehen kritisch zu hinterfragen – wäre zweifellos das interessantere und mutigere Ende gewesen. Und da man ersteres eh schon 100x gesehen hat, und wohl auch in Zukunft noch mindestens 100x sehen wird, hätte mich es tatsächlich gefreut, wenn man sich getraut hätte, mit den Genrekonventionen zu brechen. Nicht, dass ich ernsthaft damit gerechnet hätte. Und da sind wir auch schon bei der Krux an "Ein letzter Versuch". Denn genau genommen könnte man die Episode auch "Ein letztes Hinhalten" nennen – stehen wir doch am Ende wieder genau am gleichen Punkt, wie am Ende der Folge zuvor.
Es ist halt von Anfang an klar, dass der Plan scheitern wird, und die Serie damit ihren Titelhelden (bzw. seine Vorgehensweise) nicht in der vorletzten Folge verdammt. Und so wartet man letztendlich nur auf die unweigerliche Wendung, die dementsprechend auch alles andere als überraschend ist. Gleiches gilt übrigens für die Art und Weise, wie Fisk gewinnt; weil täuscht es mich, oder hat er genau das gleiche Spiel in der ersten Staffel auch schon mal abgezogen? Insofern, ganz ehrlich: Das hätten sich Matt, Karen und Foggy eigentlich denken können. Wobei ich es generell seltsam fand, dass diese Vorverhandlung schon mit Jury stattfindet (und überhaupt, wo bekamen sie die so schnell her?). Insgesamt wirkte das jedenfalls wie ein unnötiger Umweg zum unvermeidlichen Showdown. Deutlich besser gefiel mir da schon alles rund um Wilson und Vanessa. Die ganze Staffel hat Fisk auf diesen Moment hingearbeitet – als es dann jedoch endlich soweit war, entwickelte es sich wohl nicht ganz so, wie von ihm gehofft. Das Wiedersehen ist von Anfang an nicht unbedingt harmonisch, und erst zum Ende hin wird klar warum: Wilson wollte seine Auserwählte eigentlich vor seinen üblen Machenschaften schützen – stattdessen will sie vielmehr an eben diesen teilhaben. Und so ist es am Ende auch sie, die entscheidet, Nadeem von Dex ausschalten zu lassen. Was uns auch zur besten Szene der Episode führt: Dem Finale. Nun muss ich gestehen, ich hoffe ja inständig, Ray war gescheit genug, den Mord irgendwie aufzuzeichnen, und seinen Anwälten so posthum doch noch ein Beweismittel zu liefern, mit dem sie Wilson Fisk die Schlinge um den Hals legen können. Aber so oder so war das ein durchaus starker Moment. Nicht ganz so stark, wenn es der Staffel gelungen wäre, mich irgendeine Verbindung zur Figur aufbauen zu lassen. Aber nichtsdestotrotz stark. Insgesamt bleibe ich aber dabei, dass die Folge wie ein unnötiger Umweg wirkt, um die Laufzeit bis zum Finale – und damit dem unweigerlichen, ultimativen Showdown zwischen Daredevil und Kingpin – zu strecken.
Fazit:
Zugegeben, den ganz großen Durchhänger hat man uns bei der dritten "Daredevil"-Staffel erspart. Dennoch gab es zwischendurch immer wieder einiges an unnötigen Umwegen, die man sich hätte sparen und so schneller zum Ziel kommen können – wenn es denn nicht wieder dreizehn Folgen hätten sein müssen. Was das betrifft, steht "Ein letzter Versuch" an vorderster Front: Es ist einfach von Anfang an klar, dass Matt, Karen und Foggy in ihrem Bestreben scheitern werden, ja müssen, damit es zum von allen Zuschauern lang- und heißersehnten ultimativen Showdown zwischen Daredevil und Kingpin kommen kann. Aber auch innerhalb der Story betrachtet: Angesichts der Tatsache, dass Fisk so eine Nummer schon mal abgezogen hat, hätten sie sich das doch eigentlich denken können, oder? Gut fand ich in erster Linie die Szenen zwischen Wilson und Vanessa, sowie auch den so tragischen wie unvermeidbaren Ausgang des Geschehens (den ich jedoch um einiges tragischer gefunden hätte, wenn mir Ray Nadeem nicht so schrecklich egal wäre).