Mit: Rosa Salazar, Christoph Waltz, Jennifer Connelly, Mahershala Ali, Ed Skrein, Jackie Earle Haley, Keean Johnson u.a.
Kurzinhalt:
Ein Fund auf dem Schrottplatz lässt das Herz von Dr. Dyson Ido höher schlagen: In den Abfällen der schwebenden Stadt Zalem findet der Cyborg-Arzt den Oberkörper eines weiblichen Cyborgs, deren sehr menschliches Gehirn noch intakt ist. Nachdem er sie mit einem Körper ausstattet, der für seine tote Tochter Alita gedacht war, erwacht der Cyborg ohne jegliche Erinnerung an ihre Vergangenheit, und Ido nennt sie nach seiner Tochter. Ido zeigt ihr die Welt von Iron City, der postapokalyptischen Stadt unter Zalem, deren Bewohner mehr oder weniger ausschließlich für Zalem arbeiten. Es stellt sich heraus, dass Alita "Panzer Kunst" beherrscht – eine alte Kampfkunst aus dem Krieg, dessen einzige Überbleibsel Iron City und Zalem sind. Nach und nach lüftet sich der Schleier um Alitas Vergangenheit, und den wahren Feinden der Zivilisation…
Review:
"Alita: Battle Angel" basiert auf den Cyberpunk-Mangas Battle Angel Alita von Yukito Kishiro und der Film kombiniert die ersten vier (von neun) Bücher – die Geschichte aus 1 und 2 und den gefährlichen Racer–Sport "Motorball" aus 3 und 4. Cameron hatte das Drehbuch zu Alita schon auf Lager, war sich aber sicher, neben Avatar keine Zeit mehr für das Projekt zu haben und übergab es Robert Rodriguez, der das Drehbuch auf eine drehbare Länge kürzte und überarbeitete. Am Ende steht zweistündiger Cyberpunk-Film, der durchweg unterhaltsam ist und ein wahres Spektakel für die Leinwand. WETA hat die stark CGI-lastige Geschichte mit ihrem Talent visuell umgesetzt und sich dabei meiner Meinung nach selbst übertroffen. Von der Story her erinnert viel an Ready Player One – nur dass diesmal nichts virtuell stattfindet – und das Gesellschaftskonzept stark an die Neuverfilmung von "Total Recall", wo ja auch die "Kolonie" (Australien) für das Wohl Londons, nach einem globalen Konflikt arbeitet. Daher war die Story für mich jetzt kein Mega Highlight.
Die Kämpfe, Spiele (die Motorball) und das Design der Welt stehen deutlich im Vordergrund. Das Storyelement ihrer Vergangenheit war allerdings trotzdem mit das Spannendste am Film. Rosa Salazar ist durch die digitale Komplettveränderung kaum noch zu erkennen. Sie war z.B. In den beiden letzten Teilen der Maze-Runner-Filme zu sehen. Die Charaktere sind alle recht einzigartig angelegt und umgesetzt. Das einzig für mich wirklich störende und so aufgesetzte Element war die Lovestory um Alita und Hugo, die viel zu schnell beginnt, dass man nur die Augen verdrehen kann. Schauspieler Keean Johnson und sein Nachbarjungencharme passen nicht so recht in die Welt von "Alita: Battle Angel" und überzeugt nicht recht. "Alita: Battle Angel" hat zwar haufenweise Brutalität zu zeigen, die ist aber recht blutleer, da die meisten Opfer eben Cyborgs sind und auch ständig mit neuen Körpern "auferstehen". Damit lehnt der Film ein wenig im "Young Adult"-Territorium und ist vielleicht eine Spur zu wenig auf Erwachsene zugeschnitten. Dazu kommt, dass eine Fortsetzung quasi von vorn herein in die Struktur des Films eingebaut wurde, anstatt erst einmal davon auszugehen, dass man die Hauptgeschichte zeigen sollte, denn ein Erfolg ist nur aufgrund der mit dem Film verbundenen Namen keineswegs gesichert. Aufgrund dieser Struktur verliert der Film gen Ende sehr deutlich an Fahrt und lässt eine durchweg angeteaserte Konfrontation komplett offen. Die letzten paar Minuten sind zwar toll inszeniert, aber verlassen sich halt darauf, dass es einen zweiten Teil geben wird und ließen zumindest mich unbefriedigt zurück. Ich fühlte mich sogar etwas betrogen, um ehrlich zu sein. Der Film verspricht etwas, was er nicht einlöst. Robert Rodriguez hatte 150-200 Mio Dollar auszugeben und obwohl gerade die Cyborg-Animationen sehr glaubwürdig sind, sieht er manchmal nicht danach aus und wird das wohl auch so schnell nicht einspielen. Hier greift auch wieder der Vergleich zum Young-Adult-Genre, denn es wirkt hier und da schon wie "Maze Runner" oder die "Divergent"-Reihe.
Alita selbst ist das Highlight des Films. Sie ist verletzlich und gleichzeitig die größte Kriegerin. Ein einfaches Mädchen und die Hoffnungsträgerin aller, die in der Iron City ums Überleben kämpfen. Rosa Salazar mag hinter der digitalen Maske verschwinden, doch gibt sie der Figur eine ordentliche Portion Herz und Unschuld mit. Letzteres entsteht aus der Amnesie unter der Alita leidet; sie muss alles neu entdecken – auch ihr Lieblingsessen. Alita repräsentiert die neue Art weiblicher Helden aus Hollywood und dient sicher – wie "Wonder Woman" und evtl. bald "Captain Marvel" – als Vorbild und Identifikationsfigur für junge Mädchen. Die Rollen sind vertauscht und so besetzen die Männer jetzt die Nebenrollen als "Love Interest". Die bekannten Nebendarsteller machen sonst auch einen super Job. Sei es nun Christoph Walz als Ido, oder Mahershala Ali als Vector, der momentan überall mitzuspielen scheint. Jorge Lendeborg Jr. spielt hier eine kleine aber erfrischend andere Rolle, als in "Love, Simon", "Spider-Man: Homecoming" oder zuletzt "Bumblebee".
Fazit:
"Alita: Battle Angel" ist wohl für Genre-Fans, wie mich selbst, die dem Film eine gewisse Schwerfälligkeit und das ständige teasern von anderen Schauplätzen und Figuren für einen zweiten Teil nachsehen können. Cameron selbst hätte den Film so wahrscheinlich nicht abgegeben, und Rodriguez weiß nicht so recht, wie er mit dem Budget umgehen soll, und filmt Alita eher, wie eine seiner Low–Budget–Produktionen.